Was ist Schilddrüsenkrebs?
Definition
Schilddrüsenkrebs, auch als (Schilddrüsenkarzinom bezeichnet,) kann an jeder Stelle der Schilddrüse auftreten. Allerdings werden je nach Art der Tumorzellen verschiedene Formen von Schilddrüsenkrebs unterschieden, die unterschiedlich häufig vorkommen:
- Differenzierte Karzinome
.gehen aus denDiese Krebsart betrifft diehormonproduzierenden Zellenin(Trijodthyronin/Thyroxin) der Schilddrüse(Schilddrüsenhormone Trijodthyronin/Thyroxin)hervor. Diese Tumoren kommen insgesamt am häufigsten vor, es gibt folgende Subtypen:- Papilläre Karzinome
:machen etwaBesonders häufig betroffen sind Erwachsene im Alter von 40–50 Jahren. Papilläre KarzinomeSie können mehrere Tumorherde an unterschiedlichen Stellen in der Schilddrüse bilden. - Follikuläre Karzinome (
ca.10–30 %) bilden meist nur einzelne Knoten.Sie treten besonders häufig in Jodmangelgebieten auf, meist ebenfalls bei Patienten zwischen 40 und 50 Jahren.
- Papilläre Karzinome
- Medulläre Karzinome
,auch(C-Zell-Karzinomegenannt (ca. 5%)leitenentstehensich vonaus den Calcitonin produzierenden C-Zellenab.imDiese Zellen sind anStützgewebe derRegulation des Kalziumstoffwechsels des Körpers beteiligt und liegen einzeln oder in Gruppen imSchilddrüsengewebese.Medulläre KarzinomeSie gehören zu den sogenannten neuroendokrinen Tumoren (Tumoren hormonbildender Zellen des Nervensystems) und sind deutlich seltener (5–8 %). - Undifferenzierte oder anaplastische Karzinome (ca.
52 %) sind besonders aggressiv. Sie kommen fast ausschließlich bei älteren Menschen (jenseits desüber 50.oder 60.LebensjahresJahre) vor.
Dar
Symptome
- Schilddrü
bersenkrebshinauszeigtgibtsichesalsbfester Knoten an der Schilddrüse, der ab einer GrösartigeßeTumorenvon 1 cm tastbar ist. In den meisten Fällen sind solche Schilddrüsenknoten gutartig. - Beim medullären Schilddrüsenkarzinom werden verstärkt Botenstoffe (Serotonin, Katecholamine) freigesetzt, die
nichtzuvomSymptomen wie Durchfall und Abgeschlagenheit führen können. - Anaplastische Karzinome nehmen rasch an Größe zu. Zudem können Schluckbeschwerden, Atemnot und Heiserkeit auftreten.
- Die Lymphknoten am Hals können vergrößert sein.
Ursachen
Ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Schilddrüsendrüsengewebesenkrebs ausgehenbesteht bei Personen, die radioaktiver Strahlung ausgesetzt waren, vor allem im Kindesalter. So hat die Aufnahme von radioaktivem Jod, z. B. Lymphomenach –dem alsoReaktorunfall Krebsvon desTschernobyl, lymphatischendas GewebesRisiko –für undSchilddrüsenkrebs Sarkomein den damaligen betroffenen Sowjetrepubliken erhöht. Das Risiko ist ebenfalls erhöht nach einer Strahlentherapie im Kopf-/Halsbereich, z. B. bei einer Krebsbehandlung im Kindesalter.
In bestimmten Fällen besteht auch eine erbliche Veranlagung. Dem medullären Schilddrüsenkarzinom liegt in 25 % eine genetische Veränderung zugrunde, die sichinnerhalb imder BindegewebeFamilie entwickeln. Auf diese Tumorenvererbt wird. In imbetroffenen FolgendenFamilien aberwerden nichtdaher eingegangenab dem frühen Kindesalter regelmäßige Untersuchungen empfohlen.
Häufigkeit
- Schilddrüsenkrebs
istgehörtinzu den selteneren Tumorerkrankungen. In DeutschlandeineerkrankenselteneproTumorerkrankung.JahrEtwaetwavier4 von 100.000MenschenMännernsindundpro9Jahrvonbetroffen. Insgesamt erkranken nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts rund 7100.000Menschen jährlich an SchilddrüsenkrebsFrauen. - Schilddrüsenkrebs kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten sind jedoch Personen zwischen
dem vierten40 undfünften Lebensjahrzehnt50 betroffen,. - Aufgrund
FrauengenauererdreimalUntersuchungsmethodenhäufiger als Männer.Währendsind dieZahl der Neuerkrankungen in den letzten Jahren weitgehend konstant verläuft, ist die Zahl der Todesfälle für beide Geschlechter leicht rückläufig.Ursache, RisikofaktorenDie Ursachen für die Entstehung von Schilddrüsenkrebs sind bisher nicht eindeutig geklärt. Man kennt jedoch bestimmte Faktoren, die das Erkrankungsrisiko erhöhen.Risikofaktor genetische VeranlagungBeim selten auftretenden medullären Schilddrüsenkarzinom liegt in etwa 30% der Fälle eine bestimmte Genveränderung zugrunde, die innerhalb von Familien vererbt werden kann. Daher stammt der Begriff familiäres medulläres Schilddrüsenkarzinom. Sind Eltern eines Kindes an einem solchen Karzinom erkrankt, werden regelmäßige Vorsorge-Untersuchungen bei den Kindern empfohlen. Die Mehrzahl der Menschen, die an einem medullären Karzinom erkranken, ist jedoch nicht erblich vorbelastet.
Risikofaktor Jodmangel, TSH-ErhöhungJodmangel kann bei manchen Menschen dazu führen, dass sich die Schilddrüse vergrößert (Schilddrüsenkropf). In diesen Fällen besteht ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs; meist ein follikuläres Karzinom. Durch den Jodmangel bedingt wird das die Schilddrüse stimulierende Hormon TSH verstärkt freigesetzt, was mit einem höheren Krebsrisiko verbunden ist.
Risikofaktor StrahlungEine weitere Risikogruppe bilden Menschen, die als Kinder oder Jugendliche Röntgenbestrahlungen im Kopf-/Halsbereich erhalten haben. Früher wurden solche Bestrahlungen in manchen Ländern auch bei gutartigen Erkrankungen eingesetzt; heutzutage jedoch nur bei Krebs in diesem Bereich, z.B. Lymphomen.Auch Personen, deren Schilddrüse einer hohen Strahlenbelastung durch radioaktives Jod ausgesetzt war, z.B. infolge einer Reaktorkatastrophe, tragen ein erhöhtes Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Dabei gilt: Je höher die Strahlendosis war, desto mehr steigt das Krebsrisiko an. Nach der Strahlenbelastung entsteht ein Schilddrüsenkarzinom nach durchschnittlich 5–15 Jahren, bei Kindern jedoch oft deutlich früher. Für Kinder erhöht sich das RisikoZahlen für Schilddrüsenkrebs insolchen Fällen umdenFaktorletzten25,Jahrenauchgestiegen.vieleDieJahrzehnteSterberatennachhaben im gleichen Zeitraum jedoch leicht abgenommen.
Untersuchungen
- Bei der
StrahlenexpositionärztlichenkannUntersuchungsichwerdennoch ein Tumor entwickeln.Wer jedoch im Rahmen einer Therapie radioaktives Jod erhalten hat (siehe unten)Hals,hat kein erhöhtes Risiko, einSchilddrüsenkarzinomsezuundentwickelnLymphknoten abgetastet. - Mit
In der RegelUltraschall wirddurch diese Therapiedie Schilddrüsejagenauerkomplettuntersucht.zerstörtJe nach Aussehen der Knoten kann die Wahrscheinlichkeit für Krebs beurteilt werden.
- Die meisten Schilddrüsenknoten sind gutartig und müssen nicht weiter abgeklärt werden. Eine erweiterte Diagnostik
LässtsichwirdeinnurneunachauftretenderStrahlenexposition,raschbeiwachsenderschnellemKnotenTumorwachstum, vergrößerten Lymphknoten, in derSchilddrüseUntersuchungtasten,auffälligenistKnotendiesundeinfamiliärerWarnzeichenVeranlagungfürempfohlen. - In
Schilddrüsenkrebs. Auch wenn eine lange bestehendeStrumaplötzlich rasch wächst oder sich an manchen Stellen härter anfühlt als zuvor, sollte man aufmerksam werden. Das Gleiche gilt für eine innerhalb weniger Wochen oder Monate neu entstehende Struma. Deshalb sollten ungewöhnliche Schwellungen am Hals Anlass sein, sich umgehend ärztlich untersuchen zu lassen.Weitere Symptome, die im Verlauf der Erkrankung auftreten können, sind: Schluckbeschwerden, tastbar oder sichtbar vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich, Druckgefühl im Halsbereich, Luftnot, Heiserkeit Hustenreiz.Eineeiner BlutuntersuchungmitwerdenBestimmung derdie Schilddrüsenhormonegibt(TSHAufschlussundüberFT4)die Funktionsfähigkeit dersowie Schilddrüsesenantikörper bestimmt.desfürKalziumstoffwechselsCalcitonin überprüft. - Bei
ImeinerKrankenhausSzintigrafieoder bei einem niedergelassenen Spezialisten kannwird die SchilddrüsepermithilfeUltraschallvonuntersuchtradioaktiv markierten Stoffen dargestellt. Dadurch können hormonproduzierende Bereiche sichtbar gemacht werden. Schilddrüsenkrebs erscheint meist als sog. „kalter“ Knoten, der keine Hormone produziert. - Besteht nach o. g. Untersuchungen der Verdacht auf einen bösartigen Tumor, wird bei einer sog. Feinnadelaspirationszytologie eine Zellprobe aus dem Knoten entnommen und
einemitGewebeprobe des Knotens entnommen werden (Feinnadelbiopsie); das Gewebe wird anschließend unter demeinem Mikroskopgenauuntersucht.AufIndiesemanchenArt lFässt sich zuverlässig feststellen, ob es sich um eine gutartige Veränderung oder um Krebs handelt. Oft lässt sich auch schon klären, um welche Art Tumor es sich handelt; manchmalllen isteine ganz genaue Diagnose aber schwierig, weil sehr ausgereifte Tumorzellen gesunden Zellen stark ähneln. Dann ist eventuell zur weiteren AbklärungdieEntnahmeUntersuchung einer größeren Gewebeprobenötigerforderlich. - Weitere
Weiterebildgebende Untersuchungenwie(z. B.dasCTRöntgenoderder Halsregion, eine Isotopenuntersuchung des Knotens am Hals sowie eine Magnetresonanztomografie (MRT)sindwerdenzurdurchgeführt,detailliertenumDarstellung des Knotens und Abklärung derdie Ausdehnung des Tumorsmeistunderforderlichggf.BestehtderMetastasenVerdachtzuauf eine Mitbeteiligung des Kehlkopfs, der Luftröhre oder Speiseröhre, ist in diesen Fällen auch eine Spiegelung dieser Organe sinnvoll, damit sich der Arzt ein genaueres Bild vom Ausmaß der Krebserkrankung machen kann.TherapieNachdem die Diagnose feststeht, stimmt der Arzt mit dem Patienten die in Frage kommenden Therapien ab.Folgende Behandlungsmethoden sind möglich:OperationRadiojodtherapieStrahlentherapieChemotherapieoder eine Kombination dieser Therapieformenerfassen.
JeBehandlung
- Die
nachdem,Behandlungumrichtetwelchesich nach Art und Ausbreitung des Schilddrüsenkrebs.
Differenzierte
esKarzinome- Differenzierte
sichKarzinomehandelt und wie weit sich die Krebszellen bereitswerden in derSchilddrüseRegelselbstmitodereinerinKombinationanderenausOrganenOperationausgebreitetundhaben,Radiojodtherapie behandelt. - Bei der Operation wird
eine der genannten Therapieformen oder eine Kombination angewendet.In den meisten Fällen steht eine Operation am Anfang der Therapie. Meist wird dabeimeist die gesamte Schilddrüse entnommen (Thyreoidektomie), um das Tumorgewebe möglichst vollständig zu entfernen. - Bei kleinen Schilddrüsenknoten,
umdiemsich erst nach der Entfernung als böglichstsartig herausstellen, ist eineHeilung zu erreichen. Eventuell müssen befallene Lymphknoten oder weitere Gewebe ebenfalls entfernt werden. Bei differenzierten (papillären und follikulären) Karzinomen erfolgt im Anschluss an dieerneute OperationeinehäufigRadiojodtherapienicht erforderlich.Hier - Anschließend wird
demeineKörpersog. Radiojodtherapie durchgeführt, bei der radioaktives Jod verabreicht,das mit einer radioaktiven Substanz beladen istwird. Das Jod sammelt sich inderden Schilddrüsesenzellen an, sodass eine gezielte Bestrahlung von innen erfolgt. Durch diese Therapie lassen sich eventuell im Körper verbliebene Reste der normalen Schilddrüse oder auch Tumorreste bzw. Metastasen zerstören. DasWRückfallrisiko wird dadurch deutlich gesenkt. - In manchen Fä
hrendllendieserkannTherapieunterstützendmeine Strahlentherapie eingesetzt werden. - Um Rü
ssenckfälle frühzeitig zu erkennen, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig.
Andere Krebsformen
- Bei medullären Karzinomen wird die
BetroffenengesamtesichSchilddrüse operativ entfernt. - Zusätzlich werden Lymphknoten und ggf. Teile der Muskeln im Hals entfernt.
- Anaplastische Karzinome können in
strahlungssicherendenRmeisten Fäumen aufhalten, um die Menschen in der Umgebungllen nichtzugeheiltgefährden.Als weitere Therapiemöglichkeit steht die Strahlentherapie mit Röntgenstrahlen von außen zur Verfügungwerden,diedahervorerfolgtallem bei undifferenzierten Karzinomen eingesetzt wird. Auchhauptsächlich eine lindernde (palliative) Behandlung. - Die Behandlung besteht aus einer Kombination einer Strahlentherapie, einer Chemotherapie
istundbeieinermanchenentlastendenPatienten möglichOperation.
Hormonersatz nach der Krebsbehandlung
- Wird die Schilddrüse im Rahmen der Krebstherapie teilweise oder vollständig entfernt, müssen die dann fehlenden Schilddrüsenhormone ersetzt werden, d. h.
derdiePatinetBetroffenenmussmüssen lebenslang diese Hormone als Tabletten einnehmen. - Die Behandlung erfolgt in diesem Fall mit dem Schilddrüsenhormon Thyroxin, das der Körper für einen gesunden Stoffwechsel benötigt.
- Thyroxin unterdrückt zudem die Produktion des Hypophysenhormons TSH im Gehirn,
welchesdas die Hormonproduktion in der Schilddrüse stimuliert. Wird TSH gehemmt, lässt sich ein erneutes Wachstum der Schilddrüse und eventuell vorhandener Tumorreste unterdrücken, was vor allem bei einer unvollständigen Entfernung des Tumorgewebes wichtig ist. Deshalb wird Thyroxin zunächst in einer etwas höheren Dosis verabreicht, als eigentlich vom Körper benötigt wird.
Vorbeugung
- Vermeiden
SindSie radioaktive Strahlung. Bei Bestrahlung der Kopf- und Halsregion oder nach Reaktorzwischenfällen kann vorbeugend hochdosiertes Jod verabreicht werden. - Ist ein Familienmitglied an einem medullären Karzinom erkrankt, wird denjenigen Verwandten, bei denen die
NebenschilddrüsenentsprechendebeimGenveränderungoperativen Eingriff versehentlich verletzt wordenvorliegt,musseine frühzeitige Entfernung derPatient meist auch KalziumSchilddrüse undVitaminanschließendeDHormonersatztherapieeinnehmenempfohlen. - Ein generelles Ultraschall-Screening der Schilddrüse bei älteren Menschen wird nicht empfohlen,
umda dieFunktionGefahr derNebenschilddrüsenÜberdiagnostikauszugleichenbesteht.
Prognose
Die Heilungsaussichten sind bei den meisten Formen des Schilddrüsenkrebs im Allgemeinen gut, wenn
eser frühzeitig erkannt wird.ImBeiDurschnitt sind 75–90% der Patienten mit der Diagnosedifferenzierten Schilddrüsenkrebssenkarzinomen sind nach 10 Jahren 84 % der Männer und 92 % der Frauen noch am Leben. Allerdings habenPatientenPatient*innen mit einem medullären Karzinom eine deutlich schlechtere Prognose. Bei den seltenen anaplastischen Krebsformen sind die Überlebenschancen gering; eine unterstützende Therapie zum Erhalt der Lebensqualität steht im Vordergrund.Ist ein Familienmitglied an einem medullären Karzinom erkrankt, wird denjenigen Verwandten, bei denen die entsprechende Genveränderung vorliegt, eine frühzeitige Entfernung der Schilddrüse und anschließende Hormonersatztherapie empfohlen.Weitere Informationen
Deutsche Kebsgesellschaft.Schilddrüsenkrebs – Basisinformationen für Patientensenknoten. Stand April 2016- Schilddrüsenkarzinom – Informationen für ärztliches Personal
- Deutsche Krebsgesellschaft. Schilddrüsenkrebs – Basisinformationen für Patienten (Stand April 2016)
AutorenAutorinSusanneMartinaMeinrenkenBujard,Dr. med.Wissenschaftsjournalistin,BremenWiesbaden