Allgemeine Informationen
Definition
- Eine solide oder zystische Raumforderung hinter dem Septum orbitale.1
Häufigkeit
- Selten, selbst auf einer Abteilung für Augenheilkunde 2
- Tumoren in der Orbita kommen in allen Altersgruppen vor, maligne Tumoren sind jedoch im Alter von 70 bis 79 Jahren besonders häufig.3
Ätiologie und Pathogenese
- Histologisch können viele unterschiedliche Tumortypen vorkommen.
- Die häufigsten sind Mukozele, Hämangiom, Pseudotumor und Meningeom.
- Auf einer Abteilung für Augenheilkunde sind ca. 1/3 der Tumoren maligne.
- Am häufigsten ist das Non-Hodgkins-Lymphom.
- Metastasen kommen ebenfalls vor.
ICPC-2
- F74 Neubild. Auge / -Anhangsgebilde
ICD-10
- C69 Maligner Tumor im Auge und in dessen Adnexstrukturen
- C69.6 Augenhöhle
- C69.8 Überlappender Tumor im Auge und in dessen Adnexstrukturen
- C69.9 Auge, NNB
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Die Diagnose baut auf der Anamnese, dem klinischem Befund, den bilddiagnostischen Untersuchungen und der Histologie auf.
Differenzialdiagnosen
- Thyreotoxikose mit Exophthalmus
Anamnese
- Die häufigsten Symptome bei Patienten mit Tumoren in der Orbita:3-4
- vorgetriebener Augapfel (Protrusio bulbi)
- periorbitale Schwellung
- palpabler Tumor
- Doppelsehen
- Verschlechterung der Sehfähigkeit
- Schmerzen
- hängendes Augenlid
- gerötetes Auge.
- Die Verschlechterung der Sehfähigkeit ist weder ein frühes noch ein besonders häufiges Symptom; dies ist auf die Fähigkeit des Sehnervs und des Bulbus zurückzuführen, der Raumforderung auszuweichen.
- Der Zeitraum mit Symptomen vor der stationären Aufnahme kann von Tagen bis zu Jahren variieren.
Klinische Untersuchung
- Die häufigsten Befunde bei Patienten mit Tumoren in der Orbita:3-4
- Proptosis/Fehlstellung des Auges
- palpabler Tumor
- eingeschränkte Motilität
- reduzierter Visus
- Ptosis
- Papillenödem oder Atrophie.
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Nicht indiziert.
Diagnostik beim Spezialisten
- CT und MRT
- Das sind die bevorzugten Untersuchungen.
- CT ist die am häufigsten verwendete Methode; die Untersuchung wird durch die Injektion von Kontrastmittel vorbereitet.
- Mit der MRT können kleine Veränderungen im Weichgewebe nachgewiesen werden; dies ist bei knöchernen Veränderungen jedoch weniger geeignet.
- Feinnadelbiopsie
- Kann indiziert sein.
Indikationen zur Überweisung
- Bei Verdacht auf die Erkrankung
Therapie
Allgemeines zur Therapie
- Die Behandlung ist von der Lokalisation und der histologischen Diagnose abhängig.
- Bei gutartigem Zustand wird eine laterale Orbitotomie durchgeführt; in den meisten Fällen ist es möglich, eine radikale Exzision durchzuführen.
- Bei malignen Tumoren ist häufig eine Exenteration der Orbita erforderlich.
- Ergänzend wird häufig eine Bestrahlung durchgeführt.
- Eine intraarterielle Behandlung mit Zytostatika kann erwogen werden, es liegt jedoch keine Dokumentation über den Nutzen vor.
Operative Therapie
Laterale Orbitotomie 3
- Dieser Zugang ermöglicht eine gute Exposition der Orbita mit geringem Risiko, wichtige Strukturen zu schädigen.
- Der Eingriff wird durch einen Hautschnitt über der lateralen Orbitakante ausgeführt.
- Die laterale Orbitawand wird in Richtung Schädelbasis und nach unten in Richtung Jochbogen aufgesägt und danach herausgelöst.
- Bei Abschluss des Eingriffs wird das Knochenfragment wieder eingesetzt.
Exenteration der Orbita 3
- Bei diesem Eingriff wird der gesamte Inhalt der Orbita mit Periost entfernt.
- Der Knochen wird anschließend mit einem Hauttransplantat abgedeckt.
- Postoperativ muss eine Prothese angepasst werden.
- Früher wurden Brillenprothesen verwendet; heutzutage wird meist eine Silikonprothese angefertigt, die mithilfe eines Magneten an innerhalb der Orbitakante eingesetzten Stiften befestigt wird.
- Heutzutage ist es möglich, die Prothese mithilfe von Computerdesign anzupassen.
- In einigen Fällen umfasst das entfernte Gewebe auch knöcherne Teile der Orbita.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Komplikationen
- Im Anschluss an den Eingriff werden relativ selten Komplikationen beobachtet. 3
Prognose
- Vom Primärtumor abhängig
Illustrationen

Orbita-Tumor (Schwannom), Proptosis
Quellen
Literatur
- Mercandetti M. Orbital tumors. Medscape, last updated May 22, 2015. emedicine.medscape.com
- Margo CE, Mulla ZD. Malignant tumors of the orbit. Analysis of the Florida cancer registry. Ophthalmology 1998; 105: 185-90. PubMed
- Rødahl E, Bertelsen T, Seland J, Arnes JB, Mørk S. Svulster i orbita. Tidsskr Nor Lægeforen 2000; 120: 3518-23. Tidsskrift for Den norske legeforening
- Werner Hassler, Renate Unsöld, Uta Schick. Raumforderungen der Orbita. Dtsch Arztebl 2007; 104(8):A: 496–501. (Zugriff 03.12.2015) www.aerzteblatt.de
Autoren
- Nicola Herzig, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Sandnes (Norwegen)
- Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Trondheim
- Anders Behndig professor och överläkare, Ögonkliniken, Norrlands universitetssjukhus, Umeå (Medibas)