Histoplasmose

Bei der Histoplasmose handelt es sich um eine Pilzinfektion, die besonders Immunschwache oder Kleinkinder befällt. Sie äußert sich hauptsächlich an der Lunge und gilt als Reiseerkrankung.

Was ist eine Histoplasmose?

Die Histoplasmose ist eine Pilzinfektion im Körper, die Erkrankungen unterschiedlichen Schweregrades verursachen kann. Die Infektion beginnt meist in der Lunge und verläuft bei ansonsten gesunden Menschen häufig symptomlos. Von Krankheitsausbrüchen wurde insbesondere berichtet, nachdem sich infizierte Personen in Fledermaushöhlen und in mit Vogelkot verschmutzten Räumen aufgehalten haben.

Histoplasma capsulatum. Von: Centers for Disease Control and Prevention, USA
Histoplasma capsulatum. Von: Centers for Disease Control and Prevention, USA

Histoplasmose ist in Deutschland nicht endemisch. Lediglich sporadische Fälle werden im Zusammenhang mit Reisen nach Nord- und Südamerika, Australien und in Gebiete in Asien beschrieben. In Deutschland wurde die Krankheit bislang nur selten diagnostiziert. In den USA tritt Histoplasmose relativ häufig in Ohio und den Staaten des Mississippi River Valley auf. In diesem Gebiet werden jährlich bis zu 500.000 Neuinfektionen registriert.

Ursachen

Histoplasmose wird durch eine Infektion mit dem Pilz Histoplasma capsulatum verursacht. Er gedeiht am besten in stickstoffreichem Boden an Sammelstellen für Fledermäuse und Vögel. Die betreffende Pilzart ist vor allem in Amerika, Asien und Australien verbreitet. In Europa ist das Auftreten wesentlich seltener. Das Erdreich und Tiere, insbesondere Vögel und Fledermäuse, bieten dem Pilz ein geeignetes Reservoir. Menschen infizieren sich durch das Einatmen von Sporen, die in mit Tierkot verunreinigten Böden vorkommen. Über die Lunge dringt der Pilz in den Körper ein. Histoplasmose ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.

In Fledermaushöhlen sind die Bedingungen für das Pilzwachstum besonders gut. Es wird angenommen, dass gesunde Menschen einer großen Menge an Pilzsporen ausgesetzt werden müssen, um zu erkranken. Bei Personen mit einer Immunschwäche wie beispielsweise AIDS kann Histoplasmose zu einem ernsthaften Krankheitsbild führen.

Symptome

Die meisten Menschen, die einer Infektion ausgesetzt sind, erkranken nicht. Bei einer hohen Belastung durch Pilzsporen wurden allerdings mehr Ausbrüche mit hohen Erkrankungsraten bei ansonsten gesunden Personen gemeldet. Menschen mit einem gesunden Immunsystem werden selten oder nie von schweren Krankheitsverläufen betroffen. AIDS-Patienten und andere Personen mit geschwächtem Immunsystem oder Kleinkinder sind hingegen anfälliger und können schwer erkranken.

Die Krankheit kann sich in unterschiedlichen Krankheitsbildern äußern. Häufig sind Atembeschwerden ein typisches Krankheitsanzeichen (akute Lungenhistoplasmose), aber auch Fieber und Gliederschmerzen können auftreten. Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit von Infektionsbeginn bis zum Krankheitsausbruch, beträgt in der Regel 3–17 Tage. Allerdings sind auch längere Zeiträume möglich.

Diagnostik

Informationen über vergangene Reiseziele, Höhlenbesuche und Atembeschwerden können den Verdacht auf die Diagnose lenken. Blutuntersuchungen auf Antikörper oder eine Kultur aus der durch eine Bronchoskopie gewonnenen Flüssigkeit führen zu einer Bestätigung der Diagnose. Wenn die Kultur negativ ist, d. h. es konnte kein Pilzwachstum nachgewiesen werden, muss die Diagnose auf einer Gesamtbeurteilung der verfügbaren Informationen beruhen. Dazu zählen die Krankengeschichte, Befunde, Röntgenergebnisse und Antikörpertests (Serologie).

Therapie

In den meisten Fällen ist keine Therapie erforderlich. Bei den meisten Patienten klingt eine akute Histoplasmose ohne Behandlung ab. Eine Pilztherapie wird nur bei schwerem oder langem Krankheitsverlauf, der einen Zeitraum von vier Wochen überschreitet, empfohlen. Bei Personen mit Immunschwäche oder schweren und/oder anhaltenden Symptomen kann eine Pilzbehandlung in Tablettenform erforderlich sein. Eine intravenöse Behandlung ist eventuell bei schwer erkrankten Personen mit vorliegender Grunderkrankung (z. B. AIDS) notwendig.

Prävention

Angesichts der steigenden Beliebtheit von Abenteuerreisen zu exotischen Zielen sollte in Reiseinformationen auf eine mögliche Ansteckung hingewiesen werden. Besonders gefährdete Gruppen, einschließlich Menschen, die an Immunschwäche oder chronischen Erkrankungen leiden, Schwangere und ältere Menschen sollten darüber informiert werden, wie sie das Infektionsrisiko während einer Reise verringern können. Reiseveranstalter sollten bei Gruppenreisen den Besuch von Höhlen in Gebieten, in denen Histoplasmose endemisch ist, überdenken. Dies gilt insbesondere für Höhlen, die normalerweise nicht von Touristen besucht werden. Falls der Besuch von Höhlen, in denen ein besonders großes Risiko vorliegt, Histoplasmose-Aerosolen ausgesetzt zu sein, als notwendig erachtet wird, wird die Benutzung von Atemschutzmasken (P3-Masken) empfohlen.

Autoren

  • Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Histoplasmose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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