Ausbleiben der Menstruation (sekundäre Amenorrhö)

Sekundäre Amenorrhö ist das Ausbleiben der Regelblutung über mehrere Monate bei Frauen, die sie bereits menstruiert habe.

Was ist sekundäre Amenorrhö?

Sekundäre Amenorrhö ist das Ausbleiben der Regelblutung, die bereits schon einmal aufgetreten ist (siehe auch primäre Amenorrhö = Nichteintreten der Menstruation). Die sekundäre Amenorrhö kommt häufiger vor als die primäre.

Von einer sekundären Amenorrhö wird gesprochen, wenn:

  • die Menstruation über den Zeitraum von mindestens drei Zyklen oder über mindestens sechs Monate ausbleibt.
  • bei einer Frau mit zuvor unregelmäßigem Zyklus die Menstruation über einen Zeitraum von neun Monaten oder mehr ausbleibt.

Häufigkeit

Ausbleibende Regelblutungen treten relativ häufig auf. In der Altersgruppe von 16–24 Jahren ist ein Ausbleiben der Regelblutung im Laufe eines Jahres bei ca. 8 % aller Frauen zu beobachten.

Bei ca. 3 von 4 Frauen mit diesem Symptom tritt die Regelblutung ohne weitere Behandlung innerhalb von einem Jahr wieder auf. Deswegen werden vor Ablauf eines Jahres neben einer gewöhnlichen gynäkologischen Untersuchung in der Regel keine weiteren Untersuchungen durchgeführt.

Auch nach dem Abstillen kann mit einer ärztlichen Abklärung mindestens ein halbes Jahr abgewartet werden.

Die Regelblutung

Normalerweise wird die Menstruation durch ein feines Zusammenspiel von Hormonen gesteuert, die unter anderem im Hypothalamus, einem Bereich im Gehirn, gebildet werden. Die hier gebildeten Hormone regen die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) dazu an, die Eierstöcke zu stimulieren. Die eigentliche Produktion von Geschlechtshormonen findet in den Eierstöcken und in den Nebennieren statt. Die Geschlechtshormone wirken auf die Gebärmutterschleimhaut und sind für den Beginn und das Ende der Blutungen verantwortlich. Die Steuerung der Menstruation erfolgt in einem feinen Zusammenspiel von Hormonen auf allen diesen Ebenen.

Auch die Ursache für das Ausbleiben der Regelblutung kann auf sämtlichen Ebenen liegen: im Gehirn, in der Hypophyse, in den Eierstöcken oder in den Nebennieren.

Welche Ursachen sind möglich?

Häufige Ursachen

  • Schwangerschaft
    • Sollte immer in Erwägung gezogen werden.
  • Psychische Faktoren
    • Sind die häufigste Ursache.
    • Dies können z. B. geänderte Lebensumstände, Reisen oder psychische Belastungen sein.
    • Die psychischen Faktoren wirken über das Gehirn und den Hypothalamus.
  • Sport
    • Übermäßiger Sport und insbesondere Leistungssport kann zu einem Ausbleiben der Menstruation führen.
  • Essstörungen
  • Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCOS)
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Hormonelle Verhütungsmittel
    • Nach dem Absetzen der Pille kann die Menstruation einige Monate ausbleiben.
    • Sehr häufig bleibt die Menstruation bei Verwendung der Hormonspirale oder der Verhütungsspritze aus.
  • Vorzeitige Wechseljahre
    • Wenn Frauen unter 40 Jahren in die Menopause (Aufhören der Regelblutung) kommen, spricht man von vorzeitigen Wechseljahren.
    • Die Behandlung besteht aus einer Hormonersatztherapie mit Östrogen und evtl. Gestagen.
  • Übergewicht

Seltenere Ursachen

  • Erhöhtes Prolaktin aufgrund von Überproduktion in der Hypophyse
    • prolaktinproduzierende Tumore der Hirnanhangsdrüse (fast immer gutartig)
    • Einnahme von Medikamenten, die den Prolaktinspiegel beeinflussen.
  • Autoimmunerkrankung
  • Chemotherapie oder Bestrahlung des Beckens
  • Androgenproduzierende Tumore der Eierstöcke oder der Nebennierenrinde (sehr selten)

Wie geht die Ärztin/der Arzt vor?

Falls die Möglichkeit einer Schwangerschaft besteht, wird dies zuerst abgeklärt werden. Wichtig ist auch  zu wissen, ob Sie hormonelle Verhütungsmittel nehmen oder schon in der Menopause sind.

Ihre Hausärztin/Ihr Hausarzt wird Ihre Körpergröße und Ihr Gewicht messen und nach Ihren Sport- und Ernährungsgewohnheiten fragen, um eventuelle Essstörungen oder exzessive sportliche Betätigung auszuschließen. Junge Sportlerinnen können eine Kombination aus mehreren Gesundheitsproblemen entwickeln, die als „Female Athlete Triad" bezeichnet wird und Essstörungen, Amenorrhö und Osteoporose (Knochenschwund) umfasst. Bei Verdacht auf Osteoporose wird eventuell eine Knochendichtemessung in Betracht gezogen.

Außerdem wird abgeklärt werden, ob es Anzeichen einer Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse oder auf ein polyzystisches Ovarialsyndrom gibt.

Ergänzend kann eine gynäkologische Untersuchung mit einem vaginalen Ultraschall bei Ihrer Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt vorgenommen werden. Auch eine Hormonanalyse ist möglich, um der Ursache der Amenorrhö auf den Grund zu gehen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Amenorrhö, sekundäre . Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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