Definition: Die Otosklerose ist eine langsam progredierende degenerative spongiöse Knochenerkrankung, die das Schläfenbein befällt sowie insbesondere das knöcherne Labyrinth und damit die Cochlea.
Häufigkeit: Eine Otosklerose liegt bei 0,5–1 % der Bevölkerung vor und setzt im frühen Erwachsenenalter ein.
Symptome: Typisches Symptom ist eine allmählich zunehmende Schwerhörigkeit, die am stärksten bei niedrigen Frequenzen ausgeprägt ist.
Befunde: Die klinischen Befunde sind Lateralisation beim Weber-Versuch und negativer Rinne-Versuch (die Knochenleitung ist am besten).
Diagnostik: Indizierte Untersuchungen sind ggf. Audiometrie, Tympanometrie, Impedanzuntersuchung und Ohrmikroskopie.
Therapie: Wird initial mit einem Hörgerät behandelt, später ohrchirurgisch.
Allgemeine Informationen
Definition
Die Otosklerose ist eine langsam progredierende degenerative spongiöse Knochenerkrankung, die das Schläfenbein befällt, und besonders das knöcherne Labyrinth und damit die Cochlea.1-2
Knochenneubildung im knöchernen Labyrinth
Mit der Zeit kann dies dazu führen, dass der Steigbügel (Stapes) an das ovale Fenster fixiert wird.
Bei 80 % der Betroffenen tritt die Krankheit beidseitig auf.
Eine histologische Otosklerose begegnet klinisch oder subklinisch bei 2,5 % der Personen europäischer Abstammung.4
Geschlecht
Frauen sind häufiger betroffen als Männer (im Verhältnis 1,4 : 1), mit einer Tendenz zur Aggravation während der Schwangerschaft.5
Alter
Das typische Manifestationsalter liegt bei 15–30 Jahren, aber es vergehen oft weitere 10–15 Jahre, bevor sich für die Patienten die Notwendigkeit ergibt, sich wegen des Hörverlust behandeln zu lassen.5
Ätiologie und Pathogenese
Es gibt Unterschiede, je nach ethnischer Herkunft.
Es gibt zwar eine erbliche Komponente, aber die Art der Vererbung ist ungewiss. Häufung der Fälle in bestimmten Familien
Ätiologie
Die Ätiologie der Otosklerose gilt als multifaktoriell, ist aber bislang ungeklärt.
Vererbung
Bis jetzt wurden sieben Loci im menschlichen Genom nachgewiesen, die für die Pathogenese von Bedeutung zu sein scheinen.
Nach aktueller Forschung liegt bei bis zu 50 % der Patienten eine familiäre Disposition vor.
Der Erbgang ist wahrscheinlich autosomal-dominant mit wechselnder Penetranz.6
Umweltfaktoren
Es wurden zahlreiche Kofaktoren vorgeschlagen wie veränderte Östrogen-Empfindlichkeit, Autoimmunerkrankung7, eine im Ohr lokalisierte chronische Masernvirus-Infektion8 und fehlende Kontrolle des Knochenumsatzes im Innenohr.9
Pathogenese
Die Otosklerose im Schläfenbein hat eine Prädilektionsstelle in der Nische des ovalen Fensters, wo die degenerativen Knochenveränderungen an die Oberfläche treten und als neu gebildete Knochen zum Vorschein kommen können.
Dies kann zu einer verminderten Beweglichkeit des Stapes und somit zu einem verminderten Hörvermögen bei Luftleitung (konduktive Schwerhörigkeit) führen.
In dem Maße, wie die Krankheit progrediert, ist in manchen Fällen eine Beteiligung des Innenohrs zu beobachten, die zu einer mehr oder weniger stark ausgeprägten sensorineuralen Schwerhörigkeit führt.
Neben der Schwerhörigkeit kann es in variierendem Maße zusätzlich zu Tinnitus und Schwindel kommen.
Prädisponierende Faktoren
Während einer Schwangerschaft kann die Erkrankung erstmalig auftreten oder sich verschlimmern.
ICPC-2
H83 Otosklerose
ICD-10
H80 Otosklerose
H80.0 Otosklerose mit Beteiligung der Fenestra vestibuli, nichtobliterierend
H80.1 Otosklerose mit Beteiligung der Fenestra vestibuli, obliterierend
H80.2 Otosclerosis cochleae
H80.8 Sonstige Otosklerose
H80.9 Otosklerose, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Schallleitungs- oder kombinierte Schwerhörigkeit, oft asymmetrisch
Die Folgen einer Otitis sind auszuschließen: Narbenbildung, träge Mittelohrmechanik.
Impedanzuntersuchung: Stapediusreflex ist nicht auslösbar oder invertiert.
Langsam zunehmende Schwerhörigkeit, die am deutlichsten bei niedrigen Frequenzen ausgeprägt ist.
Manche Patienten leiden periodisch an einem leichten, uncharakteristischen Schwindel.
Viele haben einen Tinnitus von unterschiedlicher Ausprägung.
Klinische Untersuchung
Die Otoskopie zeigt ein normales Trommelfell.
Weber zeigt eine Lateralisation zum schlechteren Ohr hin.
Rinne ist negativ, das heißt, dass die Knochenleitung besser ist als die Luftleitung.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Audiometrie
Tympanometrie, um eine sekretorische Otitis media auszuschließen.
Weitere Diagnostik
Die Impedanzuntersuchung kann erweisen, ob der Stapediusreflex auslösbar ist.
Eine Ohrmikroskopie ist stets erforderlich.
Indikationen zur Überweisung
Die endgültige Diagnostik und Therapie ist Aufgabe der Fachärztin
Checkliste zur Überweisung
Otosklerose
Zweck der Überweisung
Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
Anamnese
Seit wann besteht die Erkrankung? Entwicklung? Beide Ohren?
Schwerhörigkeit? Andere Symptome?
Andere relevante Krankheiten?
Regelmäßig oder kurzfristig einzunehmende Medikamente?
Konsequenzen: Arbeit, soziales Umfeld, Sonstiges?
Klinische Untersuchung
Otoskopie Weber Rinne
Hörvermögen?
Ergänzende Untersuchungen
Evtl. Audiometrie, evtl. Tympanometrie
Therapie
Therapieziel
Besseres Hörvermögen
Allgemeines zur Therapie
Hörgerät, wird üblicherweise zuerst getestet.
Eine Operation eignet sich für Personen unter 70 Jahren.
Generell sollte gegenüber bilateralen Operationen eine gewisse Zurückhaltung geübt werden.
Medikamentöse Therapie
Medikamentös nicht zu beeinflussen.
Operative Therapie
In den letzten 30 Jahren ist die Stapedotomie als mikrochirurgischer Eingriff die Therapie der Wahl.10
Der Eingriff erfolgt durch den äußeren Gehörgang und die Öffnung zum Mittelohr, so dass das ovale Fenster freigelegt wird. In den Stapes wird ein Loch gebohrt (Stapedotomie), heutzutage meist mit einem Laser. Die Verbindung zwischen dem Incus und dem Stapes wird durchtrennt und die Suprastruktur des Stapes entfernt. Eine passende Platin-Teflon-Prothese wird anschließend in die Bohrung eingesetzt, so dass der Platinbügel sich um das Crus longum incudis herumwindet.
Sowohl vor als auch nach der Operation wird stets eine Ton- und Sprachaudiometrie vorgenommen, da diese Standard-Hörtests gut geeignet sind, um das Resultat dieser Form von Mittelohrchirurgie zu evaluieren.
Die Stapedotomie liefert ausgezeichnete Resultate bei mehr als 90 % der Eingriffe. In ca. 0,5 % der Fälle kommt es zu einer postoperativen Taubheit.1,11 Knapp 10 % benötigen eine Reoperation.1,12
Die Resultate otochirurgischer Eingriffe hängen von der Erfahrung des Operateurs ab.1
Weitere Therapien
Bei geringfügigem Hörverlust können Hörgeräte einen Ausgleich schaffen.
Wanscher JH, Grøntved AM, Faber CE. Resultater efter primær stapedotomi ved otosklerose. Ugeskr Læger 2009; 171: 511. Ugeskrift for Læger
Frisch T, Sorensen MS, Overgaard S et al. Predilection of otosclerotic foci related to the bone turnover in the otic capsule. Acta Otolaryngol Suppl 2000; 543: 111-3. PubMed
Zahnert H. Differentialdiagnose der Schwerhörigkeit. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(25): 433–44. DOI: 10.3238/arztebl.2011.0433. www.aerzteblatt.de
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Niedermeyer HP, Hausler R, Schwub D et al. Evidence of increased average age of patients with otosclerosis. Adv Otorhinolaryngol 2007; 65: 17-24. PubMed
Thys M, Van Den BK, Iliadou V et al. A seventh locus for otosclerosis, OTSC7, maps to chromosome 6q13-16.1. Eur J Hum Genet 2007; 15: 362-8. PubMed
Niedermeyer HP, Becker ET, Arnold W. Expression of collagens in the otosclerotic bone. Adv Otorhinolaryngol 2007; 65: 45-9. PubMed
Niedermeyer HP, Gantumur T, Neubert WJ et al. Measles virus and otosclerosis. Adv Otorhinolaryngol 2007; 65: 86-92. PubMed
Sorensen MS, Frisch T, Bretlau P. Dynamic bone studies of the labyrinthine capsule in relation to otosclerosis. Adv Otorhinolaryngol 2007; 65: 53-8. PubMed
Pedersen CB. Øreoperationer, før og nu. Udvalgte emner fra otologiens historie m.m. 1. Viborg: Special-Trykkeriet Viborg, 2007; 145-81.
Vincent R, Sperling NM, Oates J et al. Surgical findings and long-term hearing results in 3,050 stapedotomies for primary otosclerosis: A prospective study with the otology-neurotology database. Otol Neurotol 2006; 27: 25-47. PubMed
Aarnisalo AA, Vasama JP, Hopsu E et al. Long-term hearing results after stapes surgery: a 20-year followup. Otol Neurotol 2003; 24: 567-71. PubMed
Autoren
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Trondheim
Per Møller, spesialist i øre/nese/hals, Haukeland sykehus og professor ved Universitetet i Bergen
Morgan Andersson, docent och överläkare, Öron-, näs- och halskliniken, Skånes universitetssjukhus (Medibas)
Definition: Die Otosklerose ist eine langsam progredierende degenerative spongiöse Knochenerkrankung, die das Schläfenbein befällt sowie insbesondere das knöcherne Labyrinth und damit die Cochlea.