UV-Keratitis (Schneeblindheit, Verblitzung)

Zusammenfassung

  • Definition: Schäden der Kornea infolge von ultravioletter Strahlung.
  • Häufigkeit: Relativ häufig.
  • Symptome: Starke Schmerzen, Photophobie und Tränenfluss. Die Symptome treten meist nach einer Latenzzeit von 4–12 Stunden auf.
  • Befunde: Typische Anamnese (Schweißen, Sonnenexposition, Solarium). Konjunktivale Injektion, punktförmige Defekte (nach Fluoresceinfärbung der Kornea sichtbar).
  • Diagnostik: Weitere Untersuchungen sind nicht erforderlich.
  • Therapie: Orale schmerzstillende Medikamente, evtl. lokale Antibiotika zur Infektionsprophylaxe. 

Allgemeine Informationen

Definition

  • Schäden der Kornea infolge von UV-Strahlung1, begleitet von starken Schmerzen nach einigen Stunden Latenzzeit
  • Wird auch fotoelektrische Keratokonjunktivitis genannt. Dazu gehören Schneeblindheit und Verblitzung (Schweißlicht).

Ätiologie und Pathogenese

  • Epithelschäden der Kornea durch ultraviolette Strahlung
    • Sonne, insbesondere bei Reflexion durch Schnee
    • Schweißarbeiten ohne geeignete Schutzbrille
    • Solarium2

ICPC-2

  • F79 Augenverletzung, andere

ICD-10

  • H16.1 Sonstige oberflächliche Keratitis ohne Konjunktivitis
    • S05.0 Verletzung der Konjunktiva und Abrasio corneae ohne Angabe eines Fremdkörpers

Diagnostik

Anamnese

  • Bilaterale Reizung, starke Schmerzen, Photophobie und Tränenfluss
    • Die Schmerzen werden in der Stärke gelegentlich mit denen bei Geburt oder bei Nierensteinen verglichen.
  • Fremdkörpergefühl („Sand in den Augen“)
  • Evtl. leicht bis mäßig reduzierter Visus
  • Die Symptome treten in der Regel nach einer Latenzzeit von 6–12 Stunden nach Exposition auf, also meistens abends oder nachts.

Klinische Untersuchung

  • Konjunktivale Injektion, in der Regel begleitet von starken Blepharospasmen; evtl. Erythem des Gesichts/Augenlids.
  • Auf der Kornea sind punktförmige Epitheldefekte zu sehen.

Diagnostik beim Augenarzt 

  • Anfärbung mit Fluorescein
  • Es kann notwendig werden, das Auge zu anästhesieren, um die Augenlider öffnen und eine adäquate Untersuchung durchführen zu können.

Indikationen zur Überweisung

  • Bei Verdacht auf Korneadefekt

Therapie

Therapieziel

  • Reepithelisierung beschleunigen.
  • Schmerzen lindern.
  • Einer sekundären Infektion vorbeugen.

Allgemeines zur Therapie

  • Unterstützende Therapie, bis die Erkrankung vorübergeht (12–24 Stunden).
  • Lokalanästhetika sollten nicht angewendet werden.
    • Hemmen bei wiederholter Anwendung die Regeneration des Hornhautepithels.
    • Können zu sekundären Schäden durch Verminderung des Kornealreflexes führen.

Medikamentöse Therapie – beim Augenarzt

  • Lokale Antibiotika, Salbenverband
    • Der Salbenverband war bisher die Standardbehandlung bei Korneaerosionen. Ein Cochrane-Review unterstützt dies nicht.3
      • Beschleunigt die Heilung und vermindert die Schmerzen nicht.
      • Wird erst bei Erosionen > 10 mm2 empfohlen.
    • ein lokales Antibiotikum, z. B. Chloramphenicol-Augensalbe zur Prophylaxe einer bakteriellen Superinfektion
    • Augensalbe an den Augenlidrändern und ins Auge auftragen.
    • Kompressionsverband über die Nacht anlegen.
    • danach Chloramphenicol-Augentropfen 4 x täglich über 2–3 Tage
    • Bei stärkeren Beschwerden einen okkludierenden Verband über 24 Stunden legen. Danach Chloramphenicol-Augentropfen 4 x täglich über 4 Tage.
    • Die Behandlung ist nicht evidenzbasiert.4
  • Schmerzstillende Medikamente
    • Eine kurzzeitige Behandlung mit oralen Schmerzmitteln kann erforderlich werden.
      • orales Analgetikum, z. B. Paracetamol oder Metamizol
    • Diclofenac-Augentropfen haben zuweilen eine gute schmerzlindernde Wirkung.
  • Mydriatikum4
    • Mydriatika, z. B. Cyclopentolat 1 %, haben wegen der Aufhebung der Sphinkterspasmen eine schmerzlindernde Wirkung.

Prävention

  • Schutzbrille bei Schweißarbeiten5 oder Sonnenbrille

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die Erkrankung klingt innerhalb von 12–24 Stunden ab.

Komplikationen

  • Selten sekundäre bakterielle Keratitis

Verlaufskontrolle

  • Die Patienten sollten einen Augenarzt aufsuchen, falls nach 24–48 Stunden keine Besserung eintritt.4
  • Kontrolliert werden sollte:
    • Sind die Beschwerden besser geworden?
    • Reepithelisierung

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patienten informieren?

  • Prophylaxe durch UV-Strahlenschutz (bei Schweißarbeiten, Sonnenbaden, Schnee)

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Verletzungen des Auges und seiner Anhangsgebilde. DOG-Leitlinie Nr. 8, Stand 2011. www.augeninfo.de

Literatur

  1. Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Verletzungen des Auges und seiner Anhangsgebilde. DOG-Leitlinie Nr. 8, Stand 2011. www.augeninfo.de
  2. Wipperman JL, Dorsch JN. Evaluation and Management of Corneal Abrasions. Am Fam Physician 2013; 87: 114-20. pmid:23317075 PubMed
  3. Turner A, Rabiu M. Patching for corneal abrasion. Cochrane Database of Systematic Reviews 2006, Issue 2. Art. No.: CD004764. DOI: 10.1002/14651858.CD004764.pub2. DOI
  4. Brozen R, O'Connor RE. Ultraviolet Keratitis. Medscape Emedicine. Updated 15 December 2015 emedicine.medscape.com
  5. Yen YL, Lin HL, Lin HJ, et al. Photokeratoconjunctivitis caused by different light sources. Am J Emerg Med 2004; 22: 511-5. pmid:15666251 PubMed

Autoren

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Trine Hessevik Paulsen, allmennlege og redaksjonsmedarbeider i NEL
  • Johan H. Eivind Seland, Professor Emeritus, Universität Bergen.
  • Anders Behndig, professor och överläkare, Ögonkliniken, Norrlands universitetssjukhus, Umeå (Medibas)
  • Knut A. Holtedahl, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Universitetet i Tromsø

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