Definition: Funktionelle Stuhlinkontinenz, definiert durch mindestens 1 x pro Monat auftretendes willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an nicht adäquaten Orten bei Kindern > 4 Jahre über mindestens 6 Monate nach Ausschluss einer organischen Ursache.
Häufigkeit: Altersabhängige Inzidenz, mit zunehmendem Alter oft Spontanremission. Bei 7- bis 8-Jährigen etwa 1,5–3,1 % betroffen.
Symptome: Reicht von geringem Stuhlschmieren bis zum Absetzen größerer Mengen geformten Stuhlgangs, oft in Kombination mit Obstipation, Auftreten meist nur tagsüber.
Befunde: Meist unauffällig, teils palpable Skybala, häufig psychische Komorbidität.
Diagnostik: Klinische Untersuchung, ausführliche Anamnese, Erhebung des psychopathologischen Befundes.
Therapie: Meist ambulante Therapie mit Aufklärung und Information, Stuhltraining, Verhaltenstherapie, ggf. Laxanzien.
Funktionelle Stuhlinkontinenz, definiert durch mindestens 1 x pro Monat auftretendes willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an nicht adäquaten Orten bei Kindern > 4 Jahre über mindestens 6 Monate nach Ausschluss einer organischen Ursache
situative Umstände (in der Schule, im öffentlichen Raum, generell außerhalb der Häuslichkeit)
positive Familienanamnese
Entwicklungsstörungen
ICPC-2
P13 Enkopresis / Stuhlkontrollproblem
ICD-10
F98.1 Nichtorganische Enkopresis
R15 Stuhlinkontinenz
Diagnostik
Kriterien der nichtorganischen (gemäß ICD-10, Funktionsstörung) und obstipationsbedingten Enkopresis
Wiederholtes willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl normaler oder fast normaler Konsistenz an Stellen, die im soziokulturellen Umfeld des Betroffenen nicht dafür vorgesehen sind.
Die Störung kann eine anomale Verlängerung der normalen infantilen Inkontinenz oder einen Kontinenzverlust nach bereits vorhandener Darmkontrolle darstellen.
Bei der Enkopresis kann es sich darüber hinaus auch um ein absichtliches Absetzen von Stuhl an dafür nicht vorgesehenen Stellen trotz normaler physiologischer Darmkontrolle handeln.
Das Zustandsbild kann als monosymptomatische Störung oder als Teil einer umfassenderen, insbesondere emotionalen Störung (F93.-) oder einer Störung des Sozialverhaltens (F91.-) auftreten.
Beinhaltet funktionelle Enkopresis, nichtorganische Stuhlinkontinenz und psychogene Enkopresis.
Soll die Ursache einer evtl. gleichzeitig bestehenden Obstipation angegeben werden, ist eine zusätzliche Schlüsselnummer zu benutzen.
Differenzialdiagnosen
Enkopresis bei:
Obstipation (Überlaufenkopresis): Laut amerikanischen Studien stellt Obstipation mit 95 % aller Fälle die häufigste Ursache von Stuhlinkontinenz bei Kindern im Alter von 4–17 Jahren dar.6
Spina bifida und anderen neurologischen Erkrankungen mit Störungen der Sphinkterfunktion
Medikamenteneinnahme
postoperativen Zuständen.
Anamnese
Stuhl mit normaler Konsistenz ist ein Hinweis auf eine funktionelle Enkopresis.
Folgende Symptome begründen den Verdacht auf Obstipation:
weniger als 3 vollständige Darmentleerungen pro Woche (gilt nicht für gestillte Säuglinge im Alter von über 6 Wochen)
harte und große Stuhlballen
kleine, köttelähnliche Stuhlballen
weicher und sehr schlecht riechender Stuhl
keine Wahrnehmung der Darmentleerung durch das Kind
Wenig Appetit, der sich nach dem Stuhlgang steigert.
Unterschiedlich starke Bauchschmerzen, die nach dem Stuhlgang nachlassen.
grundsätzlich während der Mahlzeit auftretender Drang zur Darmentleerung
offensichtliche Schmerzen beim Stuhlgang
Übellaunigkeit/Reizbarkeit
ältere Wunden oder Fissuren
offensichtliche Auslöser wie z. B. Auftreten der Symptome in Verbindung mit Töpfchentraining, Verlassen des vertrauten Umfelds oder medikamentöser Behandlung
Erfragen Sie insbesondere Folgendes
Stuhlgewohnheiten sowie Konsistenz, Aussehen und Geruch des Stuhls
Tritt häufig weicher Stuhl in Verbindung mit Diarrhö oder Obstipation auf?
Treten Perioden mit Stuhlinkontinenz nur in bestimmten Situationen auf?
Familiäre und soziale Verhältnisse
Enkopresis in der Familie
Töpfchentraining, bisherige Maßnahmen und Einstellung der Eltern zum Störungsbild
Psychomotorische Entwicklung des Kindes im Allgemeinen
Trink- und Essgewohnheiten
Klinische Untersuchung
Bei funktioneller Enkopresis meist unauffällig, ggf. tastbare Skybala
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Sonografie Abdomen, inklusive Blase und retrovesikalem Raum
Bei Hinweis auf eine organische Ursache entsprechende weitere Abklärung
Indikationen zur Überweisung
Evtl. ist eine Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Erwägung zu ziehen.
Wenn Darmentleerung, Umstellung der Ernährung und Toilettengewohnheiten und/oder Beratung keine Besserung bringen.
Bei Verdacht auf Misshandlung oder mangelnde Fürsorge ist eine Kontaktaufnahme mit Einrichtungen der ambulanten Jugendhilfe, bei akuter Gefährdung mit dem Jugendamt zu erwägen.
Therapie
Therapieziele
Ausscheidungskontrolle erlangen.
Allgemeines zur Therapie
Unabdingbar ist eine Zusammenarbeit zwischen Kind, Familie und Behandler.
Meist ist eine ambulante Behandlung möglich, bei komplizierten oder therapieresistenten Fällen oder ausgeprägter psychischer Komorbidität ggf. stationäre Therapie.
3 x /Tag nach den Mahlzeiten für 5–10 min, wichtig dabei positive Situation mit bequemer Position (ggf. Fußbänkchen o. Ä.), Spielzeug, Beschäftigung, Lob, Zuwendung etc.
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Enkopresis. AWMF-Leitlinie Nr. 028-027, Stand 2006. www.awmf.org
Literatur
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Enkopresis. AWMF-Leitlinie Nr. 028-027, Stand 2006. www.awmf.org
Bongers ME, Tabbers MM, Benninga MA. Functional nonretentive fecal incontinence in children. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2007; 44: 5-13. PubMed
Zeller T, Cissarek T, Kroeger K et al. Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Georg Thime Verlag KG, 2011.
Mehler-Wex C, Schweuerpflug P, Peschke N et al. Enkopresis – Prognosefaktoren und Langzeitverlauf. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherap 2005; 33(4): 285-293. doi:DOI 10.1024/1422-4917.33.4.285 econtent.hogrefe.com
Loening-Baucke V. Prevalence rates for constipation and faecal and urinary incontinence. Arch Dis Child 2007; 92: 486-9. PubMed
Claßen M. Obstipation. CME Zertifizierte Fortbildung. Monatsschrift Kinderheilkunde 2015; 163: 269-282. doi:10.1007/s00112-014-3264-9 DOI
Autoren
Anne Strauß, Ärztin in Weiterbildung Pädiatrie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Freiburg
Karl Kappinen, överläkare, Barn- och ungdomskliniken, Sundsvalls sjukhus
Kurt Østhuus Krogh, specialist på barnsjukdomar, Barne- og ungdomsklinikken, St. Olavs Hospital, Trondheim
Zusammenfassung Definition: Funktionelle Stuhlinkontinenz, definiert durch mindestens 1 x pro Monat auftretendes willkürliches oder unwillkürliches Absetzen von Stuhl an nicht adäquaten Orten bei Kindern > 4 Jahre über mindestens 6 Monate nach Ausschluss einer organischen Ursache.
Pädiatrie
Enkopresis (Stuhlinkontinenz)
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Enkopresis (Stuhlinkontinenz)
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