Definition: Gustatorisch ausgelöstes Schwitzen als bekannte Komplikation nach chirurgischen Eingriffen an der Parotis.
Häufigkeit: seltene Erkrankung.
Symptome: Merkmal der Erkrankung ist eine gustatorische Stimulation, die in einem Bereich über, vor und unter dem Ohr Hyperhidrose und Rubor auslöst.
Befund: Die klinischen Befunde sind örtliche Hyperhidrose und Rubor.
Diagnostik: Minor-Test, um das Frey-Syndrom sichtbar zu machen und zu dokumentieren
Behandlung: Nur wenige Patienten müssen behandelt werden. Die Krankheit kann mit Botulinumtoxin wirksam behandelt werden.
Allgemeine Informationen
Definition
Das Frey-Syndrom, ein durch gustatorische Reize ausgelöstes Schwitzen, ist eine bekannte Komplikation nach chirurgischen Eingriffen an der Parotis.1
Das Syndrom tritt meist mehrere Monate nach einer Parotisoperation auf, selten nach einer eitrigen Parotitis, einem Trauma, nach Typhus oder Kiefergelenkchirurgie.1
Das Merkmal der Erkrankung ist eine gustatorische Stimulation, die in einem Bereich über, vor und unter dem Ohr Hyperhidrose und Rubor auslöst.
Der Zustand ist nach der polnischen Neurologin Lucja Frey-Gottesman benannt, die die Erkrankung im Jahre 1923 beschrieben hat. Erstmals wurde die Krankheit aber im Jahre 1853 durch Baillarger beschrieben.1
Fast alle Patienten, bei denen eine Parotidektomie durchgeführt wurde, leiden danach am Frey-Syndrom, aber nur wenige benötigen eine Behandlung.2
Das Frey-Syndrom kommt auch bei Kindern vor, vor allem bei Kindern, bei denen bei der Entbindung eine Zange verwendet wurde.
Ein bilaterales Frey-Syndrom ist extrem selten.
Pathophysiologie
Der N. auriculotemporalis steht in engem Zusammenhang mit der parasympathischen Innervation der Parotis.
Nach einem Trauma mit Durchtrennung von Nervenästen von den Ohrspeicheldrüsen entwickeln sich neue Axone.
Nicht alle neuen Axone verbinden sich mit den ursprünglichen Düsen. Ein Teil von ihnen verwächst mit Schweißdrüsen oder Blutgefäßen in der Unterhaut. Im Ergebnis kommt es zu einer Schwitzreaktion (gustatorische Hyperhidrose) bei einer Geschmacksstimulation.
Charakteristisch für die Krankheit ist, dass nach einer gustatorischen Reizung Hyperhidrose und Rubor in einem Bereich über, vor und unter dem Ohr entstehen.
Das Frey-Syndrom verursacht keine schweren Beschwerden, doch der kosmetische Aspekt kann für die soziale Funktionsfähigkeit der Patienten eine große Rolle spielen.
Weitere Diagnostik
Minor-Test (Jod-Stärke-Test)
Wird verwendet, um das Frey-Syndrom sichtbar zu machen und zu dokumentieren.
Eine Iodlösung aus 15 Teilen Iod, 100 Teilen Rizinusöl und 900 Teilen Alkohol wird auf den zu untersuchenden Bereich gestrichen.1
Nachdem die Jodlösung getrocknet ist, wird ein Stärkepulver aufgetragen.
Dann beginnt der Patient, Äpfel zu essen (Geschmacksstimulation).
Durch den Minor-Test kann leicht festgestellt werden, ob eine Speicheldrüsenfistel oder das Frey-Syndrom vorliegt. Das betroffene Gebiet ist dunkel gefärbt, und die Farbintensität korreliert mit der Schweißmenge (siehe Bilder in diesem Artikel).
Indikationen zur Überweisung
Bei Verdacht auf die Erkrankung.
Therapie
Allgemeines zur Therapie
Nur wenige Patienten mit dieser Krankheit müssen behandelt werden.2
Die Krankheit kann mit Botulinumtoxin wirksam behandelt werden.45
Medikamentöse Therapie
Botulinumtoxin
Nach Kennzeichnung des Bereichs mit einem Raster (vgl. Minor-Test) wird in jedes Quadrat von 1,5 cm² Größe Botulinumtoxin intrakutan injiziert.
Präparate
Bei Verwendung von Botox ® werden 3‒6 Einheiten (mU) pro Quadrat injiziert, bei Verwendung von Dysport ® 10‒20 Einheiten (mU) pro Quadrat.
Bei Botulinumtoxin B ® beträgt die Dosierung 500 Einheiten (MU) pro Quadrat.
Bei Verwendung von Botox
Das Toxin ist auf 20 Einheiten pro ml zu verdünnen.
Es wird in eine 1-ml-Spritze mit 0,1-ml-Markierungen aufgezogen.
Die Dosierung entspricht 2 Einheiten pro 0,1-ml-Spritze.
Pro Quadrat werden zwischen 0,15 und 0,3 ml injiziert.
Die Behandlung muss ggf. 3- bis 4-mal wiederholt werden.
Als einzige Nebenwirkung ist in einem Fall eine temporäre Schwäche in der Oberlippe beschrieben. Man sollte daher das Toxin nicht in den M. orbicularis oris oder M. orbicularis oculi spritzen.
Weitere Therapien
Andere Therapieansätze des Frey-Syndroms beinhalten eine lokale pharmakologische Behandlung mit Scopolamin, Glykopyronbromid oder Dialuminiumchlorid.
Es sind chirurgische Therapieversuche beschrieben, bei denen die Fascia lata im betroffenen Bereich interpositioniert oder der N. tympanicus im Mittelohr entfernt wird.
Wegen der schlechten Ergebnisse ist keine der Methoden weit verbreitet.
Prävention
Die wichtigsten Verfahren, um ein symptomgebendes Frey-Syndrom zu vermeiden, sind die Mobilisation des superfiziellen musculo-aponeurotischen Systems (SMAS) sowie die Durchführung einer teilweisen und oberflächlichen Parotidektomie.2
Eine weitere Möglichkeit, die Entwicklung des Frey-Syndroms zu verhindern, besteht in einer Drehung und Transposition eines Teils des M. sternocleidomastoideus bei Eingriffen an der Parotis, um eine Barriere zu schaffen, die das Einwachsen von Nerven verhindert.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Frey-Syndrom
Quellen
Referenzen
Bachmann-Harildstad G, Wenus S, Vik O. Behandling av Freys syndrom med botulinumtoksin. Tidsskr Nor Lægeforen 2005; 125: 2624-6. PubMed
de Bree R, van der Waal I, Leemans CR. Management of Frey syndrome. Head Neck 2007; 29: 773-8. PubMed
Gonzalez-Mendiola R, Sanchez-Fernandez C, Hoz-Caballer B et al. Auriculotemporal syndrome: differential diagnostic of food allergy. Allergy 2003; 58: 1315. PubMed
von Lindern JJ, Niederhagen B, Berge S et al. Frey syndrome: treatment with type A botulinum toxin. Cancer 2000; 89: 1659-63. PubMed
Guntinas-Lichius O. Injection of botulinum toxin type B for the treatment of otolaryngology patients with secondary treatment failure of botulinum toxin type A. Laryngoscope 2003; 113: 743-5. PubMed
Autoren
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Trondheim
Gregor Bachmann-Harildstad, dr. med. PhD, spesialist i ØNH-sykdommer, førsteamanuensis, Akershus Universitetssykehuset, Nordbyhagen
RevisionBBB at 13.07.2015MK 09:16:29:
Ingen.01.2023 endringerumfassend revidiert, aktualisiert und korrigiert.
Revision at 08.11.2011 15:49:55:
Revidert av fagmed
Revision at 31.10.2011 11:01:10:
Revidert av fagmedarbeider. chck go 23.5.
Definition: Gustatorisch ausgelöstes Schwitzen als bekannte Komplikation nach chirurgischen Eingriffen an der Parotis. Häufigkeit: seltene Erkrankung. Symptome: Merkmal der Erkrankung ist eine gustatorische Stimulation, die in einem Bereich über, vor und unter dem Ohr Hyperhidrose und Rubor auslöst.