Definition:Virusinfektion der Schleimhäute der oberen Atemwege. Der häufigste Erreger ist das Rhinovirus, aber auch andere Viren können Erkältungen verursachen.
Häufigkeit:Die genaue Inzidenz ist nicht bekannt. Kinder entwickeln in der Regel 6–8 Episoden pro Jahr, Erwachsene 2–4.
Symptome:Halsschmerzen, Schnupfen, Husten, Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit, und leichtes Fieber.
Diagnostik:In der Regel keine weitere Diagnostik erforderlich. Ein CRP-Test kann bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion nützlich sein.
Therapie:Symptomatische Behandlung.
Allgemeine Informationen
Definition
Akute selbstlimitierende Entzündung der oberen Atemwege, bei der Nase, Rachen, Nebenhöhlen und Kehlkopf entweder gemeinsam oder einzeln betroffen sind.1
Kein spezifisches Symptombild, Krankheitsbild variiert je nach infektiösem Auslöser und individuellem Verlauf.
Bei FeverPAIN-Score von 3 oder mehr bei Kindern unter 15 Jahren ist ein Streptokokken-Schnelltest sinnvoll (zur Vermeidung unnötiger Antibiotika-Gaben).3
FeverPAIN-Score: 1 Punkt für jede positive Antwort
Fieber während der letzten 24 Stunden
belegte Tonsillen
Arztbesuch in den letzten 3 Tagen nach Symptombeginn
stark gerötete Tonsillen
kein Husten oder akute Rhinitis
Bei Verdacht auf Pneumonie Röntgenthoraxntgen-Thorax
Bei klinischer Diagnose einer Erkältungskrankheit oder einer akuten Bronchitis soll bei erwachsenen Patient*innen auf Blutuntersuchungen, Sputumdiagnostik und Röntgenthorax-Aufnahmen verzichtet werden.
Bei typischen Symptomen, unauffälligem Auskultationsbefund und gutem Allgemeinzustand sind keine zusätzlichen Untersuchungen erforderlich.
Die Erkältungskrankheit und die akute Bronchitis bei erwachsenen Patient*innen sollen nicht mit Antibiotika behandelt werden.
Bei Patient*innen mit schweren kardialen oder respiratorischen Krankheiten, angeborenen oder erworbenen Immundefekten sowie bei gebrechlichen Menschen ist im Einzelfall eine antibiotische Therapie zu erwägen, weil bei diesen Gruppen Pneumonien oft schwer abzugrenzen sind.
Therapie
Therapieziele
Symptome lindern.
Symptome verschwinden in der Regel in 5–7 Tagen (max. 2 Wochen), bei kleineren Kindern oft in 10–14 Tagen.1
Allgemeines zur Therapie
Während der COVID-19-Pandemie sollen sich Personen mit Erkältungssymptomen zu Hause auskurieren und Kontakte minimieren, auch ohne Nachweis von COVID-19.5
Sie sollten einen Antigen-Schnelltest machen und bei einem positiven Ergebnis und/oder sehr starken Beschwerden ihre Hausarztpraxis oder den KVB-Bereitschaftsdienst unter 116-117 kontaktieren, sich beraten lassen und ggf. nach einem PCR-Test fragen.5
Antibiotika sind für die Behandlung von Erkältungskrankheiten nicht angezeigt.2,4,7
Sie haben keinen Einfluss auf die Dauer oder die Intensität der Beschwerden, können Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt hervorrufen, sind mit finanziellen Kosten verbunden und erhöhen das Risiko einer bakteriellen Resistenz.
Beim Husten und Niesen Mund und Nase bedecken (Ellenbeuge oder Papiertaschentuch).
regelmäßiges Händewaschen
Papiertaschentücher nach dem Schneuzen sicher entsorgen.
Ausreichend trinken, z. B. Tee.
Es gibt keinen wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass vermehrte Flüssigkeitsaufnahme hilft.8-9
Ruhe nach Bedarf
Warmhalten und körperlichen und psychischen Stress meiden, evtl. kurzzeitige Krankschreibung.
Inhalation von Wasserdampf hat keinen nachweislichen Effekt.10
Für die Wirksamkeit der meisten OCT-Medikamente gibt es keine wissenschaftliche Evidenz.1
Medikamentöse Therapie
Analgetika
NSAR verringern die Schmerzen und Beschwerden bei Erkältungen, haben aber keinen Einfluss auf den Verlauf oder die Atemwegssymptome.11
Paracetamol wirkt fiebersenkend und lindert die Beschwerden, aber hat keinen Einfluss auf den Kankheitsverlauf.12
Aspirin sollte wegen des Risikos eines Reye-Syndroms bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren vermieden werden.1
Abschwellende Nasensprays/Kochsalzlösungen als Nasensprays oder Nasentropfen
In einer Metaanalyse zu abschwellenden Nasentropfen können aufgrund inkonsistenter Ergebnisse keine Schlüsse gezogen werden. Eine mehrfache tägliche Anwendung führe aber zu einer geringen klinischen Besserung.13
In manchen Ländern wird die Anwendung abschwellender Nasentropfen bei Kindern nicht empfohlen.1
Es gibt Evidenz geringer Qualität dafür, dass Nasentropfen und -sprays mit Kochsalzlösung bei Kindern sicher und wirksam sind.
Kombinationspräparate aus Antihistaminika, Analgetika und abschwellenden Mitteln scheinen bei Erwachsenen und älteren Kindern eine gewisse generelle Linderung zu bieten. Die Datenlage ist zu schlecht, um Aussagen zu einzelnen Symptomen treffen zu können.14
Nasensprays mit Kortikoiden
Es gibt keine wissenschaftliche Dokumentation eines Effekts.15
Nasenspülungen mit Salzlösungen
Die Studien sind von geringer Qualität und lassen hinsichtlich der Wirkung keine sicheren Schlüsse zu, deuten aber auf positive Effekte hin.16
Es ist unklar, ob der Gebrauch von Salzwasser-Spülungen und -Sprays den gleichen Effekt haben.
Eine einzige Anwendung einer derartigen Salbe auf der Brust führte in einer Studie bei Kindern (> 2 Jahre) zu einer signifikanten Verbesserung des Hustens, der verstopften Nase und des Schlafs in der folgenden Nacht.
Opioide bei quälendem (nichtproduktivem) Husten
Sollten bei Kindern unter 18 Jahren nicht angewendet werden.1
Sollte laut DEGAM nur in Ausnahmefällen angewendet werden.
Schleimlöser
Kaum Evidenz, die die Anwendung von Schleim- oder Hustenlösern unterstützt.1
Ein Cochrane-Review kommt zu dem Schluss, dass die Wirksamkeit von Echinacea-Produkten für die Behandlung von Erkältungen nicht ausreichend belegt ist (Ia).
Darüber hinaus wird von Publikationsbias, schlechter Qualität der durchgeführten Studien und inkonsistenten Studienergebnissen berichtet.18
Pelargonium sidoides (Umckaloabo)
Ergebnisse zweifelhaft bei sehr schlechter Evidenz; kann zur Symptomlinderung bei Erkältung beitragen.19
Vitamin C
Einer Metaanalyse zufolge beugt die Einnahme von 200 mg Vitamin C oder mehr Erkältungen in der Allgemeinbevölkerung nicht vor.
Bei Leistungssportler*innen, die extremen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind, kann Vitamin C eine präventive Wirkung haben.
Einige Studien liefern Hinweise darauf, dass die Symptome gelindert und die Dauer der Erkältung verkürzt werden können, dies wird aber nicht von allen Studien belegt.20
Zink
Eine randomisierte Studie zeigt keinen Effekt von Zink-Lutschtabletten.21
Eine frühere Metaanalyse deutete auf einen Effekt hin, aber dieser Cochrane-Review wurde zurückgezogen.22
Honig
Honig kann Hustensymptome bei Kindern und Erwachsenen bis zu einem gewissen Grad lindern.1,23
Laut einer kleinen methodisch relativ gut gemachten Studie hilft eine Mischung aus Instant-Kaffee und Honig bei Erwachsenen gegen postinfektiösen Husten, der länger als 3 Wochen andauert.24
500 g Honig + 70 g Instant-Kaffee: 3 x tgl. 1 EL davon in 200 ml warmem Wasser (< 60 C°) auflösen und trinken.
Cave: Honig enthält relativ viel Fruchtzucker. Bis zu 25 % der europäischen Bevölkerung haben eine Fruktosemalabsorption und vertragen keinen Honig!25
Prävention
Vermeidung der Ansteckung anderer durch regelmäßiges Händewaschen, beim Husten oder Niesen Mund und Nase bedecken und benutzte Papiertaschentücher rasch entsorgen.1
Ein Cochrane-Review kommt zu dem Schluss, dass Probiotika eine gewisse präventive Wirkung gegen Infektionen der oberen Atemwege bei Kindern und jungen Erwachsenen zu haben scheinen.2326
Aber die zugrunde liegenden Studien sind von schlechter bis sehr schlechterDie Qualität der Evidenz ist mäßig bis schlecht.
Vitamin C
Die Inzidenz von Erkältungen wird durch Nahrungsergänzung mit Vitamin C nicht reduziert.20
Vitamin D
Einnahme trägt nicht zur Vorbeugung von Erkältungen bei Kindern oder Erwachsenen bei, auch nicht in hohen Dosierungen.1
Pflanzliches Präparat Echinacea (Sonnenhut)?
Scheint laut einer Cochrane-Metaanalyse Erkältungen im geringen Maß vorbeugen zu können.18
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Selbstlimitierend
Bei Symptomdauer über 2 Wochen sollte die Diagnose hinterfragt werden.1
Bei Husten unklarer Genese über 8 Wochen sollte ein Röntgenthoraxntgen-Thorax erfolgen.1
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Autor*innen
Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Virusinfektion der Schleimhäute der oberen Atemwege. Der häufigste Erreger ist das Rhinovirus, aber auch andere Viren können Erkältungen verursachen.