Checkliste zur Verschreibung der Kombinationspille
Risikobewertung
Thromboembolische Ereignisse, Herzinfarkt und Schlaganfall sind seltene, aber schwere Nebenwirkungen bei der Verwendung von kombinierten hormonellen Kontrazeptiva.
Vor der Verschreibung von kombinierten hormonellen Kontrazeptiva muss der verschreibende Arzt die Kontraindikationen und die individuellen Risikofaktoren berücksichtigen, insbesondere in Hinsicht auf Thromboembolien.
Das Risiko für eine Thromboembolie bei der langfristigen Verwendung von kombinierten hormonellen Kontrazeptiva ist insgesamt um den Faktor 2–3 erhöht1, insbesondere aber:
nach vier Monaten (maximales Risiko)
während des ersten halben Jahres, in dem ein kombiniertes hormonelles Kontrazeptivum verwendet wird (Risikoerhöhung um den Faktor 6–8).
wenn die Verwendung nach einer Pause von vier Wochen oder länger wieder aufgenommen wird.
Drei Monate nach dem Absetzen ist das Risiko nicht mehr erhöht.
Niedrigstes Risiko
Kombinierte hormonelle Kontrazeptiva mit Gestagenen der 2. Generation sind die erste Wahl. Präparate mit Levonorgestrel werden von der bundesdeutschen und europäischen Arzneimittelbehörde für die Erstverschreibung empfohlen.1
Rationale: Levonorgestrel verursacht das geringste Risiko für venöse Thromboembolien.
Die Entscheidung für die Verwendung eines anderen kombinierten hormonellen Kontrazeptivums als desjenigen mit dem geringsten Risiko für eine VTE sollte nur nach einem Gespräch mit der Patientin getroffen werden, um sicherzustellen, dass sie Folgendes versteht:
Dass das Risiko für thromboembolische Geschehen höher ist.
Was sie tun kann, um das Risiko zu verringern.
Dass sie Anzeichen und Symptome einer Thrombose kennen und auf diese achten muss.
Checkliste zur Risikobewertung
Alter?
Nikotinabusus?
BMI?
Aktuelle Medikation (z. B. Antiepileptika)?
Thrombosen/Embolien
Eigenanamnese
Familienanamnese
Eigene Erkrankungen
Arterielle Hypertonie?
Epilepsie?
Darmerkrankung?
Diabetes mellitus?
Dyslipämien
Mammakarzinom?
Migräne?
Lebererkrankung
Sonstige Erkrankungen?
Kontraindikationen für die kombinierten oralen Kontrazeptiva, kombinierte Ringe und Pflaster laut WHO1
Post partum
bei stillenden Frauen: innerhalb der ersten sechs Wochen post partum
bei nicht stillenden Frauen: die ersten 21 Tage post partum oder die ersten 42 Tage post partum bei Risikofaktoren für VTE2
Alter ≥ 35 Jahre und ≥ 15 Zigaretten/Tag
Arterieller Hypertonus
≥ 160 mmHg syst. oder ≥ 100 mmHg diast.
vaskuläre Veränderung bei Hypertonus
Kumulation mehrerer Risikofaktoren als Einzelfallentscheidung
höheres Alter
Rauchen
Diabetes mellitus
arterieller Hypertonus
Akut oder in der Anamnese
TVT
Embolie
Angina pectoris
Schlaganfall
Bekannte Thrombophilie-Neigung
Faktor-V-Leiden-Mutation
Prothrombin-Polymorphismus G20210A
Protein-C-Mangel
Protein-S-Mangel
Antithrombin-Mangel
Langfristige Immobilisation i. R. großer operativer Ereignisse
Die kombinierte hormonelle Verhütung sollte:
vier Wochen vorher abgesetzt
erst zwei Wochen nach der Mobilisierung wieder begonnen werden.
Komplizierte Herzklappenerkrankungen
pulmonale Hypertension
Risiko von Vorhofflimmern
Risiko bakterieller Endokarditis
Migräne
mit Aura
ohne Aura und Alter ≥ 35 Jahre (KI für Erstverschreibung)
Mammakarzinom
Diabetes mellitus kompliziert durch:
Nephropathie
Retinopathie
Neuropathie
Bestehen seit mehr als 20 Jahre.
Folgende Lebererkrankungen:
akute virale Hepatitis
dekompensierte Leberzirrhose
Leberadenome
Leberzellkarzinom.
Vor Verschreibung ausgeschlossen werden sollten:
Schwangerschaft
anomale vaginale Blutungen unklarer Genese.
Bei mehreren Punkten sollte eine andere Verhütungsmethode in Betracht gezogen werden!
BMI über 30 kg/m2
Alter über 35 Jahre
Rauchen
Blutdruck ≥ 140–159/90–99 mmHg
thromboembolische Episode vor einem Alter von 50 Jahren bei einem Verwandten 1. Grades
Hypercholesterinämie bei der Patientin oder einem nahen Familienmitglied
Migräne
kardiovaskuläre Erkrankung, wie z. B. Vorhofflimmern oder Herzklappenerkrankung
Diabetes mellitus
Andere medizinische Bedingungen, die das Risiko einer Thrombose erhöhen können (Krebserkrankungen, systemischer Lupus erythematodes mit Antiphospholipid-Antikörpern, Sichelzellenkrankheit, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, hämolytisch-urämisches Syndrom usw.)
Medikamentengebrauch, der das Risiko einer Thrombose erhöhen kann (Kortikosteroide, Neuroleptika, Antipsychotika, Antidepressiva, Chemotherapie u. a.).
Ludwig M. Hormonelle Kontrazeption. optimist: Hamburg, 2015.
Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Update to CDC's U.S. medical eligibility criteria for contraceptive use, 2010: revised recommendations for the use of contraceptive methods during the postpartum period. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2011; 60: 878-83 PubMed
Autoren
Erika Baum, Prof. Dr. med., Professorin für Allgemeinmedizin, Universität Marburg (Review)
Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
Thromboembolische Ereignisse, Herzinfarkt und Schlaganfall sind seltene, aber schwere Nebenwirkungen bei der Verwendung von kombinierten hormonellen Kontrazeptiva.