Was ist eine Gastroschisis?
Die Gastroschisis ist eine angeborene Fehlbildung bei Neugeborenen. Dabei fallen Teile des Darms durch eine Öffnung in der Bauchwand des Kindes und liegen somit außerhalb des Bauchs.
Zu einem frühen Zeitpunkt der Entwicklung des Fetus werden die Anlagen für den Darm in einem separaten Hohlraum außerhalb der Bauchhöhle ausgebildet. Bei der normalen Entwicklung des Fetus wird der Darm allmählich in die Bauchhöhle gezogen und die Bauchhöhle schließt sich ungefähr in der 11. bis 12. Schwangerschaftswoche. Wenn dieser Prozess gestört wird, kann es zu einem unvollständigen Verschluss der Bauchwand kommen, sodass Darmschlingen außerhalb hängen bleiben. In fast allen Fällen verbleibt nur eine relativ kleine Öffnung, die meist direkt rechts vom Nabel liegt.
Häufigkeit
Die Gastroschisis ist zwar selten, hat in den letzten 10–20 Jahren aber einige Aufmerksamkeit erhalten, da die Fehlbildung in allen Industrieländern häufiger vorzukommen scheint. Früher wurde eine Häufigkeit von etwa einem Fall auf 10.000 Geburten gemeldet. In der Zeit seit 1985 hat sich dies aber nahezu vervierfacht und man geht von etwa vier Fälle pro 10.000 Geburten aus. Studien belegen zudem, dass das Risiko insbesondere bei jungen Müttern höher ist.
Ursache
Da sich die Fallzahlen in den Industrieländern der westlichen Welt so deutlich erhöht haben, wurde vermutet, dass die Ursachen im modernen Lebensumfeld zu finden sind. Dabei wurden Umweltfaktoren, Infektionskrankheiten, Medikamenten oder Krankheiten bei der Mutter sowie mögliche Gendefekte betrachtet. Bisher konnten aber keine eindeutigen Faktoren gefunden werden, die sich als Ursache für dieses Phänomen nachweisen lassen.
Diagnostik
Während der Schwangerschaft gibt es für die Mutter keine Anzeichen, dass eine Fehlbildung vorliegt. Die Gastroschisis wird üblichweise bei einer Routine-Ultraschalluntersuchung im 2. Drittel der Schwangerschaft festgestellt. Ohne Ultraschall ist die Diagnose vor der Geburt nicht möglich.
Therapie
Wenn eine Gastroschisis festgestellt wird, werden zuerst ausführliche Beratungsgespräche in einer Fachklinik angeboten. Dann erfolgen alle zwei bis drei Wochen Ultraschalluntersuchungen und ab Woche 33 wöchentliche Ultraschalluntersuchungen. So können Anzeichen für eventuelle Komplikationen, wie eine Einklemmung des Darmes, früh erkannt werden. Normalerweise wird ein Kaiserschnitt für Woche 36 und eine Operation des Kindes noch am gleichen Tag geplant. Wenn das Kind an Sauerstoffmangel leidet oder eine Einklemmung des Darms droht, muss die Geburt zu einem früheren Zeitpunkt eingeleitet werden.
Die Operation der Gastroschisis erfolgt an einem auf Kinderchirurgie spezialisierten Zentrum. Im Rahmen der OP wird der Darm mit leichtem Druck in die Bauchhöhle gedrückt und das Loch in der Bauchwand geschlossen. Manchmal muss dies schrittweise über mehrere Tage erfolgen. In dieser Zeit wird das Kind mit einem Beatmungsgerät beatmet, liegt in einem Brutkasten (Inkubator) und wird über Infusionen ernährt. Es kann mehrere Wochen dauern, bis der Darm so gut funktioniert, dass das Baby auf normale Art ernährt werden kann.
Prognose
Die Langzeitprognose einer Gastroschisis ist dank der modernen Behandlungsmethoden inzwischen sehr gut. Das Wichtigste ist, dass die Erkrankung früh erkannt und die Entbindung in einem auf Kinderchirurgie spezialisiertem Zentrum durchgeführt wird. Während die Sterblichkeitsrate in den 1960er-Jahren noch bei über 90 % lag, werden heute mehr als 90 % aller von Gastroschisis betroffenen Kinder geheilt und entwickeln sich normal.
Weiterführende Informationen
- Ultraschall in der Schwangerschaft
- Gastroschisis – Informationen für ärztliches Personal
- Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen ACHSE: Gastroschisis – Selbsthilfe
Autoren
- Jonas Klaus,
Doktorand der Medizinischen Klinik für Hämatologie und Onkologie am UniversitätsklinikumArzt, Freiburg i. Br. - Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Internist, Uniklinikum Köln