Compare with  
Legend:
inserted text deleted text

Gonorrhö

Zusammenfassung

  • Definition:Sexuell übertragbare Erkrankung durch Infektion mit Neisseria gonorrhoeae. Häufig Koinfektion mit anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen.
  • Häufigkeit: Die Häufigkeit der Gonorrhö steigt weltweit an. Überdurchschnittlich häufiges Auftreten bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM).
  • Symptome:Inkubationszeit bis zu 14 Tage. Asymptomatische Infektion vor allem bei Frauen. Brennen beim Wasserlassen und gelber, schleimig-eitriger Ausfluss aus der Urethra. Fieber, Schmerzen und Schwellungen in großen Gelenken. Proktitis bei rektaler Manifestation, Halsschmerzen bei pharyngealem Befall.
  • Befunde:Bei Frauen häufig Zervizitis und verstärkter Ausfluss, möglicherweise Schmerzen oberhalb des Uterus und im Bereich derdes Eileiterkleinen und EierstöckeBeckens. Bei Männern Rötung der Harnröhrenmündung und schleimig-eitriger Ausfluss. Disseminierte Infektion ist möglich.
  • Diagnostik:Mikroskopischer Nachweis und Kultur aus Abstrich, Nukleinsäureamplifikationstest (NAAT).
  • Therapie: Antibiose, stets Partnerbehandlung!

Allgemeine Informationen

Definition

  • Sexuell übertragbare Erkrankung durch Infektion mit Neisseria gonorrhoeae
  • Gleichzeitige Chlamydien-Infektion (Frauen, Männer) bei mehr als 15 % der Betroffenen.
  • HäufigBei auchFrauen asymptomatischesind die Verläufe in mehr als 50 % der Fälle, bei Männern in 10–30 % asymptomatisch.1-2

Häufigkeit

  • Die Gonorrhö gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen der Welt.21
  • Die Inzidenz der Gonorrhö beträgt in Europa 22,2 Fälle auf 100.000, 2017 wurden ca. 89.000 Erkrankungen bekannt.3 
    • In2018 den USA stieg die Anzahlin der FEuropälleischen seitUnion 2013(EU) zweithäufigste umgemeldete 67STI: über %100.000 Infektionen aus 28 Ländern42
  • In der STD-Sentinel-Studie des Robert Koch-Instituts (2003–2009) betrug der Anteil der 2003–2009 in Deutschland aufgefallenen Gonorrhö-Infektionen bundesweit 3,3–4,5  % der gemeldeten STI.54
  • In Sachsen (einziges Bundesland mit Labormeldepflicht für die Gonokokkeninfektion) Verzehnfachung der gemeldeten Gonokokken-Infektionen zw. 2001 und 2019
    • Ist teilweise auch auf ein verbessertes Berwertungs- und Testangebot zurückzuführen.2
  • Fast die Hälfte der Fälle betrifft Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).
  • Betroffen sind meist junge Menschen unter 25 Jahren.1-2
  • Koinfektion v.  a. mit C. trachomatis oder Mykoplasmen sind häufig.

Ätiologie und Pathogenese

  • Neisseria gonorrhoeae sind gramnegative, aerobe, Oxidase-positive Diplokokken.
  • Der Mensch ist der einzige Wirt, und die Übertragung erfolgt durch direkten Schleimhautkontakt mit infektiösem Sekret.21
    • Diebeim Geschlechtsverkehr (oral, genital, anal)
    • beim Geburtsvorgang2
  • Inkubationszeit beträgt 1–14 Tage.62
  • Gonokokken bevorzugen die Zylinderepithelien der weiblichen und männlichen Urethra, des Zervikalkanals, des Rektums und der Konjunktiven. 2
  • Die Gonokokken bewirken eine eitrige Entzündung der Schleimhaut, einige können  aber auch hämatogen generalisieren und eine disseminierte, septische Gonokokken-Infektion hervorrufen.62
  • Genitale Gonorrhö21

    • Bei Männern führt die Infektion mit Gonokkoken zu einer :
    • Bei Frauen verläuft eine Urethritis oder die Zervizitis häufig asymptomatisch, aufsteigende Infektionen können zu einer Pelvic Inflammatory Disease (PID) führen.
      • In der Schwangerschaft kann es zu zahlreichen Komplikationen kommen.

    Extragenitale Gonorrhö21

    • Eine rektaleRektale Gonokokken-Infektion kann zu einer 
      • Proktitis mit Schmerzen, Tenesmen und  Fluor
      • häufig führen,ebenfalls verläuftasymptomatisch
    • Pharyngeale aberGonorrhö
      • durch orogenitale Kontakte
      • sehr häufig auchasymptomatisch
      • Schwerer asymptomatischzu behandeln als andere Formen der Gonorrhö.
      • Durch orogenitale Kontakte kommt es zu einem Befall des Pharynx.
    • NeugeboreneBlennorrhoea unbehandelter Müttergonorrhoica können eine neonatorum
      • eitrige Bindehautentzündung (Blennorrhoeabei Neugeborenen gonorrhoicaunbehandelter neonatorum) bekommen, unbehandeltMütter
      • Unbehandelt führt diese Infektion zur Erblindung.
        • Auch Erwachsenen können durch Autoinokulation eine Gonokkoken-Infektion des Auges erleiden.
      • Bei der disseminierte Gonokokken-Infektion (DGI) kommt es zu :

        Prädisponierende Faktoren

        • Ungeschützter Geschlechtsverkehr, insbesondere MSM
        • HIV-Infektion
        • Sexuelle Kontakte mit mehr als 5 Personen in den letzten 6 Monaten
        • Einnahme von Partydrogen2

        ICPC-2

        • X71 Gonorrhö, Frau
        • Y71 Gonorrhö, Mann

        ICD-10

        • A54 Gonokokkeninfektion
          • A54.0 Gonokokkeninfektion des unteren Urogenitaltraktes ohne periurethralen Abszess oder Abszess der Glandulae urethrales
          • A54.1 Gonokokkeninfektion des unteren Urogenitaltraktes mit periurethralem Abszess oder Abszess der Glandulae urethrales
          • A54.2 Pelviperitonitis durch Gonokokken und Gonokokkeninfektionen sonstiger Urogenitalorgane
          • A54.9 Gonokokkeninfektion, nicht näher bezeichnet

        Diagnostik

        Diagnostische Kriterien

        • Typisches klinisches Bild
        • Nachweis von Neisseria gonorrhoeae

        Differenzialdiagnosen

        • Genitale Chlamydien-Infektion (FrauenMänner)
        • Unspezifische Urethritis
        • Infektion mit Mykopasma genitalum
        • Andere Ursachen einer Zervizitis
        • Andere Ursachen einer Urethritis

        Anamnese

        Allgemeines

        • Brennen beim Wasserlassen
        • Ausfluss, manchmal auch anal
        • Unklare Fieberschübe mit wechselnden Gelenkbeschwerden
        • Vaskulitische und pustulöse Hautveränderungen1
        • Alter unter 30 Jahren
        • Wechselnde Sexualpartner*innen, neue Partner*innen, Partner*innen mit bekannter Gonorrhö
        • Sexuelle Praktiken, Schutzmaßnahmen
        • Unfreiwilliger Geschlechtsverkehr
        • Sexarbeit (anbietend oder nachfragend)7
        • Wegen der Resistenzen kann es hilfreich sein, rauszufinden, wo die Infektion erworben wurde.25
        • Vorliegen chronischer STI und sonstiger Erkrankungen
        • Erfassen medizinischemedizinischer Risiken und Allergien sowie Impfstatus (Hepatitis A und B, HPV)75
        • Bei disseminierter Gonokokken-Infektion (DGI)1
          • Fieberschübe
          • Gelenkschmerzen
          • akral betonte Hautveränderungen

        Frauen

        • Ausfluss
        • Azyklische Blutungen bei Beteiligung des Endometriums
        • Kontaktblutungen (nach Geschlechtsverkehr)
        • Unklare Sterilität
        • In über der Hälfte der Fälle keine Symptome

        Männer

        • Gelber, schleimig-eitriger Ausfluss aus der Urethra, manchmal
        • Manchmal nur morgendliches, eitriges Sekret („Bonjour-Tropfen"),
        • manchmal auch analer Ausfluss
        • Manchmal nur seröses Sekret
        • 10–30 % asymptomatisch2

        Pharyngeale Gonorrhö

        • Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden

        Klinische Untersuchung

        Mögliche Symptome Befunde

        Bei Frauen (Gynäkologie)75

        • Inspektion von Vulva, Perineum und Perianalregion, Palpation der Leisten
        • Spekulumeinstellung
          • zur Inspektion von Vagina und Portio, ggf. Kolposkopie
          • zur Anfertigung eines Nativpräparates und Bestimmung des Scheiden-pH
          • zur Entnahme von Abstrichen für die mikrobiologische Diagnostik,
        • Bimanuelle Palpation des inneren Genitales
        • Inspektion perianal, ggf. rektale Untersuchung
        • Ggf. Vaginalsonografie
        • Inspektion weiterer Regionen (Mund, Rachen) sowie der Haut

        Bei Männern75

        • Inspektion des Penis (mit Retraktion des Präputiums) sowie des Skrotums
        • Inspektion von Perineum und Perianalregion
        • Palpation der Leisten und des Skrotums
        • Inspektion perianal, ggf. rektale Untersuchung
        • Inspektion weiterer Regionen (Mund, Rachen) sowie der Haut

        Manifestationen einer disseminierten Infektion

        • Fieber
        • Petechiale oder pustulöse Hautläsionen
        • Asymmetrische GelenkschmerzenGelenkschwellungen, Tenosynovitisv. a. oder septische Arthritismonoarthritisch1
        • Selten Meningitis oder Endokarditis

        ErgänzendeDiagnostik Untersuchungenbei Spezialist*innen

        Gynäkologische Untersuchung5

        • Spekulumeinstellung
          • Inspektion von Vagina und Portio, ggf. Kolposkopie
          • Anfertigung eines Nativpräparates und Bestimmung des Scheiden-pH
          • Entnahme von Abstrichen für die mikrobiologische Diagnostik
        • Bimanuelle Palpation des inneren Genitales
        • Ggf. Vaginalsonografie

        Urologische Untersuchung

        • Zur Gewinnung von Untersuchungsmaterial für den Erregernachweis

        Indikationen für mikrobiologische Diagnostik75

        • Bei klinischem Verdacht auf eine Gonokokken-Infektion
        • Epidemiologische Indikationen
          • Sexualpartner*innen von PatientenPatient*innen mit Geschlechtserkrankung, Eltern von Kindern mit Gonokokken-Konjunktivitis
        • Sonstige Indikationen21
          • Ungeschützter Geschlechtsverkehr oder häufig wechselnde Geschlechtspartner*innen, selbst wenn keine Symptome vorliegen.
          • Vergewaltigung, sexueller Missbrauch/Verdacht auf sexuellen Missbrauch
          • andere vorhandene Infektionskrankheiten (Chlamydien, Syphilis, HIV)
          • Kontrolle nach der Behandlung

        LaborNachweismöglichkeiten einer Gonokokkeninfektion

        • Nachweis von N. gonorrhoeae durch:
          • Mikroskopie
          • Kultur und
          • (Nukleinsäure-Amplifikationstechniken) NAAT.
        • Nachweis der Bakterien in Sekreten des Genitaltrakts, des Rektums, des Pharynx, der Konjunktiven oder in Urinproben (Erststrahlurin)21
        • Eine mikroskopische UntersuchungMikroskopie gefärbter Ausstriche ist
          • nur bei Männern mit urethralem Fluor sinnvoll., sonst keine ausreichende Sensitivität21
        • EineNukleinsäure-Amplifikationstechniken1
          • Haben kulturelleunter Anzuchtallen derNachweisverfahren Erregerdie solltehöchste vor Einleitung einer Antibiotikatherapie zwecks Resistenztestung erfolgenSensitivität.
          • Nachweiseschnellere von Nukleinsäuren durch Amplifikationstests (NAATs) sind  empfindlicherErgebnisse als einedie Kultur
          • Können undaus auchallen inUntersuchungsmaterialien Kombinationdurchgeführt mit gleichzeitiger
            Testung auf C. trachomatis verfügbar, erlauben aber keine Aussagen zur
            Antibiotika-Empfindlichkeitwerden.
            • auch aus Urinproben bei Männern (Erststrahlurin)
          • Positive NAAT -Ergebnisse in Abstrichen aus extragenitalen Regionen, in denen apathogene Neisserien häufig sind (Pharynx, Rektum), sollen immer mit einem 2. zweiten Test bestätigt werden.
          • keine (NAATAussage mitzur andererAntibiotikaempfindlichkeit Zielregion)möglich
        • Kultur1
          • Abstriche erforderlich, geeignet sind Abstriche aus Zervix, Urethra, Rektum, Pharynx und von den Konjunktiven.
          • Abstrichproben für die Kultur sollten in feuchten, nährstoffreichen Medien transportiert werden.
            • hohe Empfindlichkeit des Erregers gegen Austrocknung
          • Nur die Kultur erlaubt eine Resistenztestung.
        • GgfEine kulturelle Anzucht der Erreger sollte vor Einleitung einer Antibiotikatherapie zwecks Resistenztestung erfolgen.

        Indikationen zur Überweisung

        Therapie

        Allgemeines zur Therapie

        • Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lindert Symptome und verringert das Risiko von Komplikationen.75
        • Resistenzen gegen N. gonorrhoeae sind ein globales Problem.
          • Gegenüber allen Antibiotika, die bisher zur Behandlung empfohlen wurden, wurden Resistenzen nachgewiesen.
          • Daher wird eine duale antimikrobielle Therapie empfohlen.2
        • Vor Einleitung der Therapie sollten Abstriche fürzur Erregeridentifikation und Kultur mit Empfindlichkeitsbestimmung entnommen werden. 
          • Das Ergebnis der Empfindlichkeitstestung wird nicht abgewartet.21
        • Liegt ein Erregernachweis mit Empfindlichkeitstestung vor, sollten Cephalosporine der Gruppe 3 und Azithromycin nach Möglichkeit vermieden werden.1
        • Es sollte immer auch an Ko-Infektionen (Chlamydien, Mykoplasmen) gedacht werden.

        Leitlinie: Diagnostik undKalkulierte medikamentöse Therapie der Gonorrhö21

        Therapieziele

        • Symptome lindern.
        • Infektion eliminieren.
        • Komplikationen verhindern.
        • Weitere Übertragung verhindern.

        Bei fehlendem Erregernachweis und nicht gegebener Adhärenz

        • Ceftriaxon 1–2  g i.  v. oder i.  m. als Einmaldosis plus Azithromycin 1,5  g p.  o. als Einmaldosis
        • Wenn eine i.  m. Verabreichung kontraindiziert und eine i.  v. Verabreichung nicht möglich ist:
          • Cefixim 800  mg p. o. als Einmaldosis oder 2  x  400  mg p.  o. im Abstand von 8–12 Stunden plus Azithromycin 1,5  g p.  o. als Einmaldosis
          • Ceftriaxon i.  m. ist sehr schmerzhaft, deshalb soll Lidocain zugesetzt werden. 

        Bei fehlendem Erregernachweis und gegebener Adhärenz

        • Dasselbe Schema ohne Azithromycin

        Ausnahme

        • Eine pharyngeale Gonorrhö sollte immer parenteral behandelt werden.

        Bei nachgewiesener Empfindlichkeit der unkomplizierten Gonorrhö

        • Bei gegebener Empfindlichkeit sind primär Cephalosporin- und Azithromycin-sparende Monotherapien zu favorisieren, um einer Resistenzentwicklung vorzubeugen.
          • Voraussetzungen sind der Ausschluss von Koinfektionen und gegebene Adhärenz.
        • Ciprofloxacin 500 mg p. o. als Einmaldosis – oder –
        • Ofloxacin 400 mg p. o. als Einmaldosis – oder –
        • Doxycyclin 100 mg 2 x tgl. p. o. über 7 Tage – oder –
        • Ceftriaxon 1–2 g i. v. oder i. m. als Einmaldosis – oder –
        • Cefixim 800 mg p. o. als Einmaldosis oder 2 x 400 mg p. o. im Abstand von 8–12 Stunden
          • Diese Alternative ist für den Pharynx nicht ausreichend! Cefixim wird bei pharyngealer Gonorrhö nicht empfohlen.

        Infektion des weiblichen Beckens (Pelvic Inflammatory Disease, PID)

        • CeftriaxonSiehe 1–2den gentprechenden iArtikel. m. oder i. v. einmalig plus Doxcyclin 2 x 100 mg/Tag p. o. über 14 Tage oder
        • Moxifloxacin 1x400 mg /Tag p. o. über 14 Tage oder
        • Amoxicillin/Clavulansäure 2–3 x 875/125 mg/Tag p. o. über 7–14 Tage (nach Klinik) plus Doxycyclin 2 x 100 mg/Tag p. o. über 14 Tage
        • Bei schweren Verläufen auch:
          • Ceftriaxon 1 x 2 g /Tag i. v. (Absetzen der i. v. Behandlung frühestens 24 h nach deutlicher klinischer Besserung) plus Metronidazol 2 x 500 mg/Tag (i. v. oder p. o.) über 7–14Tage (nach Klinik) plus Doxycyclin 2 x 100 mg/Tag, möglichst p. o. über 14 Tage
          • Piperacillin/Tazobactam 4,0 g/0,5 g alle 8 h i. v. (Absetzen der i. v. Behandlung frühestens 24 h nach deutlicher klinischer Besserung) plus Doxycyclin 2 x 100 mg/Tag, möglichst p. o. über mind. 14 Tage.

        Ophthalmo-Blennorrhö des Erwachsenen

        • Ceftriaxon 2 g i. m. oder i. v. pro Tag über 3 Tage plus Azithromycin 1,5 g p. o. als Einmaldosis

        Disseminierte Gonokokken-Infektion (DGI)

        • Ceftriaxon 2 g i. v. je nach Schwere alle 12 oder 24 Stunden plus Azithromycin 1,5 g p. o. einmalig bis zum Vorliegen des Antibiogramms
        • Dann resistenzgerechte Therapie in angemessener Dosierung über mindestens 7–14 Tage, ggf. auch länger

        Gonorrhö des Neugeborenen

        • Oder auch bei neu diagnostizierter und noch unbehandelter Gonorrhö der Mutter bei Geburt
        • Neugeborene < 2.500 g
          • Ceftriaxon 50 mg/kg KG einmalig i. v. oder i. m.
        • Neugeborene > 2.500 g und im 1. Lebensjahr
          • Ceftriaxon 125 mg einmalig i. v. oder i. m
        • Alternativ, z. B. bei Hyperbilirubinämie
          • Neugeborene < 7 Tage: Cefotaxim 50 mg/kg KG x Tag i. v. in 2 Einzeldosen für 1 Tag
          • Neugeborene > 7 Tage: Cefotaxim 100 mg/kg KG x Tag i. v. in 3 Einzeldosen für 1 Tag

        Schwangerschaft und Stillzeit

        • Ceftriaxon 1  g i.  v. (i.  m.) 

        Therapiekontrolle

        • Es sollte eine Kontrolle mittels Kultur in Kombination mit einem NAAT 4 Wochen nach Beendigung der Therapie durchgeführt werden.
        • Bei Verdacht auf Therapieversagen oder Nachweis eines ungewöhnlichen Resistenzmusters (insbes. Resistenz gegen Cephalosporine, Azithromycin oder bei Multiresistenz) sollen zeitnah das deutsche Konsiliarlabor für Gonokokken oder das Robert Koch-Institut informiert werden.
          • Zu klären ist, ob ein neuer Sexualkontakt in der Zwischenzeit stattgefunden hat.
        • Neuere Daten zeigen, dass in Deutschland bei Neisseria gonorrhoeae eine niedrige Rate an CephalospirinresistenzenCephalosporinresistenzen besteht, aber eine ca. 10-%-Resistenzrate gegen Azithromycin.86
        • Neuere Antibiotika wie Spectinomycin oder Zoliflodacin sind momentan in Deutschland noch nicht zugelassen, können aber in Einzelfällen als Off-Label-Therapie aus dem Ausland bezogen werden.21

        Postexpositionsprophylaxe

        • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.21
        • Für Opfer sexualisierter Gewalt gibt es Anlaufstellen im gesamten Bundesgebiet. Das Hilfeportal Sexueller Missbrauch des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist unter der Telefonnummer 0800-22 55 530 erreichbar.
        • Eine prophylaktische Therapie gegen Gonokkoken wird nicht grundsätzlich empfohlen nach sexuellem Missbrauch, kann aber angeboten werden, wenn
          • dies der Wunsch des Opfers bzw. der Eltern ist.
          • keine Laboruntersuchung möglich ist.
          • eine Wiedervorstellung zu  Nachfolgeuntersuchungen unwahrscheinlich ist.
          • das Infektionsrisiko groß ist.
            • Einmalgabe: Ceftriaxon 1–2  g i.  m. oder i.  v. plus Azithromycin 1,5  g p.  o.

        Partnerbehandlung

        • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.75
        • Sexualpartner*innen der letzten 8 Wochen (bei asymptomatischen Verläufen der letzten 6 Monate) vor Auftreten der Symptome sollten möglichst einer Diagnostik und Therapie zugeführt werden, allein schon, um eine Weiterverbreitung der Infektion zu vermeiden.
        • Grundsätzlich sollte eine klinische Untersuchung der Kontaktpersonen sowie eine spezifische Labordiagnostik zum direkten oder indirekten Infektionsnachweis angestrebt werden.
        • Möglich ist aber auch eine Ausstattung der erstinfizierten Person mit Medikamenten oder einem Rezept zur Weitergabe an Kontaktpersonen, ohne dass Letztere untersucht und beraten werden.
        • Auch anonyme Beratung, Testung und Therapie ist in bestimmten Zentren möglich.

        Prävention

        • Die Infektion rückverfolgen.
        • Kondome benutzen.
        • PromiskuitätSafer vermeidenSex bei wechselnden Partner*innen.
        • Bei Sexarbeit oder MSM regelmäßige Abstriche von zervikal/vaginal, anal oder
          pharyngeal75
        • Nach Abschluss der Behandlung und bei Symptomfreiheit sollte über 1 Woche kein Geschlechtsverkehr erfolgen.21
        • Für N. gonorrhoeae gibt es in Deutschland keine empfohlenen
          Screening-Maßnahmen, allerdings wird Frauen in der Schwangerschaft ein Screening auf Chlamydia trachomatis angeboten; dieses ließe sich durch einen Duplex-NAAT ohne weiteresWeiteres auf N. gonorrhoeae erweitern.21

        Meldepflicht gemäß IfSG

        • Gonorrhö gehört zu den hochinfektiösen Erkrankungen. In Deutschland besteht keine Meldepflicht (Ausnahme Sachsen).2
        • Bei Verdacht auf Therapieversagen oder Nachweis eines ungewöhnlichen Resistenzmusters (insbesondere Resistenz gegen Cephalosporine, Azithromycin oder bei Multiresistenz) sollen zeitnah das deutsche Konsiliarlabor für Gonokokken oder das Robert Koch-Institut informiert werden.21

        Verlauf, Komplikationen und Prognose

        Verlauf

        • Inkubationszeit bis 14 Tage nach Kontakt mit infizierter Schleimhaut
        • Erfolgt keine Therapie, kommt es erst im Verlauf von mehreren Wochen oder Monaten zu einer Rückbildung der Symptome.
          • In diesem Zeitraum sind das Ansteckungsrisiko und die Gefahr der Entwicklung von Komplikationen sehr hoch.
        • Solange eine symptomatische oder asymptomatische Infektion besteht, gilt die infizierte Person als ansteckungsfähig.2 
        • 24 Stunden nach der Gabe eines wirksamen Antibiotikums ist mit einer Eradikation des Erregers zu rechnen.
          • Bei Persistenz der Symptome erweiterte mikrobiologische Diagnostik mit Eruierung möglicher Antibiotikatresistenzen.2
        • Eine asymptomatische Infektion tritt bei ca. 50 % der Frauen und 10 % der Männer auf.
          • Diese Infizierten tragen zur hohen Neuinfektionsrate bei.62

        Komplikationen

        Prognose

        • Gut bei entsprechender Therapie, durch Resistenzen kommt es zu langwierigeren Verläufen.
        • Die Infektion mit Neisseria gonorrhoeae hinterlässt keine Immunität.2

        Patienteninformationen

        Patienteninformationen in Deximed

        Illustrationen

        Mikroskopie: Der Ausfluss zeigt weiße Blutkörperchen mit Gonokokken (Quelle: US Centers for Disease Control and Prevention).
        Mikroskopie: Der Ausfluss zeigt weiße Blutkörperchen mit Gonokokken (Quelle: US Centers for Disease Control and Prevention).

        Quellen

        Leitlinien

        • Deutsche STI-Gesellschaft: Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe,. AWMF-Leitlinie Nr. 059-004. S2k, Stand 2018.  www.awmf.org
        • Deutsche STI-Gesellschaft:. Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006. S2k, Stand 2018. www.awmf.org

        Literatur

        1. Peter Altmeyer. Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie. Gonorrhö. Allergologie und Umweltmedizin. Springer, Berlin. Zugriff 30.05.2019 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
        2. Deutsche STI-Gesellschaft:. Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe,. AWMF-Leitlinie Nr. 059-004. – 004S2k, Stand 2018. www.awmf.org
        3. Robert Koch-Institut, RKI-Ratgeber Gonorrhö (Tripper). Stand 17.07.2020. www.rki.de
        4. European Centre for Disease Prevention and Control. Gonorrhea- Annual Epidemiological Report 2017; Stockholm: ECDC 2019 ecdc.europa.eu
        5. CentersRobert for Disease Control and Prevention. Sexually Transmitted Disease Surveillance 2016. Atlanta: US Department of Health and Human Services; 2017. www.cdc.gov
        6. Robert-Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin: 6 Jahre STD-Sentinel-Surveillance in Deutschland – Zahlen und Fakten. 2010. (Zugriff 30.5.2019 www).rki.de
        7. Robert Koch Institut: Gonorrhö (Tripper), RKI-Ratgeber für Ärzte, Stand 2013 Zugriff 30.5.2019 www.rki.de
        8. Deutsche STI-Gesellschaft:. Sexuell übertragbare Infektionen (STI) - Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006. – 006S2k, Stand 2018. www.awmf.org
        9. Buder S, Dudareva S, Jansen K, et al. . Antimicrobial resistance of Neisseria gonorrhoeae in Germany: low levels of cephalosporin resistance but high azithromycin resistance.. BMC Infectious Diseases 2018. pmid:29343220 PubMed

        AutorenAutor*innen

        • MonikaFranziska LenzJorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Neustadt am RübenbergeKaufbeuren
        • MyDie Falkursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, överläkare, STD-mottagningen, Universitetssjukhuset Örebro
        • Dag Berild, överläkare vid medicinkliniken, Aker Sykehus https://legehandboka.no/).
    A54; A540; A541; A542; A549
    sos; x71 gonorré hos kvinna; Gonorré; Gonorrhö
    X71; Y71
    Neisseria gonorrhoeae; Tripper; disseminierte Gonokokken-Infektion; Gonokkoken-Sepsis; DGI; Sexuell übertragbare Krankheit; Sexuell übertragbare Erkrankung; MSM; Urethritis; Harnwegsinfekt; HWI; Zervizitis; Epididymitis; Gonokokken; Sterilität; Unfruchtbarkeit; Gonorrhoe; pelvic inflammatory disease, PID; Blennorrhoea gonorrhoica neonatorum; Ophthalmoblenorrhoe
    Gonorrhö
    CCC MK 13.12.2018 neue Studie Resistenzen gegen Azithromycin in D
    BBB MK 06.12.2022 aktualisiert, umfassende Änderungen bei Diagnostik und Therapie. BBB MK 04.06.2019, komplett überarbeitet, neue LL, neue Therapie Revision JT chck go 24.5. MK 13.03.2018 (Q)
    document-disease document-nav document-tools document-theme
    Definition:Sexuell übertragbare Erkrankung durch Infektion mit Neisseria gonorrhoeae. Häufig Koinfektion mit anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen. Häufigkeit: Die Häufigkeit der Gonorrhö steigt weltweit an. Überdurchschnittlich häufiges Auftreten bei Männern, die Sex mit Männern haben (MSM).
    Infektionen
    Gonorrhö
    /link/24d39385e7044469af57a0dc94ee77ef.aspx
    /link/24d39385e7044469af57a0dc94ee77ef.aspx
    gonorrhoegonorrho
    SiteDisease
    Gonorrhö
    anders.skjeggestad@nhi.no
    uanders@nhi.boos@gesinform.deno
    de
    de
    de