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Anämie (Blutarmut) bei Kindern

Was ist eine Anämie?

Definition

Der Begriff Anämie (Blutarmut) bezeichnet eine zu niedrige Hämoglobinkonzentration im Blut. Hämoglobin ist der Farbstoff in den roten Blutkörperchen. Dieser Farbstoff hat die Fähigkeit, Sauerstoff zu binden und ihn in den Zellen des Körpers wieder abzugeben. Das bedeutet, dass die lebenswichtige Funktion des Sauerstofftransports von der Lunge zu den Körperzellen vom Hämoglobin abhängig ist. Da bei einer Anämie die Hämoglobin-Menge reduziert ist, ist auch die Sauerstoffversorgung des Körpers beeinträchtigt.

Die Hämoglobin-Menge im Körper kann einerseits durch einen zu geringen Anteil des Hämoglobins in den roten Blutkörperchen oder andererseits durch die zu geringe Menge an roten Blutkörperchen selbst reduziert sein.

Eisen ist der zentrale Baustein für Hämoglobin. Steht dem Körper also zu wenig Eisen zur Verfügung, ist ein reduzierterverminderter Hämoglobinwert die Folge, eine sog. Eisenmangelanämie.

Altersabhängige Normwerte für Hämoglobin sind (als Anämie gilt, wenn die Werte deutlich unter dem jeweiligen Normwert liegen):

Normalbereich Kinder

1‒7 Tage (kurz nach Geburt) 11,1–14,8 g/dl (16,8–25 g/dl)
8‒14 Tage 12,8–16,6 g/dl
15‒30 Tage 10,3–17,9 g/dl
31‒60 Tage 9,2–15,0 g/dl
61‒180 Tage 10,2–12,9 g/dl
0,5 bis < 2 Jahre 10,4–13,1 g/dl
2 bis < 12 Jahre 10,8–14,9 g/dl

Symptome

Eine sich langsam entwickelnde Anämie kann symptomarm sein. Das Kind kann z. B. allmählich schlechter belastbar sein, nicht mehr so leistungsfähig und schnell erschöpft, es können Lern- und Konzentrationsstörungen entstehen. Typische Symptome für einen niedrigen Hämoglobinwert im Blut und die dadurch reduzierte Sauerstoffzufuhr in die Körperzellen sind auch eine Blässe der Haut, eingerissene Mundwinkel, verminderte Ausdauer bzw. Leistungsfähigkeit, Atemnot bei Belastung, Erschöpfung, Müdigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis. Für diese Symptome kann es allerdings auch viele andere Erklärungen geben.

Ursachen

Prinzipiell gibt es drei Ursachen für einen niedrigen Hämoglobinwert bzw. eine zu geringe Anzahl an roten Blutkörperchen:

  1. eine verminderte Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark
  2. ein Verlust von Blut bzw. roten Blutkörperchen und
  3. ein vermehrter Abbau von roten Blutkörperchen.

Rote Blutkörperchen können nicht ausreichend gebildet werden, wenn die dafür nötigen Substanzen (z. B. Eisen) nicht ausreichend vorhanden sind oder das Knochenmark funktionsuntüchtig ist. Einmalige starke Blutungen (Verletzung, Unfall) oder häufige kleinere Blutungen (z. B. Regelblutung) führen zu einem Blutverlust. Leidet eine Person an einer Infektion oder an einer chronischen Krankheit oder Krebs, kommt es häufig begleitend zu einer Anämie.

Eisenmangel

Die häufigsten Formen der Anämie (Blutarmut) sind die Eisenmangelanämie und eine Anämie im Rahmen einer Infektionskrankheit mit Bakterien, Viren oder anderen Erregern. Diese Form der Anämie verschwindet nach Abklingen der Infektion wieder.

Kinder kurz vor oder während der Pubertät sowie menstruierende Mädchen leiden aufgrund eines erhöhten Eisenbedarfs bzw. -verlusts ebenfalls häufiger als andere unter einer Eisenmangelanämie.

Auch durch eine eisenarme Ernährung kann es bei Kindern und Erwachsenen zu einem Eisenmangel kommen. Bei voll gestillten Säuglingen ist die Ernährung der Mutter entscheidend: Sind deren Eisenspeicher aufgrund einer unausgewogenen Ernährung erschöpft, wird das Kind über die Muttermilch nicht genügend Eisen sowie die für die Blutbildung ebenfalls wichtigen Vitamine B12 und Folsäure erhalten können.

Weitere Erkrankungen

Chronische Darmkrankheiten wie Colitis ulcerosa, Morbus Crohn oder Zöliakie können zu einer schlechten Aufnahme der notwendigen Nährstoffe, einschließlich des Eisens, führen. Diese Erkrankungen können zudem ebenfalls Blutungen aus dem Darm verursachen, die den Eisenmangel verstärken.

Krebs und eine Vielzahl anderer Erkrankungen (Leberfunktionsstörungen, Blutkrankheiten, rheumatische Krankheiten, Nierenschwäche) können ebenfalls Blutarmut bei Kindern verursachen. Solche Ursachen sind sehr selten, müssen aber durch Untersuchungen ausgeschlossen werden, wenn man keine andere offensichtliche Ursache der Anämie finden kann.

Erbliche Anämieformen

Es gibt auch erbliche Formen der Anämie. Besonders Kinder mit Eltern oder Großeltern, die aus mediterranen, afrikanischen und asiatischen Ländern stammen, können eine genetische Erkrankung haben, die Anämie verursachen kann, die sog. Thalassämie. Auch andere erbliche Blutkrankheiten können eine Ursache sein.

Häufigkeit

Bei Kindern mit Blutarmut liegt am häufigsten eine Eisenmangelanämie oder Infektanämie vor. Genaue Angaben zur Häufigkeit sind schwierig, da leichtere Formen der Anämie häufig asymptomatisch verlaufen und daher erst spät oder gar nicht erkannt werden.

Untersuchung

Die Ärztin oder der Arzt wird genau nach den Beschwerden fragen sowie nach der Ernährung, der Einnahme von Medikamenten, bekannten vorbestehenden Krankheiten etc. Wichtig ist es, das Wachstum und Körpergewicht und die allgemeine körperliche und geistige Entwicklung zu kontrollieren.

In der gründlichen ärztlichen Untersuchung werden Herz und Lunge abgehört und der Bauch abgetastet. Außerdem werden auf typische Zeichen einer Blutarmut an Haut, Augen, Fingernägeln und Lippen geachtet und überprüft, ob Hinweise für Blutungen bestehen. Neben Blutuntersuchungen sind eventuell weitere Untersuchungen erforderlich.

Eine Anämie kann auch ein Anzeichen für eine andere Erkrankung im Körper sein. Besteht der Verdacht auf eine zugrunde liegende Krankheit eines anderen Organs, sind weiterführende Tests sowie eine entsprechende Therapie nötig.

Behandlung

Zunächst muss die Ursache der Anämie sorgfältig abgeklärt werden.

Eisenmangel als Ursache

Falls ein Eisenmangel die Ursache der Anämie ist, wird in der Regel mit Eisenpräparaten behandelt. Es ist dabei wichtig, die Ernährung anzupassen, um einem Eisenmangel zukünftig vorzubeugen. Ist der Eisenmangel stark ausgeprägt, kann dies eine entsprechende Ernährung nicht schnell genug ausgleichen. Dann wird die Ärztin oder der Arzt eventuell Eisentabletten empfehlen.

Liegt eine Eisenmangelanämie vor, wird das Knochenmark bei Einnahme von Eisen sehr schnell mit einer Neubildung von roten Blutkörperchen (Retikulozyten) reagieren. Dies lässt sich mit einer Blutentnahme gut überprüfen. Der Anstieg der Retikulozyten gilt dabei als Bestätigung der Diagnose Eisenmangelanämie. Steigen diese hingegen nicht an, muss nach weiteren Ursachen für die Anämie geforscht werden. Die Eisensubstitution sollte bis zur Auffüllung der Eisenspeicher fortgeführt werden, meistens für mindestens 3 Monate.

Infekte als Ursache

Anämien, die durch Infektionen ausgelöst wurden, sind ebenfalls häufig. In den meisten Fällen normalisiert sich der Hämoglobinwert im Blut wieder, wenn das Immunsystem die Infektion bekämpft hat.

Andere Ursachen

Falls andere Gründe für eine Anämie vorliegen, kann es notwendig sein, die zugrunde liegende Erkrankung spezifisch zu behandeln.

Was können Sie selbst tun?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind eine Anämie hat, sollten Sie eine Ärztin oder einen Arzt konsultieren, um dies mit einem Bluttest überprüfen zu lassen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin
Blutarmut; Anämie; Eisenmangelanämie; Mangelernährung; Eisenmangel; Vitamin B12; Folsäure; Hämoglobin
Der Begriff Anämie (Blutarmut) bezeichnet einen zu geringen Gehalt an Hämoglobin im Blut. Hämoglobin ist der Farbstoff in den roten Blutkörperchen, der Sauerstoff bindet bzw. abgibt und damit für die Sauerstoffversorgung der Körperzellen entscheidend ist.
Anämie (Blutarmut) bei Kindern
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SA 26.12.21 SM 14.5.19; SM 25.9.2019
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Der Begriff Anämie (Blutarmut) bezeichnet einen zu geringen Gehalt an Hämoglobin im Blut. Hämoglobin ist der Farbstoff in den roten Blutkörperchen, der Sauerstoff bindet bzw. abgibt und damit für die Sauerstoffversorgung der Körperzellen entscheidend ist.
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Anämie (Blutarmut) bei Kindern
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