Zittern

Was versteht man unter Zittern?

Unter Zittern versteht man rhythmische Bewegungen verschiedener Körperteile: Am häufigsten sind die Hände, Arme oder der Kopf betroffen, aber auch Zittern in den Beinen oder am Rumpf kommt vor. Rhythmisches, unwillkürliches Zittern wird in der medizinischen Fachsprache als Tremor bezeichnet.

Tremor wird einerseits anhand der klinischen Eigenschaften kategorisiert, d. h., ob Vorerkrankungen oder Risiken bestehen oder das Zittern nur in bestimmten Situationen wie in Ruhe, Bewegung oder einer bestimmten Körperhaltung auftritt:

  • Ruhetremor: Zittern, wenn sich das betreffende Körperteil in Ruhe befindet, z. B. wenn die Hände entspannt im Schoß liegen.
  • Haltetremor: Zittern in Körperteilen, die aktiv in einer bestimmten Position gehalten werden, z. B. ausgestreckte Arme.
  • Intentionstremor: Zittern bei gezielten Bewegungen, z. B. beim Trinken aus einem Glas.

Andererseits erfolgt die Einteilung danach, ob das Zittern im Zusammenhang mit einer Krankheit, erblich bedingt oder ohne identifizierbare Ursache auftritt. Zittern ohne klare Ursache betrifft 0,31–1,7 % der Allgemeinbevölkerung. Die Häufigkeit nimmt mit steigendem Alter zu.

Was kann die Ursache sein?

Häufige, nicht behandlungsbedürftige Ursachen

Verstärkter physiologischer Tremor

  • Ein normales Zittern bei Angst und Nervosität kann bei allen Menschen auftreten.
  • Es kann durch Krankheiten oder Medikamente/Medikamentenentzug verstärkt werden.
  • Es besteht meist weniger als 3 Jahre, eine zugrunde liegende neurologische Erkrankung sollte dennoch ausgeschlossen werden.

Häufige Ursachen, die möglicherweise behandlungsbedürftig sind

Essenzieller Tremor

  • Oft familiäre Häufung, beginnt meist im Erwachsenenalter und verstärkt sich schrittweise.
  • Variiert in Häufigkeit und Schwere, tritt beidseits an den Händen auf, kann aber auch andere Körperteile wie den Kopf betreffen.
  • Am häufigsten sind Halte- und Bewegungstremor.
  • Das Zittern kann durch Alkoholkonsum vorübergehend abnehmen, um danach verstärkt zurückzukommen.

Parkinson-Krankheit

  • Tritt in der Regel zunächst einseitig bei Personen über 60 Jahren auf und verschlechtert sich im Lauf der Zeit.
  • Das einseitige Zittern in Ruhe nimmt klassischerweise beim Übergang zu Halte- oder Aktionsbewegungen ab.
  • Typische Symptome sind der Verlust des Mitschwingens der Arme beim Gehen, der Verlust der Mimik und eine monotone Stimme.

Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)

  • Diese Erkrankung tritt deutlich häufiger bei Frauen als bei Männern auf.
  • Typische Symptome sind Zittern, Gewichtsverlust, Schwitzen und Schlaflosigkeit.

Chronischer Alkoholismus

  • Häufig kommt es nach längerem Alkoholkonsum zu einem Zittern der Hände.
  • Ursache eines Tremors kann ebenso ein Alkoholentzug sein.
  • Meist bessern sich die Symptome nach Einnahme von geringen Mengen Alkohol mit einem Rückfall nach 3–4 Stunden.

Durch Arzneimittel ausgelöster Tremor

  • Zu den auslösenden Medikamenten zählen u. a. Lithium, Amphetamine und Steroide. Auch Koffein kann Zittern auslösen.
  • Bei Benzodiazepin- oder Drogenabhängigkeit kann Zittern als Entzugssymptom auftreten.

Seltene Ursachen, die möglicherweise eine Behandlung erfordern

Erkrankungen des Gehirns

  • Ein psychogener Tremor beginnt meist plötzlich und kann genauso plötzlich oder bei Ablenkung aufhören.
  • Ursache für Zittern könnte auch ein Schlaganfall oder Hirntumor sein.

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

  • Wenn das Zittern Ihren Alltag einschränkt oder eine Belastung darstellt, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen.

Untersuchungen

  • Wichtig ist eine genau Beschreibung, seit wann, in welchen Situationen und wie das Zittern auftritt.
  • Begleitsymptome, Zittern bei Familienangehörigen, Mediamenteneinnahme oder Alkoholkonsum können ebenfalls Hinweise auf die Ursache geben.
  • Eine körperliche Untersuchung zeigt, um welchen Typ von Tremor es sich handelt und ob Anzeichen für typische Grunderkrankungen vorhanden sind.
  • Eine Schriftprobe kann Hinweise auf eine Parkinson-Krankheit geben.
  • Es werden neurologische Untersuchungen und – abhängig von der vermuteten Diagnose – eventuell Bluttests durchgeführt.
  • Bei Verdacht auf bestimmte Erkrankungen kann eine Untersuchung per MRT erforderlich sein.
  • Bei Kindern mit Tremor, Unsicherheit bezüglich der Einteilung des Tremors, abruptem Beginn ohne eruierbare Ursache oder essenziellem Tremor, der sich unter Therapie nicht bessert, erfolgt eine Überweisung an eine neurologische Praxis.

Behandlung

  • Ein essenzieller Tremor kann durch Medikamente oder elektrische Hirnstimulation behandelt werden.
  • Sind Medikamente die Ursache für das Zittern, werden diese (vorübergehend) abgesetzt oder ihre Dosis reduziert.
  • Wird der Tremor durch eine zugrunde liegende Erkrankung ausgelöst, wird diese behandelt.

Weitere Informationen

Autor*innen

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
  • Jonas Klaus, Arzt, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Zittern (Tremor). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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