Schlüsselbeinbrüche treten häufig auf, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. Mehr als die Hälfte der Knochenbrüche wird bei Kindern unter 12 Jahren diagnostiziert. 80 % aller Brüche betreffen das mittlere Drittel des Schlüsselbeins, 15 % das äußere (distale) Drittel und 5 % das innere (mediale) Drittel. Schlüsselbeinbrüche können als Folge von direkten Schlägen auf das Schlüsselbein, seitlichen Stößen gegen die Schulter oder Sturzverletzungen auftreten. Bei Erwachsenen bedarf es einer größeren Kraft, das Schlüsselbein zu brechen. Der Bruch bei Erwachsenen heilt langsamer als bei Kindern, und die Gefahr von Komplikationen ist größer.
Therapie
Schlüsselbeinbrüche werden in der Regel ohne Operation behandelt, indem der Arm für einige Wochen in einer Armschlinge ruhig gestellt wird (konservative Therapie). Eine Operation wird häufig dann notwendig, wenn der Knochen durch den Bruch um mehr als 15 mm verkürzt wurde, wenn der Abstand zwischen den beiden Bruchenden zu groß ist, wenn der Bruch aus mehr als drei Bruchstücken besteht oder wenn die Knochenenden ohne Operation in fehlerhafter Position zusammenwachsen würden. Eine Operation kann auch nötig werden, wenn durch den Bruch Blutgefäße, Nerven oder Lungengewebe verletzt wurde. In der Regel entscheidet eine Fachärztin/ein Facharzt (Orthopädie) darüber, ob und wie am besten operiert werden sollte.
Bei der Mehrheit der Patienten führt ein chirurgischer Eingriff zur gewünschten Korrektur der Lage der Bruchstelle.
Andauernde Beschwerden
Einige Patienten berichten nach einer konservativen Therapie von weiter andauernden Beschwerden, die jedoch nicht immer behandlungsbedürftig sind. Bei bis zu zwei Drittel der Betroffenen besteht nach der Heilung ein etwas verkürzter Schultergürtel, der meist aber keine Beeinträchtigung darstellt.
Eine ausbleibende Heilung oder die Ausbildung eines falschen Gelenks (also ein instabiler Knochen, Pseudoarthrose) ist bei etwa 6 % der Patienten zu beobachten.
Bei einer Verkürzung des Schlüsselbeins um mehr als 15–20 mm, bei einer deutlichen Fehlstellung oder auch bei hervorstehendem Schlüsselbein wird in der Regel eine Operation befürwortet, wenn die Patienten unter erheblichen Beschwerden wie Schmerzen, Schwäche, einer hervorstehenden Schulter, eingeschränkter Beweglichkeit, Taubheit/Kribbeln in den Armen oder kosmetisch störenden Veränderungen leiden.
Zu den möglichen Komplikationen zählen wie bei allen Operationen Infektionen, Nervenschäden (Verletzung des Plexus) und trotz Operation eine fehlerhafte Heilung. Der Eingriff wird in orthopädischen Kliniken durchgeführt, die sich auf die chirurgische Behandlung von Knochenbrüchen spezialisiert haben. Während der Operation wird der falsch zusammengewachsene Bruch gelöst (Osteotomie), die Fehlstellung korrigiert und die neue Bruchstelle mit Platten und Schrauben befestigt (Osteosynthese).
Weitere Informationen
- Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur)
- Klavikulafraktur – Informationen für ärztliches Personal
Autoren
- Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen