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Stuhlinkontinenz

Was ist Stuhlinkontinenz?

Definition

Bei der Stuhlinkontinenz kann der Stuhlgang nicht zurückgehalten werden bzw. müssen die Betroffenen sofort die Toilette aufsuchen, um einen ungewollten Stuhlgang zu verhindern. Entweichen zusätzlich Gase und Schleim aus dem Darm, spricht man auch von analer Inkontinenz; die Begriffe sind jedoch oft nicht genau voneinander abgegrenzt. Die Überlaufinkontinenz beschreibt eine Stuhlinkontinenz, die durch eine unzureichende Entleerung des Enddarms verursacht wird.

Ursachen

  • Die fehlende Kontrolle über die Darmentleerung kann eine Folge des Alters und damit einer schwächeren Muskulatur und Muskelkontrolle im Bereich des Beckenbodens und Anus sein.
    • Mitunter liegen auch Verletzungen nach Unfällen oder Knochenbrüchen im Bereich des Beckens zugrunde.
    • Veränderungen des Beckenbodens, wie bei einer Fistel oder einem Enddarmvorfall, können zu einer Stuhlinkontinenz führen.
    • Außerdem kann die fehlende Kontrolle auf Schädigungen des Schließmuskels nach schweren vaginalen Entbindungen oder medizinischen Eingriffen am Enddarm zurückzuführen sein. Eine frühere Hämorrhoidenoperation oder ein Analprolaps begünstigen das Auftreten von Stuhlinkontinenz.
  • Neurologische Krankheiten können die Steuerung des Schließmuskels beeinträchtigen; es können z. B. Menschen mit multipler Sklerose, Demenz, nach einem Schlaganfall, einem Tumor in der Region oder anderen Krankheiten, die die Nervenfunktion stören, stuhlinkontinent werden. Auch Menschen mit Diabetes mellitus können betroffen sein.
  • Reizdarmsyndrom, mentale bzw. psychische Erkrankungen und auch körperliche Behinderungen können die Ursache dafür sein, dass Betroffene die Toilette nicht rechtzeitig aufsuchen können.
  • Auch bei Personen, die aus verschiedenen Gründen (z. B. aufgrund chronischer Darmkrankheiten oder bestimmter Medikamente) an sehr flüssigem Stuhl leiden, kann Stuhlinkontinenz auftreten.
  • Angeborene Fehlbildungen sind eine seltene Ursache für Stuhlinkontinenz.

Häufigkeit

Eine Stuhlinkontinenz tritt schätzungsweise bei 2–5 % der erwachsenen Bevölkerung auf. Es wird davon ausgegangen, dass der Anteil bei älteren Personen bei etwa 10 % liegt. Wahrscheinlich sind noch mehr Menschen betroffen, die aber nicht über ihre Beschwerden sprechen, da es sich um ein tabubelegtes Thema handelt. Die Beschwerden betreffen überwiegend Frauen (4- bis 5-mal so häufig wie Männer). Ursachen sind in der Anatomie begründet (Frauen haben einen kürzeren Enddarm) und darin, dass im Rahmen von Geburten der Darm und Anus verletzt werden können.

Untersuchungen

  • Bei der körperlichen Untersuchung wird der Anus begutachtet und anschließend der Analkanal und Enddarm mit einem behandschuhten Finger untersucht. Hierbei kann die Stärke des Schließmuskels beurteilt werden. Es wird insbesondere auch auf Verletzungen, Risse und Hämorrhoiden geachtet.
  • Darüber hinaus wird ggf. der untere Teil des Darms mit einem Rektoskop, einem 25 cm langen, starren röhrenförmigen Untersuchungsgerät, beurteilt. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft, kann aber etwas unangenehm sein.
  • Häufig wird auch eine Darmspiegelung empfohlen. Sie ist die wichtigste Untersuchung zum Ausschluss von Darmkrebs.
  • Bildgebende Verfahren
    • Der Schließmuskel des Anus kann auch in einer Ultraschalluntersuchung genauer untersucht werden (anorektrale Endosonografie).
    • Die MRT stellt sowohl den Schließmuskel als auch die Beckenbodenmuskulatur in hoher Auflösung dar. In der sog. Defäkografie kann auch die Darmentleerung bildlich dargestellt werden.
    • Manchmal wird eine CT-Untersuchung des Bauches empfohlen.
  • Die Funktion der Nerven für den Schließmuskel wird in einer neurophysiologischen Untersuchung beurteilt. Diese Untersuchung (Nadelelektromyografie) wird von Spezialist*innen angeboten.

Therapie

  • Die Behandlung hängt von der auslösenden Ursache ab:
    • Operation, z. B. bei Verletzung des Schließmuskels
    • Behandlung von Darmerkrankungen
    • Behandlung des Durchfalls oder der Verstopfung.
  • Bei Verstopfung können Abführmittel, Einläufe oder eine Dickdarmmassage helfen.
    • Bevorzugte Abführmittel sind Macrogol und Laktulose.
    • Rektal verabreicht werden z. B. Glycerin, Bisacodyl oder Klysma.
  • Bei Durchfall kann Loperamid versucht werden.
  • Eine medikamentöse Behandlung ist nicht in jedem Fall erfolgreich. Es kann durch die Medikamente auch zu Nebenwirkungen in Form von Verstopfung und Bauchschmerzen kommen.
  • Physiotherapie
    • Anleitung zu Übungen mit dem Ziel, die Muskulatur des Beckenbodens und den Schließmuskel zu stärken.
  • Biofeedback: Eine Analsonde wird mit einem Messgerät verbunden, das Veränderungen im Schließmuskel bei Anspannung und in Ruhe misst und der betroffenen Person rückmeldet. So kann die Steuerung des Schließmuskels trainiert werden.
    • Es ist unsicher, ob die Methode besser ist, als die anderen genannten Behandlungsoptionen.
  • Elektrostimulation: Die Nerven des Rückenmarks werden über eine Sonde mit elektrischen Impulsen stimuliert. Der Schließmuskel spannt sich an und verschließt den Darmausgang. Dadurch werden Lernprozesse angestoßen, die Betroffenen mit Stuhlinkontinenz helfen können.
    • Ob diese Methode wirklich funktioniert, ist noch nicht zweifelsfrei bewiesen.
  • Analtampon
    • Vor Gebrauch ist der Tampon so groß wie ein Zäpfchen. Er wird in komprimierten Zustand eingeführt und dehnt sich dann aus.
    • Der Tampon wird mithilfe eines 10 cm langen Rückholbändchens entfernt.
    • Der Tampon verhindert, dass Stuhl und Gase entweichen.
    • Die Methode erfordert Motivation, Geduld und fachgerechte Anleitung!
  • Operative Therapie
    • Ein Verfahren ist die Injektion von volumenerhöhenden Substanzen in den Schließmuskel, sodass dieser sich ausdehnt.
    • chirurgische Reparatur des Schließmuskels (Sphinkterplastik) nach einer Verletzung
      • vor allem nach einer schweren Geburt
      • Bei unter 35-Jährigen ist die Erfolgsquote am höchsten.
      • Patientinnen mit großem Dammriss und Stuhlinkontinenz wird bei einer Folgeschwangerschaft ein Kaiserschnitt angeboten.
    • Implantation von Schrittmacherelektroden, die die Beckenbodenmuskulatur stimulieren.
      • Für dieses Verfahren gibt es noch nicht viele Studien.
      • In der Regel wird vor der Implantation eine Probeelektrode zum Testen angebracht.

Was können Sie selbst tun?

  • Meiden Sie bestimmte Nahrungsmittel:
    • blähende Speisen
    • kohlensäurehaltige Getränke (z. B. Bier)
    • Kaffee
    • Nahrungsmittel mit Laktose oder Fruktose.
  • Achten Sie auf Ihre Ballaststoffzufuhr:
    • Ballaststoffe erhöhe die Häufigkeit von Stuhlgang und machen ihn weicher.
    • Je nachdem, ob der Inkontinenz Verstopfung oder Durchfall zugrunde liegt, ist die vermehrte oder verminderte Aufnahme von Ballaststoffen sinnvoll.
  • Bewegen Sie sich regelmäßig.
  • Vermeiden Sie langes Sitzen.
  • Vermeiden Sie starkes Pressen und lange Toilettensitzungen.
  • Analpflege
    • Waschen und ggf. Anwendung von Cremes, Salben oder Pasten nach jedem Stuhlgang
    • Bei Bedarf die Vorlage regelmäßig wechseln.
  • Entspannung und Stressreduktion können ebenfalls helfen.

Vorbeugung

  • Regelmäßiger Stuhlgang
  • Ernährung mit angepasster Ballaststoff- und Flüssigkeitszufuhr
  • Bewegung

Prognose

  • Das Problem kann meist mit gutem Erfolg behandelt werden.

Weitere Informationen

Autorin

  • Hannah Brand, Dr. med., Ärztin, Berlin
Anale Inkontinenz; Ungewollter Stuhlgang; Schließmuskelschäden; Schwere Entbindung; Dammriss; Schließmuskel; Verstopfungen; Biofeedback; Analtampon
Stuhlinkontinenz ist das unfreiwillige Austreten von Stuhl. Die Therapie hängt von der auslösenden Ursache ab. Bei anhaltender Inkontinenz können Ernährungsumstellung, Toilettentraining, richtige Analpflege und Physiotherapie Linderung verschaffen. Mitunter ist der Einsatz von Medikamenten oder eine Operation notwendig.
Stuhlinkontinenz
https://deximedcms-de.debonnierhealthcare.no/home/klinische-themen/magen-darm-trakt/patienteninformationen/enddarm/stuhlinkontinenz/
HA 21.03.22 Check GO 25.1., Check JT 25.1.; SM 23.04.2018
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Stuhlinkontinenz ist das unfreiwillige Austreten von Stuhl. Die Therapie hängt von der auslösenden Ursache ab. Bei anhaltender Inkontinenz können Ernährungsumstellung, Toilettentraining, richtige Analpflege und Physiotherapie Linderung verschaffen. Mitunter ist der Einsatz von Medikamenten oder eine Operation notwendig.
Magen-Darm-Trakt
Stuhlinkontinenz
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