Was ist das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS)?
Definition
Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (Complex Regional Pain Syndrom = CRPS) ist eine schmerzhafte Erkrankung, die innach Verletzung einer abgegrenztenExtremität Körperregion(Arme oder Beine) auftritt und zusätzlich zu den Schmerzen auch andere Beschwerden in der betroffenen Region auslösen kann. Die Erkrankung wirdwurde früher auch als sympathische Reflexdystrophie, Morbus Sudeck, Sudeck-Dystrophie,oder Algodystrophie oder sympathische Reflexdystrophie bezeichnet.
Das komplexe regionale Schmerzsyndrom ist eine seltene, chronische Erkrankung, die sich in der Regel an den Extremitäten (Arme oder Waden) äußert. In sehr seltenen Fällen kann die Krankheit auch andere Teile des Körpers betreffen. Die ErkrankungSymptome kanntreten zudabei intensivemnicht Brennen oder Schmerzen, zusammenzeitlich mit Schwellungender Verletzung, Versondern erst einige Zeit spänderungenter auf und sind meist unterhalb der Hautfarbeverletzten undStelle der Temperatur, abnormem Schwitzen und Überempfindlichkeit in der betroffenen Körperregion führenlokalisiert.
Die Ursache ist nicht vollständig geklärt. Das Syndrom ist auf Störungen des sympathischen Nervensystems zurückzuführen, des Teils des Nervensystems, der u.a. die Durchblutung und die Schweißproduktion kontrolliert. Die Erkrankung tritt in der Regel nach einem akuten Trauma auf. In den meisten Fällen ging dem komplexen regionalen Schmerzsyndrom eine größere Verletzung an einem Arm oder einem Bein voraus, aber es kann auch durch eine leichte Verletzung ausgelöst werden, die unbemerkt geblieben ist.
Frauen haben eine höhere Anfälligkeit für das komplexe regionale Schmerzsyndrom als Männer. Die Erkrankung kommt am häufigsten bei Menschen im Alter von 40–60 Jahren vor, kann aber in jedem Alter auftreten.
Symptome
Klassifikation
Es gibt zwei Arten des komplexen regionalen Schmerzsyndroms. :
- Typ 1
,:frFrüher als sympathische Reflexdystrophie (Morbus Sudeck) bekannt, tritt nach einer Erkrankung oder Verletzung auf, die nicht auf eine direkte Schädigung der Nerven in der betroffenen Extremität zurückzuführen ist. - Typ 2
,:frFrüher als Kausalgie bezeichnet, geht auf eine direkte, nachweisbare Nervenschädigung zurück.
Symptome
BeiLeitsymptom beidenist Artenein desstarker komplexenSchmerz, regionalender Schmerzsyndromsca. entwickeln2–3 sichMonate nach Verletzung (Trauma) einer Extremität auftritt und nicht mehr durch die SymptomeVerletzung inerklärbar drei Stadienist. BeiDer einigenSchmerz Patientenwird entwickelthäufig sichals brennend oder elektrisierend beschrieben und kann auch durch Berührungen ausgelöst werden, die Krankheitbei nichtgesunden überMenschen Stadiumnormalerweise 1keine hinaus,Schmerzen und nur sehr wenige erreichen Stadium 3verursachen. Die SymptomeSchmerzen tretenkönnen zunächstdauerhaft insein, derbei NäheBelastung desauftreten verletztenoder Gebietsauch aufunvorhergesehen „einschießen“.
Stadium 1
StadiumDie 1Erkrankung dauertkann indarüber derhinaus Regelzu einvielfältigen bisanderen dreiSymptomen Monateführen anwie undz. kennzeichnetB. sich durch:
Brennen und drückende SchmerzenSchwellungen,Druckempfindlichkeit und Schwellung.- Veränderungen der Hauttemperatur, Hautfarbe und Hautkonsistenz
. Manchmal kann die Haut schweißnass sein,inabnormemanderenSchwitzenPhasenundwiederumverändertemkaltNagel- und Haarwachstum.Ursachen
Die genauen Ursachen sind bisher nicht vollständig geklärt. Die
HautfarbeZusammenhängekannsind dabei sehr komplex.Man geht davon aus, dass es zunächst lokal zu einer Reizung der Schmerzrezeptoren kommt, die daraufhin bestimmte entzündliche Botenstoffe ausschütten. Hierdurch lassen sich
vondieweißmeisten Zeichen der akuten Entzündung wie Rötung, Überwärmung, Schwellung undfleckigSchmerz,hinaber auch vermehrtes Haarwachstum erklären.Im Verlauf kommt es zu
rotfunktionellen undblaustrukturellenverVerändernnderungen des Gehirns (neuronale Plastizität), die zu gesteigerter Schmerzwahrnehmung und Störung der Muskelspannung führen.Im Bereich unterhalb der betroffenen Extremität reagieren Rezeptoren des sympathischen Nervensystems lokal verstärkt.
DieHierdurchHautsind Symptome wie vermehrtes Schwitzen und Fehlregulation der Durchblutung zu erklären.Begünstigende Faktoren für die Entstehung eines komplexen regionalen Schmerzsyndroms
- Verletzungen der oberen Extremität
- Insbesondere starke Schmerzen unmittelbar in
denderbetroffenenFrühphaseBereichennachwirdeiner Handgelenkfrakturbersind ein Risikofaktor führungsempfindlich,rdünndieoderEntwicklungglänzendvon CRPS. HaareOperationen an den Extremitäten (insbesondere Handgelenk undNägel wachsen stärker.Sprunggelenk)DieWeiblichesGelenkeGeschlechtsind(Verhältnissteif und es kommtFrauen zuMuskelkrMämpfen.nnern bis zu 4:1)- Vorbestehende rheumatische Erkrankung
- Bereits vorhandene chronische Schmerzen
Stadium 2HäufigkeitStadium 2 kann drei bis sechs Monate andauern und kennzeichnet sich durch:StDie Erkrankung kommt am härkereufigstenSchmerzen,beistärkere Ausbreitung und SchwellungenMenschen imVergleichAlterzuvonStadium40–701Jahren vor, kann aber in jedem Alter auftreten. Es treten ca. 5,5–26,2 Fälle pro 100.000 Personen im Jahr auf.StFrauen sind härkerufigerausgeprbetroffen als Mägte Veränderungen der Hautfarbe und Hautkonsistenz.Ein langsameres Wachstum der Haare und Schäden an den Nägeln. Die Nägel können reißen, und es können sich Vertiefungen und Flecken auf den Nägeln bilden.Erhöhte Steifigkeit in Muskeln und Gelenken des betroffenen Arms oder Unterschenkels.
Stadium 3In Stadium 3 entwickeln sich dauerhafte Schäden. Symptome können folgende sein:Starke Schmerzen, die den gesamten Arm oder das gesamte Bein betreffen können.Muskelschwundnner (Atrophiebis zu 4:1)und zunehmende Gelenkschäden, was eine verminderte Beweglichkeit im betroffenen Körperteil zur Folge hat.Bleibende Hautschäden.
UrsacheUntersuchungenDie
meistenÄrzt*innenFälle des komplexen regionalen Schmerzsyndroms sind auf schwere Schäden am Arm oder Bein in Form von Infektionen, Knochenbrüchen oder Verstauchungen zurückzuführen. Es ist nur wenig darüber bekannt, warum diese Schädigungen manchmal ein komplexes regionales Schmerzsyndrom auslösen.Gründe für den ArztbesuchBei anhaltenden, starken Schmerzen, die nur eine Extremität (Arm oder Bein) betreffen, und wenn es bereits bei einer Berührung des Bereichs zu starken Schmerzen kommt, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache zu klären. Eine frühzeitige Behandlung ist wichtig. Wird das komplexe regionale Schmerzsyndrom frühzeitig und korrekt behandelt, tritt bei 75 % der Patienten eine Besserung ein.DiagnoseDer Arzt stelltstellen die Diagnose auf Grundlage der Anamnese (Krankengeschichte) undHinweisederdurchkörperlicheneinige UntersuchungenUntersuchung.DerDieZustandErkrankung kann in den meisten Fällen aufeineneine früherenhereUnfall, eine ErkrankungVerletzung oderVerletzungKrankheit zurückgeführt werden.Die körperliche Untersuchung der Haut, Muskeln und Gelenke liefert Informationen darüber, was die UrsacheKriterien für die Diagnosestellung
Die Diagnose CRPS kann (nach Ausschluss möglicher Erkrankungen) gestellt werden, wenn 4 Punkte erfüllt sind:
- Anhaltender Schmerz
- In der Krankengeschichte jeweils mehr als ein Symptom aus mindestens 3 der 4 u. g. Symptomkategorien
- In der klinischen Untersuchung jeweils mehr als 1 Symptom aus mindestens 2 der 4 u. g. Symptomkategorien
- Ausschluss von anderen zugrunde liegenden Erkrankungen (Differenzialdiagnosen).
Symptomkategorien:
- Gesteigertes Schmerzempfinden und gesteigerte Berührungsempfindlichkeit
- Seitendifferenz der Hauttemperatur, Veränderung der Hautfarbe
- Unterschiedlich starkes Schwitzen im Seitenvergleich und
dievorhandeneSchmerzenSchwellung - Reduzierte
istBeweglichkeit, Störung der Muskelspannung, Zittern, Schwäche, Veränderungen von Haar-/Nagelwachstum
Weiterführende Untersuchungen sind möglich, aber im Allgemeinen meist nicht notwendig; deshalb werden sie nur bedingt empfohlen.
EsBei Röntgenuntersuchungen könnenauchggf.VeränderungengelenknaheinEntkalkungendernachgewiesennormalenwerden.Gewebezusammensetzung und Hautfarbe vorkommen sowie eine eingeschränkte Beweglichkeit eines oder mehrerer Gelenke.Eine
SzintigraphieSzintigrafie mit radioaktiv markierten Substanzen kannKnochenschwundeinen veränderten Knochenstoffwechsel aufzeigen.Ausschluss anderer Erkrankungen
Gemäß Leitlinie (
OsteoporoseHandlungsempfehlung für Ärzt*innen) sollten folgende Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden:- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (z. B. rheumatoide Arthritis)
- Entzündungen von Gelenken oder
erhöhteNerven - Gefäßverschlüsse
Durchblutung im betreffenden Bereich aufzeigen(z.Später im Krankheitsverlauf kann bei Röntgenuntersuchungen auch ein Knochenverlust nachgewiesen werdenB.Die Durchführung einer Magnetresonanztomografie kann nützlich sein, um andere Erkrankungen auszuschließen, aber nicht, um die Diagnose zu bestThrombosen) - Schä
tigen. Die Messung der Hauttemperatur und Schweißproduktion sowie eine Untersuchung mit Laser-Doppler können zur Diagnose beitragen.KomplikationenWird das komplexe regionale Schmerzsyndrom nicht frühzeitig diagnostiziert und behandelt, kann sich der Zustand verschlimmern und zu ausgeprägteren Symptomen führen. Wenn Sie den Arm oder den Unterschenkel aufgrund der Schmerzen nicht bewegen oder aufgrunddigung vonSteifigkeitNervenSchwierigkeitendurchhaben,Druckihn zu bewegen, kann es zu einer Schwächung von Haut und Muskeln(Atrophie) kommenz.Außerdem kann es zu einer erhöhten Spannung der Muskeln kommen. Dies kann dazu führen, dass Hand und Finger, bzw. Fuß und Zehen, in einer gebogenen Haltung fixiert bleiben. Die Erkrankung kann sich auch auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten. Sie kann sich z.B. Kompartmentsyndrom) - Psychische
vom Arm zur Schulter, zum Brustkorb und zum Gesicht hin ausbreiten, oder auf den anderen Arm oder UnterschenkelErkrankungen.
Behandlung
Dramatische Verbesserungen und eine eventuell vollständige Heilung sind möglich, wenn die Behandlung im Laufe von wenigen Monaten nach Einsetzen der ersten Symptome beginnt – am besten, bevor drei bis sechs Monate vergangen sind. Je später die Behandlung beginnt, desto größer ist das Risiko von lebenslang andauernden Schmerzen. Obwohl viel Forschung über die Erkrankung und ihre Behandlung vorliegt, ist die Qualität dieser Studien unbefriedigend.Nach heutigem KenntnisstandistwirdeineinefrüherKombinationBehandlungsbeginnnichtmedikamentöser mitPhysiotherapiemedikamentösensowieBehandlungenBehandlung mit Kortikosteroiden günstigempfohlen.SteroideBei weiter bestehenden starken Beschwerden könnendieweitereEntzündungVerfahrenhemmenerwogen werden.VorsichtigNichtmedikamentöse
ausgeführteBehandlung- Physiotherapie
- Ziele:
ÜbungenPathologische Bewegungsmuster kompensieren, adäquate Funktion wiederherstellen, Ödembehandlung durch Lymphdrainage. - Einsatz von verhaltenstherapeutischen Elementen (z. B. Spiegeltherapie)
- Ziele:
- Ergotherapie
- Ziele: Schmerzhafte Bewegungsmuster reduzieren, normale Sensibilität herstellen, Alltagsfunktion gewährleisten.
Effekt: Kann sowohl Schmerz als auch Funktion bei CRPS mitdemderbetroffenenDauerArm< 1 Jahr positiv beeinflussen, jedoch weniger als Physiotherapie.
- Ziele: Schmerzhafte Bewegungsmuster reduzieren, normale Sensibilität herstellen, Alltagsfunktion gewährleisten.
- Ggf. psychotherapeutische Verfahren
- Wenn sich psychische Begleiterkrankungen erkennen lassen oder
dieUnterschenkelSymptomatikuntersichAnleitungübereineseinenPhysiotherapeutenlängeren Zeitraum bei überwiegend könnenrperlichdieorientierterBeweglichkeitTherapieundnichtKraftadäquatverbessernbessert.
- Wenn sich psychische Begleiterkrankungen erkennen lassen oder
Medikamentöse
JeBehandlung- Schmerzmedikamente
- Gabapentin
- Ketamin
früheralsdie Diagnose gestellt wird, desto effektiver können diese Übungen sein.Infusion
Eine weitere, häufig gewählte Behandlungsoption sind Schmerzmittel oder milde entzündungshemmende Mittel, die rezeptfrei erhältlich sind - zum Beispiel Acetylsalicylsäure - Bisphosphonate (
ASS) oder Ibuprofen – oder stärkere schmerzlinderndeMedikamente, dieverschreibungspflichtigbeisind. Zudem gibt es eine Reihe von weiteren Medikamenten, die je nach Krankheitsstadium und -verlaufOsteoporose eingesetzt werden)- Zeigten in Studien gute Ergebnisse hinsichtlich Schmerzen und Funktion.
- Glukokortikoide
- Einsatz wird bei frühen CRPS-Fällen mit Rötung, Überwärmung und Ödem empfohlen.
Weitere Verfahren
Wenn die
obeno.genannteng. Behandlungen nicht helfen und weiterhin starke Beschwerden bestehen,kannkönnenesnachnotwendigAbwägungseinvon Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen andere Maßnahmenauszuprobierenerwogen werden:- Sympathikusblockade
- Durch Injektion eines Betäubungsmittels können die Schmerzfasern des sympathischen Nervensystems im betroffenen Bereich blockiert und die Schmerzen damit gelindert werden.
ElektrischeApplikationNervenstimulationdesdurchMedikamentsdieBaclofenHautin den Liquorraum (TENS)EineHohlraumsystem im bzw. um das Gehirn und Rückenmarkstimulation (Spinal Cord Stimulation/SCSckenmark)kann eine Alternative darstellen.BiofeedbackInWirdeinigennurFälleninkannspezialisiertenesZentrenhilfreich sein, eine Biofeedback-Therapie anzuwenden. Dabei lernen Sie, wie Sie Signale Ihres Körpers besser wahrnehmen können, so dass eine bessere Entspannung möglich wird, wodurch Schmerzen gelindert werden könnengemacht.
LebenWasmitkönnenderSieErkrankungselbst tun?Das Leben mit einer chronischen, schmerzhaften Erkrankung kann eine Herausforderung sein
, vor allem dann, wenn Familie und Freunde dem Betroffenen nicht glauben, dass die Schmerzen wirklich sehr stark sind – was beim komplexen regionalen Schmerzsyndrom häufig der Fall ist. Es ist daher ratsam, wenn Sie Informationen über die Erkrankung mitdenIhren Angehörigenzuteilen, damit diese leichter verstehen können, um was für eine Art von Erkrankung es sich handelt.Versuchen Sie, Ihre normalen alltäglichen Aktivitäten soweit wie möglich aufrechtzuerhalten. Es ist wichtig, sich ausreichend Ruhe zu gönnen und in Kontakt mit der Familie und
FreundenFreund*innen zu bleiben. Es ist gut, wenn Sie Hobbys, die Sie noch ausüben können, beibehalten. Genauso wichtig ist es, sich in guter körperlicher Verfassung zu halten, da dies auch das psychische Wohlbefinden fördert.Vorbeugung
- Die verletzte oder operierte Extremität sollte frühzeitig so weit wie möglich wieder aktiv eingesetzt werden.
- Die Einnahme von Vitamin C 500 mg tgl. für 45–50 Tage direkt im Anschluss an eine Verletzung oder Operation kann für Risikopatient*innen das Risiko für die Entwicklung eines CRPS reduzieren.
Prognose
Nach 12 Monaten haben 70 % der Patient*innen eine Verbesserung der Symptome, allerdings sind lediglich etwa 5 % symptomfrei.
Weitere Informationen
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom – Informationen für ärztliches Personal
- Deutsche Rheuma-Liga: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR)
Autorin
KomplexesSusannaregionalesAllahwerde,Schmerzsymdrom– InformationenFachärztin fürärztlichesAllgemeinmedizin,PersonalBerlin
AutorenMarie-Christine Fritzsche, Ärztin, Freiburg