Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis, Morbus Unna)

Das seborrhoische Ekzem ist ein schuppiger Ausschlag, der die Hautbereiche, in denen sich viele Talgdrüsen befinden, befällt.

 

Was ist ein seborrhoisches Ekzem?

Das seborrhoische Ekzem, auch seborrhoische Dermatitis genannt, kommt am häufigsten im Kleinkindalter vor. Es verliert sich spontan im Alter von ca. einem Jahr und kehrt dann in der Pubertät zurück.

Der schuppige Ausschlag befällt vor allem Hautbereiche, in denen sich viele Talgdrüsen befinden. Befallene Bereiche sind typischerweise Kopfhaut, Ohren, Augenbrauen, Stellen um die Nasenflügel herum, am Rand der Augenlider, über dem Brustbein, zwischen den Schultern und in Hautfalten unter den Armen, im Leistenbereich oder Bauchnabel. Die Haut ist hier oft mit einem ölartigen, fettigen Film bedeckt. Der Ausschlag ist symmetrisch und die Schuppen erscheinen gelb und dick oder trocken und weiß. Unter den Hautschuppen ist die Haut gerötet und juckt oftmals. Bei Säuglingen befindet sich das Ekzem meistens auf der Kopfhaut, in Hautfalten und im Windelbereich. Es verursacht nicht den gleichen Juckreiz wie bei älteren Kindern und Erwachsenen.

Häufigkeit

Die Krankheit kommt häufig bei Säuglingen und bei Erwachsenen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren vor. Bis zum Alter von einem Jahr verschwindet der Ausschlag bei den meisten Kindern. Man findet das seborrhoische Ekzem in der einen oder anderen Form bei 3–10 % der Erwachsenen und häufiger bei Männern als bei Frauen.

Ursachen

Viele Faktoren spielen bei der Entstehung der Erkrankung eine Rolle. Es wird vermutet, dass ein Zusammenhang mit dem Hautpilz Malassezia furfur, der bei allen Menschen auf der Haut und Kopfhaut vorkommt, besteht. Vermutlich haben Personen mit Seborrhoischer Dermatitis eine höhere Sensibilität gegenüber diesem Pilz. Das Ekzem lässt sich mit pilztötenden Mitteln behandeln und verschlechtert sich, wenn Sie diese Behandlung abbrechen. 

Auch der Hormonspiegel spielt eine Rolle bei der Entstehung des seborrhoischen Ekzems. Dies könnte erklären, warum die Erkrankung im Säuglingsalter auftritt, danach spontan verschwindet und anschließend nach der Pubertät wieder auftaucht. Die unterschiedlichen Hormonspiegel haben Einfluss auf die Talgbildung der Haut. Eine gesteigerte Produktion der Talgdrüsen führt zu einer Veränderung der Hautflora, der Anteil der Fettsäuren erhöht sich und begünstigt die Entstehung eines Ekzems.

Das seborrhoische Ekzem tritt bei Patient*innen mit Parkinson-Syndrom und anderen neurologischen Störungen, z. B. infolge eines Schlaganfalls, vermehrt auf. Auch Menschen mit einer Immunschwäche (z. B. HIV-Infektion) erkranken deutlich häufiger.

Die Tendenz zum seborrhoischen Ekzem und zur Schuppenbildung kann bei mehreren Familienmitgliedern bestehen. Oftmals können Sie eine Verbesserung während der Sommermonate und eine Verschlechterung im Winter feststellen. Sie sollten Stress nach Möglichkeit vermeiden, da er die Erkrankung verschlimmern kann. Das seborrhoische Ekzem ist nicht ansteckend.

Diagnostik

Seborrhoisches Ekzem in der Achselhöhle

In den meisten Fällen lässt sich die Diagnose leicht anhand des Aussehens des Aussschlags und dessen Ausbreitung am Körper stellen. Wenn Verdacht auf eine bakterielle Infektion besteht, kann ein Bakterientest der Haut durchgeführt werden.

Behandlung

Damit die Pilzbehandlung Wirkung zeigt, müssen die kräftigen Schuppen der Kopfhaut, z. B. bei Säuglingen, entfernt werden. Dazu können Sie die Kopfhaut mit Salicylsäure-Öl eincremen. Nach sechs Stunden Einwirkzeit wird es abgewaschen. Wiederholen Sie die Behandlung mehrere Tage lang, bis die Schuppen verschwunden sind. Alternativ können Sie Teer- oder Ichtyolhaltige Präparate verwenden. Bei geringerem Schuppenbefall können Sie direkt mit der Behandlung beginnen.

Bei einem seborrhoischen Ekzem auf der Kopfhaut wird ein Anti-Schuppenshampoo mit dem Wirkstoff Ketoconazol oder Clotrimazol empfohlen. Das Shampoo wird direkt aus der Flasche auf die trockene Kopfhaut massiert und nach 5 Minuten Einwirkzeit ausgewaschen. Waschen Sie das Haar mit diesem Shampoo zwei Mal wöchentlich über einen Zeitraum von einem Monat. Danach können Sie die Langzeitbehandlung mit einer Wäsche pro Woche fortsetzen. Wenn die Haut stark entzündet ist, können Sie zusätzlich eine mittelstarke Kortisonsalbe verwenden.

Seborrhoisches Ekzem im Gesicht

Bei seborrhoischen Ekzemen, die sich an anderen Stellen als der Kopfhaut befinden, empfehlen Ärzt*innen in erster Linie eine antimykotische Salbe, die zweimal täglich aufgetragen wird, bis die Symptome nach 3–4 Wochen verschwunden sind. Gegebenenfalls können Sie zusätzlich eine Kortisonsalbe verwenden. Vor allem im Gesicht sollten Sie Kortison nur für kurze Zeit anwenden, hier können alternativ Calcineurin-Inhibitoren (Pimecrolimus, Tacrolimus) verschrieben werden. Auch Präparate mit Zusatz von Teer, Zink, Selen oder Gerbstoffen können helfen. Bei starkem Juckreiz können Sie Antihistaminika einnehmen.

Zur allgemeinen Hautpflege sollten Sie Duftstoff- und alkalifreie Duschgels verwenden und fettende Cremes und Salben vermeiden. Zusätzlich können Sie nässende Beugen und Falten mit abtrocknenden Pasten behandeln. Säuglinge können Sie mit entzündungshemmenden Zusätzen wie Weizenkleie- und Haferstrohextrakt baden.

Männer mit Bartwuchs können die Beschwerden lindern, indem sie den Bart etwas kürzer halten und sich somit die Wirkung des Shampoos besser entfalten kann.

Prognose

Bei Säuglingen heilt das seborrhoische Ekzem normalerweise, bevor das Kind das erste Lebensjahr beendet. Bei Erwachsenen ist die Erkrankung in der Regel chronischer Art, wobei sich die Schübe mit symptomfreien Perioden abwechseln, die Sie durch Langzeitbehandlung mit Anti-Schuppenshampoos verlängern können. Die Erkrankung kann sich in Phasen, in denen Sie viel Stress und/oder wenig Schlaf haben, verschlechtern. Ein Problem bei der seborrhoischen Dermatitis ist, dass die Haut leicht mit Bakterien infiziert werden kann. Es ist auch eine Infektion mit dem Hefepilz Candida möglich.

Weitere Informationen

 

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit

Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Seborrhoisches Ekzem. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Clark GW, Pope SM, Jaboori KA. Diagnosis and treatment of seborrheic dermatitis. Am Fam Physician 2015 Feb 1; 91(3): 185-190. www.aafp.org
  2. Janniger CK, Schwartz RA. Seborrhoeic dermatitis. BMJ Best Practice, last updated Feb 13, 2017. bestpractice.bmj.com
  3. Altmeyers Enzyklopädie Dermatologie. Ekzem seborrhoisches des Erwachsenen. Zugriff 27.11.2017 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  4. Schwartz RA, Janusz CA, Janniger CK. Seborrheic dermatitis: an overview. Am Fam Physician 2006; 74: 125-30. PubMed
  5. Gupta AK, Madzia SE, Batra R. Etiology and management of seborrheic dermatitis. Dermatology 2004; 208: 89-93. PubMed
  6. Wilsmann-Theis D et al. Psoriasis und Ekzeme am Capillitium. Hautarzt 2014; 65: 1043-1049. PubMed
  7. Mastrolonardo M, Diaferio A, Vendemiale G, Lopalco P. Seborrhoeic dermatitis in the elderly: inferences on the possible role of disability and loss of self-sufficiency. Acta Derm Venereol 2004; 84: 285-7. PubMed
  8. Mastrolonardo M, Diaferio A, Logroscino G. Seborrheic dermatitis, increased sebum excretion, and Parkinson's disease: a survey of (im)possible links. Med Hypotheses 2003; 60: 907-11. PubMed
  9. Gaitanis G, Magiatis P, Hantschke M, Bassukas ID, Velegraki A. The Malassezia genus in skin and systemic diseases. Clin Microbiol Rev 2012; 25(1): 106–41. pmid:22232373 PubMed
  10. Viodé C, Lejeune O, Turlier V, et al. Cathepsin S, a new pruritus biomarker in clinical dandruff/seborrhoeic dermatitis evaluation. Exp Dermatol 2014; 23(4): 274–5. www.ncbi.nlm.nih.gov
  11. Schwartz JR, Messenger AG, Tosti A, et al. A comprehensive pathophysiology of dandruff and seborrheic dermatitis - towards a more precise definition of scalp health. Acta Derm Venereol 2013; 93(2): 131–7. doi:22875203 www.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Sonea MJ, Moroz BE, Reece ER. Leiner's disease associated with diminished third component of complement. Pediatr Dermatol 1987; 4: 105-7. PubMed
  13. Deutsche Gesellschaft für Dermatologie: Tinea der freien Haut, AWMF-Leitlinie Nr. 013 - 002. Stand 2008. www.awmf.org
  14. Deutsche Gesellschaft für Dermatologie: Kontaktekzem, AWMF-leitlinie Nr. 013 – 055, Stand 2013. www.awmf.org
  15. Altmeyers Enzyklopädie Dermatologie. Ekzem seborrhoisches des Säuglings. Zugriff 27.11.2017 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  16. Kastarinen H, Oksanen T, Okokon EO, et al. Topical anti-inflammatory agents for seborrhoeic dermatitis of the face or scalp. Cochrane Database Syst Rev. 2014; 5: CD009446. PMID: 24838779 PubMed
  17. Okokon EO, Verbeek JH, Ruotsalainen JH, Ojo OA, Bakhoya VN. Topical antifungals for seborrhoeic dermatitis. Cochrane Database of Systematic Reviews 2015, Issue 5. Art. No.: CD008138. DOI: 10.1002/14651858.CD008138.pub3. DOI
  18. Squire RA, Goode K. A randomised, single-blind, single-centre clinical trial to evaluate comparative clinical efficacy of shampoos containing ciclopirox olamine (1.5%) and salicylic acid (3%), or ketoconazole (2%, Nizoral) for the treatment of dandruff/seborrhoeic dermatitis. J Dermatolog Treat 2002; 13: 51-60. PubMed
  19. Chosidow O, Maurette C, Dupuy P. Randomized, open-labeled, non-inferiority study between ciclopiroxolamine 1% cream and ketoconazole 2% foaming gel in mild to moderate facial seborrheic dermatitis. Dermatology 2003; 206: 233-40. PubMed
  20. Parsad D, Pandhi R, Negi KS, Kumar B. Topical metronidazol in seborrheic dermatitis: a double blind study. Dermatology 2001; 202: 35-7. PubMed
  21. Meshkinpour A, Sun J, Weinstein G. An open pilot study using tacrolimus ointment in the treatment of seborrheic dermatitis. J Am Acad Dermatol 2003; 49: 145-7. PubMed
  22. Rigopoulos D, Ioannides D, Kalogeromitros D, Gregoriou S, Katsambas A. Pimecrolimus cream 1% vs. betamethasone 17-valerate 0.1% cream in the treatment of seborrhoeic dermatitis. A randomized open-label clinical trial. Br J Dermatol 2004; 151: 1071-5. PubMed