Rhinitis sicca

Zusammenfassung

  • Definition: Trockene Nase mit Rhinitis atrophicans.
  • Häufigkeit: Es handelt sich um eine häufige Erkrankung.
  • Symptome: Trockenheit, Reizungen und Krustenbildung in der Nase, Riechstörungen, stinkende Nase.
  • Befunde: Trockene Schleimhäute, Borkenbildung.
  • Diagnostik: Ggf. MRT oder Endoskopie.
  • Therapie: Beseitigung der prädisponierenden Faktoren, Befeuchtung, Entfernung von Krusten, Vermeidung schädlicher Faktoren, Pflege der Schleimhaut und der Behandlung von Infektionen.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Rhinitis sicca äußert sich durch trockene und wunde Nasenschleimhäute.
  • Es ist eine heterogene, schlecht definierte Krankheitsgruppe, die die Rhinitis sicca anterior, primäre und sekundäre Rhinitis atrophicans, Rhinitis atrophicans cum foetore (Ozäna) sowie das „Empty Nose‟-Syndrom umfassen kann.1
  • Die Symptome reichen von der subjektiven Empfindung einer trockenen Nasenschleimhaut bis zu sichtbar trockener und verkrusteter Nasenschleimhaut in Kombination mit weiteren Symptomen.

Häufigkeit

  • Es gibt keine verlässlichen Daten zur Häufigkeit dieser Erkrankung, sie ist jedoch nicht ungewöhnlich.

Ätiologie und Pathogenese

  • Die möglichen Ursachen für eine trockene Nase umfassen verschiedene Krankheiten, externe und interne Faktoren sowie Umweltfaktoren.
  • Die Erkrankung kann durch das ständige Einatmen von trockner und staubiger Luft, reizenden Dämpfen, die Arbeit mit Chrom, das Schnupfen von Kokain und durch mechanische Reize (Nasenbohren) ausgelöst werden.
    • trockene Räume oder Umgebungen
    • warme Räume oder Umgebungen2
    • staubige Bedingungen am Arbeitsplatz
    • Schnupfen von Kokain
    • Arzneimittelnebenwirkungen
  • Die Erkrankung kann auch eine Komplikation in der Nasenchirurgie darstellen.3
  • Es ist nicht dokumentiert, dass die Erkrankung für Infektionen prädisponiert.
  • An der vorderen Septumschleimhaut kommt es zu Epithelmetaplasie.

Rhinitis sicca anterior

  • Bezeichnet eine chronische Entzündung im vorderen Teil der Nase.
  • Funktionsfähiges Nasensekret wird nicht mehr in ausreichender Menge produziert.
  • Die Erkrankung äußert sich durch Trockenheit, Juckreiz und erhöhte Verkrustung.
  • Durch fortgesetzte Reize kann sich eine Zerstörung des Perichondriums entwickeln, und es kann zu einer Perforation der Nasenscheidewand kommen.

Primäre Rhinitis atrophicans

  • Bezeichnet eine progressive, chronisch-degenerative Erkrankung der Nasenschleimhaut.
  • Die Ätiologie ist weitgehend unbekannt.
  • Das Epithel durchläuft eine metaplastische Transformation.
  • Die Erkrankung kann durch fötide Krustenbildung verkompliziert werden; dies führt zu einer stinkenden Nase.4

Sekundäre Rhinitis atrophicans

  • Tritt vor dem Hintergrund einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung oder früheren Behandlung auf.4
  • Sie kann durch eine vorherige endonasale Operation, evtl. durch Bestrahlung oder das Sjögren-Syndrom entstehen.
  • Das „Empty Nose‟-Syndrom ist eine Form der iatrogenen, sekundären atrophischen Rhinitis.

Prädisponierende Faktoren

  • Frühere umfangreiche Nasenchirurgie3
  • Alter
  • Lokale mechanische Belastung (Nasenbohren)
  • Trockene Luft
  • Staubbelastung
  • Kokain oder Schnupftabak
  • Nasensonde zur Sauerstoffgabe
  • Strahlentherapie im Bereich der Nase
  • Sympathomimetika, Psychopharmaka oder Antihistaminika
  • Morbus Sjögren
  • Schilddrüsenfehlfunktionen
  • Kollagenosen
  • Infektionskrankheiten

ICPC-2

  • R99 Atemwegserkrankung, andere

ICD-10

  • J31.0 Chronische Rhinitis

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Die Diagnose basiert in erster Linie auf der Anamnese, der Inspektion der äußeren und inneren Nase, evtl. einer Endoskopie der Nase und des Nasopharynx sowie evtl. auf einer MRT-Untersuchung, Allergie- und mikrobiologischen Tests, um andere Erkrankungen auszuschließen.5

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Prädisponierende Faktoren in der Krankengeschichte?
    • Exposition am Arbeitsplatz?
    • Wie ist das Befinden auf Urlaubsreisen?
  • Gefühl von Trockenheit, Reizungen und Krustenbildung in der Nase
  • Jucken und Brennen der Nase
  • Verstopfte Nase
  • Riechstörungen
  • Manchmal unangenehmer Geruch in der Nase
  • Gelegentlich milde Episoden von Nasenbluten
  • Entzündungen der Haarfollikel im Vestibulum nasi können vorkommen, werden in der Regel durch Staphylococcus aureus verursacht.

Klinische Untersuchung

  • Bei Inspektion der vorderen Septumschleimhaut ist diese trocken und mit Kruste bedeckt.
  • Die Schleimhaut kann knotig sein.
  • Ab und zu kommt es zu Nasenbluten.
  • Im Allgemeinen ist die Luftpassage gut, die trockene Kruste in der Nase kann diese jedoch stören.
  • Liegen evtl. anatomische Deformitäten vor, die für die Erkrankung prädisponieren können?3
    • Septumdeviation oder -perforation?
    • Polypen? Tumor?

Ergänzende Untersuchungen

  • Allergietest?
    • besonders auf evtl. Allergien gegen Hausstaubmilben

Diagnostik beim Spezialisten

  • Nasale Endoskopie
    • Wird durchgeführt, um evtl. prädisponierende anatomische Veränderungen zu erkennen und einen genaueren Eindruck von der Schleimhaut zu erhalten.
    • Normalerweise liegt außer einer etwas trockenen Schleimhaut ein Normalbefund vor.
    • Es können Proben entnommen werden.
  • Je nach Indikation Röntgen, MRT, CT und Sonografie zur Beurteilung des Nasenrachenraumes und der Nebenhöhlen.

Therapie

Therapieziel

  • Komplikationen verhindern.

Allgemeines zur Therapie

  • Die Therapie besteht in der Beseitigung der prädisponierenden Faktoren, Befeuchtung, Entfernung von Krusten, Vermeidung schädlicher Faktoren, Pflege der Schleimhaut und der Behandlung von Infektionen.5
  • Es gibt wenig aussagekräftige Studien zur Behandlung von Rhinitis sicca.8
    • Pflegen der Nasenschleimhaut mit Dexpanthenol oder Hyaluronsäure.
    • Die Inhalation von Kochsalzlösung kann bei ausgeprägter Krustenbildung hilfreich sein.
    • Perforationen werden, wenn möglich, konservativ mit Vaseline behandelt.
    • Ein chirurgischer Verschluss des perforierten Septums kann angebracht sein, missglückt jedoch nicht selten.

Empfehlungen für Patienten

  • Vermeidung von mechanischen und chemischen Reizen am vorderen Teil des Septums.
  • Der Bereich kann mit Vaseline oder Öl (z. B. Sesamöl) behandelt werden.
  • Inhalationen oder Spülungen mit Kochsalzlösung können ebenfalls hilfreich sein.9-10
  • Nasentropfen und lokale Behandlungen mit Kortison sollten vermieden werden.
  • Nikotinkarenz
  • Staubvermeidung

Medikamentöse Therapie

  • Bei Entzündungen der Haarfollikel und bei evtl. vorhandenen Superinfektionen werden Antibiotikasalben (z. B.Mupirocin)  verwendet.
  • Nasenpflegespray mit Salzwasser, Dexpanthenol oder Hyaluronsäure
    • Eine Studie ergab, dass die objektive Wirkung im Vergleich zu Salzwasserspray oder einer Dexpanthenolsalbe gleichwertig ist (II).11

Prävention

  • Der langfristige Gebrauch von abschwellenden Nasentropfen sollte vermieden werden.
  • Nikotinkarenz
  • Staubvermeidung, bei Staubbelastung können salinische Spülungen hilfreich sein.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Meist lang anhaltende Beschwerden

Anerkennung als Berufskrankheit

  • Tritt eine Rhinitis sicca im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit mit Chrom auf, kann diese als Berufskrankheit anerkannt werden.12
  • Zuständig hierfür sind die gesetzlichen Unfallversicherungsträger.
  • Der Verdacht auf eine Berufskrankheit muss dort gemeldet werden (Meldebogen13).
  • Es wird eine ausführliche Arbeits- und Gefährdungsanamnese erhoben und ein Gutachten entscheidet über die Anerkennung als Berufskrankheit.
  • Dann können bestimmte Maßnahmen auf Kosten der GUV durchgeführt werden:
    • Ersatzstoffprüfungen
    • geeignete Schutzvorrichtungen
    • spezielle therapeutische Maßnahmen
    • Einstellung der gefährdenden Tätigkeit
    • Minderung der Erwerbsfähigkeit bis zur Zahlung einer Rente.14
  • Manchmal muss die Tätigkeit erst vollständig aufgegeben werden, damit die Anerkennung als Berufskrankheit erfolgen kann.

Komplikationen

  • Knorpelnekrose und Septumperforation

Prognose

  • Die Erkrankung wird in der Regel zum chronischen Problem.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 053-012, Stand 2017. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 017-049, Stand 2017. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Formstörungen der inneren und äußeren Nase (mit funktioneller und/oder ästhetischer Beeinträchtigung). AWMF-Leitlinie Nr. 017-070, Stand 2016. www.awmf.org

Literatur

  1. Moore EJ, Kern EB. Atrophic rhinitis: a review of 242 cases. Am J Rhinol 2001; 15: 355-61. PubMed
  2. Su SB, Wang BJ, Tai C, Chang HF, Guo HR. Higher prevalence of dry symptoms in skin, eyes, nose and throat among workers in clean rooms with moderate humidity. J Occup Health 2009; 51: 364-9. PubMed
  3. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Formstörungen der inneren und äußeren Nase (mit funktioneller und/oder ästhetischer Beeinträchtigung). AWMF-Leitlinie Nr. 017-070, Stand 2016. www.awmf.org
  4. Chhabra N, Houser SM. The diagnosis and management of empty nose syndrome. Otolaryngol Clin North Am 2009; 42: 311-330. PubMed
  5. Hildenbrand T, Weber RK, Brehmer D. Rhinitis sicca, dry nose and atrophic rhinitis: a review of the literature. Eur Arch Otorhinolaryngol 2011; 268: 17-26.Su SB, Wang BJ, Tai C, Chang HF, Guo HR. Higher prevalence of dry symptoms in skin, eyes, nose and throat among workers in clean rooms with moderate humidity. J Occup Health 2009; 51: 364-9. www.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 053-012, Stand 2017. www.awmf.org
  7. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 017-049, Stand 2017. www.awmf.org
  8. Mishra A, Kawatra R, Gola M. Interventions for atrophic rhinitis.Cochrane Database of Systematic Reviews 2012, Issue 2. Art. No.: CD008280. DOI: 10.1002/14651858.CD008280.pub2 www.cochrane.org
  9. Miwa M, Nakajima N, Matsunaga M, Watanabe K. Measurement of water loss in human nasal mucosa. Am J Rhinol 2006; 20: 453-5. PubMed
  10. Rabago D, Zgierska A. Saline nasal irrigations for upper respiratory conditions. Am Fam Physician 2009; 80: 1117-9. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Hahn C, Böhm M, Allekotte S, Mösges R. Tolerability and effects on quality of life of liposomal nasal spray treatment compared to nasal ointment containing dexpanthenol or isotonic NaCl spray in patients with rhinitis sicca.. Eur Arch Otorhinolaryngol 2013; 270: 2465-72. pmid:23371540 PubMed
  12. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Dortmund. Merkblätter und wissenschaftliche Begründungen zu den Berufskrankheiten der Anlage 1 zur Berufskrankheiten-Verordnung (BKV), zuletzt aktualisiert durch die Dritte Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung vom 22. Dezember 2014. Zugriff 24.1.2017. www.baua.de
  13. DGVU Formtexte für Ärzte: Ärztliche Anzeige bei Verdacht auf eine Berufskrankheit. www.dguv.de
  14. Mehrtens, G. Valentin, H. Schönberger, A. Arbeitsunfall und Berufskrankheit : rechtliche und medizinische Grundlagen für Gutachter, Sozialverwaltung S.878ff. Berlin: Erich Schmidt Verlag 9: Auflage, 2017.

Autoren

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
  • Stein Helge Glad Nordahl, øre-nese-hals spesialist, overlege Haukeland sykehus, Bergen

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