Allgemeine Informationen
Definition
- Sexuell übertragbare Erkrankung durch Infektion mit Neisseria gonorrhoeae
- Gleichzeitige Chlamydien-Infektion (Frauen, Männer) bei mehr als 15 % der Betroffenen.
HäufigBeiauchFrauenasymptomatischesind die Verläufe in mehr als 50 % der Fälle, bei Männern in 10–30 % asymptomatisch.1-2
Häufigkeit
- Die Gonorrhö gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen der Welt.
21 - Die Inzidenz der Gonorrhö beträgt in Europa 22,2 Fälle auf 100.000
, 2017 wurden ca. 89.000 Erkrankungen bekannt.3 In2018den USA stieg die Anzahlin derFEuropälleischenseitUnion2013(EU) zweithäufigsteumgemeldete67STI: über%100.000 Infektionen aus 28 Ländern42- In der STD-Sentinel-Studie des Robert Koch-Instituts (2003–2009) betrug der Anteil der 2003–2009 in Deutschland aufgefallenen Gonorrhö-Infektionen bundesweit 3,3–4,5
54 - In Sachsen (einziges Bundesland mit Labormeldepflicht für die Gonokokkeninfektion) Verzehnfachung der gemeldeten Gonokokken-Infektionen zw. 2001 und 2019
- Ist teilweise auch auf ein verbessertes Berwertungs- und Testangebot zurückzuführen.2
- Fast die Hälfte der Fälle betrifft Männer, die Sex mit Männern haben (MSM).
- Betroffen sind meist junge Menschen unter 25 Jahren.1-2
- Koinfektion v.
Ätiologie und Pathogenese
- Neisseria gonorrhoeae sind gramnegative, aerobe, Oxidase-positive Diplokokken.
- Der Mensch ist der einzige Wirt, und die Übertragung erfolgt durch direkten Schleimhautkontakt mit infektiösem Sekret.
21Diebeim Geschlechtsverkehr (oral, genital, anal)- beim Geburtsvorgang2
- Inkubationszeit
beträgt1–14 Tage.62
Genitale Gonorrhö21
- Bei Männern führt die Infektion mit Gonokkoken zu
einer:- Urethritis mit eitrigem Fluor
, - Prostatitis
oder - Epididymitis.
- Urethritis mit eitrigem Fluor
- Bei Frauen verläuft eine Urethritis oder die Zervizitis häufig asymptomatisch, aufsteigende Infektionen können zu einer Pelvic Inflammatory Disease (PID) führen.
- In der Schwangerschaft kann es zu zahlreichen Komplikationen kommen.
Extragenitale Gonorrhö21
Eine rektaleRektale Gonokokken-Infektionkann zueiner- Proktitis mit Schmerzen, Tenesmen und
- häufig
führen,ebenfallsverläuftasymptomatisch
- Proktitis mit Schmerzen, Tenesmen und
- Pharyngeale
aberGonorrhö- durch orogenitale Kontakte
- sehr häufig
auchasymptomatisch - Schwerer
asymptomatischzu behandeln als andere Formen der Gonorrhö. Durch orogenitale Kontakte kommt es zu einem Befall des Pharynx.
NeugeboreneBlennorrhoeaunbehandelter Müttergonorrhoicakönnen eineneonatorum- eitrige Bindehautentzündung
(Blennorrhoeabei Neugeborenengonorrhoicaunbehandelterneonatorum) bekommen, unbehandeltMütter - Unbehandelt führt diese Infektion zur Erblindung.
- Auch Erwachsenen können durch Autoinokulation eine Gonokkoken-Infektion des Auges erleiden.
- eitrige Bindehautentzündung
- Bei der disseminierte Gonokokken-Infektion (DGI) kommt es zu
- Fieberschüben
, - Gelenkentzündungen
- akral
undbetonten vaskulitische Hautveränderungen. - seltener auch zu einer Karditis (Endokarditis, Myokarditis, Perikarditis), Meningitis, Osteomyelitis oder Tendosynovitis.
- Fieberschüben
Prädisponierende Faktoren
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr, insbesondere MSM
- HIV-Infektion
- Sexuelle Kontakte mit mehr als 5 Personen in den letzten 6 Monaten
- Einnahme von Partydrogen2
ICPC-2
- X71 Gonorrhö, Frau
- Y71 Gonorrhö, Mann
ICD-10
- A54 Gonokokkeninfektion
- A54.0 Gonokokkeninfektion des unteren Urogenitaltraktes ohne periurethralen Abszess oder Abszess der Glandulae urethrales
- A54.1 Gonokokkeninfektion des unteren Urogenitaltraktes mit periurethralem Abszess oder Abszess der Glandulae urethrales
- A54.2 Pelviperitonitis durch Gonokokken und Gonokokkeninfektionen sonstiger Urogenitalorgane
- A54.9 Gonokokkeninfektion, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Typisches klinisches Bild
- Nachweis von Neisseria gonorrhoeae
Differenzialdiagnosen
- Genitale Chlamydien-Infektion (Frauen, Männer)
- Unspezifische Urethritis
- Infektion mit Mykopasma genitalum
- Andere Ursachen einer Zervizitis
- Andere Ursachen einer Urethritis
Anamnese
Allgemeines
- Brennen beim Wasserlassen
- Ausfluss, manchmal auch anal
Unklare Fieberschübe mit wechselnden GelenkbeschwerdenVaskulitische und pustulöse Hautveränderungen1- Alter unter 30 Jahren
- Wechselnde Sexualpartner*innen, neue Partner*innen, Partner*innen mit bekannter Gonorrhö
- Sexuelle Praktiken, Schutzmaßnahmen
- Unfreiwilliger Geschlechtsverkehr
- Sexarbeit (anbietend oder nachfragend)
7 Wegen der Resistenzen kann es hilfreich sein, rauszufinden, wo die Infektion erworben wurde.25- Vorliegen chronischer STI und sonstiger Erkrankungen
- Erfassen
medizinischemedizinischer Risiken und Allergien sowie Impfstatus (Hepatitis A und B, HPV)75 - Bei disseminierter Gonokokken-Infektion (DGI)1
- Fieberschübe
- Gelenkschmerzen
- akral betonte Hautveränderungen
Frauen
- Ausfluss
- Azyklische Blutungen bei Beteiligung des Endometriums
- Kontaktblutungen (nach Geschlechtsverkehr)
- Unklare Sterilität
- In über der Hälfte der Fälle keine Symptome
Männer
- Gelber, schleimig-eitriger Ausfluss aus der Urethra
, manchmal - Manchmal nur morgendliches, eitriges Sekret („Bonjour-Tropfen
"“), - manchmal auch analer Ausfluss
- Manchmal nur seröses Sekret
- 10–30 % asymptomatisch2
Pharyngeale Gonorrhö
- Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden
Klinische Untersuchung
Mögliche Symptome Befunde
- Lymphknotenschwellung im Hals- und/oder Leistenbereich
HalsschmerzenoderSchluckbeschwerden- Anogenitale oder orale Ulzera
Bei Frauen (Gynäkologie)75
- Inspektion von Vulva, Perineum und Perianalregion, Palpation der Leisten
Spekulumeinstellungzur Inspektion von Vagina und Portio, ggf. Kolposkopiezur Anfertigung eines Nativpräparates und Bestimmung des Scheiden-pHzur Entnahme von Abstrichen für die mikrobiologische Diagnostik,
Bimanuelle Palpation des inneren GenitalesInspektion perianal, ggf. rektale UntersuchungGgf. Vaginalsonografie- Inspektion weiterer Regionen (Mund, Rachen) sowie der Haut
Bei Männern75
- Inspektion des Penis (mit Retraktion des Präputiums) sowie des Skrotums
- Inspektion von Perineum und Perianalregion
- Palpation der Leisten und des Skrotums
Inspektion perianal, ggf. rektale Untersuchung- Inspektion weiterer Regionen (Mund, Rachen) sowie der Haut
Manifestationen einer disseminierten Infektion
- Fieber
- Petechiale oder pustulöse Hautläsionen
Asymmetrische GelenkschmerzenGelenkschwellungen,Tenosynovitisv. a.oder septische Arthritismonoarthritisch1- Selten Meningitis oder Endokarditis
ErgänzendeDiagnostik Untersuchungenbei Spezialist*innen
Gynäkologische Untersuchung5
- Spekulumeinstellung
- Inspektion von Vagina und Portio, ggf. Kolposkopie
- Anfertigung eines Nativpräparates und Bestimmung des Scheiden-pH
- Entnahme von Abstrichen für die mikrobiologische Diagnostik
- Bimanuelle Palpation des inneren Genitales
- Ggf. Vaginalsonografie
Urologische Untersuchung
- Zur Gewinnung von Untersuchungsmaterial für den Erregernachweis
Indikationen für mikrobiologische Diagnostik75
- Bei klinischem Verdacht auf eine Gonokokken-Infektion
- Epidemiologische Indikationen
- Sexualpartner*innen von
PatientenPatient*innen mit Geschlechtserkrankung, Eltern von Kindern mit Gonokokken-Konjunktivitis
- Sexualpartner*innen von
- Sonstige Indikationen
21- Ungeschützter Geschlechtsverkehr oder häufig wechselnde Geschlechtspartner*innen, selbst wenn keine Symptome vorliegen.
- Vergewaltigung, sexueller Missbrauch/Verdacht auf sexuellen Missbrauch
- andere vorhandene Infektionskrankheiten (Chlamydien, Syphilis, HIV)
- Kontrolle nach der Behandlung
LaborNachweismöglichkeiten einer Gonokokkeninfektion
- Nachweis von N. gonorrhoeae durch:
- Mikroskopie
- Kultur und
- (Nukleinsäure-Amplifikationstechniken) NAAT.
- Nachweis der Bakterien in Sekreten des Genitaltrakts, des Rektums, des Pharynx, der Konjunktiven oder in Urinproben (Erststrahlurin)
21 Eine mikroskopische UntersuchungMikroskopiegefärbter Ausstriche ist- nur bei Männern mit urethralem Fluor sinnvoll
., sonst keine ausreichende Sensitivität21 EineNukleinsäure-Amplifikationstechniken1- Haben
kulturelleunterAnzuchtallenderNachweisverfahrenErregerdiesolltehöchstevor Einleitung einerAntibiotikatherapiezwecks Resistenztestung erfolgenSensitivität. Nachweiseschnellerevon Nukleinsäuren durch Amplifikationstests (NAATs) sind empfindlicherErgebnisse alseinedie Kultur- Können
undausauchalleninUntersuchungsmaterialienKombinationdurchgeführtmit gleichzeitigerTestung auf C. trachomatis verfügbar, erlauben aber keine Aussagen zurAntibiotika-Empfindlichkeitwerden.- auch aus Urinproben bei Männern (Erststrahlurin)
- Positive NAAT
2.zweiten Test bestätigt werden. - keine
(NAATAussagemitzurandererAntibiotikaempfindlichkeitZielregion)möglich
- Haben
- Kultur1
- Abstriche erforderlich, geeignet sind Abstriche aus Zervix, Urethra, Rektum, Pharynx und von den Konjunktiven.
- Abstrichproben für die Kultur sollten in feuchten, nährstoffreichen Medien transportiert werden.
- hohe Empfindlichkeit des Erregers gegen Austrocknung
- Nur die Kultur erlaubt eine Resistenztestung.
GgfEine kulturelle Anzucht der Erreger sollte vor Einleitung einer Antibiotikatherapie zwecks Resistenztestung erfolgen.
Indikationen zur Überweisung
- Bei klinischem V. a. Gonorrhö bzw. bei
BSG-BestimmungIndikationen zur mikrobiologischen Diagnostik zu Gynäkolog*in bzw. Urolog*in zur weiteren Diagnostik und Therapie - Bei V. a. Ophtalmoblenorrhö in die augenärztliche Praxis
Therapie
Allgemeines zur Therapie
- Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung lindert Symptome und verringert das Risiko von Komplikationen.
75 - Resistenzen gegen N. gonorrhoeae sind ein globales Problem.
- Gegenüber allen Antibiotika, die bisher zur Behandlung empfohlen wurden, wurden Resistenzen nachgewiesen.
- Daher wird eine duale antimikrobielle Therapie empfohlen.2
- Vor Einleitung der Therapie sollten Abstriche
fürzur Erregeridentifikation und Kultur mit Empfindlichkeitsbestimmung entnommen werden.- Das Ergebnis der Empfindlichkeitstestung wird nicht abgewartet.
21
- Das Ergebnis der Empfindlichkeitstestung wird nicht abgewartet.
- Liegt ein Erregernachweis mit Empfindlichkeitstestung vor, sollten Cephalosporine der Gruppe 3 und Azithromycin nach Möglichkeit vermieden werden.1
- Es sollte immer auch an Ko-Infektionen (Chlamydien, Mykoplasmen) gedacht werden.
Leitlinie: Diagnostik undKalkulierte medikamentöse Therapie der Gonorrhö21
Therapieziele
- Symptome lindern.
- Infektion eliminieren.
- Komplikationen verhindern.
- Weitere Übertragung verhindern.
Bei fehlendem Erregernachweis und nicht gegebener Adhärenz
- Ceftriaxon 1–2
- Wenn eine i.
- Cefixim 800
- Ceftriaxon i.
- Cefixim 800
Bei fehlendem Erregernachweis und gegebener Adhärenz
- Dasselbe Schema ohne Azithromycin
Ausnahme
- Eine pharyngeale Gonorrhö sollte immer parenteral behandelt werden.
Bei nachgewiesener Empfindlichkeit der unkomplizierten Gonorrhö
- Bei gegebener Empfindlichkeit sind primär Cephalosporin- und Azithromycin-sparende Monotherapien zu favorisieren, um einer Resistenzentwicklung vorzubeugen.
- Voraussetzungen sind der Ausschluss von Koinfektionen und gegebene Adhärenz.
- Ciprofloxacin 500 mg p. o. als Einmaldosis – oder –
- Ofloxacin 400 mg p. o. als Einmaldosis – oder –
- Doxycyclin 100 mg 2 x tgl. p. o. über 7 Tage – oder –
- Ceftriaxon 1–2 g i. v. oder i. m. als Einmaldosis – oder –
- Cefixim 800 mg p. o. als Einmaldosis oder 2 x 400 mg p. o. im Abstand von 8–12 Stunden
- Diese Alternative ist für den Pharynx nicht ausreichend! Cefixim wird bei pharyngealer Gonorrhö nicht empfohlen.
Infektion des weiblichen Beckens (Pelvic Inflammatory Disease, PID)
CeftriaxonSiehe1–2dengentprechendeniArtikel.m. oder i. v. einmaligplusDoxcyclin 2 x 100 mg/Tag p. o. über 14 TageoderMoxifloxacin 1x400 mg /Tag p. o. über 14 TageoderAmoxicillin/Clavulansäure 2–3 x 875/125 mg/Tag p. o. über 7–14 Tage (nach Klinik)plusDoxycyclin 2 x 100 mg/Tag p. o. über 14 TageBei schweren Verläufen auch:Ceftriaxon 1 x 2 g /Tag i. v. (Absetzen der i. v. Behandlung frühestens 24 h nach deutlicher klinischer Besserung)plusMetronidazol 2 x 500 mg/Tag (i. v. oder p. o.) über 7–14Tage (nach Klinik)plusDoxycyclin 2 x 100 mg/Tag, möglichst p. o. über 14 TagePiperacillin/Tazobactam 4,0 g/0,5 g alle 8 h i. v. (Absetzen der i. v. Behandlung frühestens 24 h nach deutlicher klinischer Besserung)plusDoxycyclin 2 x 100 mg/Tag, möglichst p. o. über mind. 14 Tage.
Ophthalmo-Blennorrhö des Erwachsenen
Ceftriaxon 2 g i. m. oder i. v. pro Tag über 3 TageplusAzithromycin 1,5 g p. o. als Einmaldosis
Disseminierte Gonokokken-Infektion (DGI)
Ceftriaxon 2 g i. v. je nach Schwere alle 12 oder 24 StundenplusAzithromycin 1,5 g p. o. einmalig bis zum Vorliegen des AntibiogrammsDann resistenzgerechte Therapie in angemessener Dosierung über mindestens 7–14 Tage, ggf. auch länger
Gonorrhö des Neugeborenen
Oder auch bei neu diagnostizierter und noch unbehandelter Gonorrhö der Mutter bei GeburtNeugeborene < 2.500 gCeftriaxon 50 mg/kg KG einmalig i. v. oder i. m.
Neugeborene > 2.500 g und im 1. LebensjahrCeftriaxon 125 mg einmalig i. v. oder i. m
Alternativ, z. B. bei HyperbilirubinämieNeugeborene < 7 Tage: Cefotaxim 50 mg/kg KG x Tag i. v. in 2 Einzeldosen für 1 TagNeugeborene > 7 Tage: Cefotaxim 100 mg/kg KG x Tag i. v. in 3 Einzeldosen für 1 Tag
Schwangerschaft und Stillzeit
- Ceftriaxon 1
Therapiekontrolle
- Es sollte eine Kontrolle mittels Kultur in Kombination mit einem NAAT 4 Wochen nach Beendigung der Therapie durchgeführt werden.
- Bei Verdacht auf Therapieversagen oder Nachweis eines ungewöhnlichen Resistenzmusters (insbes. Resistenz gegen Cephalosporine, Azithromycin oder bei Multiresistenz) sollen zeitnah das deutsche Konsiliarlabor für Gonokokken oder das Robert Koch-Institut informiert werden.
- Zu klären ist, ob ein neuer Sexualkontakt in der Zwischenzeit stattgefunden hat.
- Neuere Daten zeigen, dass in Deutschland bei Neisseria gonorrhoeae eine niedrige Rate an
CephalospirinresistenzenCephalosporinresistenzen besteht, aber eine ca. 10-%-Resistenzrate gegen Azithromycin.86 - Neuere Antibiotika wie Spectinomycin oder Zoliflodacin sind momentan in Deutschland noch nicht zugelassen, können aber in Einzelfällen als Off-Label-Therapie aus dem Ausland bezogen werden.
21
Postexpositionsprophylaxe
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.
21 - Für Opfer sexualisierter Gewalt gibt es Anlaufstellen im gesamten Bundesgebiet. Das Hilfeportal Sexueller Missbrauch des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist unter der Telefonnummer 0800-22 55 530 erreichbar.
- Eine prophylaktische Therapie gegen Gonokkoken wird nicht grundsätzlich empfohlen nach sexuellem Missbrauch, kann aber angeboten werden, wenn
- dies der Wunsch des Opfers bzw. der Eltern ist.
- keine Laboruntersuchung möglich ist.
- eine Wiedervorstellung zu
- das Infektionsrisiko groß ist.
- Einmalgabe: Ceftriaxon 1–2
- Einmalgabe: Ceftriaxon 1–2
Partnerbehandlung
- Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.
75 - Sexualpartner*innen der letzten 8 Wochen (bei asymptomatischen Verläufen der letzten 6 Monate) vor Auftreten der Symptome sollten möglichst einer Diagnostik und Therapie zugeführt werden, allein schon, um eine Weiterverbreitung der Infektion zu vermeiden.
- Grundsätzlich sollte eine klinische Untersuchung der Kontaktpersonen sowie eine spezifische Labordiagnostik zum direkten oder indirekten Infektionsnachweis angestrebt werden.
- Möglich ist aber auch eine Ausstattung der erstinfizierten Person mit Medikamenten oder einem Rezept zur Weitergabe an Kontaktpersonen, ohne dass Letztere untersucht und beraten werden.
- Auch anonyme Beratung, Testung und Therapie ist in bestimmten Zentren möglich.
Prävention
- Die Infektion rückverfolgen.
- Kondome benutzen.
PromiskuitätSafervermeidenSex bei wechselnden Partner*innen.- Bei Sexarbeit oder MSM regelmäßige Abstriche von zervikal/vaginal, anal oder
pharyngeal75 - Nach Abschluss der Behandlung und bei Symptomfreiheit sollte über 1 Woche kein Geschlechtsverkehr erfolgen.
21 - Für N. gonorrhoeae gibt es in Deutschland keine empfohlenen
Screening-Maßnahmen, allerdings wird Frauen in der Schwangerschaft ein Screening auf Chlamydia trachomatis angeboten; dieses ließe sich durch einen Duplex-NAAT ohneweiteresWeiteres auf N. gonorrhoeae erweitern.21
Meldepflicht gemäß IfSG
- Gonorrhö gehört zu den hochinfektiösen Erkrankungen. In Deutschland besteht keine Meldepflicht (Ausnahme Sachsen).2
- Bei Verdacht auf Therapieversagen oder Nachweis eines ungewöhnlichen Resistenzmusters (insbesondere Resistenz gegen Cephalosporine, Azithromycin oder bei Multiresistenz) sollen zeitnah das deutsche Konsiliarlabor für Gonokokken oder das Robert Koch-Institut informiert werden.
21
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Inkubationszeit bis 14 Tage nach Kontakt mit infizierter Schleimhaut
- Erfolgt keine Therapie, kommt es erst im Verlauf von mehreren Wochen oder Monaten zu einer Rückbildung der Symptome.
- In diesem Zeitraum sind das Ansteckungsrisiko und die Gefahr der Entwicklung von Komplikationen sehr hoch.
- Solange eine symptomatische oder asymptomatische Infektion besteht, gilt die infizierte Person als ansteckungsfähig.2
- 24 Stunden nach der Gabe eines wirksamen Antibiotikums ist mit einer Eradikation des Erregers zu rechnen.
- Bei Persistenz der Symptome erweiterte mikrobiologische Diagnostik mit Eruierung möglicher Antibiotikatresistenzen.2
- Eine asymptomatische Infektion tritt bei ca. 50 % der Frauen und 10 % der Männer auf.
- Diese Infizierten tragen zur hohen Neuinfektionsrate bei.
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- Diese Infizierten tragen zur hohen Neuinfektionsrate bei.
Komplikationen
- Frauen
- Pelvic Inflammatory Disease kann zu chronischen Unterleibsschmerzen und Infertilität führen. Es besteht erhöhtes Risiko für Extrauteringravidität.
- Daneben kann es auch zu lokalen Komplikationen wie Lymphangitis, Bartholinitis, periurethralem Abszess oder Urethrastriktur kommen.1
- Männer
- Infektion der urethralen Drüsen, Epididymitis, Prostatitis und Vesikulitis2
- Beide Geschlechter
- Konjunktivitis, disseminierte Gonokokken-Infektion (Bakteriämie, Gelenkbeschwerden, Hautveränderungen) und weitere Organmanifestationen1
Prognose
- Gut bei entsprechender Therapie, durch Resistenzen kommt es zu langwierigeren Verläufen.
- Die Infektion mit Neisseria gonorrhoeae hinterlässt keine Immunität.2
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen

Mikroskopie: Der Ausfluss zeigt weiße Blutkörperchen mit Gonokokken (Quelle: US Centers for Disease Control and Prevention).
Quellen
Leitlinien
- Deutsche STI-Gesellschaft
:. Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe,. AWMF-Leitlinie Nr. 059-004. S2k, Stand 2018. - Deutsche STI-Gesellschaft
:. Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
Literatur
Peter Altmeyer. Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie. Gonorrhö. Allergologie und Umweltmedizin. Springer, Berlin. Zugriff 30.05.2019www.enzyklopaedie-dermatologie.de- Deutsche STI-Gesellschaft
:. Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe,. AWMF-Leitlinie Nr. 059-004.– 004S2k, Stand 2018. www.awmf.org - Robert Koch-Institut, RKI-Ratgeber Gonorrhö (Tripper). Stand 17.07.2020. www.rki.de
- European Centre for Disease Prevention and Control. Gonorrhea- Annual Epidemiological Report 2017; Stockholm: ECDC 2019 ecdc.europa.eu
CentersRobertfor Disease Control and Prevention. Sexually Transmitted Disease Surveillance 2016. Atlanta: US Department of Health and Human Services; 2017.www.cdc.govRobert-Koch-Institut. Epidemiologisches Bulletin: 6 Jahre STD-Sentinel-Surveillance in Deutschland – Zahlen und Fakten. 2010.(Zugriff 30.5.2019www).rki.deRobert Koch Institut: Gonorrhö (Tripper), RKI-Ratgeber für Ärzte, Stand 2013 Zugriff 30.5.2019www.rki.de- Deutsche STI-Gesellschaft
:. Sexuell übertragbare Infektionen (STI)-– Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006.– 006S2k, Stand 2018. www.awmf.org - Buder S, Dudareva S, Jansen K, et al
.. Antimicrobial resistance of Neisseria gonorrhoeae in Germany: low levels of cephalosporin resistance but high azithromycin resistance.. BMC Infectious Diseases 2018. pmid:29343220 PubMed
AutorenAutor*innen
MonikaFranziskaLenzJorda, Dr. med., Fachärztin für Viszeralchirurgie, Ärztin in Weiterbildung Allgemeinmedizin,Neustadt am RübenbergeKaufbeurenMyDieFalkursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL,överläkare, STD-mottagningen, Universitetssjukhuset ÖrebroDag Berild, överläkare vid medicinkliniken, Aker Sykehushttps://legehandboka.no/).