K22.8 Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des Ösophagus
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Klinischer Verdacht aufgrund anhaltender und/oder intermittierender Schluckbeschwerden, Refluxsymptomen (GERD) bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen1
Die Diagnose wird mithilfe einer Endoskopie und einer histologischen Untersuchung von Biopsien aus dem Ösophagus mit Nachweis eosinophiler Infiltrate gestellt.9
Biochemische Entzündungsmarker sind nicht sinnvoll für die Diagnostik oder die Verlaufskontrolle der Erkrankung.11
Endoskopie
Endoskopie ist der Goldstandard in der Diagnostik einer eosinophilen Ösophagitis.12
Endoskopische Befunde
Bei den meisten Betroffenen liegen auffällige endoskopische Befunde vor.
Typisch sind leichtverletzliche Schleimhäute, unscharf begrenzte Stenosen und intermittierende Ringfurchen („Katzenösophagus“).10
Der EREFS-Score (Exsudate, Ringe, Ödeme, Furchen, Strikturen) erlaubt eine Einstufung der endoskopischen Befunde in leichte oder schwere Krankheitsstadien.13
Histologie
Ist entscheidend, um die Diagnose zu stellen.
Es sollten ausreichend (mindestens 4–6) Proben entnommen werden, vorzugsweise aus auch optisch schon auffälligen Bereichen.
Typische histologische Befunde sind mindestens 15 Eosinophile pro hochauflösendem Gesichtsfeld (hpf) sowie eosinophile Mikroabszesse und Basalzonenhyperplasie.14
Indikationen zur Überweisung
Der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis sollte immer durch eine Endoskopie abgeklärt werden.
Therapie
Therapieziele
Symptome lindern, damit verbunden Verbesserung der Lebensqualität und Verhinderung von Komplikationen.
Allgemeines zur Therapie
Empfohlene Maßnahmen sind:
Identifikation und Eliminierung der zugrunde liegenden Allergene als Ursache der Erkrankung – insbesondere bei Kindern und Jugendlichen
lokale medikamentöse Behandlung
endoskopische Behandlung von Strikturen
Eliminationsdiät
Bei einer spezifischen Nahrungsmittelallergie erfolgt eine individuelle Einstellung mit Eliminationsdiät über 6–8 Wochen.
Bei Erwachsenen kommen darüber hinaus noch pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene (z. B. Apfel, Nüsse, Soja, Sellerie, Karotte, Paprika und Gewürze) sowie latexassoziierte Nahrungsmittelallergene (z. B. Banane, Avocado, Kiwi und Feige) sowie manchmal Säugetierfleisch als mögliche Allergene in Betracht.15
Dann sollte eine Kontroll-Endoskopie mit erneuter histologischer Diagnostik erfolgen.16
Für Patienten über 18 Jahre sind Budesonid-Schmelztabletten zur Behandlung einer eosinophilen Ösophagitis zugelassen.
Dosierung: Budesonid 1 mg 2 x tgl. für 6–12 Wochen
Möglich ist auch eine Therapie mit Fluticason per Inhalator. Dabei werden über 6–8 Wochen zwei Dosen jeweils oral verabreicht und anschließend geschluckt.9
Die Patienten dürfen eine halbe Stunde nach der Behandlung weder essen noch trinken.
Häufigste Nebenwirkung ist eine Kandidose der Mundschleimhaut.
Systemische Kortikosteroide
Sind zwar effektiv, aber selten indiziert; klinische Besserung innerhalb von 7–10 Tagen.
häufig Rezidive nach Absetzen der Behandlung
Säurehemmende Therapie
Mit H2-Blocker oder Protonenpumpenhemmer (PPI) kann hilfreich sein.18
Leukotrienantagonisten (Montelukast)
Diese Wirkstoffgruppe hat sich bei bestimmten Patienten als wirksam erwiesen, kann für routinemäßigen Einsatz nicht empfohlen werden und ist allenfalls als Off-Label-Therapie in Einzelfällen möglich.9
Auch für andere Biologika und immunmodulierende Medikamente gibt es zurzeit noch keine Therapieempfehlung.9
Endoskopische Behandlung
Eine Endoskopie des oberen Gastrointestinaltrakts wird häufig aus diagnostischen Gründen durchgeführt, hat aber auch therapeutischen Wert.
Festsitzende Fremdkörper im Ösophagus können endoskopisch entfernt werden.
Allein die Endoskopie führt häufig schon zu einer gewissen Dilatation und einer symptomatischen Verbesserung.
Darüber hinaus kann eine vorsichtige Ballondilatation des Ösophagus indiziert sein, führt aber ein gewisses Perforationsrisiko mit sich.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Ohne Therapie kann es zu ösophagealen Strikturen und Fibrosen und damit großen Problemen bei der Nahrungsaufnahme kommen.19
Rezidive kommen vor allem nach Absetzen der Medikation vor, wenn die Ernährung nicht zusätzlich umgestellt wird.
Komplikationen
Strikturen im Ösophagus
Prognose
Es gibt keine Hinweise auf maligne Entartung der eosinophilen Ösophagitis.
Eosinophile Ösophagitis (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Quellen
Leitlinien
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Autoren
Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
K20; K22; K228
Eosinophile Ösophagitis
D84
Entzündung des Ösophagus; Ösophagusentzündung; Eosinophile Inflitration; Nahrungsmittel-Antigene; Dysphagie; Festsitzende Nahrung im Ösophagus; Eosinophile Gastroenteritis; Schluckbeschwerden; Sodbrennen; EREFS-Score; Eliminationsdiät; Dilatation
Eosinophile Ösophagitis
U-MK 01.08.2018
CCC MK 05.11.2018, Budesonid als Schmerztbl. nach Leseranregung
BBB MK 27.01.2020, grundlegend revidiert. Therapie überarbeitet.
Revision at 16.12.2015 11:14:36:
German Version
Definition:Die eosinophile Ösophagitis ist eine Entzündung des Ösophagus, die durch Infiltration von eosinophilen Granulozyten gekennzeichnet ist. Häufigkeit:Zunehmend, betrifft sowohl Kinder als auch Erwachsene.
Magen-Darm-Trakt
Eosinophile Ösophagitis
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eosinophile-oesophagitisosophagitis
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Eosinophile Ösophagitis
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