Eisenmangel in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft erhöht sich der Eisenbedarf bei Frauen.

Warum ist Eisen so wichtig?

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Eisen ist ein Grundelement, das in unserem Körper in kleinen Mengen vorkommt und eine lebenswichtige Funktion für die Aufrechterhaltung normaler Blutwerte (Hämoglobinwerte) hat. Eisen ist ein Baustein des Hämoglobins; Hämoglobin wiederum ist zentraler Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und zuständig für die Sauerstoffversorgung der Körperzellen: Die aus den Lungen ins Blut diffundierten Sauerstoffmoleküle binden an das Eisen des Hämoglobins und werden mit den roten Blutkörperchen im Blut zu allen Körperzellen transportiert, wo sie dann freigesetzt werden. Ohne diese Sauerstoffzufuhr kann eine Zelle nicht überleben.

Eisenmangel und Blutarmut

Wenn das Blut zu wenig Eisen enthält, sinkt mit der Zeit auch die Menge an Hämoglobin in den roten Blutkörperchen bzw. die Anzahl dieser Blutzellen. Bei niedrigen Hämoglobinwerten spricht man von einer Anämie (Blutarmut).

Eisenmangel in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft erhöht sich der Eisenbedarf bei Frauen. Dies kann teilweise durch eine erhöhte Eisenaufnahme über den Darm ausgeglichen werden.

Während der Schwangerschaft steigt die Anzahl der roten Blutkörperchen um ca. 20 %, und gleichzeitig steigt die Flüssigkeitsmenge in den Blutgefäßen um ca. 50 % an. Dies ist für die zusätzliche Versorgung des heranwachsenden Fetus nötig. Auch wenn sich die Anzahl der roten Blutkörperchen erhöht, ergibt sich aufgrund der erhöhten Flüssigkeitsmenge im Blut ein Verdünnungseffekt. Damit erscheinen die Hämoglobinwerte in einer Schwangerschaft zwar niedriger als normal, deuten aber (wenn sie nicht zu niedrig sind) nicht immer auf einen Eisenmangel hin.

  • Während der Schwangerschaft gilt daher ein Hämoglobinspiegel von > 11 g pro Deziliter Blut (g/dl) als normal (obwohl die Normalwerte für Frauen sonst bei 12 g/dl liegen).

Symptome

Typische Symptome einer Eisenmangelanämie sind Blässe, Müdigkeit, verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit, Herzklopfen, Kurzatmigkeit und Schwindel.

Untersuchungen

  • Bei der ersten Schwangerschaftsuntersuchung sowie regelmäßig ab dem 6. Monat wird der Hämoglobinwert gemessen. Solange der Wert über 11,2 g/dl liegt, sind keine weiteren Maßnahmen oder Untersuchungen erforderlich.
  • Liegt der Wert darunter, wird die Zahl und Größe der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestimmt.
  • Nach der Geburt wird eine Kontrolle des Hämoglobinwerts empfohlen.

Behandlung

Eine Eisenmangelanämie in der Schwangerschaft wird mit Eisenpräparaten (in der Regel Eisensulfat) behandelt. Es wird empfohlen, die Eisentabletten zusammen mit Vitamin C (z. B. mit Orangensaft) einzunehmen, um die Eisenaufnahme zu erhöhen. Milch, Tee oder Kaffee hemmen dagegen die Eisenaufnahme. Die Eisenpräparate sollten mindestens 3 Monate lang eingenommen werden.

Eine vorbeugende Einnahme von Eisenpräparaten wird nicht empfohlen.

Nebenwirkungen

  • Bei vielen Patientinnen treten unter der Eisenbehandlung Nebenwirkungen auf.
  • Zu den häufigen Nebenwirkungen einer Behandlung mit Eisenpräparaten zählen Übelkeit, Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall.
  • Nebenwirkungen lassen sich vermeiden, wenn die Einnahme des Eisenpräparats mit einer Mahlzeit erfolgt und auf mehrere Dosen täglich verteilt wird. Auch eine nur 1–3-mal wöchentliche Einnahme ist möglich.

Eisen in der Ernährung

Ein  gesunder Mensch, der sich ausgewogen ernährt, nimmt normalerweise genügend Eisen mit der Nahrung auf. Vor allem Fleisch (v. a. Leber) hat einen hohen Eisengehalt; es stammt aus dem Hämoglobin des Tiers, das der Mensch mit der Verdauung sehr gut ins Blut aufnehmen kann. Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln und Milchprodukten kann dagegen schlechter verwertet werden. Personen, die sich vegetarisch ernähren, sind daher häufiger von Eisenmangel betroffen.

Eine Übersicht über den Eisengehalt verschiedener Lebensmittel finden Sie bei Gesundheitsinformation.de.

Wie viel Eisen braucht ein Mensch?

Eine erwachsene Person nimmt mit der täglichen Nahrung ca. 5–15 mg Eisen in sich auf. Nur ca. 10 % davon werden durch den Darm tatsächlich ins Blut aufgenommen, also rund 1 mg. Was der Darm nicht aufnimmt, wird ausgeschieden. Gleichzeitig geht täglich ca. 1 mg Eisen durch Darm, Haut und Harnwege wieder verloren. Die tägliche Einnahme und der täglich Verlust halten sich also bei gesunden Personen relativ gut im Gleichgewicht. Es gibt jedoch von Person zu Person große Unterschiede.

Frauen verlieren bei der Menstruation regelmäßig Blut und haben daher einen größeren täglichen Eisenbedarf. Viele Frauen nehmen mit der Nahrung jedoch nicht genug Eisen auf, um diesen Verlust zu kompensieren und verlieren dabei einen Teil des im Körper gespeicherten Eisens. Wenn die Eisenreserven im Körper aufgebraucht werden, sinken allmählich die Hämoglobinwerte im Blut.

  • Menstruierenden Frauen wird allgemein empfohlen, 15 mg Eisen am Tag zu sich zu nehmen. Männer benötigen weniger: Für sie liegt die Empfehlung bei 10 mg pro Tag.1

Eisenbedarf während der Schwangerschaft

Der Eisenbedarf ist während einer Schwangerschaft nachweislich erhöht. Der Fetus und auch die Plazenta benötigen einen Teil des Eisens. Außerdem erhöht sich das Blutvolumen, was zusätzlich Eisen erfordert. Schwangere benötigen daher in der Regel etwa doppelt so viel Eisen (30 mg täglich) wie Frauen, die nicht schwanger sind. Frauen nach einer Schwangerschaft und stillenden Frauen wird die tägliche Aufnahme von 20 mg Eisen empfohlen.1

Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Eisenbedarf www.dge.de
  2. Gesundheitsinformation: Benötigen alle Schwangeren Eisenpräparate? www.gesundheitsinformation.de

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Anämie bei Erwachsenen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Goddard AF, James MW, McIntyre AS, et al. Guidelines for the management of iron deficiency anaemia. Gut 2011;60:1309-1316. www.ncbi.nlm.nih.gov
  2. Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH). Eisenmangelanämie. AWMF-Leitlinie Nr. 025-021, Stand 2021. www.awmf.org
  3. Zaiden R. Assessment of anaemia. BMJ Best Practice. Last reviewed: 9 Dec 2021; last updated: 02 Nov 2021 bestpractice.bmj.com
  4. Matti A, von Haehling S, Jelkmann W et al. SUPPLEMENT: Perspektiven der Onkologie. Anämie- und Blutmanagement: Neubewertung in verschiedenen Indikationen. Dtsch Arztebl 2017; 114(48): 29; DOI: 10.3238/PersOnko/2017.12.01.07 DOI
  5. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2022. Stand 17.09.2021; letzter Zugriff 10.01.2022. www.dimdi.de
  6. Bundesärztekammer (BÄK). Querschnitts-Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten und Plasmaderivaten. Gesamtnovelle 2020 in der vom Vorstand der Bundesärztekammer auf Empfehlung des Wissenschaftlichen Beirats am 21.08.2020 beschlossenen Fassung. www.bundesaerztekammer.de