Gerüche dringen in die Nase ein und lösen sich im Nasensekret auf.
Stimulation der Geruchsrezeptoren in Riechschleimhaut im Bereich der oberen Nasenmuscheln
Weiterleitung der Riechinformation über Nervenfasern (Fila olfactoria) durch die Löcher der Lamina cribrosa des Os ethmoidale in den Bulbus olfactorius
Im Bulbus beginnt die zentralnervöse Verarbeitung und Weiterleitung an Cortex cerebri.
Riechstörungen können an allen o. g. Strukturen auftreten.
Geruchsrezeptoren verfügen über ein lebenslanges Regenerationsvermögen.
Zusätzliche zum Geruch werden Informationen wie Temperatur, Reizstärke und Schärfe über die nasalen und maxillaren Äste des N. trigeminus übermittelt.
in einer Studie unter 400 Patienten 96,7 % mit Riecheinschränkungen9
Das Risiko für reduziertes Riechvermögen steigt mit zunehmendem BMI.10
Erhöhtes Risiko für Riechstörungen bei Diabetes mellitus, insbesondere bei Bedarf einer hochdosierten Therapie (orale Antidiabetika und/oder Insulin)11
ICPC-2
N16 Geruchs-/Geschmacksstörung
ICD-10
R43 Störungen des Geruchs- und Geschmackssinnes
R43.0 Anosmie
R43.1 Parosmie
R43.2 Parageusie
R43.8 Sonstige und nicht näher bezeichnete Störungen des Geruchs- und Geschmackssinnes
Aufgrund der Verbreitung und der hohen Akzeptanz sollte die psychophysische Testung im deutsch-sprachigen Raum bevorzugt mit dem Sniffin-Sticks-Test erfolgen.
Alternativ und/oder ergänzend können auch andere validierte psychophysische Verfahren zur Riechtestung eingesetzt werden (z. B. Schmeckpulvertest).
Nachteilig bleibt bei allen heute verfügbaren psychophysischen Testverfahren die bislang unbefriedigende statistische Überprüfung hinsichtlich der Test-Retest-Reliabilität in der Literatur.
Screeningtest zur qualitativen Differenzierung von Geruchsstörungen mittels Sniffin-Sticks13
16 verschiedene Duftstifte und je 4 Antwortmöglichkeiten pro Stift
Schmeckpulver zur Testung des retronasalen Riechvermögens4
Duftende Pulver (z. B. Vanillezucker, Kaffeepulver, gemahlener Zimt etc.) oder süßliche Bonbons werden in den Mund genommen, die beim Lutschen bzw. Kauen Düfte freisetzen.
Retronasale Riechempfindungen sollen dann anhand von Listen mit verbalen Deskriptoren benannt werden.
Zum raschen Nachweis einer Hyposmie ist der Alkohol-Sniff-Test praktikabel.14
In Alkohol getränkter Tupfer wird von kaudal Richtung Nase geführt.
Wird der stechende Alkoholgeruch erst auf Höhe des Kinns oder später wahrgenommen, liegt wahrscheinlich Hyposmie vor.
Geschmackstest
Leitlinie: Testverfahren bei Geschmacksstörungen15
Für die Routinediagnostik eignet sich die globale Testung mit überschwelligen Schmecklösungen für süß, sauer, salzig, bitter und umami als Spray oder Tropfen.
Die überschwellige Testung sollte nur als Screeningverfahren verwendet werden. Ebenfalls für die Routinediagnostik ist die 3-Tropfen-Testmethode geeignet, mit der die Schmeckschwelle bestimmt werden kann. Zur Testung des regionalen Schmeckvermögens können Taste-Strips eingesetzt werden.
Geschmackstest immer in Kombination mit Geruchstest, da der Feingeschmack extrem vom Geruchssinn beeinflusst wird.7
Eine temporäre Riechstörung im Rahmen eines akuten Infektes der oberen Atemwege (akute virale oder bakterielle Rhinitis/Rhinosinusitis) bedarf keiner gesonderten Therapie.
Die aktuelle Literaturlage stützt bei sinunasalen Riechstörungen im Rahmen einer chronischen Rhinosinusitis den Einsatz von topischen Kortikosteroiden bzw. bei einer Polyposis nasi von topischen und oralen Kortikosteroiden.
Sollte ein Therapieversuch einer Dysosmie im Rahmen einer allergischen Rhinitis unternommen werden, sind topische Steroide möglicherweise die aussichtsreichste Therapieoption.
Bei nichtallergischer/idiopathischer Rhinitis
Für die nichtallergische/idiopathische Rhinitis lässt sich in Bezug auf Riechstörungen basierend auf der heutigen Literaturlage und der weitgehend ungeklärten Pathophysiologie nur die Empfehlung ableiten, einen individuellen Therapieversuch zur Verbesserung der Grunderkrankung durchzuführen. Dies gilt analog auch für andere Rhinitisformen mit ungeklärter Pathophysiologie. Bei Riechstörungen bei einer toxisch-irritativen Rhinitis stehen Karenzmaßnahmen im Vordergrund.
Bei postinfektiöser Dysosmie
Bei postinfektiösen Riechstörungen sollte ein strukturiertes Riechtraining empfohlen werden. Das Riechtraining sollte möglichst innerhalb des ersten Jahres nach dem Eintreten der Dysosmie begonnen werden. Darüber hinaus kann ein (zusätzlicher) medikamentöser Therapieversuch unternommen werden, wobei höhergradige Evidenznachweise heute ausstehen.
Bei posttraumatischer Dysosmie
Bei posttraumatischen Riechstörungen kann eine absteigende Therapie mit Zinkglukonat mit oder ohne eine systemische Gabe von Kortikosteroiden eingesetzt werden. Alternativ oder ergänzend kann auch ein strukturiertes Riechtraining empfohlen werden. Die Therapie sollte möglichst zeitnah nach dem Trauma begonnen werden.
Bei nichtsinunasaler Grunderkrankung
Bei Riechstörungen mit Bezug zu einer Grunderkrankung außerhalb des HNO-Bereiches sollte ein interdisziplinäres Vorgehen eingeschlagen werden, das durch die maßgeblich beteiligte Disziplin koordiniert wird.
Die Therapie ist abhängig von der Ursache der Geruchs- bzw. Geschmacksstörung.
Riechtraining bei postinfektiöser, posttraumatischer und M.-Parkinson-assoziierten Geruchsstörungen mit guten Erfolgen1
Für 6–12 Monate morgens und abends an verschiedenen Düften „schnüffeln" und dadurch bewusst Riechzellen und zentralnervöse Verarbeitung aktivieren.
Kostengünstige Therapie, die z. B. mit ätherischen Ölen durchgeführt werden kann.17
Frühzeitige systemischen Einnahme von Zink sowie hochdosiert Prednisolon führt zu signifikant besserer Prognose bei traumatischer Anosmie im Vergleich zu Prednisolon allein oder keiner Therapie.22
Erfolgsrate bei Zink + Prednisolon 28 % für Rückkehr des Riechvermögens, ohne Therapie nur 2,7 %
Neurodegenerative Erkrankungen
Riechtraining führt bei bis zu 20 % der Parkinson-Patienten zu einer Verbesserung des Geruchssinns.23
Eine sachkundige Beratung der betroffenen Person sollte elementarer Bestandteil der Therapie sein (ggf. auch mit einer Ernährungsberatung).
Der Vielseitigkeit der zur Behandlung von Schmeckstörungen vorgeschlagenen Therapiemaßnahmen steht aus der Literatur ein nur geringes Evidenzniveau gegenüber.
Der am besten evaluierte Therapieansatz ist die Zinkgabe bei idiopathischer Schmeckstörung. Aus klinischer Sicht kann bei idiopathischen Schmeckstörungen oder im Rahmen eines Zinkmangels ein Therapieversuch mit Zink durchgeführt werden.
Bei Verdacht auf Medikamentennebenwirkungen sollten Karenz- oder Umstellungsmaßnahmen erfolgen.
Schmeckstörungen im Rahmen von dermatologischen, internistischen und neurologischen Grunderkrankungen erfordern regelmäßig ein interdisziplinäres Vorgehen, Therapiemaßnahmen oder -versuche sollten durch das maßgeblich beteiligte Fach koordiniert werden.
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Autoren
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, redaktør NEL
r43 forstyrrelser i lukt og smakR43; r43.0 anosmiR430; r43.1 parosmiR431; r43.2 parageusiR432; r43.8 andre og uspesifiserte forstyrrelser i lukt og smakR438
Riech- und Schmeckstörungen gelten als Ursachen für u. a. einseitige Ernährung und verminderte Lebensqualität.1 Nomenklatur1
Dysosmie: Riechstörung
Anosmie: keine Riechleistung vorhanden
Hyposmie: verminderte Riechwahrnehmung
Funktionelle Anosmie: Verlust der Riechwahrnehmung mit evtl. Restfunktion, die im Alltag aber keinen Nutzen bringt.
Parosmien: Gerüche werden anders wahrgenommen.
Phantosmien: Fälschliches Wahrnehmen von Gerüchen, wo keine sind.