Clavus (Hühnerauge)

Zusammenfassung

  • Definition:Lokale Verhornungsstörung (Hyperkeratose) der Haut, die als Folge einer chronischen Reizung in Form von Druck und Reibung entsteht.
  • Häufigkeit:Sehr häufig, vor allem bei älteren Personen.
  • Symptome:Schmerzen bei Druck oder Belastung.
  • Befunde:Hyperkeratotische oder verdickte Haut.
  • Diagnostik:Ergänzende Untersuchungen sind nicht erforderlich.
  • Therapie:Vermeidung von Druck und Reibung, Zusammenarbeit mit Podolog*in und ggf. Entfernung des Clavus.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Synonyme: Hühnerauge, Krähenauge
  • Lokale Verhornungsstörung (Hyperkeratose) der Haut, die als Folge einer chronischen Reizung in Form von Druck und Reibung entsteht.1

Häufigkeit

  • Sehr häufige Veränderung, vor allem bei älteren Menschen.
    • 20–65 % der Personen > 65 Jahre sind betroffen.1

Ätiologie und Pathogenese

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz. 2
  • Entstehung durch Einwirkung der Stressfaktoren Druck und Reibung auf die Haut
  • Die Haut reagiert auf diese Reize mit stärkerer Durchblutung der Cutis (Lederhaut) und Subcutis (Unterhaut).
  • Aufgrund der Mehrdurchblutung wird die Keimschicht der Haut zu schnellerer Zellteilungsrate (Zellproliferation) angeregt.
  • Diese Zellen wandern in die oberste Hautschicht und bilden dort Schwielen – die Haut schützt sich.
  • Wird das Wandern der Zellen nach oben durch zu starken Druck behindert, dann verhornen Zellen bereits in der Tiefe und bilden keilartige feste Keratinmasse (Leichdorn).

Prädisponierende Faktoren

  • Enges Schuhwerk
  • Berufsbedingte chronische Reizung bestimmter Hautareale, etwa durch die häufige Verwendung bestimmter Werkzeuge (z. B. Schraubenzieher).
  • Zunehmendes Alter
  • Sportarten, bei denen einzelne Hautareale erhöhter Belastung ausgesetzt sind.
    • z. B. Hände beim Rudern
  • Fußdeformitäten, z. B.:

ICPC-2

  • S20 Verhornung/Schwielenbildung

ICD-10

  • L84 Hühneraugen und Horn-(Haut-)Schwielen

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Klinische Diagnose

Differenzialdiagnosen

  • Warzen
  • Acanthosis nigricans
  • Hauttumoren
  • Mykose
  • Kallus (Schwiele)
    • breitflächigere Hyperkeratose ohne zentralen schmerzhaften Leichdorn3

Anamnese

  • (Repetitive) Belastung des betroffenen Bereichs?
    • Schuhwerk
    • Beruf
    • Sport
  • Schleichende Bildung von Verhärtung und Schwellung der Haut, die auch schmerzen kann.

Klinische Untersuchung

  • Clavus
    Clavus
    Druckempfindliche Läsionen in Form von hyperkeratotischen Plaques oder verdickter Hornhaut
  • Im Zentrum oft tief reichender Dorn aus Hornmaterial (Leichdorn), der nach Entfernung der oberen Hornschicht sichtbar wird.
  • Manchmal bestehen Ulzerationen; insbesondere bei Patient*innen mit Diabetes oder peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK) gilt hier besondere Aufmerksamkeit.

Ergänzende Untersuchungen 

  • Ergänzende Untersuchungen in der Regel nicht notwendig

Therapie

Therapieziele

  • Symptome lindern.
  • Druck und Reibung vermeiden.
  • Rezidive verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Therapie in Zusammenarbeit mit Podolog*in sinnvoll
  • Entfernung des Clavus und Beheben der auslösenden Ursache

Medikamentöse Therapie

  • Zur Behandlung der Hyperkeratose können Salicylsäurepflaster („Warzenpflaster“) oder Salicylsäure-Paste über 3–5 Tage verwendet werden.4
    • Pflaster nach 2 Tagen wechseln.
    • Paste mit Pflaster abdecken.
    • Beides nur auf die verhornte Stelle aufbringen.
    • Danach kann (nach einem heißen Fußbad) die Abtragung der Hornzellmasse durch ein Skalpell, eine Kürette oder einen Hornhauthobel erfolgen.
  • Cave: Nur mit äußerster Vorsicht anwenden, da es leicht zur Verletzung der Haut (z. B. durch Verrutschen der säurehaltigen Pflaster) kommen kann.2

Operative Therapie

  • Entfernung des Clavus am besten durch Podolog*in
    • Abtragen der Deckschwiele und „entkernen" des Clavus (Entfernung des Leichdorns)2 

Prävention

  • Chronische mechanische Reizungen (Reibung/Druck) vermeiden.
    • Auswahl eines ausreichend weiten Schuhwerks, ggf. orthopädische Einlagen oder Schuhzurichtung durch Orthopädietechniker*in5
    • ggf. auch operative Korrektur von Deformitäten wie Hallux valgus oder Krallenzehen5
  • Regelmäßige professionelle Fußpflege, insbesondere bei Patient*innen mit Diabetes

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Der Verlauf ist oftmals chronisch.

Komplikationen

  • Patient*innen mit Diabetes sind (insbesondere bei Sensibilitätsstörungen) besonders gefährdet, Komplikationen wie Infektionen oder sogar eine Sepsis zu bekommen (siehe auch Artikel Diabetische Fußgeschwüre).

Prognose

  • Lassen sich Druck und Reibung konsequent vermeiden, besteht eine gute Prognose.
    • Bei dauerhaft bestehenden Deformitäten wie Hallux valgus sind Rezidive leider häufig.

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Die Patient*innen sollten auf bequemes Schuhwerk achten, das im Bereich des Vorfußes ausreichend Platz bietet, um eine chronische mechanische Reizung zu vermeiden.
  • Die Verwendung orthopädischer Einlegesohlen wird bei Bedarf empfohlen, hohe Schuhabsätze und eine einseitige Belastung am Arbeitsplatz sind zu vermeiden.

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Clavus
Clavus

Quellen

Literatur

  1. Silverberg NB. Clavus. Medscape, last updated Jan 10, 2019. emedicine.medscape.com
  2. Laut K, Berli MC. What? – A podologist as a prophylactic measure for diabetic foot?. Fuß & Sprunggelenk 2018; 16(2): 109-112. www.sciencedirect.com
  3. Pennycook KM, McCready TA. Clavus. Europe PMC 2019. europepmc.org
  4. P. Altmeyer. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Zugriff 19.11.2018 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  5. Waizy H, Dohle J. Die aktuelle S2e-Leitlinie zum Hallux valgus. OUP 2016. www.online-oup.de

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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