Nach Eintreffen eines Notfallteams (im Krankenhaus oder außerhalb) werden die Basismaßnahmen durch erweiterte Maßnahmen der Wiederbelebung ergänzt (Advanced Life Support ALS).3
Kernpunkte der erweiterten Maßnahmen sind das Vorgehen betreffend:3
manueller Defibrillation
Atemwegsmanagement
Medikamente und ihre Applikation während der Reanimation
Behandlung von Arrhythmien.
Erweiterte Reanimationsmaßnahmen durch Rettungs- und Pflegepersonal (Advanced Life Support ALS)
Zentrale Botschaften 2021 der ERC-Leitlinien zum ALS
Insgesamt hat es im Vergleich zu den Leitlinien von 2015 beim ALS nur geringe Veränderungen gegeben.3-4
Zentrale Botschaften der aktuellen Leitlinien sind:3
Hochwertige Thoraxkompression mit minimaler Unterbrechung, frühe Defibrillation und Behandlung reversibler Ursachen sind weiterhin von höchster Priorität.
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann bei schneller Reaktion auf bestimmte Zeichen und Symptome (z. B. Synkope, Palpitationen, Brustschmerz) z. T. verhindert werden.
Das Atemwegsmanagement sollte abhängig von den individuellen Fähigkeiten durchgeführt werden – endotracheale Intubation nur durch Personal mit erwiesen hoher Erfolgsrate.
früher Einsatz von Adrenalin bei nicht defibrillierbarem Herzkreislaufstillstand
Im Einzelfall sollte – wenn verfügbar – eine extrakorporale Reanimation erwogen werden, wenn konventioneller ALS nicht erfolgreich ist.
Leitlinie: Praktisches Vorgehen beim Advanced Life Support3
Erweiterte Maßnahmen erfordern mindestens 2 Helfer*innen, folgende Maßnahmen sind vorgesehen:
ein Defibrillationsversuch unmittelbar gefolgt von 2 min Kompression/Beatmung 30:2
anschließend erneute Rhythmusanalyse
falls notwendig 2. Schock unmittelbar gefolgt von 2 min Kompression/Beatmung 30:2
nach erneuter Rhythmusanalyse ggf. 3. Schock
Adrenalin 1 mg/Amiodaron 300 mg nach 3. erfolglosem Schock
nach initial nicht erfolgreichem Schock Steigerung der Energie sinnvoll, bei refraktärem Kammerflimmern (nach 3 Schocks) weitere Schocks immer mit maximaler Energie
Nichtdefibrillierbarer Rhythmus (Asystolie, PEA = pulslose elektrische Aktivität)
Kompression/Beatmung 30:2
peripher-venöser (oder intraossärer) Zugang: Gabe von 1 mg Adrenalin
Kompression/Beatmung 30:2 für 2 min weiterführen.
erneute Rhythmusanalyse, ggf. wieder 1 mg Adrenalin usw.
Hinweise zur Herzdruckmassage
Helferwechsel alle 2 min
Herzdruckmassage darf nur kurz pausiert werden für:
Beatmung (2 x in 5 s) bis zur Intubation, dann keine Pause mehr
Defibrillation (während des Ladevorgangs Kompression weiterführen)
max. 5 s für die Intubation
max. 10 s für Rhythmuskontrolle
Atemwegssicherung/Beatmung
Intubation nur von Erfahrenen (Erfolgsrate mindestens 95 % mit max. 2 Versuchen)
alternativ Maskenbeatmung mit Beutel/Sauerstoff, falls keine ausreichende Erfahrung mit Intubation oder anderen Atemwegshilfen (z. B. Larynxmaske)
erleichterte Maskenbeatmung mit Guedeltubus
bis zum Erreichen des Spontankreislaufs (ROSC = Return of Spontaneous Circulation) Beatmung mit 100 % O2, anschließend Ziel für periphere O2-Sättigung 94–98 %
Kapnografie (CO2-Messung in der Ausatemluft) empfohlen für die Beurteilung der Effektivität der Reanimation
Medikation
Zugang für Medikamente
möglichst periphere Vene
falls i. v. nicht möglich, Gabe intraossär
Adrenalin
Adrenalin 1 mg i. v. (nachspülen mit NaCl) bevorzugter Vasopressor sowohl bei nichtdefibrillierbarem als auch bei defibrillierbarem Rhythmus
bei nicht-defibrillierbarem Rhythmus Gabe so früh wie möglich
bei defibrillierbarem Rhythmus erste Gabe nach dem 3. Schock
Wiederholung bei fehlendem Kreislauf alle 3–5 min
Amiodaron
300 mg Amiodaron i. v. bei defibrillierbarem Rhythmus nach dem 3. Schock, weitere 150 mg i. v. nach dem 5. Schock
Ultraschalluntersuchung während der Reanimation
Echokardiografie während der Reanimation zur Feststellung reversibler Ursachen (z. B. Tamponade, Lungenembolie, Hypovolämie) eines Kreislaufstillstands sinnvoll
erfahrene Untersucher*innen für Durchführung während Reanimation erforderlich
Versorgung nach erfolgreicher Reanimation durch BLS/ALS
Erfassung körperlicher und nicht-körperlicher Einschränkungen vor und nach Entlassung, ggf. Veranlassung einer Rehabilitation
Leitlinie: Versorgung nach erfolgreicher Reanimation5
Herz-Kreislauf
notfallmäßige Koronarangiografie bei vermuteter kardialer Ursache und ST-Hebungen im EKG
Bei vermuteter kardialer Ursache sollte dies auch ohne ST-Hebungen im EKG erwogen werden.
Hypotonie (mittlerer Blutdruck < 65 mmHg) vermeiden, Blutdruck auf Niveau einstellen, das ausreichende Urinproduktion und normales/sinkendes Laktat ermöglicht.
Perfusion mit Flüssigkeit, Noradrenalin und/oder Dobutamin aufrechterhalten.
Echokardiografie so früh wie möglich zur Erfassung einer kardialen Ursache und Beurteilung der Herzfunktion
Beatmung
Sofern noch nicht erfolgt, Intubation komatöser Patient*innen durch entsprechend befähigtes Personal
Normokapnie und Normoxämie anstreben (O2-Sättigung 94–98 %).
Hyperventilation und Hyperoxygenierung vermeiden.
Temperaturmanagement
empfohlen nach Reanimation außerhalb oder innerhalb des Krankenhauses bei nicht reagierenden Patient*innen unabhängig vom initialen Rhythmus
Der Ihnen nähere Arm wird im Ellbogengelenk um 90 Grad gebeugt.
Der gegenüberliegende Arm wird über den Brustkorb gelegt.
Beobachten Sie die Reaktionen der Person.
Stabile Seitenlage, Schritt 2
Fassen Sie die betroffene Person an der Schulter, die weiter von Ihnen entfernt ist (blauer Pfeil), und ziehen Sie gleichzeitig das Knie hoch, das weiter von Ihnen entfernt ist (roter Pfeil).
Beobachten Sie die Reaktionen der Person.
Stabile Seitenlage, Schritt 3
Führen Sie die Bewegung der vorherigen Position weiter, und rollen Sie die Person auf die Seite, indem Sie an der Schulter (blauer Pfeil) und am Knie (roter Pfeil) ziehen.
Nehmen Sie den Untergrund zur Hilfe, indem Sie Neigungen und Schrägen verwenden, wenn diese verfügbar sind und/oder wenn die Person schwer ist.
Beobachten Sie die Reaktionen der Person.
Stabile Seitenlage, Schritt 4
Legen Sie den oberen Arm unter den Kopf, und strecken Sie den Hals/beugen Sie den Kopf ein wenig nach hinten.
Stellen Sie sicher, dass die Person atmet und freie Atemwege hat, bevor Sie Hilfe holen.
Beatmungstechnik
Beatmungstechnik: Atemwege freimachen.
Achten Sie auf freie/offene Atemwege. Die Person wird auf den Rücken gelegt. Mit der einen Hand wird der Kiefer nach oben/vorne angehoben. Mit der anderen Hand auf der Stirn wird der Kopf weit nach hinten geneigt.
Achten Sie auch darauf, dass die Luft zwischen jeder Beatmung hinaus gelangen muss, beobachten Sie die Bewegungen des Brustkorbs.
Beatmungstechnik: Kinn anheben.
Das Anheben des Kinns wird zum Offenhalten der Atemwege empfohlen. Durch das Anheben/Obenhalten des Kinns wird verhindert, dass die Zunge nach hinten gleitet und der Luftdurchfluss verschlossen wird.
Vorgehensweise
Heben Sie den Kiefer an und beugen Sie den Kopf nach hinten.
Entfernen Sie lose Gegenstände oder ein mögliches Gebiss.
Mit der Hand, die die Stirn stützt, wird die Nase mit zwei Fingern zusammengedrückt.
Atmen Sie tief ein und legen Sie Ihre Lippen um den ganzen Mund der Person. Beatmen Sie dann ruhig, sodass sich der Brustkorb hebt.
Entfernen Sie Ihren Mund und prüfen Sie, dass die Luft entweicht.
Herzdruckmassage
Herzdruckmassage
Die Herzdruckmassage wird mit durchgestreckten Armen und unter Verwendung des Gewichtes des Oberkörpers durchgeführt. Die Tiefe der Kompressionen hängt von der Körpergröße ab, aber einige Kraft sollte aufgewendet werden. Dies ist körperlich anstrengend und erfordert eine gute Technik.
Vorgehensweise
Knien Sie sich stabil neben den Arm der bewusstlosen Person; diese sollte auf einer festen Unterlage (oder auf dem Boden) liegen.
Legen Sie Ihre Hände aufeinander auf die Mitte des Brustkorbs. Der Handballen der unteren Hand (nicht die flache Hand) sollte gegen das Brustbein drücken.
Drücken Sie gerade nach unten und lassen Sie die Hände wieder nach oben kommen. Es ist ein relativ starker Druck erforderlich.
Drücken Sie 30-mal schnell hintereinander. Zählen Sie laut.
Danach 2 Beatmungen, bevor Sie 30-mal erneut drücken, usw.
Quellen
Leitlinien
European Resuscitation Council. Adult Advanced Life Support. Stand 2021. www.cprguidelines.eu
European Resuscitation Council. Executive Summary. Stand 2021. www.cprguidelines.eu
European Resuscitation Council. Post Resuscitation Care. Stand 2021. www.cprguidelines.eu
Deutscher Rat für Wiederbelebung. Reanimationsleitlinien 2021. www.grc-org.de
Literatur
Perkins G, Graesner J, Semeraro F, et al. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Executive summary. Resuscitation 2021. www.cprguidelines.eu
Olasveengen T, Semeraro F, Ristagno G, et al. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Basic Life Support. Resuscitation 2021. doi:https://10.1016/j.resuscitation.2021.02.009 www.cprguidelines.eu
Soar J, Böttiger B, Carli P, et al. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Adult advanced life support. Resuscitation 2021. cprguidelines.eu
Deutscher Rat für Wiederbelebung. Reanimationsleitlinien 2021. GRC. www.grc-org.de
Nolan J, Sandroni C, Böttiger B, et al. European Resuscitation Council Guidelines 2021: Post-resuscitation care. Resuscitation 2021. link.springer.com
Hoechter D, Groene P, Hoffmann F, et al. Besonderheiten der kardiopulmonalen Reanimation zu Zeiten von SARS-CoV-2. Anaesthesist 2020; 69: 583-587. doi:https://10.1007/s00101-020-00814-6 link.springer.com
Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
stabilt sideleie; bevisstløs; munn til munn; Hjertekompresjon; hjerte-lunge-redning; munn-til-munn; hjertestans; hjertemassasje; avansert hjerte-lunge-redning av voksne; Hjerte-lunge-redning, avansert, voksne; Herz-Lungen-Wiederbelebung, fortgeschrittene, bei Erwachsenen; Wiederbelebung (ALS) bei Erwachsenen
Die schnelle Einleitung von Wiederbelebungsmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung bei Patient*innen mit Herz-Kreislauf-Stillstand. Eine kardiopulmonale Reanimation sollte bei jeder Person begonnen werden, die nicht reagiert und keine oder eine abnormale Atmung aufweist.1
Die jährliche Inzidenz des Herz-Kreislauf-Stillstands außerhalb des Krankenhauses beträgt in Europa ca. 67–170/100.000 Einw.1
Die jährliche Inzidenz des Herzkreislaufstillstands im Krankenhaus beträgt ca. 1,5–2,8/1.000 Einweisungen.1
Erste Hilfe/Notfallmedizin
Erweiterte Maßnahmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung (Advanced Life Support, ALS) bei Erwachsenen