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Vasektomie, Sterilisation des Mannes

Zusammenfassung

  • Definition:Vasektomie ist eine sichere und wirksame Verhütungsmethode
  • Häufigkeit:In Deutschland verhüten ca. 5 % der Männer mittels Vasektomie.
  • Symptome:Der Patient sollte Im Vorfeld der Operation gründlich über die Auswirkungen, Nebenwirkungen und die notwendigen Kontrolluntersuchungen informiert werden.
  • Befunde:Es gibt keine absoluten Kontraindikationen.
  • Diagnose:Die Operation wird in der Regel in Lokalanästhesie durchgeführt. Der Eingriff umfasst das Entfernen eines kleinen Teils des Vas deferens auf beiden Seiten sowie das Verschließen der proximalen Enden.
  • Behandlung:Die Operation ist meistens komplikationslos. Der Pear-Index liegt bei 0,1 -  vorausgesetzt, dass das Ejakulat drei Monate nach der Operation spermienfrei war.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Vasektomie ist eine der sichersten und effektivsten Verhütungsmethoden, die es gibt.1-2
  • Im Vergleich zur Ligatur der Eileiter bei Frauen, die in der Regel unter Vollnarkose stattfindet und einen chirurgischen Eingriff in die Bauchhöhle verlangt, ist die Vasektomie sicherer, und Männer erholen sich schneller nach der Operation.
  • Eine Vasektomie wird in der Regel ambulant in örtlicher Betäubung vorgenommen, und der Patient kann nach dem Eingriff nach Hause zurückkehren.
  • Es gibt unterschiedliche Operationstechniken, die international erheblich varriieren können. 

Häufigkeit

  • Es wird geschätzt, dass weltweit 40–60 Millionen Männer die Vasektomie als Verhütungsmethode nutzen.3
  • In den Vereinigten Staaten werden pro Jahr schätzungsweise 175.000–500.000 Vasketomien vorgenommen.4-5
    • Die Prävalenz der Vasektomie unter verheirateten Paaren in den USA liegt bei 7–10 % und steigt mit dem Alter: In der Altersgruppe der 45-jährigen Männer liegt sie bei 18 %.
  • In Deuschland verhüten ca. 5 % der Männer durch eine Vasektomie, 2008 gab es insgesamt ca. 450.000 Männer, die vasektomiert waren. 

Methode

Präoperativ

  • Eine präoperative intensive Beratung ist obligatorisch.
  • Themen, die in der präoperativen Beratung anzusprechen sind:
    • Die Vasektomie ist eine permanente und nahezu irreversible Form der Empfängnisverhütung.
    • Die Vasektomie bietet keine unmittelbare Sterilität.
    • Nach einer Vasektomie sind andere Formen der Empfängnisverhütung so lange weiterzuverwenden, bis die Sterilität durch Samenanalyse bestätigt wird.
    • Auch nach bestätigter Okklusion des Samenleiters bietet die Vasektomie keine 100 %ige Zuverlässigkeit. In 0,2–5,3 % der Fälle kommt es zu einer Rekanalisation.6
      • Bei 1 % der Patienten ist eine erneute Vasektomie erforderlich.
      • Das Risiko einer Schwangerschaft nach einer Vasektomie und bei negativem Spermiogramm liegt bei ca. 1 : 2000.
    • Die Patienten sollten in der ersten Woche nach der Vasektomie eine Ejakulation vermeiden.
    • Als Möglichkeiten, die Fertilität nach einer Vasektomie wiederzuerlangen, kommen eine Rückoperation (Refertilisation) oder In-vitro-Fertilisation in Betracht. Diese Verfahren führen nicht immer zum gewünschten Erfolg.7-8
    • Zu operationsbedingten Komplikationen wie Hämatomen oder Infektionen kommt es in 1–2 % der Fälle.9
    • Chronische Schmerzen im Skrotum mit negativem Einfluss auf die Lebensqualität treten in 1–2 % der Fälle auf.10
    • Eine schriftliche Einverständniserklärung ist einzuholen.
  • Zusammen mit der präoperativen Konsultation sollte eine klinische Untersuchung vorgenommen werden.
    • Achten Sie besonders auf pathologische Anomalien im Genitalbereich, die eine Kontraindikation für eine Vasektomie sind.
    • Identifizieren Sie diejenigen Patienten, die nicht für eine Lokalanästhesie in Frage kommen (z.B.  bei stark erhöhter Empfindlichkeit des Skrotums oder Patienten, bei denen die Palpation des Vas schwierig ist).
    • Die Untersuchung hat daher zu einem Zeitpunkt zu erfolgen, wo noch die Möglichkeit besteht, eine alternative Anästhesie zu planen.

Indikationen

  • Wunsch des Patienten.
  • Es gibt keine absoluten Kontraindikationen.
  • Relative Kontraindikationen11
    • Junges Alter (< 30 Jahre)
    • Keine Kinder
    • Wenn die Partnerin schwanger ist, sollte die Entscheidung besser postpartum erfolgen.
    • Keine gegenwärtige partnerschaftliche Beziehung
    • Bei Schmerzen im Skrotum

Verfahren

Nutzen

  • Das Risiko einer Schwangerschaft nach einer Vasektomie liegt bei unter 1 : 2000 für Männer mit Azoospermie oder nur wenigen, nichtbeweglichen Spermien.1-2

Pathophysiologische Auswirkungen der Vasektomie

  • Das Zertrennen der Vasa verletzt die mukösen, muskulären und autonomen Nervenbahnen, die Einfluss auf die vasale sekretorische Funktion und die Peristaltik haben.
    • Die Peristaltik wird durch die sympathische autonome Aktivität reguliert, die irreversibel zerstört werden kann.
  • Die Obstruktion des Vas führt zu einem erhöhten intraluminalen Druck innerhalb des verbleibenden testikulären Abschnitts und zu einem verminderten Druck im abdominalen Abschnitt des Vas, was physiologische Auswirkungen auf die Morphologie der Epithelzellen, die zelluläre Feinstruktur und die Genexpression im Vas deferens und in den Nebenhoden (Epididymis) hat.
  • Die Obstruktion bewirkt weiterhin, dass sich die Spermien im verbleibenden Teil des Vas und der Epididymis ansammeln und dort absterben.
    • Tote Spermien verursachen eine Entzündungsreaktion, die ihrerseits systemische zelluläre und immunologische Effekte auslöst, die dann wiederum negativ auf die testikuläre Funktion und die Spermienfunktion einwirken.
    • Die klinische Bedeutung hiervon ist nicht näher bekannt. Es ist auch nicht bekannt, in welchem Maß eine Vasostomie hierauf Einfluss nimmt.
  • Desweiteren wurden morphologische Veränderungen im Bereich der Epididymis nach einer Vasektomie beschrieben.
    • Tierstudien zeigen eine Vakuolisierung sowie eine Erhöhung der Anzahl und Größe der intrazellulären Lysosomen.
    • Beim Menschen wurde eine Dilatation der Nebenhoden-Tubuli nachgewiesen. Änderungen der Höhe des epididymalen Epithels weisen auf komplexe molekulare Effekte der Vasektomie hin, da Volumen und Höhe der Epithelzellen das Ergebnis der zugrunde liegenden RNS und Proteinaktivität sind.
    • Ferner wurden beträchtliche Veränderungen in der epididymalen Genexpression festgestellt. Vieles deutet darauf hin, dass diese Veränderungen irreversibel sind. Die klinische Relevanz ist nicht bekannt.13

Postoperative Kontrolle und Follow-up

  • Die Patienten bzw. ihre Sexualpartnerin bleiben so lange auf andere Verhütungsmittel angewiesen, bis die Unfruchtbarkeit durch Spermienanalyse nachgewiesen ist (Spermiogramm).
    • In den ersten paar Wochen nach der Vasektomie sind im distalen Abschnitt des Vas noch Spermien vorhanden.
    • Ein Spermiogramm ist erforderlich, um die Unfruchtbarkeit festzustellen.
    • Die EAU empfiehlt, die Spermienanalyse von einem Speziallabor durchführen zu lassen.14
    • Ein erstes Spermiogramm sollte 6–18 Wochen nach der Vasektomie erstellt werden. Innerhalb dieses Zeitraums sollte es zu mindestens 20 Ejakulationen gekommen sein.1
    • Die meisten Studien zeigen 12 Wochen nach der Vasektomie eine Azoospermie (das Fehlen von Samenzellen) bei 80 % der Patienten.
    • Die Samenanalyse sollte mit frisch gewonnenem, nicht zentrifugiertem Sperma binnen einer Stunde nach der Ejakulation durchgeführt werden.14
    • Gleichwohl bietet auch eine nachgewiesene Azoospermie keine 100 %ige Garantie für dauerhafte Sterilität.
    • Im Falle einer Unsicherheit bezüglich des entfernten Gewebes empfiehlt sich eine histologische Analyse des Präparats.
  • Der Nachweis von beweglichen Spermien 6–12 Wochen nach der Vasektomie deutet auf eine Rekanalisation oder auf einen technischen Fehler bei der Operation hin.15
  • Eine Vasektomie ist dann als misslungen zu betrachten, wenn sechs Monate nach der Operation noch bewegliche Spermien bei einer Samenanalyse gefunden werden; eine Revision ist in Betracht zu ziehen.16

Nebenwirkungen

  • Die Operation verläuft meistens komplikationslos.
  • Es besteht kein Zusammenhang zwischen einer Vasektomie und Prostatakarzinom, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Apoplexie, Hypertonie, Demenz oder Hodenkarzinom.2,17-19
  • Nur selten kommt es zu psychosozialen, sexuellen oder endokrinen Problemen.

Refertilisation nach einer Vasektomie

  • Bei etwa 2 % der vasektomierten Männer wird später eine Vasovasostomie durchgeführt, oft nach einer Scheidung und/oder wegen einer neuen Partnerschaft mit Kinderwunsch.7-8
    • In den USA lassen sich 6–10 % der vasektomierten Männer wegen einer Refertilisation beraten.1820
    • Zumeist lassen sich diejenigen Männer wegen einer Refertilisation beraten, bei denen die Vasektomie in jungem Alter durchgeführt wurde.
    • Die Vasovasostomie ist ein mikrochirurgisch anspruchsvoller Eingriff.
    • Die Vasovasostomie des Vas gelingt in 80–99,5 % der Fälle.
    • Nach Vasovasostomie kommt es in ca.  40–80 % der Fälle zu einer Schwangerschaft.

Patienteninformation

Patienteninformationen

Illustrationen

Vasektomie
Vasektomie

Quellen

Literatur

  1. Dohle GR, Diemer T, Kopa Z, et al. European Association of Urology guidelines on vasectomy. Eur Urol 2012; 61: 159-63. PubMed
  2. Sharlip ID, Belker AM, Honig S, et al. Vasectomy: AUA guideline. J Urol 2012; 188: 2482-91. PubMed
  3. Schwingl PJ, Guess HA. Safety and effectiveness of vasectomy. Fertil Steril 2000; 73: 923-36. PubMed
  4. Eisenberg ML, Lipshultz LI. Estimating the number of vasectomies performed annually in the United States: data from the National Survey of Family Growth. J Urol 2010; 184: 2068–72.
  5. Monoski MA, Li PS, Baum N, Goldstein M. No-scalpel, no-needle vasectomy. Urology 2006; 68: 9–14.
  6. Benger JR, Swami SK, Gingell JC. Persistent spermatozoa after vasectomy: a survey of British urologists. Br J Urol 1995; 76: 376-9. PubMed
  7. Bernie AM, Osterberg EC, Stahl PJ, et al. Vasectomy reversal in humans. Spermatogenesis 2012; 2: 273-8. PubMed
  8. Holman CD, Wisniewski ZS, Semmens JB, et al. Population-based outcomes after 28,246 in-hospital vasectomies and 1,902 vasovasostomies in Western Australia. BJU Int 2000; 86: 1043-9. PubMed
  9. Awsare NS, Krishnan J, Boustead GB, et al. Complications of vasectomy. Ann R Coll Surg Engl 2005; 87: 406-10. PubMed
  10. Leslie TA, Illing RO, Cranston DW, Guillebaud J. The incidence of chronic scrotal pain after vasectomy: a prospective audit. BJU Int 2007; 100: 1330-3. PubMed
  11. Holman CD, Wisniewski ZS, Semmens JB, et al. Population-based outcomes after 28,246 in-hospital vasectomies and 1,902 vasovasostomies in Western Australia. BJU Int 2000; 86: 1043-9. PubMed
  12. Cook LA, Van Vliet HAAM, Lopez LM, Pun A, Gallo MF. Vasectomy occlusion techniques for male sterilization. Cochrane Database of Systematic Reviews 2014, Issue 3. Art. No.: CD003991. DOI: 10.1002/14651858.CD003991.pub4. DOI
  13. Sullivan R, Legare C, Thabet M, Thimon V. Gene expression in the epididymis of normal and vasectomized men: what can we learn about human sperm maturation? J Androl Jahr 2011; 32: 686-97. PubMed
  14. World Health Organization, Department of Reproductive Health and Research. WHO laboratory manual for the examination and processing of human semen. Switzerland: World Health Organization, 2010. whqlibdoc.who.int
  15. Labrecque M, Hays M, Chen-Mok M, et al. Frequency and patterns of early recanalization after vasectomy. BMC Urol 2006; 6: 25. PubMed
  16. Labrecque M, St-Hilaire K, Turcot L. Delayed vasectomy success in men with a first postvasectomy semen analysis showing motile sperm. Fertil Steril 2005; 83: 1435-41. PubMed
  17. Rohrmann S, Paltoo DN, Platz EA, et al. Association of vasectomy and prostate cancer among men in a Maryland cohort. Cancer Causes Control 2005; 16: 1189-94. PubMed
  18. Smith K, Byrne, Castano JM, et al. Vasectomy and Prostate Cancer Risk in the European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition (EPIC). J Clin Oncol 2017 Apr 20; 35(12): 1297-1303. pmid: 28375714 PubMed
  19. Nayan M, Hamilton RJ, Macdonald EM, et al. Vasectomy and risk of prostate cancer: population based matched cohort study. BMJ 2016 Nov 3; 355: i5546. pmid:27811008 PubMed
  20. Pile JM, Barone MA. Demographics of vasectomy--USA and international. Urol Clin North Am 2009; 36: 295-305. PubMed
  21. Barone MA, Nazerali H, Cortes M, et al. A prospective study of time and number of ejaculations to azoospermia after vasectomy by ligation and excision. J Urol 2003; 170: 892-6. PubMed
  22. Chawla A, Bowles B, Zini A. Vasectomy follow-up: clinical significance of rare nonmotile sperm in postoperative semen analysis. Urology 2004; 64: 1212-5. PubMed

Autoren

  • Dirk Nonhoff, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Köln
  • Steinar J. Karlsen, tidligere klinikksjef og professor dr. med., Oslo Urologiske Universitetsklinikk, Aker universitetssykehus helseforetak og Universitetet i Oslo
  • Truls E. Bjerklund Johansen, prof. dr. med., Urologisk afdeling, Århus Universitetshospital, 8200 Århus, DK
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Definition:Vasektomie ist eine sichere und wirksame Verhütungsmethode Häufigkeit:In Deutschland verhüten ca. 5 % der Männer mittels Vasektomie. Symptome:Der Patient sollte Im Vorfeld der Operation gründlich über die Auswirkungen, Nebenwirkungen und die notwendigen Kontrolluntersuchungen informiert werden.
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