Definition: Plötzlicher und unerwarteter Tod eines bislang gesunden Säuglings ohne Nachweis eines todesursächlichen morphologischen Befundes.
Häufigkeit: Inzidenz 0,22/1000 Lebendgeborene. 2015 in Deutschland 127 Todesfälle bei Säuglingen als SIDS doumentiert.
Symptome: Typischerweise Versterben während des Schlafes, Vorliegen einer Kombination verschiedener Risikofaktoren in Auffindesituation.
Befunde: Petechien auf Pleura, Perikard, Thymus, schaumiges Sekret in/vor den Atemwegen.
Diagnostik: Anamnese, Obduktion.
Therapie: Primär- und Sekundärprävention.
Allgemeine Informationen
Definition
Plötzlicher und unerwarteter Tod eines scheinbar gesunden Säuglings ohne Nachweis eines todesursächlichen morphologischen Befundes oder anderer zum Versterben führender Umstände.1-2
Häufig gebrauchte Synonyme: plötzlicher Kindstod, plötzlicher Säuglingstod, Sudden Infant Death Syndrome (SIDS)
Häufigkeit
2015 in Deutschland 127 Todesfälle bei Säuglingen als SIDS dokumentiert3
Inzidenz seit Beginn von Aufklärungskampagnen deutlich rückläufig von 1,62/1000 Lebendgeborene in 1987 auf 0,22/1000 Lebendgeborene in 20134-5
Häufigkeitsgipfel 2.–4. Lebensmonat (um den 100. Lebenstag, Alter im Median 114 Tage) sowie am 1.–2. Lebenstag6 (auch im Kreißsaal!), sehr selten Auftreten nach dem ersten Lebensjahr
Risiko im ersten Lebensjahr an SIDS zu versterben: in Normalfamilie ohne Risikofaktoren in Deutschland < 1:10.000 Säuglinge.
Ätiologie und Pathogenese
Ursache unbekannt
Monitoraufzeichnungen an SIDS verstorbener Kinder lassen Rückschluss auf Verlauf zu:
auslösendes Ereignis (mechanische Verlegung der Atemwege, Atemwegsinfektion).
Hypothesen zum Pathomechanismus des plötzlichen Kindstodes7-8
Störung des respiratorischen Gasaustauschs
mechanische Verlegung der Atemwege durch Kissen, Decken, Bauchlage im Babybett, weiche Matratze etc.
SIDS-Fälle im Kreißsaal durch Verlegung der kindlichen Atemwege durch Brust der Mutter bzw. Einschlafen des Kindes in Bauchlage auf der Mutter kurz nach Geburt (Erschöpfung von Mutter und Kind)
Schlafen im Elternbett bei zusätzlich vorliegenden Risikofaktoren wie Alkohol- oder Medikamenten-/Drogenkonsum der Eltern
Anmerkung: Bei Fehlen dieser Risikofaktoren, Einhalten der Empfehlungen zur Schlafumgebung und Stillen im Elternbett liegt dagegen sogar eine Verringerung des Risikos für SIDS vor! Heute wird häufig bewusst und aufgeklärt Co-Sleeping in Familien mit höherem sozioökonomischen Status und Bildungsgrad praktiziert.8
Vorliegen einer erhöhten Arousalschwelle (erschwertes Erwachen)
höhere Arousalschwelle in Bauch- als in Rückenlage7,10
niedrigere Arousalschwelle und damit Verringerung des SIDS-Risikos: Schnuller, Muttermilchernährung7, Schlafen im eigenen Bett im Elternschlafzimmer (durch Geräusche der Eltern)
Die Erfahrungen zeigen, dass die heutigen Schlafempfehlungen der richtige Weg sind, das Risiko des Plötzlichen Kindstodes zu vermindern.
Rückenlage
Legen Sie Ihr Baby zum Schlafen immer auf den Rücken. Auch die Seitenlage ist nicht empfehlenswert, weil sich das Baby im Schlaf auf den Bauch drehen könnte.
Nichtrauchen: Sorgen Sie unbedingt dafür, dass zumindest im Schlafzimmer nicht geraucht wird. Am besten verzichten Sie ganz auf das Rauchen.
Babybett im Elternschlafzimmer
Legen Sie Ihr Baby möglichst in sein eigenes Bettchen in Ihrem Schlafzimmer.
Das Bettzeug: spartanisch
Stellen Sie sicher, dass der Kopf Ihres Babys nicht durch Bettzeug bedeckt werden kann.
Verwenden Sie Schlafsäcke statt Bettdecken.
Falls Sie eine Bettdecke vorziehen: Schlagen Sie diese am Fußende des Bettes unter die Matratze. Das Kind darf nur bis zur Brust zugedeckt sein.
Verwenden Sie für das Babybett eine Matratze, die nicht zu weich ist.
Geben Sie Ihrem Baby kein Kopfkissen.
Hängen Sie keine Schnüre oder Bänder in Reichweite Ihres Kindes auf. Verzichten Sie auf Halskettchen, Ohrringe u. Ä. und geben Sie nur ein kleines Kuscheltier mit ins Bett.
Überwärmung vermeiden
Vermeiden Sie Überwärmung. Ihrem Kind darf weder zu heiß noch zu kalt sein.
Die Zimmertemperatur sollte beim Schlafen etwa bei 16–18 °C liegen.
Falls Sie keinen Schlafsack benutzen, genügt im Sommer eine leichte Baumwolldecke, im Winter eine leichte Daunendecke. Für Babys mit Allergierisiko gibt es Allergikerdecken.
Body/Unterhemd und Schlafanzug sind als Bekleidung ausreichend. Wenn es heiß ist, können Sie noch ein Teil weglassen.
Ziehen Sie Ihrem Kind im Haus kein Mützchen an.
Verzichten Sie auf Wärmflaschen, Heizkissen, „Nestchen", dicke Bettdecken und Felle im Babybett.
Stellen Sie das Babybett nicht neben die Heizung oder in die pralle Sonne.
Sekundärprävention
Identifizierung von Risikofamilien
Intensivierung der Beratung
Keine Evidenz für Reduktion des SIDS-Risikos durch Heimmonitoring6
Einsatz von Heimmonitoring (mit Pulsoxymeter, Herzfrequenzmessung) nach individueller Maßgabe (z. B. psychologische Indikation nach Verlust eines Kindes, Verbesserung der Compliance bezüglich anderer Risikofaktoren etc.)
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Autoren
Anne Strauß, Ärztin in Weiterbildung Pädiatrie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Kurt Østhuus Krogh, Facharzt für Kinderkrankheiten, Barne- og ungdomsklinikken, St. Olavs Hospital, Trondheim
Ingard Løge, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NEL
Stein E Høyer, Oberarzt, Barneavdelingen, Regionsykehuset i Trondheim
Definition: Plötzlicher und unerwarteter Tod eines bislang gesunden Säuglings ohne Nachweis eines todesursächlichen morphologischen Befundes. Häufigkeit: Inzidenz 0,22/1000 Lebendgeborene. 2015 in Deutschland 127 Todesfälle bei Säuglingen als SIDS doumentiert.