Okkultes (nicht sichtbares) Blut im Stuhl

Bei einer sehr geringen Blutung im Magen oder Darm kann sich das Blut mit dem Stuhl so vermischen, dass es mit dem bloßen Auge nicht mehr erkennbar ist. Lässt sich mit speziellen Testverfahren jedoch Blut im Stuhl nachweisen, so wird dies als nicht sichtbares (okkultes) Blut im Stuhl bezeichnet.

Was ist okkultes Blut im Stuhl?

Sichtbares Blut im Stuhl stammt häufig aus dem Enddarm oder dem unteren Teil des Dickdarms oder dem Magen, selten aus dem Dünndarm. Bei einer geringen Blutung oder einem nur unregelmäßigen Blutverlust im Magen oder Darm mischt sich das Blut allerdings mit dem Stuhl und ist mit dem bloßen Auge nicht mehr zu erkennen. So kann Blut nicht sichtbar (okkult, versteckt) sein.

Wurde bei Ihnen ein niedriger Blutwert und ein Eisenmangel festgestellt und lässt sich keine Ursache dafür finden, kann eine Stuhlprobe genommen werden, um diese auf okkultes Blut zu untersuchen und damit ggf. eine Magen-/Darmblutung nachzuweisen.

Wurden bereits mehrere Stuhlproben genommen und kein Blut festgestellt, so besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit für Darmkrebs, sofern keine anderen Anzeichen für eine solche Erkrankung vorliegen. Wird Blut festgestellt, erfolgt eine Untersuchung und Kontrolle des Magen-Darm-Trakts (Gastrointestinaltrakt), um Tumoren oder andere Ursachen für die Blutung auszuschließen.

Was kann die Ursache sein?

Häufige Ursachen für sichtbares Blut

Häufige Ursachen für okkultes Blut

  • Dickdarmkrebs (Kolorektalkrebs)
    • Von dieser Diagnose sind 5–6 % der Bevölkerung einmal im Leben betroffen. Das Erkrankungsrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
    • Die Tumoren befinden sich entweder im Dickdarm (Kolon) oder im Enddarm (Rektum).
    • Die Krankheit verläuft längere Zeit symptomfrei. Zu den häufigsten Symptomen zählen plötzliche Verstopfung oder andere Stuhlveränderungen ab einem Alter von 45 Jahren sowie Blut im Stuhl. Tumoren im Enddarm führen eher zu Schmerzen.
    • Auch langsam zunehmende Blutarmut und Erschöpfung können Hinweis auf eine lang andauernde, okkulte Blutung und damit Darmkrebs sein; Darmkrebszellen bluten leichter als gesunde Darmschleimhautzellen.
  • Magenkrebs (Magenkarzinom)
    • Tritt meist bei älteren Menschen auf, ist aber auch bei jungen Erwachsenen möglich.
    • Geht häufig mit einer vagen Symptomatik einher: frühes und starkes Sättigungsgefühl nach dem Essen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Unwohlsein, Gewichtsverlust.
  • Colitis ulcerosa
    • Tritt häufig bei jüngeren Erwachsenen auf.
    • Es handelt sich um eine chronisch-entzündliche Dickdarmerkrankung, bei der sich Phasen mit und ohne Beschwerden abwechseln können.
    • Die Krankheit kann phasenweise zu starken Darmentleerungen führen (5- bis 15-mal pro Tag). Häufig befindet sich sichtbares oder okkultes Blut, Eiter und Schleim im Stuhl.
  • Morbus Crohn
    • Tritt häufig bei jüngeren Erwachsenen auf.
    • Auch bei dieser chronisch-entzündliche Dünn- und Dickdarmerkrankung können sich beschwerdefreie Phasen mit Zeiten starker Symptome abwechseln.
    • Die Erkrankung verläuft von Patient zu Patient unterschiedlich. Sie ist jedoch meist durch unblutigen Durchfall, kolikartige Schmerzen und lokale Entzündungen um den Enddarm gekennzeichnet. Blut im Stuhl kann jedoch vorkommen.
  • Magengeschwür (Ulcus pepticum)
    • Am häufigsten treten Magengeschwüre bei Menschen über 45 Jahren und bei Personen auf, die bereits zuvor an Magengeschwüren oder phasenweise an Oberbauchbeschwerden gelitten haben.
    • Zu den typischen Symptomen zählen Perioden mit Oberbauchbeschwerden, die bei Nahrungsaufnahme oder mithilfe von Medikamenten gelindert werden. Nächtliche Schmerzen, häufiger bei Rauchern.
    • Ein Magengeschwür kann leichte oder stärkere (lebensgefährliche) Blutungen auslösen.
    • Besonders gefährdet in Bezug auf eine Magenschleimhautentzündung oder ein Magengeschwür sind Personen, die regelmäßig Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac einnehmen.
  • Darminfektionen
    • Leichtere Blutungen im Darm sind möglich.
  • Dickdarmpolypen
    • Sie lösen in der Regel keine Symptome aus.
    • Polypen können jedoch mehr oder weniger stark bluten.
    • Große Polypen können zudem zu einer Verengung im Darm führen.
  • Verwendung von Medikamenten zur Blutverdünnung
    • Die Einnahme von Kumarin/Warfarin zur Blutverdünnung oder Acetylsalicylsäure (ASS) kann die Blutungen im Magen-Darm-Trakt (Gastrointestinaltrakt) auslösen.

Seltene Ursachen

  • Analkarzinom
    • Ein sehr seltener Krebs, der am häufigsten bei älteren Menschen auftritt.
    • Lokale Symptome und Anzeichen in Form von Wunden, Blutungen und einem (tastbaren) Tumor im Bereich des Anus.
  • Ausstülpungen im Dickdarm (Divertikelkrankheit)
    • Tritt am häufigsten bei älteren Menschen auf.
    • Oft treten keine Symptome auf, Stuhlveränderungen und Blähungen sowie evtl. Blut im Stuhl sind möglich.
    • Entzünden sich die Divertikel, spricht man von Divertikulitis.
  • Minderdurchblutung des Darms (ischämische Kolitis)
    • Eine verhältnismäßig seltene Erkrankung, die bei älteren Menschen und häufig bei Patienten mit einer bekannten, ausgeprägten Arteriosklerose auftritt.
    • Die Erkrankung geht mit Episoden von starken krampfartigen Schmerzen im Unterbauch sowie leichter und häufig blutiger Diarrhö einher.
    • Es handelt sich um einen Notfall, der sehr schnelle ärztliche Behandlung erfordert.
  • Darmentzündung nach Antibiotikatherapie
    • Mögliche Komplikation infolge einer Antibiotikabehandlung (Antibiose).
    • Die Symptome variieren von leichten bis schweren Dickdarmentzündungen; typisch ist wässriger Durchfall (Diarrhö), der schleimig und manchmal blutig ist, zudem kommen Krämpfe im Unterbauch vor.
  • Entzündung eines Meckel-Divertikels
    • Tritt meist bei Kindern unter 10 Jahren auf; es handelt sich um eine Ausstülpung des Dünndarms (Divertikel), die sich entzünden kann.
    • Die Erkrankung kann zu intensiven Schmerzattacken führen. Zu den Symptomen beim Kind zählen Fieber, Übelkeit, Erbrechen und ein gespannter Bauch.
  • Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen)
    • Sie entstehen in der Regel infolge von Lebererkrankungen (Zirrhose) und treten am häufigsten bei Menschen Alkoholsucht auf.
    • Es handelt sich um erweiterte Blutgefäße direkt unter der Schleimhaut in der Speiseröhre. Die Krampfadern können reißen und leichtere oder schwere (lebensgefährliche) Blutungen auslösen.

Wann sollten Sie ärztlichen Rat suchen?

Wenn Sie blasser werden und sich schnell erschöpft fühlen, möglicherweise auch Stuhlunregelmäßigkeiten (z. B. Verstopfung, Durchfall) beobachtet haben, könnte dies auf eine okkulte Blutung aus dem Darm hinweisen. Ein Arztbesuch ist zu empfehlen.

In Deutschland werden ab dem 50. Lebensjahr im Rahmen der Darmkrebsvorsorge bestimmte Untersuchungen empfohlen: Zunächst werden als Screening die Kosten für einen Test auf okkultes Blut im Stuhl einmal jährlich, ab dem 54. Geburtstag alle 2 Jahre übernommen.

Ab dem 50. Lebensjahr können Männer, ab dem 55. Lebensjahr auch Frauen im Rahmen einer Kassenleistung eine Koloskopie zur Vorsorge durchführen und nach 10 Jahren wiederholen lassen. Da die Koloskopie sicherer ist als der Stuhltest auf okkultes Blut, entfällt dieser für ein paar Jahre, nachdem eine Koloskopie stattgefunden hat.

Für Personen aus Risikofamilien (z. B. mit nahen Verwandten, die an Darmkrebs erkrankt sind), gelten andere Regeln der Vorsorge.

Hat die Ärztin oder der Arzt wegen bestimmter Symptome einen Verdacht auf Darmkrebs, wird sie/er unabhängig vom Screening-Intervall einen Test auf okkultes Blut im Stuhl oder eine Koloskopie durchführen (lassen).

Wie geht die Ärztin/der Arzt vor?

Krankengeschichte (Anamnese)

Die Ärztin oder der Arzt kann Ihnen folgende Fragen stellen:

  • Haben Sie Blut im Stuhl beobachtet?
  • Fühlen Sie sich zunehmend müde/erschöpft?
  • Hat sich Ihr Stuhl in letzter Zeit verändert?
  • Haben Sie Diarrhö (Durchfall)?
  • Haben Sie unabsichtlich an Gewicht abgenommen?
  • Haben Sie einen ansonsten guten Allgemeinzustand?
  • Wurden Sie vor Kurzem mit Antibiotika behandelt?
  • Treten in Ihrer Familie gehäuft Magen-Darm-Erkrankungen auf?

Ärztliche Untersuchung

Die Ärztin oder der Arzt wird Sie allgemein körperlich untersuchen und v. a. Ihre Bauchorgane abtasten. Bei Frauen erfolgt auch eine gynäkologische Untersuchung.

Zudem wird die Ärztin oder der Arzt im Bereich des Anus vorsichtig untersuchen, ob Hämorrhoiden, Fissuren oder andere Verletzungen vorliegen.

Der Hämoglobingehalt des Bluts wird überprüft, um das Ausmaß der Blutung zu beurteilen: Bei einer größeren oder sehr lange anhaltenden kleinen Darmblutung sinkt der Hämoglobingehalt im Blut.

Falls noch nicht erfolgt: Test auf okkultes Blut im Stuhl. Dafür wird Ihnen die Ärztin oder der Arzt ein Testkit mitgeben, mit dem Sie zu Hause ganz einfach eine Stuhlprobe nehmen können.

Enddarm und der unterer Bereich des Dickdarms oder der gesamte Dickdarm lässt sich mithilfe der Rektoskopie und/oder Koloskopie untersuchen, wenn es Hinweise auf okkultes Blut im Stuhl gibt. Mit der Gastroskopie lässt sich im Magen nach Blutungsquellen fahnden.

Ziel der Untersuchungen ist es, Ursachen, Ort und Ausmaß der Blutung zu finden und zu bewerten, damit die zugrunde liegende Krankheit möglichst geheilt werden kann.

Weitere Informationen

Autoren

  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Darmblutung, okkulte. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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