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Eosinophile Ösophagitis

Zusammenfassung

  • Definition:Die eosinophile Ösophagitis ist eine Entzündung des Ösophagus, die durch Infiltration von eosinophilen Granulozyten gekennzeichnet ist.
  • Häufigkeit:Zunehmend, betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene.
  • Symptome:Dysphagie und Bolusobstruktion, unspezifische dyspeptische Beschwerden.
  • Befunde:Keine spezifischen klinischen Befunde.
  • Diagnostik:Endoskopie und histologische Untersuchung.
  • Therapie:Diätetische Behandlung, lokale medikamentöse Behandlung und endoskopische Dilatation.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die eosinophile Ösophagitis ist eine immunvermittelte Entzündung des Ösophagus.1
  • Häufige Symptome bei Erwachsenen sind Dysphagie und Bolusobstruktion, bei Kindern kommt es eher zu unspezifischen Symptomen.

Häufigkeit

  • Die Inzidenz ist steigend.
  • Es handelt sich vielleicht um die häufigste Ursache für Schluckbeschwerden bei Kindern und Jugendlichen.2
  • Unter Erwachsenen tritt die Erkrankung häufiger bei Männern (3:1) auf.1
  • Meist zwischen dem 30. und 40. Lebensjahrzehnt3

Ätiologie und Pathogenese

  • Es werden verschiedene Faktoren als Ursache für die eosinophile Ösophagitis angenommen.
  • Die eosinophile Ösophagitis ist häufig mit Zöliakie oder anderen atopischen Erkrankungen assoziiert.5
  • Die Erkrankung scheint ein chronischer, antigenvermittelter immunologischer Prozess mit einer eosinophilen Entzündung der Schleimhaut zu sein.6
    • Die Entzündung führt zu einer ösophagealen Dysfunktion mit typischen klinischen Symptomen.7

Prädisponierende Faktoren

ICPC-2

  • D84 Speiseröhrenerkrankung

ICD-10

  • K20 Ösophagitis
  • K22 Sonstige Krankheiten des Ösophagus
    • K22.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des Ösophagus

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Klinischer Verdacht aufgrund anhaltender und/oder intermittierender Schluckbeschwerden, Refluxsymptomen (GERD) bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen1
  • Die Diagnose wird mithilfe einer Endoskopie und einer histologischen Untersuchung von Biopsien aus dem Ösophagus mit Nachweis eosinophiler Infiltrate gestellt.9

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Schluckbeschwerden (Dysphagie) und Bolusobstruktion sind die häufigsten Symptome bei Erwachsenen.3
  • Häufig kommen unspezifische Symptome wie Sodbrennen, retrosternale Schmerzen, Erbrechen, bei Kindern Nahrungsverweigerung oder Gedeihstörungen dazu.10
  • Bestehende atopische Erkrankungen, Nahrungsmittelallergien, Medikamenteneinnahme

Klinische Untersuchung

  • Es gibt keine spezifischen Befunde.

Diagnostik beim Spezialisten

Labor

  • Bei ca. 30 % liegt eine Eosinophilie vor.
  • Der IgE-Wert ist bei 55 % der Betroffenen erhöht.
  • Biochemische Entzündungsmarker sind nicht sinnvoll für die Diagnostik oder die Verlaufskontrolle der Erkrankung.11

Endoskopie

  • Endoskopie ist der Goldstandard in der Diagnostik einer eosinophilen Ösophagitis.12
  • Endoskopische Befunde
    • Bei den meisten Betroffenen liegen auffällige endoskopische Befunde vor.
    • Typisch sind leichtverletzliche Schleimhäute, unscharf begrenzte Stenosen und intermittierende Ringfurchen („Katzenösophagus“).10
    • Der EREFS-Score (Exsudate, Ringe, Ödeme, Furchen, Strikturen) erlaubt eine Einstufung der endoskopischen Befunde in leichte oder schwere Krankheitsstadien.13
  • Histologie
    • Ist entscheidend, um die Diagnose zu stellen.
    • Es sollten ausreichend (mindestens 4–6) Proben entnommen werden, vorzugsweise aus auch optisch schon auffälligen Bereichen.
    • Typische histologische Befunde sind mindestens 15 Eosinophile pro hochauflösendem Gesichtsfeld (hpf) sowie eosinophile Mikroabszesse und Basalzonenhyperplasie.14

Indikationen zur Überweisung

  • Der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis sollte immer durch eine Endoskopie abgeklärt werden.

Therapie

Therapieziele

  • Symptome lindern, damit verbunden Verbesserung der Lebensqualität und Verhinderung von Komplikationen.

Allgemeines zur Therapie

  • Empfohlene Maßnahmen sind:
    • Identifikation und Eliminierung der zugrunde liegenden Allergene als Ursache der Erkrankung – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen
    • lokale medikamentöse Behandlung
    • endoskopische Behandlung von Strikturen

Eliminationsdiät

  • Bei einer spezifischen Nahrungsmittelallergie erfolgt eine individuelle Einstellung mit Eliminationsdiät über 6–8 Wochen.
    • Die häufigsten Allergene bei Kindern sind Kuhmilch, HühnereiErdnuss, Weizen, Soja, Nüsse, Fisch.15 
    • Bei Erwachsenen kommen darüber hinaus noch pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene (z. B. Apfel, Nüsse, Soja, Sellerie, Karotte, Paprika und Gewürze) sowie latexassoziierte Nahrungsmittelallergene (z. B. Banane, Avocado, Kiwi und Feige) sowie manchmal Säugetierfleisch als mögliche Allergene in Betracht.15 
  • Dann sollte eine Kontroll-Endoskopie mit erneuter histologischer Diagnostik erfolgen.16

Medikamentöse Therapie

  • Lokale Anwendung von Steroiden17
    • Für Patienten über 18 Jahre sind Budesonid-Schmelztabletten zur Behandlung einer eosinophilen Ösophagitis zugelassen.
      • Dosierung: Budesonid 1 mg 2 x tgl. für 6–12 Wochen
    • Möglich ist auch eine Therapie mit Fluticason per Inhalator. Dabei werden über 6–8 Wochen zwei Dosen jeweils oral verabreicht und anschließend geschluckt.9
      • Die Patienten dürfen eine halbe Stunde nach der Behandlung weder essen noch trinken.
      • Häufigste Nebenwirkung ist eine Kandidose der Mundschleimhaut.
  • Systemische Kortikosteroide
    • Sind zwar effektiv, aber selten indiziert; klinische Besserung innerhalb von 7–10 Tagen.
    • häufig Rezidive nach Absetzen der Behandlung
  • Säurehemmende Therapie
    • Mit H2-Blocker oder Protonenpumpenhemmer (PPI) kann hilfreich sein.18
  • Leukotrienantagonisten (Montelukast)
    • Diese Wirkstoffgruppe hat sich bei bestimmten Patienten als wirksam erwiesen, kann für routinemäßigen Einsatz nicht empfohlen werden und ist allenfalls als Off-Label-Therapie in Einzelfällen möglich.9
  • Auch für andere Biologika und immunmodulierende Medikamente gibt es zurzeit noch keine Therapieempfehlung.9

Endoskopische Behandlung

  • Eine Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts wird häufig aus diagnostischen Gründen durchgeführt, hat aber auch therapeutischen Wert.
  • Festsitzende Fremdkörper im Ösophagus können endoskopisch entfernt werden.
  • Allein die Endoskopie führt häufig schon zu einer gewissen Dilatation und einer symptomatischen Verbesserung.
  • Darüber hinaus kann eine vorsichtige Ballondilatation des Ösophagus indiziert sein, führt aber ein gewisses Perforationsrisiko mit sich.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Ohne Therapie kann es zu ösophagealen Strikturen und Fibrosen und damit großen Problemen bei der Nahrungsaufnahme kommen.19
  • Rezidive kommen vor allem nach Absetzen der Medikation vor, wenn die Ernährung nicht zusätzlich umgestellt wird.

Komplikationen

  • Strikturen im Ösophagus

Prognose

  • Es gibt keine Hinweise auf maligne Entartung der eosinophilen Ösophagitis.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Eosinophile Ösophagitis.jpg
Eosinophile Ösophagitis (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien, Management. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031. S2k, Stand 2016. www.awmf.org

Literatur

  1. Talevian N. Eosinophilic Esophagitis. emedicine.medscape, 2020 emedicine.medscape.com
  2. Desai TK, Stecevic V, Chang C, Goldstein NS, Badizadegan K, Furuta GT. Association of eosinophilic inflammation with esophageal food impaction in adults. Gastrointestinal Endoscopy 2005; 61: 795-801. PubMed
  3. Miehlke, S. Eosinophile Ösophagitis. Gastroenterologe 13, 63–72 2018 link.springer.com
  4. Wolf WA, Jerath MR, Sperry SL, et al. Dietary elimination therapy is an effective option for adults with eosinophilic esophagitis. Clin Gastroenterol Hepatol. 2014;12:1272-79 . PubMed
  5. Dharmaraj R, Hagglund K, Lyons H. Eosinophilic esophagitis associated with celiac disease in children. BMC Research Notes 2015; 8: 263. doi:10.1186/s13104-015-1256-z DOI
  6. Liacouras CA, Furuta GT, Hirano I, et al. Eosinophilic esophagitis: updated consensus recommendations for children and adults. J Allergy Clin Immunol 2011; 128: 3. PubMed
  7. Furuta GT, Liacouras CA, Collins MH, et al. Eosinophilic esophagitis in children and adults: a systematic review and consensus recommendations for diagnosis and treatment. Gastroenterology 2007; 133: 1342-63. www.ncbi.nlm.nih.gov
  8. Jensen ET, Kuhl JT, Martin LJ. Early-life environmental exposures interact with genetic susceptibility variants in pediatric patients with eosinophilic esophagitis. J Allergy Clin Immunol. 2018 www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Dellon ES, Liacouras CA. Advances in clinical management of eosinophilic esophagitis. Gastroenterology 2014; 147: 1238-54. pmid:25109885 PubMed
  10. Croese J, Fairley SK, Masson JW, et al. Clinical and endoscopic feature of eosinophilic esophagitis in adults. Gastrointestinal Endosc 2003; 58: 516-22. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Dellon ES, Rusin S, Gebhart JH, et al. Utility of a Noninvasive Serum Biomarker Panel for Diagnosis and Monitoring of Eosinophilic Esophagitis: A Prospective Study. Am J Gastroenterol. 2015. DOI:10.1038/ajg.2015.57. DOI
  12. Zimmerman SL, Levine MS, Rubesin SE, et al. Idiopathic eosinophilic esophagitis in adults: the ringed esophagus. Radiology 2005; 236: 159-65. Radiology
  13. Hirano I, Moy N, Heckman MG, Endoscopic assessment of the oesophageal features of eosinophilic oesophagitis: validation of a novel classification and grading system. Gut 62:489–495. 2013 www.ncbi.nlm.nih.gov
  14. Liacouras CA, Furuta GT, Hirano I, et al. Eosinophilic esophagitis: updated consensus recommendations for children and adults. J Allergy Clin Immunol 2011; 128:3. PubMed
  15. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. IgE-vermittelte Nahrungsmittelallergien, Management. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031. S2k, Stand 2016. www.awmf.org
  16. Molina-Infante J, Arias Á, Alcedo J, Garcia-Romero R, Step-up empiric elimination diet for pediatric and adult eosinophilic esophagitis: The 2-4-6 study. J Allergy Clin Immunol 2018 www.ncbi.nlm.nih.gov
  17. Straumann A, Conus S, Degen L, Felder S. Budesonide is effective in adolescent and adult patients with active eosinophilic esophagitis. Gastroenterology 2010;139:1526–37, 37 e1 www.ncbi.nlm.nih.gov
  18. Vazquez-Elizondo G, Ngamruengphong S, Khrisna M, et al. The outcome of patients with oesophageal eosinophilic infiltration after an eight-week trial of a proton pump inhibitor. Aliment Pharmacol Ther 2013; 38:1312. www.ncbi.nlm.nih.gov
  19. Straumann A, Spichtin HP, Grize L, Bucher KA, Beglinger C, Simon HU. Natural history of primary eosinophilic esophagitis: a follow-up of 30 adult patients for up to 11.5 years. Gastroenterology 2003; 125: 1660. Gastroenterology

Autoren

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
K20; K22; K228
Eosinophile Ösophagitis
D84
Entzündung des Ösophagus; Ösophagusentzündung; Eosinophile Inflitration; Nahrungsmittel-Antigene; Dysphagie; Festsitzende Nahrung im Ösophagus; Eosinophile Gastroenteritis; Schluckbeschwerden; Sodbrennen; EREFS-Score; Eliminationsdiät; Dilatation
Eosinophile Ösophagitis
U-MK 01.08.2018 CCC MK 05.11.2018, Budesonid als Schmerztbl. nach Leseranregung
BBB MK 27.01.2020, grundlegend revidiert. Therapie überarbeitet. Revision at 16.12.2015 11:14:36: German Version
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Definition:Die eosinophile Ösophagitis ist eine Entzündung des Ösophagus, die durch Infiltration von eosinophilen Granulozyten gekennzeichnet ist. Häufigkeit:Zunehmend, betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene.
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