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Tinea inguinalis

Zusammenfassung

  • Definition: Tinea inguinalis ist eine oberflächliche Dermatophyten-Infektion, die auf die Leiste und Glutealrinne beschränkt ist.
  • Häufigkeit: Die Infektion ist bei jungen, sportlich aktiven Männern relativ häufig.
  • Symptome: Hautausschlag und Juckreiz in der Leistengegend mit Ausbreitung in Richtung Oberschenkel.
  • Befunde: Beidseitige Läsion mit scharfer Abgrenzung im oberen Bereich des Oberschenkels, häufig auch zentrale Abheilung und eine aktive, schuppende Kante.
  • Diagnostik: Ergänzend können Mikroskopuntersuchungen erfolgen oder Kulturen angelegt werden.
  • Therapie: Erfolgt topisch mit Antimykotika.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Tinea inguinalis bezeichnet eine lokale Pilzinfektion der Inguinalregion.
  • Tinea inguinalis ist eine oberflächliche Infektion, die auf die Leiste und Glutealrinne beschränkt ist.1-2
  • Die Pilzinfektion wird meist durch Dermatophyten verursacht.
  • Weitere Informationen zu Pilzinfektionen

Häufigkeit

  • Die Infektion ist bei jungen, sportlich aktiven Männern relativ häufig.
  • Sie kommt sehr häufig in feuchtem und warmen Klima vor.3
  • Auch bei postpubertären Frauen, die übergewichtig sind oder eng sitzende Jeans tragen, wird diese Infektion immer häufiger.1

Ätiologie und Pathogenese

  • Das klinische Bild bietet scharf begrenzte, meist marginierte, wenig bis mäßig groblammelläre schuppende und juckende rote Plaques im Intimbereich Oberschenkelinnenseiten und Skrotum.4

Dermatophyten

  • Werden in drei Gattungen aufgeteilt:
  1. Trichophyton
    • Trichophyton rubrum
      • Ist die alleinige Ursache für fast 90 % der Dermatophyteninfektionen und die Ursache für mehr als 90 % aller Nagelpilzinfektionen.
      • Trichophyton rubrum ist anthropophil und kann auf der gesamten Körperoberfläche, in den Haaren und besonders in den Nägeln, selten im Gesicht zu Infektionen führen.
    • Trichophyton mentagrophytes
      • Ca. 5 %; ist zoophil und kann von Tieren (Nagern, Rindern, Pferden, Hunden, Katzen) übertragen werden. Beim Menschen führt Trichophyton mentagrophytes zu Infektionen an allen üblichen Lokalisationen: Stamm, Gesicht, Nägel, Haare und Bart.
  2. Epidermophyton
    • Epidermophyton floccosum
      • Infiziert Haut und Nägel, jedoch nicht die Haare.
  3. Microsporum
    • Microsporum canis
      • Ca. 2 %; kann von Hunden und Katzen übertragen werden und führt zu Infektionen der Haut, der Haare, des Bartbereichs (Ektothrix-Typ) und gelegentlich der Nägel.

Prädisponierende Faktoren

  • Wärme und Feuchtigkeit

ICPC-2

  • S74 Dermatophyten

ICD-10

  • B35 Dermatophytose [Tinea]
    • B35.6 Tinea inguinalis [Tinea cruris]

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose wird oft klinisch gestellt.
  • Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sollte ein Abstrich zur direkten Mikroskopie und vorzugsweise eine Probe zur Anlage einer Pilzkultur entnommen werden.

Differenzialdiagnosen

  • Inverse Psoriasis
    • Psoriasis in Körperfalten + übliche Psoriasisplaques
  • Candidiasis
    • einheitlichere Rotfärbung ohne zentrale Abheilung
    • hellrote Färbung; charakterisiert durch papulöse und pustulöse Satelliten außerhalb des Hauptrandes der Läsion
  • Seborrhoisches Ekzem
    • auch an anderen Lokalisationen möglich
  • Erythrasma
    • bakterielle Infektion; einheitlicher braun mit leichter Schuppung und ohne aktiven Rand

Anamnese

  • Die Infektion ist bei männlichen Sportlern, bei Militärpersonal und bei Personen, die eng anliegende Kleidung tragen, häufig.
  • Hautausschlag und Juckreiz in der Leistengegend und im oberen Bereich des Oberschenkels. Der Hautausschlag kann in manchen Fällen asymptomatisch sein.
  • Häufig liegt gleichzeitig Fußpilz vor.
  • Starker Juckreiz im Analbereich kann in manchen Fällen durch eine Pilzinfektion ausgelöst werden.

Klinische Untersuchung

  • Tinea inguinalis: typische Pilzinfektion in der LeistengegendTinea inguinalis: typische Pilzinfektion in der Leistengegend
    Tinea inguinalis: typische Pilzinfektion in der Leistengegend
    Die Läsion ist im oberen Bereich des Oberschenkels scharf abgegrenzt, heilt zentral oft ab und hat einen aktiven, schuppenden Rand.
  • Follikuläre Pusteln können vorkommen.
  • Die Infektion tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.
  • Eine Differenzialdiagnose ist das Erythrasma, eine bakterielle Infektion mit leicht schuppigen rosa bis braunen Flecken.
  • Der Bereich kann nach der Therapie hyperpigmentiert bleiben.

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

Allgemeines

  • Die Diagnose ist in charakteristischen Fällen klinisch sicher. Bei atypischen Lokalisationen oder atypischem Aussehen sollte jedoch eine Probe zur Anlage einer Pilzkultur entnommen werden, wie z. B.:
    • Bei ausschließlicher Lokalisierung in der Leiste. Tinea inguinalis erstreckt sich in der Regel bis auf den oberen Bereich des Oberschenkels.
    • bei tief reichenden Follikulitiden in der Leistengegend und auf der Innenseite der Oberschenkel
  • Meist liegt gleichzeitig eine Fußmykose vor.
  • Der Verdacht auf eine Dermatophytose kannn durch direkte Mikroskopie und/oder durch die Anlage einer Kultur zu bestätigt werden.
  • Zur Kultivierung wird viel Patientenmaterial benötigt.
    • Proben sollten besonders aus der Übergangszone zwischen krankem und gesundem Gewebe entnommen werden.
    • Bei Verdacht auf Tinea soll trockenes Probenmaterial eingeschickt werden.
  • Zur Mikroskopie wird wenig Patientenmaterial benötigt.
    • Die direkte Mikroskopie mit 10–20 % Kalilauge erleichtert den Nachweis von Hyphen und Pilzmyzel.
    • Ohne spezielle Ausbildung ist es in der Regel nicht möglich, bei der Mikroskopie zwischen Dermatophyten, Schimmel- oder Hefepilzen zu unterscheiden.
    • Einige Labors bieten die Direktmikroskopie für eingesendetes Material an. Innerhalb von 1–2 Tagen sollte dann ein Ergebnis vorliegen.

Probenahme

  • Wenn Antimykotika verwendet wurden, ist die Anzucht einer Kultur erst nach mindestens 2 Wochen möglich.
  • Haut
    • Bei der Probenahme von der Haut wird die Epidermis von der aktiven Peripherie der Läsion mit einem scharfen Löffel oder einer Kürette abgeschabt.
      • Dabei soll keine blutende Wunde entstehen.
      • Wenn eine bakterielle Infektion der Haut möglich ist, wird die Haut vor der Probenahme mit 70%igem Alkohol gereinigt.

Wood-Lampe

  • Bei Pilzinfektionen, insbesondere bei Verdacht auf eine Infektion der Haare mit Epidermophyten, wird die Wood-Lampe häufig als diagnostisches Hilfsmittel verwendet, da einzelne Pilzarten charakteristisch fluoreszieren.
  • Durch die Verwendung einer Wood-Lampe kann zwischen einem Erythrasma und einer Pilzinfektion unterschieden werden.
    • Ein Erythrasma fluoresziert korallenrot.
    • Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) fluoresziert gelb.

Indikationen zur Überweisung

  • Ist nur selten notwendig.

Therapie

Therapieziel

  • Pilzinfektion sanieren.
  • Rückfälle verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Topische Therapie und Prävention sind die wichtigsten Therapiebestandteile.
  • Alle von Pilz befallenen Hautregionen sollten simultan behandelt werden, um Reinfektionen zu verhindern.3

Empfehlungen für Patienten

  • Allgemeine Hygienehinweise: „Halten Sie Ihre Haut trocken, und vermeiden Sie enge Unterwäsche!“

Medikamentöse Therapie

Topische Therapie

  • Terbinafin5
    • Die Anwendung von Terbinafin-Creme über 2 Wochen ist in über 80 % der Fälle kurativ.
    • Die Terbinafin-Creme wird über 2 Wochen angewendet. Nach dem Ende der Therapie kann es nochmals 1–2 Wochen dauern, bis die Haut wieder vollkommen normal aussieht.
  • Eine Therapie mit Imidazolderivaten wird der Therapie mit Terbinafin gleichgestellt.5
    • Ketoconazol, Clotrimazol, Econazol, Miconazol
    • Die Imidazolpräparate werden noch 1–2 Wochen, nachdem die Haut sich normalisiert hat, weiter verwendet, sodass die Therapie insgesamt häufig 3–6 Wochen dauert.
  • Leichter bis moderater Juckreiz wird innerhalb einer Woche gelindert.
  • Bei initial starkem Juckreiz
    • In der ersten Woche kann ein Kombinationspräparat aus Imidazol-Creme und einem Steroid der Klasse I–II verabreicht werden.
    • Danach kann die Therapie nur mit einer antimykotischen Creme fortgesetzt werden.

Perorale Therapie

  • Bei gleichzeitiger Fußmykose oder Therapieresistenz und positiver Pilzkultur kann die Therapie oral erfolgen:
  • Terbinafin
    • 1 x 250 mg über 2–6 Wochen
    • Terbenafin sollte nicht bei Leberfunktionsstörungen gegeben werden.
    • Treten unter der Therapie Leberwerterhöhungen auf (eine Kontrolle sollte nach 4–6 Wochen erfolgen), ist die Behandlung abzubrechen.
  • Evtl. Itraconazol oder Fluconazol
    • Itraconazol 1 x 100 mg über 2–4 Wochen
    • Fluconazol 1-mal wöchentlich 150 mg über 3–4 Wochen
      • Fluconazol ist zur Therapie von Pilzinfektionen in der Leiste, jedoch nicht von Fußpilz zugelassen.

Prävention

  • Bei Patienten, die viel schwitzen, kann ein Körperpuder hilfreich sein.
  • Unterwäsche sollte lose sitzen.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Prognose

  • Gutes Ansprechen auf die Pilzbehandlung

Verlaufskontrolle

  • Bei vermehrtem Auftreten von Fußpilz oder Tinea inguinalis in Institutionen kann die Infektion evtl. durch die gründliche Reinigung von Duschen, Sporthallen, Sitzbänken usw. mit Chlorreiniger eingedämmt werden.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Tinea inguinalis tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.
Tinea inguinalis tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.

Quellen

Literatur

  1. Andrews MD, Burns M. Common tinea infections in children. Am Fam Physician 2008; 77: 1415-20. www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Wiederkehr M. Tinea cruris. Medscape, last updated Nov 18, 2015 . emedicine.medscape.com
  3. Wiederkehr,M. Tinea Cruris.Medscape 2016 emedicine.medscape.com
  4. Altmeyer, P. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Tinea unguinalis Zugriff 15.1.2017. www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  5. El-Gohary M, van Zuuren EJ, Fedorowicz Z, et al. Topical antifungal treatments for tinea cruris and tinea corporis. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Aug 4;8:CD009992. www.ncbi.nlm.nih.gov

Autoren

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Morten Dalaker, avtalespesialist i hudsykdommer, Trondheim Hudlegesenter, Carl Johans gt 3, 7010 Trondheim
  • Ove Bäck, professor emeritus och överläkare, Hudkliniken, Skånes universitetssjukhus (Medibas)
  • Sylvi Torvund, spesialist i allmennmedisin, Nidarvold legesenter, Trondheim
TineaB35; crurisB356
Tinea cruris
Tinea crurisS74
Tinea cruris; Pilzinfektion der Inguinalregion; Infektion der Leiste; Infektion der Glutealrinne; Dermatophyten; Trichophyton; Microsporum; Epidermophyton; Juckreiz; Fußpilz
Tinea inguinalis
MK 17.01.17
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Definition: Tinea inguinalis ist eine oberflächliche Dermatophyten-Infektion, die auf die Leiste und Glutealrinne beschränkt ist. Häufigkeit: Die Infektion ist bei jungen, sportlich aktiven Männern relativ häufig.
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