Was hilft gegen trockene, juckende Haut?

Juckreiz kann viele Ursachen haben. In den meisten Fällen kann er gut behandelt werden.

Wie entsteht Juckreiz?

Juckreiz wird im wissenschaftlichen Fachausdruck auch als Pruritus bezeichnet. Er kann mitunter so stark werden, dass er den Schlaf stört und die Lebensqualität beeinträchtigt. Pruritus tritt meist in Verbindung mit Hauterkrankungen auf, kann jedoch auch auf andere Grunderkrankungen zurückzuführen sein.

Juckreiz ist meist durch mehrere Faktoren bedingt. Er entsteht an den freien Nervenenden der Haut, die vor allem im Bereich der Hand- und Fußgelenke vorkommen. Dabei spielt unter anderem die Ausschüttung von Botenstoffen eine Rolle, z. B. von Histamin, Serotonin oder sogenannten Kininen sowie Neuropeptiden. Auch Medikamente können einen Juckreiz hervorrufen, z. B. Opioide. Eine Erkrankung, die direkt mit einer Nervenbeteiligung einhergeht, ist z. B. die Gürtelrose (Zoster).

Wann kann Juckreiz auftreten?

Pruritus kann in jedem Alter auftreten, die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. In Deutschland leiden etwa 13,5 % der Bevölkerung an chronischem Juckreiz. In rund 90 % der Fälle liegen Hauterkrankungen vor.

Juckreiz kann viele Ursachen haben. Unabhängig von seiner Ursache kann sich Juckreiz durch Entzündungen der Haut, eine trockene oder warme Umgebung sowie psychische Stressfaktoren verstärken.

Erkrankungen, die mit Hautausschlägen einhergehen, können Juckreiz hervorrufen. Hierzu zählen z. B. das atopische Ekzem (Neurodermitis), die Nesselsucht (Urtikaria), die Schuppenflechte (Psoriasis) sowie das Kontaktekzem. Bei diesen Erkrankungen tritt der Juckreiz oftmals am ganzen Körper auf. Eine weitere Hauterkrankung, bei der es zu Ausbrüchen (z. B. in Gemeinschaftseinrichtungen) kommen kann, ist die Skabies (Krätze). Beispiele für Hautausschläge, bei denen der Juckreiz oft auf eine Stelle begrenzt ist, sind Pilzinfektionen, die Gürtelrose (Herpes zoster) sowie Insektenstiche. Hautausschläge, die typischerweise im Kindesalter auftreten, sind oft juckend, z. B. Windpocken, Masern oder Röteln.

Juckreiz kann infolge von Erkrankungen des Nervensystems entstehen (z. B. bei multipler Sklerose). Auch psychische Störungen wie Anorexie (Magersucht), Depressionen oder Schizophrenie können mit Juckreiz einhergehen.

Innerhalb der Schwangerschaft kann es durch hormonelle Veränderungen zu Juckreiz kommen. Gleiches gilt auch für hormonelle Erkrankungen wie Über- oder Unterfunktionen der Schilddrüse und Diabetes. Auch die Eisenmangelanämie und die chronische Nierenerkrankung können Juckreiz verursachen.

Bei bösartigen Erkrankungen kann Juckreiz eine Rolle spielen. Hier sind z. B. zu nennen: Hodgkin-Lymphome, Non-Hodgkin-Lymphome, Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs.

Chronische Lebererkrankungen wie Leberentzündungen durch Viren (z. B. Hepatitis B oder C), die primär biliäre Cholangitis und die primär sklerosierende Cholangitis können ebenfalls Juckreiz auslösen.

Weiterhin kann Juckreiz durch Reizstoffe in Whirlpools, Körperpflegeprodukten, Waschmittelresten, Mineralwolle und Medikamenten verursacht werden.

Je nach Ursache kommen verschieden Therapien des Juckreizes infrage. Oft lässt der Juckreiz durch die Behandlung einer vorliegenden Grunderkrankung nach. In einigen Fällen kann er mit Medikamenten behandelt werden. Hinsichtlich der jeweils einzusetzenden Medikamente beraten Sie Ihre behandelnden Ärzt*innen.

Was können Sie selbst tun?

Trockene Luft kann Ihre Haut austrocken und Juckreiz verursachen oder verschlimmern. Daher ist vor allem in den Wintermonaten oder bei besonders trockenen Verhältnissen eine schützende Hautpflege (s. u.) und ggf. die Verwendung eines Luftbefeuchters sinnvoll. Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken.

Zu häufiges Duschen oder Baden kann die Haut austrocknen. Verzichten Sie auf exzessives Duschen oder Baden und verwenden Sie lauwarmes Wasser. Einige Seifenarten können die Haut besonders reizen. Es sollten daher milde Seifen bzw. Duschlotionen verwendet werden, die möglichst hautneutral sind und nur wenige reizende Stoffe wie Farb- oder Duftstoffe enthalten. Tupfen Sie die nasse Haut ab und vermeiden Sie zu starkes Reiben. Bei Bedarf können Sie einen nassen Waschlappen auf die juckenden Stellen drücken, um den Juckreiz zu mindern.

Vermeiden Sie Hitze, z. B. durch heiße Bäder, oder den Aufenthalt in warmen Gegenden. Tragen Sie bevorzugt Kleidung aus Baumwolle oder anderen atmungsaktiven Materialien. Vermeiden Sie Kleidung aus grober Wolle, die den Juckreiz auf Ihrer Haut verstärken kann.

Behandlung

Kann eine Grunderkrankung oder ein Auslöser für die juckende Haut festgestellt werden, steht zunächst die Behandlung der Ursache im Vordergrund. Besteht z. B. eine Allergie, sollte der allergieauslösende Stoff gemieden werden. Trat der Juckreiz durch die Einnahme bestimmter Medikamente auf, sollte abgeklärt werden, ob es alternative Medikamente gibt, die stattdessen eingenommen werden können. Ansonsten erfolgt die Behandlung je nach Grunderkrankung. Eine Hautpflege kann zusätzliche Abhilfe schaffen und Symptome lindern.

Feuchtigkeitsprodukte sind zur Behandlung trockener Haut geeignet. Wählen Sie eine Feuchtigkeitscreme, die nur wenige allergiefördernde Stoffe enthält. Beispielsweise können harnstoffhaltige Cremes benützt werden. Verwenden Sie Feuchtigkeitsprodukte direkt nach dem Duschen oder Baden. Zur Linderung von Juckreiz existieren einige Wirkstoffe, die zum Auftragen auf die Haut verwendet werden können. Beispiele hierfür sind Menthol, Kampfer, Lidocain, Capsaicin und Polidocanol. Lassen Sie sich zur Anwendung ärztlich beraten.

In manchen Fällen, z. B. bei allergischem Juckreiz, können juckreizdämpfende Medikamente, sogenannte Antihistaminika, sinnvoll sein. Diese helfen allerdings selten in Fällen, in denen der Juckreiz über den gesamten Körper reicht. Eventuell kommen zur vorübergehenden Anwendung auch Kortikosteroide zum Auftragen auf die Haut oder in Tablettenform infrage. Lassen Sie sich auch hierzu beraten.

Wann sollte ich wegen meiner juckenden Haut ärztliche Hilfe suchen?

Trockene Haut oder Haut, die aufgekratzt wurde, kann sich leicht mit Bakterien infizieren. Eine Infektion kann sich in geröteter, geschwollener und überwärmter Haut äußern, die nässen oder eitern kann. Dies sollte ärztlich behandelt werden.

Ist keine eindeutige Ursache auszumachen und hat sich der Juckreiz über Wochen hinweg entwickelt, sollte eine ärztliche Untersuchung zum Ausschluss einer Grunderkrankung stattfinden. Wenn Sie Beschwerden wie einen veränderten Appetit, Gewichtsverlust oder Gewichtszunahme, Wärme- oder Kälteunverträglichkeit, Durst, Veränderungen beim Wasserlassen, Verdauungsstörungen oder Änderungen der Stuhlgewohnheiten bei sich bemerken, ist ein Arztbesuch anzuraten. Gleiches gilt, wenn Sie Kontakt zu Infektionserkrankungen (z. B. Krätze, Windpocken, Masern oder Röteln) hatten oder der Juckreiz im Zusammenhang mit neuen Medikamenten, Cremes, Nahrungsergänzungsmitteln etc. auftrat.

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Autor*innen

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
  • Marleen Mayer, Ärztin, Mannheim

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Pruritus. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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