Was ist eine Extrauteringravidität?
Definition
Als Extrauteringravidität bezeichnet eine Schwangerschaft, bei der sich eine befruchtete Eizelle außerhalb der Gebärmutterhöhle einnistet. Sie wird auch als „ektope“ Schwangerschaft bezeichnet. Meist geschieht dies im Eileiter (Tubargravidität), in seltenen Fällen in der Bauchhöhle oder den Eierstöcken. Eine Extrauteringravidität kann auch zusätzlich zu einer intakten Schwangerschaft auftreten. Man spricht dann von einer „heterotopen“ Schwangerschaft.
Symptome
Die häufigsten Symptome sind Blutungen und Unterbauchschmerzen im 1. Trimenon. Hinzu können typische Symptome der Schwangerschaft wie Ausbleiben der Menstruation, Übelkeit und Brustwachstum kommen.
Ursachen
Die Ursachen können anatomische oder funktionelle Veränderungen im Bereich des Eileiters sein, die zu einer Verlegung des Eileiters führen. Auch eine eingeschränkte Bewegungsfähigkeit der Eileiterwände oder der Flimmerhärchen können den Transport der befruchteten Eizelle so sehr stören, dass sie sich an der falschen Stelle einnistet.
Faktoren, die eine Extrauteringravidität begünstigen:
- vorausgegangene Extrauteringravidität
- frühere Eileiteroperation (z. B. Sterilisation)
- Schwangerschaft bei liegendem Intrauterinpessar (Spirale)
- abgeheilte Entzündungen im Bereich des kleinen Beckens
- wechselnde Sexualpartner*innen
- sämtliche Verfahren der assistierten Reproduktion bei unerfülltem Kinderwunsch
- frühere gynäkologische Interventionen (Operationen, IVF, Spirale)
- Rauchen
- Alter > 40 Jahre.
Häufigkeit
Etwa bei 1–2 % aller Schwangerschaften nistet sich das Ei außerhalb der Gebärmutter ein. Das Risiko für eine heterotope Schwangerschaft (Extrauteringravidität zusätzlich zu einer Gebärmutterschwangerschaft) beträgt nach In-vitro-Fertilisation (IVF) 1:100.
Untersuchungen
Zunächst werden die Beschwerden erfragt (Ausbleiben der Menstruation, Blutungszeichen, Übelkeit, Brustspannen?), dann wird ein Schwangerschaftstest auf das Schwangerschaftshormon Beta-hCG im Urin durchgeführt. Auch im Blut kann Beta-hCG untersucht werden, die Werte sind bei einer Extrauteringravidität in der Regel niedriger als bei einer intakten Gebärmutterschwangerschaft. Außerdem wird das Blut auf Zeichen von Entzündungen oder Blutarmut analysiert.
Im Ultraschall in der gynäkologischen Praxis zeigt sich eine leere Gebärmutterhöhle, sodass der Verdacht auf eine ektope Schwangerschaft fällt. Eine frühe Extrauteringravidität kann allerdings möglicherweise im Ultraschall nicht dargestellt werden. Ein sicheres Zeichen für eine Schwangerschaft im Ultraschall ist ein pulsierender Herzschlag des Fötus.
Von der Gynäkologin werden nun vorsichtig Gebärmutter und Eileiter untersucht. Oft zeigen sich dabei Blutungen aus dem oberen inneren Genitalbereich, typisch sind auch Schmerzen bei Untersuchung des Gebärmutterhalses („Portioschiebeschmerz“).
In seltenen Fällen kann eine diagnostische Bauchspiegelung (Laparoskopie) oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) notwendig sein, um eine Diagnose zu stellen.
Behandlung
Welche Therapie infrage kommt, ist abhängig von dem Ort, an dem sich das befruchtete Ei eingenistet hat, der Konzentration von Beta-hCG im Blutserum, dem Ausmaß einer möglichen Blutung und dem Allgemeinzustand der Patientin.
Abwartendes Vorgehen
Etwa 1/3 aller Extrauteringraviditäten bilden sich spontan zurück. Liegt lediglich ein positiver Schwangerschaftstest ohne irgendwelche klinischen Symptome vor, kann unter sehr engmaschigen Kontrollen des hCG-Wertes und unter sonografischen Kontrollen ein abwartendes Vorgehen gewählt werden.
Operation
Starke Blutungen, starke Schmerzen, ein instabiler Zustand der Patientin oder Verdacht auf eine Eileiterruptur sind ein Grund für eine Notoperation, die oft per Schlüssellochtechnik (Laparoskopie) erfolgen kann. Falls dies nicht möglich ist, muss ein offener Bauchschnitt erfolgen. Der Eileiter wird dabei möglichst erhalten. Ist er jedoch zu stark geschädigt, muss er auf der betroffenen Seite entfernt werden.
Auch bei Patientinnen ohne schwerwiegende Symptomatik kann das operative Vorgehen das Mittel der Wahl sein.
Medikamente
In vielen Fällen kann medikamentös behandelt werden. Bei beschwerdefreien Patientinnen mit niedrigen hCG-Werten (unter 1.000 U/ml) ist das Medikament MTX (Methotrexat) das Mittel der Wahl. MTX unterdrückt das Zellwachstum. Meist ist eine einzelne Infusion ausreichend.
Psychologische Mitbetreuung
Eine psychologische Mitbetreuung nach einer durchlittenen Notfalloperation, durch den Abbruch einer womöglich gewünschten Schwangerschaft und die Gefahr einer resultierenden Infertilität ist empfehlenswert.
Vorbeugung
Im Anschluss an eine Extrauteringravidität sollten 6 Monate bis zu einer erneuten Schwangerschaft abgewartet werden.
Prognose
Bei frühzeitiger Diagnose und Behandlung ist die Prognose gut. Das Risiko einer erneuten Extrauteringravidität ist bis zu 10 % erhöht. Sind bleibende Schäden an den Eileitern zu befürchten, kann evtl. die primäre Planung einer In-vitro-Fertilisation eine weitere Extrauteringravidität vermeiden helfen.
Etwa 1/3 aller extrauterinen Schwangerschaften bilden sich spontan zurück, häufig bevor sie überhaupt bemerkt werden.
Weitere Informationen
- Rauchen schadet Ihrer Gesundheit
- Extrauteringravidität – Informationen für ärztliches Personal
Autorin
- Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin