Compare with  
Legend:
inserted text deleted text

Vorzeitiger Blasensprung

Zusammenfassung

  • Definition:Ein spontaner Blasensprung vor der Geburt, ohne dass Anzeichen von Wehen vorliegen.
  • Häufigkeit:Bei 6–12 % der Gebärenden kommt es unmittelbar vor der Geburt zu einem spontanen Blasensprung, ohne dass eine Wehentätigkeit besteht.
  • Symptome:Dadurch erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt, und es kann zu einer Reihe anderer perinataler und neonataler Komplikationen kommen.
  • Häufigkeit:Bei Die fetale Sterblichkeit liegt bei 18210 % der Gebärenden kommt es unmittelbar vor der Geburt (ab SSW 37+0) zu einem spontanen Blasensprung, ohne dass eine Wehentätigkeit besteht.  Bei 3  % der Patientinnen kommt es vor der 37.  SSW zu einem spontanen Blasensprung. Dieser ist für 1/340–50 % aller Frühgeburten verantwortlich.
  • BefundeSymptome:BeiAbgang Verdachtvon aufFruchtwasser, einenohne vorzeitigen Blasensprung sind die Patientinnen einzuweisen. 
  • Diagnose:Im Krankenhaus werdendass eine vaginaleWehentätigkeit Inspektion durchgeführt und weitere Untersuchungen und die Überwachung bzw. weitere Therapie eingeleitetvorliegt.
  • BehandlungBefunde:Sichtbarer Abgang von Fruchtwasser bzw. Fruchtwassernachweis bei vaginaler Untersuchung mit dem Spekulum.
  • Diagnostik:Vaginale Untersuchung mit sterilem Spekulum, ggf. transabdominale Sonografie, ggf. kommerzielle Tests auf Fruchtwasser.
  • Therapie:Bei einem frühen vorzeitigen Blasensprung vor der 37. SSW sind in der Regel eine aktive BehandlungAntibiotikaprophylaxe, Antibiotikaprophylaxebis undSSW 33+0 Gabe von Kortikosteroiden, ggf. eineTokolytika; Einleitung der Geburt bei Anzeichen einer aszendierenden Infektion (Triple I; Chorioamnionitis) notwendig. Vor der 34.Ab SSW erfolgt37+0 zudem die Lungenreifeinduktion mittels Kortikosteroiden, bei Wehentätigkeit die Tokolyse für maximale 48 Stunden, bis zur Vollendung der medikamentösen LungenreifeinduktionGeburtseinleitung.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Internationale Bezeichnungen
    • Prelabour ruptureRupture of membranes,Membranes (PROM): Ein spontaner Blasensprung vor der Geburt, ohne dass Anzeichen von Wehen vorliegen (vorzeitiger Blasensprung).
    • Preterm prelabourPrelabour ruptureRupture of membranes,Membranes (pPROM): Ein spontaner Blasensprung vor SSW 37+0, ohne dass Anzeichen von Wehentätigkeit vorliegen1 (früher vorzeitiger Blasensprung).1
  • Durch einen vorzeitigen Blasensprung erhöht sich das Risiko einer Frühgeburt, und es kann zu einer Reihe anderer perinataler und neonataler Komplikationen kommen. Die fetale Sterblichkeit liegt bei 1–2 %.

Häufigkeit

  • PROM
    • Bei etwa 8–10 % (6–19 %) der Gebärenden kommt es zu einem spontanen Blasensprung, ohne dass in der nächsten Stunde eine Wehentätigkeit besteht. Dies geschieht in der Regel am oder um den Entbindungstermin herum und wird als PROM bezeichnet.Schwangerschaften1
  • pPROM
    • Der pPROM tritt als Komplikation in etwa 23 % der Schwangerschaften auf und ist.2
    • Ist für 3040–50 % aller Frühgeburten verantwortlich.3

Ätiologie und Pathogenese

  • Der pPROM ist mit aufsteigenden Infektionen der unteren Genitalien, früheren pPROM und der KonisationGenitalinfektionen assoziiert. Bei etwa 1/3 der Frauen, bei denen ein pPROM auftritt, ergibt die Fruchtwasserkultur einen positiven Befund.
  • Studien haben gezeigt, dass Bakterien die intakte Fruchtblase passieren und so einen pPROM hervorrufen können.2-43
  • Zervixinsuffizienz
  • VaginitisDie Infektion wird dabei durch membranschädigende Faktoren begünstigt, wie oxidativer Stress und Zervizitis(sterile) Inflammation.3
    • Die Eihäute werden durch unterschiedliche Schädigungsmechanismen permeabel für Bakterien.3
    • Traumata
  • Distension des Uterus
  • Anomale Membranphysiologie

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • W84 Hochrisikoschwangerschaft
  • W92 Kompliz. Entbindung, Lebendgeburt
  • W93 Kompliz. Entbindung, Totgeburt

ICD-10

  • O42 Vorzeitiger Blasensprung
    • O42.0 Vorzeitiger Blasensprung, Wehenbeginn innerhalb von 24 Stunden
    • O42.1 Vorzeitiger Blasensprung, Wehenbeginn nach Ablauf von 24 Stunden
    • O42.2 Vorzeitiger Blasensprung, Wehenhemmung durch Therapie
    • O42.9 Vorzeitiger Blasensprung, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • BeiNachweis von Fruchtwasser 
    • abgehendes Fruchtwasser sichtbar – oder –
    • Nachweis von Fruchtwasser bei der InspektionUntersuchung findetmittels sicheines Fruchtwassersterilen Spekulums im oberen Teil der Vagina. – oder –
    • Nachweis eines Oligohydramnions per transabdominalem Ultraschall (und entsprechender Anamnese)
    • Der Nachweis eines erhöhten pH-Werts in der Vagina (pH >  7) stützt die Diagnose.
    • Bei Unsicherheit bezüglich der Diagnose kann eine Schnelltest auf Fruchtwasser durchgeführt werden. 

Differenzialdiagnosen

  • Starker Fluor genitalis5
  • Harnverlust
  • Unerklärlicher Flüssigkeitsaustritt, sog. falsches Fruchtwasser5

Anamnese

  • MeistOft Beschreibungschwallartiger eines umfangreichen AbgangsAbgang von Fruchtwasserklar bis milchig oder gelblicher Flüssigkeit aus der Scheide5
  • Manchmal auch nur leichtes kontinuierliches oder intermittierendes Tröpfeln aus der Scheide, nicht willkürlich beeinflussbar5

Wichtige Fragen

  • Zeitpunkt des Flüssigkeitsaustritts
  • Liegen Wehen vor?
  • Blutet die Patientin vaginal?
  • Hat die Patientin Fieber?
  • Wann ist der Entbindungstermin?

Klinische Untersuchung

  • BeiFalls VerdachtAnamnese aufnicht eineneindeutig:
    • Inspektion: vorzeitigenklarer Blasensprungbis istgelblicher dieAusfluss aus der Scheide
    • ggf. Provokation des Ausflusses durch Husten der Patientin inoder ein Krankenhaus, möglichst mit hochqualifizierter Kinderklinik, einzuweisen.Fundusdruck5
  • BeiKeine digitale Untersuchung (Gefahr der gynäkologischen Untersuchung ist Vorsicht geboten.
  • Es sollte lediglich eine Inspektion mithilfe eines sterilen Spekulums erfolgen. Ist der Muttermund geöffnet, darf keine Exploration erfolgen.Keimverschleppung)65

Ergänzende Untersuchungen in der PraxisHausarztpraxis

  • Mikroskopische Untersuchung des Fruchtwassers
    • Typischer Befund: Farnkrautmuster bzw. Kristalle
    • Es wird Flüssigkeit aus dem hinteren Scheidengewölbe auf einen Objektträger gestrichen und an der Luft getrocknet. Bei 40-facher Vergrößerung zeigt sich ein charakteristisches Kristallbild.
  • Test des pH-Werts des Fruchtwassers mit Indikatorpapier
    • Der normale pH-Wert der Vagina liegt zwischen 4,5 und 6,0, der des Fruchtwassers dagegen bei 7,1 bis 7,3.
  • Bakteriologische Untersuchung des Zervixsekrets
    • Diese sollte auch durchgeführt werden, falls sich die Diagnose vorzeitiger Blasensprung nicht bestätigt.
    • Bei Schwangeren mit Chlamydien oder Gonorrhö ist das Risiko eines vorzeitigen Blasensprungs um das 7-Fache erhöht.

Diagnostik im Krankenhaus

  • EineVaginale VaginalinspektionUntersuchung kannmit diesterilem DiagnoseSpekulum bestätigen.
  • zum Nachweis von Fruchtwasser in der Vagina,?
  • Zervixverkürzung und/oder Mittermungseröffnung vor?5
  • Eine vaginale Palpation sowie ein transvaginaler Ultraschall sollten möglichst nicht erfolgen7, da sich dadurch das Risiko einer aufsteigenden Infektion erhöht.5
  • Transabdominaler Ultraschall zum Nachweis eines Oligohydramnions5
  • Bei einemUnsicherheit pPROMnach sollte eine bakteriologischeklinischer Untersuchung erfolgenund transabdominaler Sonografie können kommerzielle Schnelltests zum Nachweis von Fruchtwasser eingesetzt werden.5
  • ImKultur Krankenhausoder findetPCR-Analyse einehinsichtlich sorgfältigeStreptokokken Überwachungder statt.Gruppe B6
  • CTG
    • fetale Tachykardie, Fieber und erhöhtes CRP: Anzeichen einer Infektion
    • Kultur oder PCR-Analyse hinsichtlich Streptokokken der Gruppe B8
    • Sonografie des Abdomens: Lage, Größenmessung und Fruchtwassermenge, Zervixlänge?
    • CTG 

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

  • Bei einem vorzeitigen Blasensprung oder Verdacht auf einen Blasensprung sollte die Patientin immer in eine Fachabteilung eingewiesen werden.
  • BlasensprungTransport abins SSWKrankenhaus 37+0–liegend oder nicht?
    7
    • BeiWegen instabilerder LageGefahr eines Nabelschnurvorfalls wird häufig ein Liegendtransport empfohlen.
    • Die Häufigkeit eines Nabelschnurvorfalls wird in der Literatur mit 0,14–0,62 % aller Entbindungen angegeben.
    • Nur 2 % der Nabelschnurvorfälle geschehen außerhalb von Kliniken.
    • Risikofaktoren für einen Nabelschnurvorfall
      • Beckenendlage oder in Querlage
      • viele vorhergehende Geburten
      • Polyhydramnion
      • Blasensprung in einer sehr frühen Schwangerschaftswoche
    • Ob ein Liegendtransport einen Nabelschnurvorfall verhindern kann, Querlageist nicht untersucht.
    • Ab der 36. SSW und Beckenendlagebei und wenn das vorangehende Körperteil sehr hoch und beweglich über dem Beckeneingang steht,Schädellage ist ein TransportLiegendtransport imnicht Liegenunbedingt in Betracht zu ziehenerforderlich.
    • Wennbei füherer Schwangerschaftswoche oder bei einem der KopfRisikofaktoren imsicherheitshalber Beckeneingang beweglich ist, ist ein Transport im Liegen nicht erforderlich.Liegendtransport

Therapie

TherapiezielTherapieziele

  • Schwangerschaft bei pPROM verlängern.
  • Aufsteigende Infektionen verhindern.

Allgemeines zur Behandlung nach deutschen LeitlinienTherapie 

Leitlinie

Blasensprung SSW < 207

  • Bei fehlendem AIS: Abwarten unter Bettruhe nach Absprache mit der Schwangeren ist möglich.
  • CRP-Kontrollen alle 6 bis 24 h
  • Regelmäßige sonografische Kontrolle der Fruchtwasser-Menge und Vitalität des Kindes
  • Bei persistierendem Oligo-/Anhydramnion über schlechte Prognose des Kindes (Lungenhypoplasie etc.) aufklären.
  • Ggf. Beendigung der Schwangerschaft
  • Keine Indikation zur Lungenreifeindikation, keine Indikation zur Tokolyse
  • Daten zur Antibiotikagabe nicht ausreichend

Blasensprung SSW > 20+0 bis < 24+07

  • Bei fehlendem Anhalt für AIS: Abwarten unter Bettruhe nach Absprache mit der Schwangeren möglich.
  • Ggf. antibiotische Therapie (Expertenmeinung, Daten fehlen)
  • CRP-Kontrollen alle 6 bis 24 h
  • Regelmäßige sonografische Kontrolle der Fruchtwasser-Menge und Vitalität des Kindes
  • Lungenreifeinduktion grundsätzlich keine, vereinzelte Arbeiten zeigen einen Vorteil ab SSW 23+0.
  • Unzureichende Datenlage zur Tokolyse 
  • Bei manifestem AIS in SSW ≥ 23+0: Entbindung anstreben.

Blasensprung SSW > 23+6 bis < 34+07

  • Bei manifestem AIS zügige Entbindung unter antibiotischer Therapie anstreben.
  • Bei fehlendem Anhalt für AIS abwarten.
  • CRP-Kontrollen alle 6 bis 24 h
  • CTG 2 X tgl.
  • Regelmäßiger Ultraschall/Doppler
  • Antibiotische Therapie
  • Lungenreifeinduktion außer bei AIS
  • Bei Wehen Einsatz von wehenhemmenden Mitteln (Tokolyse), bis die Steroidtherapie ihre Wirkung voll entfaltet hat, außer bei AIS.

Blasensprung ab SSW 347

  • Bei manifestem AIS: zügige Entbindung unter antibiotische Therapie, ggf. durch Sectio cesarea, falls keine schnelle Geburt zu erwarten ist.
  • Bei fehlendem Anhalt für AIS: aktive Beendigung der Schwangerschaft nach 12–24 h (wenn kein spontaner Wehenbeginn eintritt).
  • Antibiotische Therapie SSW 34+0 bis 37+0 generell, SSW > 37+0 nicht generell empfohlen.
  • Weder Lungenreifeinduktion noch Tokolyse
  • Der RAbschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Nach einem pPROM gilt es, zwischen einem erhöhten Risiko fückgangr eine neonatale Sepsis und den möglichen Folgen der perinatalenFrühgeburt Erkrankungenabzuwägen.
    • Die istHäufigkeit wahrscheinlichneonataler aufInfektionen/Sepsis scheint bei abwartendem Verhalten nicht höher zu sein als bei sofortiger Geburt, aber Komplikationen (Atemnot mit Notwendigkeit der Unterstützung beim Kind, Intensivstation, Tod, Kaiserschnittrate) sind bei sofortiger Geburtseinleitung höher. 
    • Nach einem frühen vorzeitigen Blasensprung (pPROM) sollte bei fehlendem Hinweis für ein Triple I („Amnioninfektionssyndrom; Infection, Inflammation, or Both“) spätestens ab 37+0 SSW die vorbeugendeGeburtseinleitung Antibiotikabehandlungempfohlen zurwerden.
  • Eine Geburtseinleitung soll nach vorzeitigem Blasensprung spätestens nach 24 Stunden empfohlen werden.
    • Das Risiko fückzuführenr ein Triple I („Amnioninfektionssyndrom“) nimmt ab 24 Stunden signifikant zu.9-10

Medikamentöse Therapie

  • Einleitung der Geburt mit Prostaglandin-Analoga
    • Ist die 37. SSW überschritten: Geburtseinleitung dem Warten auf einen spontanen Beginn der Geburt vorziehen.111
  • Kortikosteroide  zur Lungenreifung
    • DiesesIndiziert ist allenbei Patientinnen zwischen SSW 24+0 und 33+6 zu0 verabreichen,und sofern kein AIS vorliegtpPROM.78
    • Zwischen SSW 23+0 und 23+6 erfolgt eine individuelle Einschätzung der Notwendigkeit.
    • Der Einsatz von Steroiden nach der 34. SSW wird nicht empfohlen. Sie erhöhen nachweislich die perinatale Morbidität und Mortalität.12-139
    • In Bezug auf die Wirkung scheinen zwischen den verschiedenen Steroiden keine wesentlichen Unterschiede zu bestehen (Ia)z.14
    • In Deutschland wird B. 2  x  12  mg Betamethason i.  m. im Abstand von 24  h empfohlen. 8
      • Eine routinemäßige Wiederholung wird nicht empfohlen.7
  • Wehenhemmende Mittel (Tokolytika)?
    • Sofern keine Kontraindikationen vorliegen, kann bei pPROM und gleichzeitiger Wehentätigkeit zwischen SSW 24+0 und 33+6 eine Tokolyse erfolgen. Das Ziel der Tokolyse besteht darin, die Geburt so lange hinauszuzögern, bis die Steroidtherapie ihre volle Wirkung entfaltet hat und/oder der Transport in ein geeignetes Krankenhaus erfolgen kann. Zwischen SSW 23+0 und 23+6 erfolgt eine individuelle Einschätzung der Notwendigkeit.
    • Die GeburtIndikation kannfür einigeeine Tagetokolytische hinausgezögertTherapie werden,ist dies scheint den neonatalen Zustand jedoch nichtkritisch zu verbessernstellen und täglich zu prüfen.158
      • erhöhtes Risiko für Chorioamnionitis, kein maternaler oder neonataler Benefit nachgewiesen2
      • Eine Langzeittherapie wird nicht empfohlen.
    • Eine perorale Therapie wird nicht empfohlen.
  • Antibiotikaprophylaxe
    • Bei vorzeitigem Blasensprung zwischen SSW 24+0 und 37+0 erfolgt eine Antibiotikaprophylaxe über 7 Tage. 8
    • Zwischen SSW 23+0 und 23+6 erfolgt eine individuelle Einschätzung der Notwendigkeit.
    • Diemögliche prophylaktischeAntibiotika: Gabe soll laut deutschen Leitlinien z. B. mit MezlocillinBenzylpenicillin, Piperacillin,  Clindamycin, Ampicillin oder Erythromycin erfolgen, wobei unklar ist, welches Antibiotikum oder welche Antibiotikakombinationen am besten geeignet sind, und wie lange die Prophylaxe durchgeführt werden soll.7
    • Mögliches Therapieregime: alle 4 Stunden i. v. 1,2 g (2 Mio. IE) Benzylpenicillin.16 Besteht eine Penicillinallergie, werden stattdessen alle 8 Stunden 900 mg Clindamycin oder alle 6 Stunden 500 mg Erythromycin intravenös verabreicht.
    • Wirksamkeit
      • Antibiotika reduzieren die Häufigkeit neonataler Infektionen und verlängern die Zeit bis zur Geburt.
      • Im Rahmen von Metaanalysen wurde eine geringere Häufigkeit von postpartaler Endometritis, Chorioamnionitis, neonataler Sepsis, neonataler Pneumonie und intraventrikulären Blutungen festgestellt (Ia).17
      • Eine prophylaktische Antibiotikatherapie ist auch bei Nachweis betahämolysierender Streptokokken im Vaginalsekret indiziert.
      • Durch Antibiotika lässt sich das Ergebnis sowohl für die Mutter als auch für das Kind verbessern.

Blasensprung in SSW 34+0 bis einschl. SSW 36+6

  • Die Einleitung der Geburt sollte etwa ab SSW 3418-19 in Betracht gezogen werden.
    • Es ist aber nicht geklärt, ob es besser ist die Geburt einzuleiten oder den spontanen Wehenbeginn abzuwarten, wenn die Geburt nicht innerhalb von 24 Stunden nach dem Blasensprung spontan einsetzt.20-21 
    • Eine sofortige Einleitung wird in folgenden Fällen empfohlen: Fieber und Schmerzempfindlichkeit über dem Uterus sowie bei pathologischen CTG-Veränderungen.
  • Kortikosteroide sollten nicht verabreicht werden.
  • Prophylaktisch sollten Antibiotika verabreicht werden.
  • Das Kind kann vaginal entbunden werden.

Blasensprung in SSW 24 bis 33

  • Eine Frühgeburt geht mit einer hohen neonatalen Morbidität und Mortalität einher.
  • Es sollte versucht werden, die Schwangerschaft bis zur 34. SSW zu verlängern.
  • Der einzige Grund, die Schwangerschaft nicht zu verlängern, sind Zweifel in Bezug auf das Wohlergehen des Kindes in der Gebärmutter, z. B. bei Infektionen, einer Plazentaablösung oder einer drohenden intrauterinen Asphyxie.
  • Es sollten Kortikosteroide und Antibiotika verabreicht werden.
  • Überwachung
    • Der Fetus sollte per Ultraschall und ggf. per CTG überwacht werden.
    • Ist kein Fruchtwasser vorhanden, kann die Nabelschnur abgeklemmt werden.
    • Eine mögliche Komplikation besteht in einem Nabelschnurprolaps (die Nabelschnur tritt aus der Zervix aus).
    • Es ist auf Anzeichen einer Infektion zu achten: Tachykardie, Fieber, regelmäßige Kontraktionen, uterine Schmerzempfindlichkeit, Leukozytose.
  • Bei Anzeichen eines AIS muss die Geburt eingeleitet werden.

Blasensprung vor SSW 24

  • Bei den meisten Patientinnen kommt es innerhalb einer Woche zur Geburt.
  • Es besteht ein hohes Risiko von Komplikationen wie z. B. chronische Lungenerkrankung, neurologischen Erkrankungen, Hydrozephalus, zerebrale Parese oder Tod.

Blasensprung ab SSW 37, PROM

  • Entbindung
    • Beginnt die Geburt nicht innerhalb von 24 Stunden nach dem Blasensprung spontan, wird eine Einleitung empfohlen (Ib).2210
  • Eine sofortige Einleitung wird empfohlen bei:
    • Fieber und Schmerzempfindlichkeit über dem Uterus
    • fetaler Tachykardie oder anderen pathologischen CTG-Veränderungen.
  • Anzeichen einer Chorioamnionitis
    • siehe unten

Bei Verdacht auf eine Chorioamnionitis

  • Bei Verdacht auf eine Chorioamnionitis ist so schnell wie möglich eine Antibiotikatherapie einzuleiten.
    • Die Wirksamkeit ist einer Metaanalyse zufolge nicht eindeutig belegt (Ia).
  • Bei einer Chorioamnionitis ist eine baldige Entbindung indiziert.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Komplikationen

  • Bei einem pPROM kann es zu Problemen wie Frühgeburt, Fehllage des Kindes, Abklemmung der Nabelschnur, Oligohydramnion, nekrotisierende Enterokolitis, neurologische Störungen, intraventrikuläre Blutungen und Atemnotsyndrom kommen.5,2311
  • Frühgeburt
    • Mit einer Inzidenz der Geburt innerhalb einer Woche von 50–75 % ist dies die häufigste Komplikation.
    • Der Zeitraum vom Blasensprung bis zur Geburt nimmt mit steigender Schwangerschaftsdauer ab.2412
      • pPROM vor SSW 26: 82 % der Patientinnen haben nicht innerhalb von 7 Tagen entbunden.
      • pPROM in SSW 26–30: 76 % der Patientinnen haben nicht innerhalb von 7 Tagen entbunden.
      • pPROM in SSW 30–33: 55 % der Patientinnen haben nicht innerhalb von 7 Tagen entbunden.
      • pPROM in SSW 33–36: 10 % der Patientinnen haben nicht innerhalb von 7 Tagen entbunden.
  • Atemnotsyndrom
    • Die Inzidenz liegt bei 35 %.
  • Nabelschnurkompression
    • DieNabelschnurvorfall Inzidenz(sehr liegt bei 32–76 %.
    selten)
  • Aufsteigende intrauterine Infektion2513
    • Bei einemfrühem Abgangvorzeitigem vonBlasensprung Flüssigkeitbeträgt überdie längereInzidenz Zeitder bestehtChorioamnionitis dasetwa 30 %8
    • erhöhtes Risiko einer Chorioamnionitis (6–10 %), einer Endometritis (1–3 % nach vaginaler Entbindung, 10–30 % nach Kaiserschnitt) und neonataler Infektionen (2–3 %).
    • Das Risiko einer Infektion ist im Falle einer langen Latenzphase zwischen dem Blasensprung und dem Beginn der Wehentätigkeit, einer langen aktiven Geburtsphase, häufiger Vaginalexplorationen (> 3), eines Oligohydramnions, einer urogenitalen Besiedelung mit Streptokokken der Gruppe B (GBS) sowie eines Mekonium-gefärbten Fruchtwassers erhöht.Sepsis261
  • Abruptio placentae26
    • Die Inzidenz liegt bei 4–12 %.
  • Antepartaler Tod des Fetus
    • Die Inzidenz liegt bei 1–2 %.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

 
  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. Empfehlungen(DGGG). zumS2k-Leitlinie Vorgehen beim vorzeitigen BlasensprungGeburtseinleitung. AWMF-LeitlinieRegister Nr. 015/029.-088, Stand 20062020. wwwregister.awmf.org

Literatur

  1. Medina TM, Hill DA. Preterm premature rupture of membranes: Diagnosis and management. Am Fam Physician 2006; 73: 659-64. PubMed
  2. Bendon RW, Faye-Petersen O, Pavlova Z, Qureshi F, Mercer B, Miodovnik M, et al. Fetal membrane histology in preterm premature rupture of membranes: comparison to controls, and between antibiotic and placebo treatment. Pediatr Dev Pathol 1999; 2: 552-8. PubMed
  3. Canavan TP, Simhan HN, Caritis S. An evidence-based approach to the evaluation and treatment of premature rupture of membranes: Part I. Obstet Gynecol Surv 2004 Sep; 59(9): 669-677. PubMed
  4. Canavan TP, Simhan HN, Caritis S. An evidence-based approach to the evaluation and treatment of premature rupture of membranes: Part II. Obstet Gynecol Surv 2004 Sep; 59(9): 678-689. PubMed
  5. American College of Obstetricians and Gynecologists. Premature rupture of membranes. Clinical management guidelines for obstetrician-gynecologists. ACOG practice bulletin no. 1. Int J Gynaecol Obstet 1998; 63: 75-84. PubMed
  6. Alexander JM, Mercer BM, Miodovnik M, Thurnau GR, Goldenburg RL, Das AF, et al. The impact of digital cervical examination on expectantly managed preterm rupture of membranes. Am J Obstet Gynecol 2000; 183: 1003-7. PubMed
  7. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. EmpfehlungenV. zum(DGGG). VorgehenS2k-Leitlinie beim vorzeitigen BlasensprungGeburtseinleitung. AWMF-LeitlinieRegister Nr. 015/029.-088, Stand 20062020. wwwregister.awmf.org
  8. BergeronMeller MGCH, KeCarducci DME, MenardCeriani CCernadas JM, etOtaño alL. RapidPreterm detectionpremature rupture of group B streptococci in pregnant women at deliverymembranes. NArch EnglArgent JPediatr Med 20002018; 343116(4):175e575-79e581. New England Journal of Medicinepubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  9. SchragMenon SJR, ZywickiRichardson S, Farley MM; Reingold AL, Harrison LH, Lefkowitz LB, et alLS. GroupPreterm B streptococcal disease in the era of intrapartum antibiotic prophylaxis. N Engl J Med 2000; 342:15-20. New England Journal of Medicine
  10. Kenyon S, Pike K, Jones DR, Brocklehurst P, Marlow N, Salt A, Taylor DJ. Childhood outcomes after prescription of antibiotics to pregnant women with pretermprelabor rupture of the membranes: 7-yearA follow-updisease of the ORACLEfetal Imembranes. trialSemin Perinatol. 2017 Nov;41(7):409-419. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Goldenberg RL, Culhane JF, Iams JD, Romero R. Epidemiology and causes of preterm birth. Lancet. 2008 Jan 5; 372371(9606): 131075-884. PubMedpubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Dare MR, MiddletonDuff P, Crowther CA, Flenady V, Varatharaju B. PlannedPreterm early birth versus expectant management (waiting) for prelabourprelabor rupture of membranes: atClinical termmanifestations and diagnosis. UpToDate, last updated: Mar 22, 2022. Letzter Zugriff 9.8.23. www.uptodate.com
  13. Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin e.V. (37 weeks or moreGNPI). CochraneSepsis Databasebei ofNeugeborenen Systematic- Reviewsfrühe 2006Form - durch Streptokokken der Gruppe B, Issue 1Prophylaxe. Art. No.Registernummer: CD005302.024-020, DOIEntwicklungsstufe: 10.1002/14651858.CD005302.pub2S2k, Stand 2016 (abgelaufen). DOIregister.awmf.org
  14. HardingHermsteiner JEM, Pangvon JWaldenfels HA, KnightMaul DBH. Liegendtransport beim Blasensprung-ein alter Zopf?!, LigginsFrauenarzt GC58 (2017), Nr. Do7, antenatalp: corticosteroids556-558. helpwww.frauenarzt.de
  15. Maul H, et al. Current approach in thepreterm setting of pretermprelabor rupture of membranes: new definitions? AmIs JCRP Obstetdetermination Gynecoluseful? 2001Are alternatives in sight?. Gynakologe. 2021; 18454(3): 131-9186–194. PubMedwww.ncbi.nlm.nih.gov
  16. Roberts D, Dalziel SR. Antenatal corticosteroids for accelerating fetal lung maturation for women at risk of preterm birth. Cochrane Database of Systematic Reviews 2006, Issue 3. Art. No.: CD004454. DOI: 10.1002/14651858.CD004454.pub2. DOI
  17. Brownfoot FC, Gagliardi DI, Bain E, Middleton P, Crowther CA. Different corticosteroids and regimens for accelerating fetal lung maturation for women at risk of preterm birth. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 8. Art. No.: CD006764. DOI: 10.1002/14651858.CD006764.pub3. DOI
  18. Fontenot T, Lewis DF. Tocolytic therapy with preterm premature rupture of membranes. Clin Perinatol 2001; 28: 787-96,vi.
  19. Hakansson S, Kallen K. Impact and risk factors for early-onset group B streptococcal morbidity: analysis of a national, population-based cohort in Sweden 1997-2001. BJOG 2006 Dec;113(12):1452-1458. PubMed
  20. Kenyon S, Boulvain M, Neilson JP. Antibiotics for preterm rupture of membranes. Cochrane Database of Systematic Reviews 2013, Issue 12. Art. No.: CD001058. DOI: 10.1002/14651858.CD001058.pub3. DOI
  21. Naef RW III, Allbert JR, Ross EL, Weber BM, Martin RW, Morrison JC. Premature rupture of membranes at 34 to 37 weeks' gestation: aggressive versus conservative management. Am J Obstet Gynecol 1998; 178: 126-30. PubMed
  22. Lieman JM, Brumfield CG, Carlo W, Ramsey PS. Preterm premature rupture of membranes: is there an optimal gestational age for delivery? Obstet Gynecol 2005; 105: 12-7. PubMed
  23. Bond DM, Middleton P, Levett KM, van der Ham DP, Crowther CA, Buchanan SL, Morris J. Planned early birth versus expectant management for women with preterm prelabour rupture of membranes prior to 37 weeks' gestation for improving pregnancy outcome. Cochrane Database of Systematic Reviews 2017. doi:CD004735.pub4 Cochrane (DOI)
  24. Morris JM, Roberts CL, Bowen JR et al. Immediate delivery compared with expectant management after preterm pre-labour rupture of the membranes close to term (PPROMT trial): a randomised controlled trial. Lancet 2016; 387: 444-52. pmid:26564381 PubMed
  25. van der Ham DP, van der Heyden JL, Opmeer BC, Mulder AL, Moonen RM, van Beek JH, et al. Management of late-preterm premature rupture of membranes: the PPROMEXIL-2 trial. Am J Obstet Gynecol 2012 Oct;207(4):276.e1-276.e10.
  26. Mercer BM. Preterm premature rupture of the membranes. Obstet Gynecol 2003; 101: 178-93. PubMed
  27. Tsoi E, Fuchs I, Henrich W, et al. Sonographic measurement of cervical length in preterm prelabor amniorrhexis. Ultrasound Obstet Gynecol 2004; 24: 550-3. PubMed
  28. French L. Prevention and treatment of postpartum endometritis. Curr Womens Health Rep 2003 Aug;3(4):274-279. PubMed
  29. Ananth CV, Savitz DA, Williams MA. Placental abruption and its association with hypertension and prolonged rupture of membranes: a methodologic review and meta-analysis. Obstet Gynecol 1996; 88: 309-18. PubMed

AutorenAutor*innen

  • JuliaFranziska TrifyllisJorda, Dr. med., Fachärztin für GynäkologieAllgemeinmedizin und Geburtshilfefür Viszeralchiurgie, Münster/W.Kaufbeuren
  • KjellDie Åsmundursprüngliche SalvesenVersion dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, overlege Kvinneklinikken St https://legehandboka. Olavs hospitalno/). Professor i fødselshjelp og kvinnesykdommer, NTNU
  • Per Bergsjø, professor emeritus, dr. med., Universitetet i Bergen. Spesialist i kvinnesykdommer og fødselshjelp, forsker ved Nasjonalt folkehelseinstitutt, Oslo
O42; O420; O421; O422; O429
gbs; prom; amniorrhexis; hinneruptur; spontan hinneruptur; fostervann lekkasje; gbs; Tidig vattenavgång
W84; W92; W93
Spontaner Blasensprung ohne Wehen; Keine Wehentätigkeit; Frügeburt; Prelabour rupture of membranes; PROM; Preterm Prelabour rupture of membranes; pPROM; Früher vorzeitiger Blasensprung; Farnkrautmuster; Aufsteigende Infektion; Chorioamnionitis; Triple I; Atemnot-Syndrom; Nabelschnurkompression; Nabelschnurvorfall
Vorzeitiger Blasensprung
U-NH 18.10.17
BBB MK 28.08.2023 umfassend revidiert, gekürzt und umgeschrieben. Check GO
document-disease document-nav document-tools document-theme
Definition:Ein spontaner Blasensprung vor der Geburt, ohne dass Anzeichen von Wehen vorliegen. Dadurch Häufigkeit:Beierhöht 6–12 %sich derdas GebärendenRisiko kommteiner Frühgeburt, und es unmittelbar vor der Geburtkann zu einemeiner spontanenReihe Blasensprung,anderer ohneperinataler dassund eineneonataler WehentätigkeitKomplikationen bestehtkommen.
Schwangerschaft/Geburtshilfe
Vorzeitiger Blasensprung
/link/cb9d88ade9bc4dd68178a241923f7da0.aspx
/link/cb9d88ade9bc4dd68178a241923f7da0.aspx
vorzeitiger-blasensprung
SiteDisease
Vorzeitiger Blasensprung
anders.skjeggestad@nhi.no
uK.boos@gesinformReinhardt@gesinform.de (patched by system)
de
de
de