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Mumps-Orchitis

Zusammenfassung

  • Definition:Entzündung eines Hodens, die in Verbindung mit Mumps auftritt.
  • Häufigkeit:Betrifft 15–30 % aller Männer, die nach der Pubertät an Mumps erkranken.
  • Symptome:Als typisches Symptombild treten im Laufe der Mumps-Infektion Schmerzen in einem oder in beiden Hoden auf.
  • Befunde:Bei der Untersuchung zeigt sich eine Schwellung des Hodens, bei der Palpation treten Schmerzen auf. Der Schmerz nimmt in der Regel ab, wenn der Hoden hochgelagert wird.
  • Diagnostik:Ggf. Ultraschalluntersuchung bei unklarer Diagnose. Ggf. Antikörper im Serum. Ggf. PCR für den Nachweis von Mumps.
  • Therapie:Ruhe und symptomatische Maßnahmen.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Eine akute Entzündungsreaktion in den Hoden infolge einer Mumps-Infektion.1

Häufigkeit

  • Tritt seit Einführung der Impfung (MMR-Impfung) nur selten auf.2
  • Selten präpubertär2
  • Bei postpubertärer Parotitis erkrankt ca. jeder Dritte an Orchitis.

Ätiologie und Pathogenese

  • Tritt in Verbindung mit einer Parotitis epidemica (Mumps) auf.
  • Manifestation ca. 4–8 Tage nach der Parotitis, besteht für etwa 1–2 Wochen fort.
  • Abnormes Spermatogramm in bis zu 25 % der Orchitis-Fälle2 
  • Einseitige Hodenatrophie bei 60–70 % der Orchitis-Patienten3 
  • Auch der andere Hoden ist in 30 % der Fälle innerhalb von 1–9 Tagen betroffen.
  • Sterilität selten Folge einer einseitigen Orchitis1

ICPC-2

  • D71 Mumps
  • Y74 Orchitis/Epididymitis

ICD-10

  • B26.0 Mumps-Orchitis (N51.1*)
  • N45 Orchitis und Epididymitis
    • N45.0 Orchitis, Epididymitis und Epididymoorchitis mit Abszess
    • N45.9 Orchitis, Epididymitis und Epididymoorchitis ohne Abszess

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Mumps ist eine ansteckende Viruserkrankung und führt häufig zu einer schmerzhaften Schwellung der Parotis.4
    • Etwa 30–40 % der Patienten mit Mumps entwickeln keine Parotitis.
  • Die Diagnose der Mumps-Orchitis wird in der Regel klinisch gestellt.
    • klinisch Schwellung eines Hodens oder beider Hoden
    • Schmerzen infolge einer Infektion
  • Ggf. unterstützt durch Ultraschalluntersuchung zur Bestätigung der Orchitis
  • Ggf. mikrobiologische Diagnostik4
    • Für PCR Rachenabstrich und Urin einsenden, nicht später als 7 Tage nach Symptombeginn entnehmen.2
  • IgM-Antikörper in den ersten Krankheitstagen nachweisbar2
    • im Verlauf Serokonversion oder eine Vervierfachung des IgG-Titers nachweisbar2

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Krankheitsbeginn mit Fieber und Allgemeinsymptomen sowie Schwellung der Glandula parotis
  • Mumps-Orchitis folgt einer Parotitis nach ca. 4–8 Tagen
  • Orchitis zeichnet sich aus durch:
    • akut einsetzende Hodenschmerzen
    • akut einsetzende Hodenschwellung.
  • Im Krankheitsverlauf
    • leichtes Unwohlsein bis starke Schmerzen 
    • in Verbindung mit der Orchitis erneuter Fieberanstieg

Klinische Untersuchung

  • Schwellung des Hodens/vergrößerter Hoden
  • Erythematöse Skrotalhaut
  • Hoden wund/schmerzhaft
    • Schmerzen lassen nach, wenn die Hoden hochgelagert werden (anders als bei der Hodentorsion).

Ergänzende Untersuchungen

  • CRP und BSG können erhöhte Werte aufweisen.
  • Mumps-Diagnose kann ggf. durch einen Antikörpertest oder durch PCR bestätigt werden.
  • Bei sexuell aktiven Männer sollte auch auf Chlamydien und Gonorrhö untersucht werden.

Diagnostik bei Spezialist*innen

  • Farbdoppler-Ultraschall
    • bevorzugte Methode zur Untersuchung des Skrotums zum Ausschluss Hodentorsion6

Therapie

Allgemeines zur Therapie

  • In der Regel symptomatische Behandlung
  • Ruhe und Entlastung
    • Hochlagerung des entzündeten Hodens in Ruheposition
  • Schmerzmedikation (NSAR)

Empfehlungen für Patienten

  • Bettruhe7
  • Kalte Kompressen zur Linderung der Beschwerden

Medikamentöse Therapie

  • Behandlung der Symptome mit NSAR 
  • Fallstudien zu Verabreichung von Breitbandantibiotika, Steroiden oder Interferonen haben nicht zu evidenzbasierten Handlungsempfehlungen geführt.4,7-8

Prävention

  • Mumpsimpfungen (MMR-Impfung) bei Kindern bieten einen ca. 90-prozentigen Schutz gegen Mumps und Orchitis.
    • Der Mumps-Impfstoff ist ein Lebendimpfstoff und enthält attenuierte Mumpsviren.2
    • Die Impfung erzeugt sowohl eine humorale als auch zellulär vermittelte Immunität.2
    • Eine Altersbegrenzung für die Gabe der Impfung existiert nicht.2

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Orchitis entwickelt sich nach der Infektion der Glandula parotis
    • im Durchschnitt innerhalb von ca. 4–8 Tagen.8
  • Das Virus greift die Hoden an.
    • Führt zu einer parenchymalen Entzündung
    • Von den betroffenen Hoden weisen 30–50 % im Verlauf eine Hodenatrophie auf.

Komplikationen

  • Hodenatrophie in etwa 50 % der Fälle nach Ende der Infektion1
  • Verringerte Anzahl Spermien und abnorme Spermienmorphologie in etwa 25 % der Fälle
  • Kann zur Subfertilität beitragen.
  • Sterilität tritt selten auf, ist aber nach einer beidseitigen Infektion möglich.

Prognose

  • Die Erkrankung ist selbstlimitierend.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Urologie. Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-023. S2k, Stand 2015. www.awmf.org

Literatur

  1. Terry N. Orchitis. Medscape, last updated Sep 11, 2015. emedicine.medscape.com
  2. Robert Koch-Institut: Mumps-RKI-Ratgeber 2019. Berlin 2019. www.rki.de
  3. Gazibera B Gojak R, Drnda A, et al. Spermiogram part of population with the manifest orchitis during an ongoing epidemic of mumps. Med Arh. 2012. 66(3 Suppl 1):27-9. www.researchgate.net
  4. Masarani M, Wazait H, Dinneen M: Mumps orchitis: J R Soc Med. 2006;99(11):573-575. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie, Deutsche Gesellschaft für Urologie. Akutes Skrotum im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 006-023, Stand 2015. www.awmf.org
  6. Artul S, Abu Rahmah Y, Abu Shkara H, Yamini A. Inferno: colour Doppler ultrasound sign of orchitis. BMJ Fall Rep. 2014 Apr 1. doi:10.1136/bcr-2014-203613 DOI
  7. Lane TM, Hines J. The management of mumps orchitis. BJU Int 2006; 97: 1-2. PMID: 16336315Ternavasio de la Vega HG, Boronat M, Ojeda A, et al. Mumps orchitis in the post-vaccine era (1967-2009): a single-center series of 67 patients and review of clinical outcome and trends. Medicine (Baltimore) 2010; 89: 96-116. PMID: 20517181 PubMed
  8. Hviid A, Rubin S, Muhlemann K. Mumps. Lancet 2008; 371: 932-44. www.sciencedirect.com

Autor*innen

  • Mana Schmidt-Haghiri, Dr. med., Ärztin, München
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
testikkel betennelse; parotitt; kusma; Orkitt
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Mumps-Orchitis
BBB MK 02.03.2021 umfassen revidiert, an RKI angepasst. chck go - Titel geändert von Orchitis in Mumps-Orchitis 18.5.
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Definition:Entzündung eines Hodens, die in Verbindung mit Mumps auftritt. Häufigkeit:Betrifft 15–30 % aller Männer, die nach der Pubertät an Mumps erkranken. Symptome:Als typisches Symptombild treten im Laufe der Mumps-Infektion Schmerzen in einem oder in beiden Hoden auf.
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