Halsschmerzen

Halsschmerzen sind weit verbreitet. Sie werden am häufigsten durch virale Rachenentzündungen verursacht.

Was sind Halsschmerzen?

Als Halsschmerzen werden Schmerzen oder Beschwerden im Hals/Rachen bezeichnet, die von einigen Stunden bis zu einigen Tagen/Wochen andauern können. Akute Halsschmerzen dauern maximal 14 Tage an.

Was kann die Ursache sein?

Halsschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben. Wir beschränken uns hierbei auf die wichtigsten Ursachen.

Häufige Ursachen

  • Obere Atemwegsinfektion oder Rachenentzündung (Pharyngitis)
    • meistens eine Virusinfektion
    • Sie führt zu Beschwerden in Nase und Rachen, hinzukommen mäßige Schluckbeschwerden. Der Allgemeinzustand ist kaum verschlechtert und Fieber tritt selten auf.
    • Die Mandeln und der Rachenring können gerötet sein.
  • Streptokokken-Mandelentzündung (Tonsillitis)
    • bakterielle Infektion mit Gruppe-A-Streptokokken
    • Streptokokken der Gruppe A sind für bis zu 5–10 % der Halsschmerzen bei Erwachsenen, die eine Arztpraxis aufsuchen, verantwortlich; Kinder sind mit 15–30 % der Fälle häufiger erkrankt.
    • Betroffene leiden unter Krankheitsgefühl und Schluckbeschwerden.
    • Die Mandeln sind klassischerweise gerötet, geschwollen und eitrig belegt.
    • Die Halslymphknoten können geschwollen sein. Häufig besteht Fieber, jedoch kein Husten.
  •  Pfeiffersches Drüsenfieber, Mononukleose
    • Betrifft in der Regel Jugendliche, wird durch eine Virusinfektion verursacht.
    • Die Symptomatik ist sehr unterschiedlich und erstreckt sich von mäßigen bis zu ausgeprägten allgemeinen Beschwerden, häufig wird von lokalen Symptomen im Hals berichtet, manchmal besteht ein langwieriger Krankheitsverlauf. Der Allgemeinzustand ist beeinträchtigt und es besteht Fieber. Die Mandeln sind geschwollen und rot, bei der Hälfte der Betroffenen bildet sich ein weißlicher Belag auf den Mandeln. Die Lymphknoten am Hals sind auffällig stark vergrößert, eventuell sind auch Milz und Leber tastbar.
  • Herpangina
    • Herpangina ist eine Virusinfektion, die am häufigsten bei Kindern unter 4 Jahren auftritt.
    • Es kommt zu einem akuten Krankheitsbeginn mit hohem Fieber, allgemeinem Krankheitsgefühl und Schluckbeschwerden. Die Mundschleimhaut ist stark gerötet, und am Gaumen (evtl. auch auf den Mandeln) bilden sich Bläschen, die nach dem Aufplatzen kleine Wunden hinterlassen. Die Bläschen treten nur vorübergehend auf und sind nicht immer nachweisbar.
    • Die Symptome gehen nach wenigen Tagen von selbst zurück.
  • Scharlach
    • bakterielle Infektion (verursacht durch Toxine, die von einigen Gruppe-A-Streptokokken produziert werden)
    • Die Mandeln sind entzündet, geschwollen und möglicherweise mit Eiterpusteln belegt. Innerhalb weniger Tage kommt es zu Hautausschlag, intensiv geröteten Wangen, bei dem nur ein kleines Dreieck zwischen Mund und Kinn ausgespart bleibt, und evtl. einer sog. Himbeerzunge, bei der die Zungenpapillen deutlich hervortreten. Nach Abklingen der Krankheit beginnt sich die Haut an den Händen und Fußsohlen zu schuppen.
  • Mandelabszess (Peritonsillarabszess)
    • Dabei handelt es sich um eine Infektion im Gewebe außerhalb oder um eine der Gaumenmandeln. Die Infektion führt zu einer Ausbreitung der Entzündung von den Gaumenmandeln zum umliegenden Gewebe.
    • Die Erkrankung beginnt oft mit einer Mandelentzündung. Nach und nach nehmen die Schmerzen im Hals und Rachen zu, und das Fieber steigt. Es stellen sich Mundgeruch, Heiserkeit und Schluckbeschwerden ein. Betroffene haben Schwierigkeiten, den Mund zu öffnen.

Seltene Ursachen

  • Fremdkörper
    • Vor allem Kleinkinder schlucken manchmal unbemerkt z. B. den Teil eines Spielzeugs. Bleibt der Gegenstand in Rachenraum oder Speiseröhre hängen, führt das abrupt zu Schmerzen. Hat das Kind auch Probleme beim Atmen, muss notärztliche Hilfe gerufen werden.
  • Kehlkopfdeckelentzündung (Epiglottitis)
    • akute, lebensgefährliche Entzündung des Kehlkopfdeckels
    • Die Erkrankung ist seit Einführung der Impfung gegen Haemophilus influenzae sehr selten geworden.
    • Erkrankte Kinder sind schwer erschöpft und haben Fieber, Atemnot mit pfeifendem Geräusch beim Einatmen und Schluckbeschwerden mit vermehrtem Speichelfluss.
  • Diphtherie
    • bakterielle Erkrankung durch Corynebakterium diphteriae
    • Sehr selten, die Impfung gegen Diphtherie ist Teil der Impfempfehlungen in Deutschland.
    • Typisches Anzeichen ist ein weißlich-gelber Belag auf den Gaumenmandeln, es kommt zu bellendem Husten, das Einatmen ist erschwert und mit Pfeifgeräuschen verbunden. Der Allgemeinzustand ist in der Regel stark beeinträchtigt.

Wann sollten Sie ärztliche Hilfe suchen?

Sie sollten ärztlichen Rat suchen, wenn eine Halsentzündung von Schwierigkeiten beim Atmen, schlechtem Allgemeinzustand, starken Halsschmerzen oder anderen Symptomen begleitet wird.

Ein Arztbesuch ist auch zu empfehlen, wenn die Beschwerden trotz Ruhe nach einigen Tagen nicht abklingen oder sogar stärker werden.

Untersuchungen

Anamnesegespräch

Ärzt*innen können Ihnen folgende Fragen stellen, um die Ursache herauszufinden:

  • Seit wann haben Sie diese Beschwerden?
  • Sind Sie erkältet? Husten Sie?
  • Fühlen Sie sich krank? Haben Sie Fieber?
  • Haben Sie Schwierigkeiten beim Schlucken?
  • Haben Sie Ohrenschmerzen?

Die Ärztin/der Arzt wird Ihnen in den Rachen schauen und die Außenseite des Halses abtasten. Bei stark geschwollenen Lymphknoten werden auch die Lymphknoten in den Achselhöhlen, den Leisten sowie Leber und Milz abgetastet.

Rachenabstrich/Blutuntersuchung

Bei Verdacht auf eine bakterielle Halsentzündung kann bei Kindern zwischen 3 und 15 Jahren ein Rachenabstrich als Schnelltest zum Nachweis von Streptokokken durchgeführt werden. Um andere Erkrankungen (z. B. Mononukleose) auszuschließen, kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden.

Überweisung an Spezialist*in

Die meisten Fälle von Halsschmerzen werden von Hausärzt*innen oder Kinderärzt*innen behandelt. Bei Verdacht auf z. B. einen Mandelabszess oder andere spezielle Ursachen kann es sein, dass Sie an eine HNO-Praxis überwiesen werden.

In seltenen Fällen, in denen eine ernsthafte Erkrankung vorliegt (z. B. Diphtherie oder in Einzelfällen bei Mononukleose), kann eine stationäre Behandlung in der Klinik erforderlich sein.

Behandlung

Bei akuten Halsschmerzen ohne Hinweis auf eine schwerwiegende Ursache oder einen komplizierten Verlauf bei Erkältungssymptomen kann es ausreichend sein, die Beschwerden zu lindern.

Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion kann die Gabe von Antibiotika erwogen werden.

Was können Sie selbst tun?

Die meisten Fälle von Halsentzündungen oder Reizungen in Mund und Rachen klingen von selbst ohne Behandlung ab. Komplikationen sind selten, und die Symptome meist leicht bis mäßig ausgeprägt. Ausreichend Flüssigkeit, körperliche Schonung und der Verzicht auf Rauchen tragen zur Genesung bei. Antibiotika verkürzen in solchen Fällen die Dauer der Krankheit nicht und bringen auch keine Symptomlinderung, können aber zu Nebenwirkungen führen. Daher sollten sie nur in begründeten Fällen und bei deutlichen Hinweisen auf eine bakterielle Ursache eingesetzt werden. Lutschtabletten und entzündungshemmende Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen) können lindernd wirken.

Klingen die Schmerzen aber nicht ab, werden stärker oder sind von Anfang an sehr stark ausgeprägt, ist es wichtig, ärztlich zu klären, ob eine Infektion mit Streptokokken vorliegt. Diese wird häufig mit Antibiotika behandelt. Außerdem können Ärzt*innen auch beurteilen, ob Sie z. B. an Mononukleose erkrankt sind.

Weitere Informationen

Autorinnen

  • Susanna Allahwerde, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Berlin
  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Halsschmerzen. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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