Nebenwirkungen von Morphin

Morphin kommt häufig zur Behandlung von Schmerzen bei Krebspatienten zum Einsatz. Nebenwirkungen sind unter Morphin keine Seltenheit. Es stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Minderung der Auswirkungenzur Verfügung.

Ist eine Behandlung mit Morphin nicht mit zahlreichen belastenden Nebenwirkungen verbunden?

Eine Morphinbehandlung kann mit Nebenwirkungen einhergehen. Die häufigsten Nebenwirkungen sind:

  • Übelkeit und Erbrechen.
  • Verstopfung.
  • Schläfrigkeit und Instabilität.
  • Mundtrockenheit
  • Verwirrung, Alpträume.
  • Halluzinationen.
  • Schweißausbrüche.
  • Muskelzuckungen
  • Atembeschwerden.

Einige Patienten leiden unter so starken Nebenwirkungen, dass sich eine Morphintherapie schwierig gestaltet. Die meisten Menschen können mit den Nebenwirkungen leben. Gelegentlich klingen die Nebenwirkungen von allein ab. Die übrigen Nebenwirkungen sind in der Regel behandelbar. Es besteht auch die Möglichkeit, auf andere Schmerzmittel mit morphinähnlicher Wirkung umzustellen.

Mir wird von Morphin übel und ich muss erbrechen. Heißt das, dass ich gegen Morphin allergisch bin?

Morphin-Allergien sind sehr selten. Morphin entfaltet jedoch eine Wirkung auf das Brechzentrum im Gehirn. Aus diesem Grund kommt es bei vielen Patienten insbesondere zu Beginn der Behandlung mit Morphin zu Übelkeit und Erbrechen. Dies wird häufig mit einer Allergie verwechselt. Verstopfung und verzögerte Magenentleerung während einer Morphinbehandlung kann die Symptome von Übelkeit und Erbrechen verschlimmern. Durch Morphin verursachte Übelkeit kann in der Regel mit einer Einzeldosis eines Medikaments gegen Übelkeit (Antiemetikum), welches am Abend genommen werden kann, gelindert werden.

Patienten unter Morphinbehandlung profitieren im Übrigen auch von neuen Medikamenten gegen Übelkeit, die speziell für mit Chemo- oder Strahlentherapie behandelte Patienten entwickelt wurden.

Unbehandelt führen Übelkeit und Erbrechen, die über einen längeren Zeitraum andauern, zu einer deutlichen Herabsetzung der Lebensqualität. Es ist bedauerlich, dass diese Symptome im Rahmen der Palliativbehandlung von Krebspatienten in der Vergangenheit relativ vernachlässigt wurden. Heutzutage schenkt man diesen Beschwerden höhere Aufmerksamkeit.

Warum muss ich zusammen mit Morphin ein Abführmittel anwenden?

Verstopfung ist die häufigste Nebenwirkung von Morphin. Abgesehen von wenigen Ausnahmen sollten alle Patienten, die eine Morphintherapie beginnen, gleichzeitig ein Abführmittel (Medikament gegen Verstopfung) anwenden. Neben der Morphintherapie führen auch wenig Bewegung, ballaststoffarme Ernährung und eine zu geringe Zufuhr von Nahrung und Flüssigkeit bei Krebspatienten zu Verstopfung.

Wurde eine abführende Behandlung versäumt, kann die Auflösung der entstandenen Verstopfung erheblich größere Probleme bereiten, als die eigentliche Schmerztherapie. Die Behandlung der Verstopfung sollte auf drei Pfeilern ruhen: ballaststoffreiche Kost, körperliche Aktivität, soweit die Patienten dazu in der Lage sind, und Verordnung eines Abführmittels, durch das der Darminhalt aufgeweicht und die Darmbewegungen stimuliert werden.

Ein Therapietagebuch, in dem unter anderem die Häufigkeit der Stuhlgänge notiert wird, ist empfehlenswert. Eine Darmentleerung muss mindestens alle drei Tage stattfinden. Wenn der Stuhlgang ausbleibt, muss eine höhere Abführmitteldosis in Erwägung gezogen werden. Eine Behandlung mit Zäpfchen und/oder Einläufen kann ebenfalls angezeigt sein. Wenn von Anfang an der Bedarf einer solchen Behandlung berücksichtigt wird, ist selten mit einer schwerwiegenden Verstopfung zu rechnen.

Durch Morphin werde ich so müde und schläfrig. Erhalte ich eine zu hohe Dosis?

Nein. Schläfrigkeit ist eine Nebenwirkung, die nach und nach im Lauf von einigen Tagen abklingt. Danach normalisiert sich die psychische Funktion. Bei älteren Menschen und weit fortgeschrittener Erkrankung können Schläfrigkeit und Verwirrtheit aber eine größere Belastung sein. Bei einigen ist Schläfrigkeit ein Zeichen dafür, dass sie endlich frei von Schmerzen sind. Eine erhöhte Traumaktivität und Schwierigkeiten zu unterscheiden, ob das, was man erlebt hat, Traum oder Wirklichkeit war, ist ein Phänomen, das ebenfalls durch Morphin verursacht werden kann.

Besteht ein Zusammenhang zwischen Mundtrockenheit und der Morphinbehandlung?

Mundtrockenheit ist eine häufige Nebenwirkung von Morphin. Morphin ist wie einige andere Medikamente zur Linderung der Beschwerden von Krebspatienten mit einer verminderten Speichelproduktion verbunden. Abgesehen davon, dass ein trockener Mund unangenehm ist, kann eine verminderte Speichelproduktion langfristig negative Auswirkungen haben. Karies und bakteriell bedingte Infektionen oder Pilzinfektionen im Mund werden dadurch begünstigt. Ernährungsberatung, eine gute Mundhygiene, Antipilzmittel, Fluoridtabletten, künstlicher Speichel und speichelstimulierenden Lutschtabletten können hier Abhilfe leisten. In Apotheken sind verschiedene Präparate erhältlich, die bei Mundtrockenheit helfen können. Es gibt Mundhygiene-Sets mit verschiedenen Präparaten zur Behandlung.

Kann Morphin zu vermehrtem Schwitzen führen?

Ja. Lästige Schweißausbrüche, vor allem in der Nacht, stellen für einige Betroffene eine Belastung dar. Ein gut temperiertes Schlafzimmer, leichte Bettwäsche und sorgfältige Körperhygiene bringen eine gewisse Erleichterung, auch wenn die Wirkung begrenzt ist. Sind die Schweißausbrüche auf Schwankungen der Körpertemperatur zurückzuführen, können die Beschwerden unter Umständen medikamentös gelindert werden.

Kann Morphin zu Atemdepression führen?

Solange Morphin nicht stark überdosiert wird, besteht keine Gefahr für den Patienten, dass es zu einem Atemstillstand kommt. Bereits nach ein paar Tagen ist das Atemzentrum im Gehirn widerstandsfähiger gegenüber diesem Effekt, der im Übrigen gleich zu Beginn der Behandlung auftreten kann. Die Kombination mit Sedativa wie Benzodiazepinen kann die Hemmwirkung auf das Atemzentrum verstärken.

Wenn Patienten unter Morphin eine andere Schmerztherapie beginnen, um eine deutliche Schmerzlinderung zu erzielen, (beispielsweise die epidurale Verabreichung von Lokalanästhetika oder Halbkörperbestrahlung bei umfangreichen Knochenmetastasen), kann das im Körper befindliche Morphin die Wirkung einer Überdosis entfalten und eine Atemdepression nach sich ziehen. Bei diesen Patienten muss eine Verringerung der Morphindosis geplant oder bereits vorgenommen sein, wenn die Wirkung der neuen Behandlung eintritt.

Wenn die Erkrankung weit fortgeschritten ist, bringt Morphin eine wirksame Linderung für Patienten, die unter Atemnot leiden.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Schmerztherapie, palliative. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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