Definition:Beim Rückfallfieber handelt es sich um eine Spirochäteninfektion, die durch verschiedene Borrelien-Arten verursacht wird und eine Sepsis mit typischem, wiederkehrendem Fieber zur Folge hat. Die Krankheit wird durch Läuse (epidemischer Typ, Louse-borne Relapsing Fever = LBRF) oder Zecken (tropisch endemischer Typ, Tick-borne Relapsing Fever = TBRF) übertragen.
Häufigkeit:Zeckenrückfallfieber ist endemischin tropischen/subtropischen Regionen. Läuserückfallfieber kann epidemisch unter schlechten hygienischen Bedingungen auftreten. 2015 wurden in Deutschland drei Fälle gemeldet.
Symptome:Die Symptome sind plötzliches auftretendes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen. Nach ein paar Tagen abrupte Fieberfreiheit über wenige Tage, dann erneute Fieberepisode(n).
Befunde:Durch die Sepsis geprägtes klinisches Krankheitsbild, evtl. Ausschlag auf Extremitäten
Diagnose:Agens-Nachweis durch Mikroskopie des Blutes im Fieberanfall
Behandlung:Behandelt wird mit Antibiotika. Unter der Therapie kann es zu einer Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen.
Allgemeine Informationen
Definition
Beim Rückfallfieber handelt es sich um eine Spirochäteninfektion, die durch verschiedene Arten des Spiralbakteriums Borrelia verursacht wird und eine Sepsis mit typischem, wiederkehrendem Fieber zur Folge hat.
Die Krankheit wird durch Läuse (epidemischer Typ, Louse-borne Relapsing Fever = LBRF) oder Zecken (tropisch endemischer Typ, Tick-borne Relapsing Fever = TBRF) übertragen.
Häufigkeit
Zeckenrückfallfieber (TBRF)
Ist in weiten Teilen der tropischen und subtropischen Welt endemisch und wird in seltenen Fällen durch Touristen, die sich unter primitiven Bedingungen in Entwicklungsländern aufgehalten haben, importiert.
Naturherde bestehen u. a. in Zentral-, Ost- und Südafrika (Borrelia duttonii), in Spanien, Portugal, Marokko, Algerien, Tunesien (B. hispanica), im Iran und Zentralasien (B. latyschewii), in China, Indien, Mittelasien, Ägypten, GUS (B. persica), im Süden der USA, in Mexiko, Zentral- und Südamerika (B. mazottii).1
Läuserückfallfieber (LBRF)
Kann unter schlechten hygienischen Bedingungen (mangelhafte Körper-, Kleidungs- und Wohnungshygiene), wie sie u. a. in Massenquartieren und Flüchtlingslagern gegeben sind, auftreten.
Es existieren geografisch begrenzte Endemieherde in Nord-, Zentral- und Ostafrika, Asien und Südamerika, ihre Zahl war in den letzten Jahren rückläufig.1
Es wurde in Deutschland in den Jahren 2002 und 2004 jeweils eine Erkrankung an Läuserückfallfieber erfasst.1
2015: Am NRZ für Borrelien wurden drei Fälle von Läuserückfallfieber diagnostiziert. Die Patienten kommen aus Ländern am Horn von Afrika (Eritrea, Äthiopien, möglicherweise Somalia).2
2002 wurden bei Obdachlosen in Marseille Antikörper gegen Borrelia recurrentis entdeckt, ein unentdeckter, kleiner Ausbruch ist wahrscheinlich.3
Ätiologie und Pathogenese
Zeckenrückfallfieber
Wird durch Zeckenbisse (Weichzecken der Gattung Ornithodorus1) übertragen, Nagetiere oder andere Tiere dienen als Reservoir.
Der Erreger kann in einer Zecke lebenslang persistieren (5–10 Jahre).4
Der Erreger wird bereits zu Beginn der Blutmahlzeit übertragen.4
Ansteckung von Mensch zu Mensch kommt nicht vor.
Läuserückfallfieber
Wird durch Kleiderläuse (Pediculus humanus corporis) übertragen, diese verursachen eine Infektion mit Borrelia recurrentis.
Die Läuse können sich durch das Saugen auf einem Nagetier oder einer infizierten Person infizieren.
Läuse beißen nicht, die Erreger gelangen über die durch Juckreiz und Kratzen entstandenen kleinen Läsionen (der intakten Haut3) unter die Haut.
Die erwachsene Laus misst bis 3,6 mm, die länglichen Eier 0,8 mm.5
Die Läuse und deren Eier finden sich nicht auf der Haut, sondern auf der Kleidung (Nähte).
Kleiderläuse verlieren abseits ihres Wirtes bereits nach etwa zwei Tagen durch Austrocknung/Nahrungsentzug ihre Infestations-und Lebensfähigkeit.5
Große Epidemien können in Populationen mit Läusebefall auftreten.
Die letzte Epidemie in Europa trat bei Soldaten in den Schützengräben im Ersten Weltkrieg auf.
Prädisponierende Faktoren
Eine Übertragung des Läuserückfallfiebers wird durch beengte Wohnverhältnisse, Unterernährung und kaltes Klima gefördert.
Einem erhöhten Risiko für Zeckenrückfallfieber sind bestimmte Berufsgruppen in endemischen Gebieten ausgesetzt.
ICPC-2
A78 Infektiöse Erkrankung NNB, andere
ICD-10
A68 Rückfallfieber
A68.0 Durch Läuse übertragenes Rückfallfieber
A68.1 Durch Zecken übertragenes Rückfallfieber
A68.9 Rückfallfieber, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Anamnese und Klinik, die auf die Erkrankung hinweisen.
Typische Befunde bei der Mikroskopie vom Blutausstrich
Die Inkubationszeit wird mit fünf bis 15 Tagen angegeben.
Läuse- und Zeckenrückfallfieber sind klinisch nicht voneinander zu unterscheiden. Zeckenrückfallfieber hält aber länger an und verläuft schwerer.1
Ein akuter Beginn geht mit Schüttelfrost, hohem Fieber, starken Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen einher.6,1
Die erste Fieberepisode endet abrupt mit einer Krise mit Zittern, einem weiteren Temperaturanstieg, einer erhöhten Herzfrequenz und Bluthochdruck. Das Ganze dauert etwa 15 bis 30 Minuten.7
Bei hohem Fieber (bis zu 43 °C) kann es zu einem Delirium kommen, es entwickeln sich verschiedene neurologische und psychische Symptome.
Neurologische Symtome (ca. 2 %) v. a. bei Infektion mit B. duttoni and B. turicatae.4
Nach einem fieberfreien Intervall von etwa einer Woche kommt es meist zu einem erneuten, zwei bis drei Tage andauernden Fieberanfall.1
Es folgen in der Regel mehrere Fieberattacken aufeinander, die allmählich schwächer werden.1
Manchmal kommt es zu einem Ausschlag auf Armen und Beinen.
Klinische Untersuchung
Evtl. nachweisbare Zecken oder Läuse
Fieber und verschlechterter Allgemeinzustand, evtl. Hepatomegalie und Splenomegalie, evtl. Ikterus
Verschiedene Arten von Hautausschlag
Beim Zeckenrückfallfieber evtl. Hämorrhagien (Epistaxis, Hämaturie, blutige Diarrhö)4
Bei V. a. Rückfallfieber soll eine sofortige Krankenhauseinweisung erfolgen.5
Antibiotika werden unter stationären Bedingungen gegeben.
Zu Beginn einer medikamentösen Therapie kann es (in ca. 75% der Fälle)5 zu einer Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen.
Jarisch-Herxheimer-Reaktion
Die Reaktion wird durch eine plötzliche Zerstörung von Spirochäten und durch Freisetzung von Zytokinen, u. a. dem Tumornekrosefaktor (TNF), verursacht.
Die Reaktion ist gekennzeichnet durch Fieber und eine Verschlechterung des klinischen Bildes.
Der Zustand bessert sich nach der Gabe von Acetylsalicylsäure.
Eine Vorbeugung ist mit Gabe von TNF-Antikörpern möglich.
Medikamentöse Therapie
Rückfallfieber, durch Läuse übertragen.
Einzeldosis Tetracyclin, Doxycyclin oder Erythromycin
Tetracyclin-Tabletten 500 mg, Doxycyclin 200 mg bzw. Erythromycin-Kapseln 500 mg8
Einzeldosis Benzylpenicillin
Rückfallfieber, durch Zecken übertragen.
Tetracyclin, Doxycyclin oder Erythromycin, ggf. kann auch Chloramphenicol verabreicht werden.
Tetracyclin-Tabletten 250 mg: 4 x täglich 2 Tabl. (0,5 g) über 7 Tage oder
Docycyclin 100 mg: 2 x täglich 1 Tabl. über 7 Tage oder
Erythromycin-Kapseln 250 mg: 4 x täglich 2 Kapseln (0,5 g) über 7 Tage4,8
Prävention
Zeckenbisse in endemischen Gebieten vermeiden. Eine schnelle Entfernung von Zecken ist im Zusammenhang mit dem Zeckenrückfallfieber nicht hilfreich, da der Erreger bereits kurz nach Beginn der Blutmahlzeit übertragen wird.4
Es gibt keine wirksame Chemoprophylaxe und keinen Impfstoff.
Empfehlungen zu allgemeinen Präventions-und Bekämpfungsmaßnahmen bei Kleiderläusen in Unterkünften für Asylbewerber und Flüchtlinge finden sich im Merkblatt des LGL Bayern.
Meldepflicht
Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz Deutschland (IfSG) bei direktem oder indirektem Nachweis von Borrelia recurrentis in Verbindung mit einer akuten Infektion gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 3 IfSG, ggf. Meldung gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 5a (bedrohliche Krankheit).1
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Die Inkubationszeit beträgt fünf bis 15 Tage.
Mit der Behandlung wird die erste Krankheitsepisode verkürzt und ein Rückfall weitgehend vermieden.
Komplikationen
Komplikationen können in Form von Pneumonie, Iridozyklitis und neurologischen Ausfällen auftreten, z. B. Fazialisparese und Taubheit.
Komplikationen sind u. a. auch ein Myokardschaden, Nephritis, Arthritis.1
Ein letaler Ausgang kann bei älteren, geschwächten oder sehr jungen Patienten vorkommen.
Schwangere Patientinnen mit Zeckenrückfallfieber haben ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburt und ein niedriges Geburtsgewicht.4
Prognose
Die Prognose ist normalerweise gut.
Bei Patienten, die durch Alter oder Krankheit geschwächt sind, kann es zu einem schweren Verlauf kommen.
Die Letalität der unbehandelten Erkrankung liegt bei 2–10 %.1 Beim Läuserückfallfieber wird die Letalität der unbehandelten Erkrankung mit bis zu 10–40 % angegeben.5
Es entsteht eine zeitlich begrenzte, typspezifische Immunität.1
Definition:Beim Rückfallfieber handelt es sich um eine Spirochäteninfektion, die durch verschiedene Borrelien-Arten verursacht wird und eine Sepsis mit typischem, wiederkehrendem Fieber zur Folge hat. Die Krankheit wird durch Läuse (epidemischer Typ, Louse-borne Relapsing Fever = LBRF) oder Zecken (tropisch endemischer Typ, Tick-borne Relapsing Fever = TBRF) übertragen.