Was sind HIV und AIDS?
Definition
In den 1980er-Jahren fanden Wissenschaftler*innen die Ursache einer weltweiten Epidemie, der zahlreiche junge Erwachsene zum Opfer fielen. Die Betroffenen litten und verstarben an teilweise ungewöhnlichen Krankheiten. Das verantwortliche Virus wurde HIV genannt (humanes Immundefizienzvirus), die Spätphase der Infektionserkrankung erhielt die Bezeichnung AIDS – Acquired Immune Deficiency Syndrome (erworbenes Immundefizienzsyndrom).
Das Virus heißt so, weil es zu einer Immunschwäche führt. Es greift bestimmte Zellen (T-Helferzellen) des Immunsystems an und vermehrt sich in ihnen, sodass diese ihre eigentliche Funktion nicht mehr ausüben können. Sie können uns also nicht mehr vor eindringenden Bakterien, Viren und Parasiten schützen, von denen wir tagtäglich umgeben sind. Die Folge ist eine Anfälligkeit für unterschiedliche Infektionen und Krebserkrankungen, die im späten Stadium der HIV-Infektion (AIDS) lebensbedrohlich verlaufen.
In der westlichen Welt handelt es sich meist um den Virustyp HIV-1. Daneben sind noch HIV-2, v. a. in westafrikanischen Ländern, aber auch andere, seltenere Typen dieses Virus bekannt.
Symptome
Bei vielen Personen entwickeln sich trotz der Ansteckung mit HIV über einen längeren Zeitraum keine Symptome. Bei 50–70 % der HIV-Infizierten kommt es ca. 2–6 Wochen nach der Ansteckung zu leichten Symptomen (Stadium A der HIV-Infektion). Vielen fallen diese frühen Symptome nicht auf, da sie den Beschwerden einer gewöhnlichen Virusinfektion ähneln: Fieber, Halsschmerzen, Müdigkeit, geschwollene Lymphknoten an Hals und Nacken, evtl. ein Hautausschlag mit kleinen roten Flecken und Knötchen, möglicherweise auch Gewichtsverlust. Die Beschwerden verschwinden nach einigen Wochen von selbst und die Patient*innen bleiben lange asymptomatisch.
Oft erst nach 10–20 Jahren oder sogar noch später, teilweise nach weniger als 1–2 Jahren, aber im Durchschnitt nach 7–12 Jahren, zeigen sich die für die HIV-Infektion typischen Symptome einer Immunschwäche. Ursache hierfür ist die ständig sinkende Anzahl funktionstüchtiger Immunzellen infolge der HIV-Infektion. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC) unterscheidet hier weiter Stadium B und Stadium C.
Stadium B: Dieses ist gekennzeichnet durch Krankheiten, die zwar im Rahmen einer fortgeschrittenen HIV-Infektion auftreten, aber (noch) nicht die Krankheit AIDS definieren. Im Stadium B können folgende Krankheiten entstehen: länger anhaltendes Fieber, Gewichtsverlust, lang andauernde Durchfälle, wiederkehrende Schübe einer Gürtelrose an mehreren Hautregionen, hartnäckige Pilzinfektionen im Mundraum oder an der Vagina/Vulva sowie (bösartige) Zellveränderungen im Bereich der Zervix und Infektionen von Unterleibsorganen bei Frauen (z. B. Eierstockabszess). Zudem kann es zu Schädigungen von Nerven kommen, was zu Taubheitsgefühl, Kribbeln an der Haut oder auch Muskelschwäche führen kann (periphere Neuropathie).
Stadium C: Bei der weit fortgeschrittenen Immunschwäche kommen weitere Infektionen und Krebserkrankungen hinzu, die die Krankheit AIDS definieren. Typisch sind u. a. ein seltener Hautkrebs (Kaposi-Sarkom), Lymphome, Tuberkulose, chronische Herpesvirus-Infektionen unterschiedlicher Organe, komplizierte Entzündungen von Gehirn und Lunge, Pilzbefall der Speiseröhre, Luftröhre und/oder Lunge, Blutvergiftung, Infektionen mit sehr seltenen Erregern (z. B. Toxoplasmose, Kryptokokken) sowie anhaltendes Fieber und chronischer Durchfall mit deutlicher Abmagerung.
Ursachen
Das Immunsystem besteht aus vielen verschiedenen Arten von Immunzellen bzw. weißen Blutkörperchen, die dafür zuständig sind, Infektionen zu bekämpfen. Eine wichtige Funktion haben die T-Helferzellen, die unter den weißen Blutkörperchen zu den Immunzellen gehören: Sie erkennen Eindringlinge und aktivieren andere Immunzellen, die gegen die Erreger kämpfen. Das humane Immundefizienzvirus benutzt genau diese T-Helferzellen für seine Vermehrung. Sie gehen dabei zugrunde, wodurch dem Immunsystem ein wichtiges Alarmsignal wegfällt und Infektionen sowie bestimmte Krebserkrankungen sich leichter ausbreiten können.
Ein Messwert, der während der Therapie einer HIV-Infektion regelmäßig erhoben wird, ist daher die Anzahl dieser T-Helferzellen (CD4-Zellen): Je höher deren Zahl ist und je niedriger die Menge an nachweisbaren Viren ist, desto besser wirkt die Therapie.
Übertragungswege
Infektiös sind Blut, Blutprodukte, Samenflüssigkeit und Scheidensekret von HIV-positiven Patient*innen. In den Zellen der Darmschleimhaut sind ebenfalls relativ große Mengen des HI-Virus zu finden. Auch in Speichel, Tränen, Stuhl und Urin können (theoretisch) Viren vorkommen, es wurde jedoch noch nie eine Infektion aufgrund von Kontakt mit diesen Flüssigkeiten beschrieben. Auch über unverletzte Haut sowie Tröpfcheninfektion kommt es zu keiner Ansteckung.
Sexualkontakte
Häufigster Übertragungsweg sind daher ungeschützte Sexualkontakte. Die Ansteckungsgefahr ist jedoch insgesamt niedrig: Selbst bei unbehandelten HIV-positiven Partner*innen kommt es bei weniger als 1 ungeschützten Verkehr auf 1.000 zur Infektion. Das Risiko erhöht sich jedoch, wenn
- die infizierte Person viele Viruskopien in sich trägt, z. B. in den ersten 3 Monaten nach der Neuinfektion, bei einer unzureichenden Therapie und während der AIDS-Phase.
- die Partner*innen eine Geschlechtskrankheit wie Syphilis oder Gonorrhö haben.
- die nichtinfizierte die (vaginal/anal/oral) empfangende Person beim Geschlechtsverkehr ist.
- die nichtinfizierte Person Verletzungen in der Schleimhaut hat.
Personen mit einer gut behandelten HIV-Infektion sind beim Sex mit Kondom praktisch nicht ansteckend. Eine effektive Therapie führt dazu, dass die sog. Viruslast unter 50 Viruskopien/ml Blut fällt. Bei einem solchen Wert ist eine Ansteckung eines anderen Menschen äußerst selten. Eine Partnerschaft bzw. Sexualität zwischen einem HIV-positiven und einem HIV-negativen Menschen ist daher ohne wesentlich erhöhtes Risiko möglich.
Schwangerschaft und Stillen
Ein vor allem in Gegenden mit starker HIV-Verbreitung wichtiger Infektionsweg ist die Übertragung von der Mutter auf ihr Kind. Risikoreich sind insbesondere die vaginale Geburt sowie das Stillen. Dieses Risiko liegt bei 15–35 %, wenn die Mutter keine Medikamente gegen das Virus einnimmt. Wird sie während der Schwangerschaft behandelt, sinkt das Ansteckungsrisiko für das Baby auf etwa 1 %. Falls noch keine Therapie der Schwangeren erfolgt ist, kann ein geeignetes Medikament auch noch kurz vor der Geburt gegeben werden, was die Gefahr für das Kind ebenfalls deutlich senkt.
Blutkonserven/Nadelstiche
Heutzutage werden alle Blutkonserven und medizinischen Blutprodukte auf HIV getestet. Daher ist das Infektionsrisiko bei Bluttransfusionen verschwindend gering.
Beim Stich mit einer HIV-infizierten Nadel beträgt das Infektionsrisiko maximal 0,3 %. Durch eine Postexpositionsprophylaxe (PEP), also die Einnahme von Medikamenten direkt nach der Verletzung mit einer kontaminierten Nadel, lässt sich das Infektionsrisiko weiter verringern.
Drogenkonsum
Drogenkonsument*innen sollten unbedingt auf steriles Spritzenbesteck achten. Nadeln dürfen unter keinen Umständen geteilt bzw. mehrfach von verschiedenen Personen benutzt werden.
Häufigkeit
In Deutschland lebten 2019 ca. 90.700 Personen mit HIV. Die häufigsten Übertragungswege sind gleichgeschlechtlicher Sex zwischen Männern (ca. 73 %), heterosexueller Sex (Frauen ca. 10 %, Männer ca. 5 %), intravenöser Drogenkonsum (ca. 11 %) sowie die Geburt (ca. 1%).
In Deutschland versterben jährlich etwa 500 Menschen an den Folgen einer HIV-Infektion. 2019 kam es geschätzt zu 2.600 Neuinfektionen, 2018 waren es 2.500.
Weit häufiger verbreitet ist HIV/AIDS in Ländern mit geringem Durchschnittseinkommen, besonders in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. In den meisten Entwicklungsländern steigen die Ansteckungszahlen weiterhin. Es wird geschätzt, dass 2019 etwa 38 Millionen Menschen weltweit eine HIV-Infektion hatten, darunter etwa 1,8 Millionen Kinder, die jünger als 15 Jahre sind. Weltweit stecken sich jährlich rund 2 Millionen Menschen neu mit HIV an. Die geschätzte Zahl der Todesfälle aufgrund von AIDS lag 2019 weltweit bei 690.000.
Untersuchungen
- Besteht der Verdacht auf eine HIV-Infektion mit den typischen Anzeichen für eine akute Infektion wie Fieber, Hautrötungen oder allgemeinem Krankheitsgefühl können Ärzt*innen Fragen zu einem möglichen Ansteckungsrisiko stellen. Dazu zählen etwa das Sexualverhalten, eventuelle Fernreisen, Drogenkonsum oder ein mögliches Risiko im beruflichen Umfeld. Auch bei einer bestehenden Schwangerschaft können IV-Tests angeboten werden.
- Zusätzlich wird eine allgemeine körperliche Untersuchung durchgeführt.
- HIV kann im Rahmen einer Blutuntersuchung nachgewiesen werden. Der Test wird in Gesundheitsämtern und Arztpraxen angeboten. In Gesundheitsämtern kann dies anonym erfolgen.
- Es gibt unterschiedliche Testverfahren, wobei eines nach 6 Wochen, ein anderes 12 Wochen nach einer Risikosituation durchgeführt werden kann. Bei einem positiven Testergebnis (also einem Virusnachweis) werden weitere, umfangreichere Blutuntersuchungen durchgeführt.
- Um z. B. nach einer risikoreichen Situation schneller einen Hinweis auf eine mögliche Infektion zu haben, sind spezielle Tests auf HIV schon nach wenigen Tagen möglich. Diese Tests sind jedoch nicht so sicher wie die späteren Untersuchungen. Seit 2018 bieten Apotheken und manche Drogerien frei verkäufliche Selbsttests an.
- Antikörpertests sind wegen mütterlicher Antikörper nicht aussagekräftig. Deshalb werden Tests, z. B. via PCR, zum Nachweis viraler Nukleinsäuren, also des Genmaterials des Virus, durchgeführt und üblicherweise mit einer 2. Blutprobe wiederholt, um Verwechslungen auszuschließen.
- Auch bei den typischen Infektionserkrankungen aus Stadium B kann sich der Verdacht auf eine lange zurückliegende HIV-Infektion ergeben.
- Häufig kommt es auch zu Zufallsbefunden anhand auffälliger Blutwerte.
- Das Stadium der manifestierten AIDS-Erkrankung wird klinisch anhand einer umfangreichen körperlichen Untersuchung auf die typischen Krankheitszeichen diagnostiziert.
Was tun bei einem positiven Test?
Die Diagnose einer HIV-Infektion kann ein großer Schock sein. Ärztliche Unterstützung, das private Netz und Selbsthilfegruppen helfen dabei, die Diagnose zu akzeptieren. Dank moderner Arzneimittel hat ein Leben mit HIV heute nicht mehr viel zu tun mit den Bildern, die wir aus den 1980er- und 1990er-Jahren aus Medien, Filmen und Büchern kennen.
Psychische Symptome wie Angst und Depression können sowohl als Reaktion auf die befürchtete oder eingetretene Erkrankung auftreten als auch als Nebenwirkung der Therapie. Bei der medikamentösen Behandlung psychischer Begleiterkrankungen sind potenzielle Wechselwirkungen von Psychopharmaka mit der Therapie zu beachten.
Behandlung
Behandlungsziele
- Das primäre Ziel ist es, das krankheitsfreie Überleben unter maximaler Hemmung der Virusvermehrung zu erhöhen und die Immunabwehr aufrechtzuerhalten.
- Das Ziel der Behandlung aus biochemischer Sicht ist es, die Viruslast unter die Nachweisgrenze (ca. 20 Viruskopien/ml) zu bringen.
- So sollen komplizierende Erkrankungen vermieden oder behandelt und die Ansteckung anderer Personen vermieden werden.
- Seit einigen Jahren gibt es eine sehr wirksame HIV-Therapie. Sie erlaubt Erkrankten bei lebenslanger und disziplinierter Einhaltung der Behandlung eine beinahe normale Lebenserwartung.
Medikamente
- Der richtige Zeitpunkt für den Beginn der HIV-Therapie wird nicht mehr nur anhand der Zahl der verbliebenen T-Helferzellen festgelegt. Die Therapie wird mittlerweile allen Patient*innen angeboten, sobald die Diagnose gestellt ist; die Zahl der T-Helferzellen bestimmt dabei nur mehr die Dringlichkeit eines baldigen Therapiebeginns.
- Zusätzlich für einen frühen Therapiebeginn sprechen vorhandene Symptome, ein rasches Absinken der Zahl der T-Helferzellen sowie ein erhöhtes Risiko auch bei fehlenden Symptomen wie eine Schwangerschaft, ein Vermeiden der Übertragung an Sexualpartner*innen, ein Alter > 50 Jahre, Hepatitis B/C und andere Begleiterkrankungen und ein unterdrücktes Immunsystem aufgrund von anderen Erkrankungen/Therapien.
- Es werden Medikamente eingesetzt, die die Vermehrung des Virus auf unterschiedliche Weise verhindern. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Kombinationstherapie aus mindestens 3 Substanzen. Es gibt heute mehrere Medikamentengruppen gegen HIV mit jeweils verschiedenen Einzelsubstanzen.
- Der Erfolg der Therapie hängt ganz wesentlich von der Therapietreue der Patient*innen ab. Werden die Mittel falsch eingenommen oder die Therapie unterbrochen, kann das Virus Resistenzen entwickeln. Dies erschwert die weitere Therapie und kann es notwendig machen, die Zahl einzunehmender Medikamente zu erhöhen.
- Unter bestimmten Umständen kann vor Behandlungsbeginn ein Resistenztest erfolgen, bei dem anhand der viralen Geninformation bestimmt wird, auf welche Medikamente das Virus wie reagieren wird.
- Die Behandlung hat anfangs teilweise erhebliche Nebenwirkungen, die häufig vorübergehend sind oder nach 1–12 Wochen abnehmen. In den meisten Fällen ist es möglich, die Medikamentenkombination zu verändern, damit die Patient*innen die Behandlung tolerieren.
- Es kann häufig zu Wechselwirkungen zwischen der HIV-Therapie und anderen Medikamenten, Nahrungsergänzungsmitteln oder legalen und illegalen Drogen kommen.
Schwangerschaft und Geburt
- Bei schwangeren Frauen mit einer geringen Viruslast am Ende der Schwangerschaft kann eine vaginale Geburt erfolgen.
- Je nach Umständen kann das Neugeborene eine präventive Behandlung (Expositionsprophylaxe) erhalten.
- Auch kurz vor oder bereits während der Geburt kann die Frau noch eine HIV-Therapie erhalten, wenn die Viruslast davor nicht genug gesenkt werden konnte oder die Frau noch nicht behandelt wurde. In diesem Fall sollte die Geburt wenn möglich per Kaiserschnitt erfolgen.
- Bei einer Viruslast > 50 Kopien/ml wird der Frau nach der Geburt empfohlen, auf das Stillen zu verzichten; darunter ist das Stillen nach Aufklärung über die Risiken und Vorteile möglich.
Kinder und Jugendliche
- Kinder und Jugendliche mit HIV erhalten je nach Alter und Symptomen mit unterschiedlicher Dringlichkeit eine eigene Therapie.
Begleiterkrankungen
- HIV-Patient*innen bekommen leicht Krankheiten, die ebenfalls einer intensiven Behandlung bedürfen.
- Dabei kann es sich um Hauttumoren, spezielle Lungenentzündungen, Virus- und Pilzinfektionen der Haut, des Verdauungstrakts oder anderer Organe handeln.
- Andere sexuell übertragbare Erkrankungen wie Syphilis, Chlamydien und Gonorrhö sollten ebenfalls entsprechend behandelt werden.
Präexpositions-/Postexpositionsprophylaxe
- Bei Personen mit besonders hohem Risiko für eine Infektion kann unter bestimmten Bedingungen eine sog. Präexpositionsprophylaxe sinnvoll sein. Dies umfasst die Einnahme von bestimmten Medikamenten zur Vorbeugung einer Infektion.
- Demgegenüber dient eine Postexpositionsprophylaxe nach einer möglichen Infektion (z. B. Nadelstichverletzung bei der Blutabnahme von HIV-Infizierten, ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einer wahrscheinlich oder sicher infizierten Person u. Ä.) dazu, potenziell übertragene Viren sofort abzutöten, damit es nicht zu einer Infektion kommt.
- Eine Postexpositionsprophylaxe ist im Normalfall nicht nötig bei Haut-/Schleimhautkontakt zu Flüssigkeiten niedrigen Risikos wie Urin oder Speichel oder bei Kontakt von infektiösem Material jeden Risikos zu intakter Haut. Auch wenn die Viruslast der Kontaktperson Viruslast < 50 Kopien/ml ist, ist keine Postexpositionsprophylaxe nötig.
- Die betroffene Körperstelle sollte je nach Umständen und ärztlicher Empfehlung gründlich gewaschen, gespült etc. werden.
Vorbeugung/Informationspflicht
- Bei einem positiven Testergebnis erhalten Betroffene Informationen darüber, mit welchen Maßnahmen die Übertragung der HIV-Infektion auf andere verhindert werden kann. Solche Maßnahmen sind z. B. die Verwendung von Kondomen beim Geschlechtsverkehr (reduziert das Übertragungsrisiko um mindestens 80 % beim konsequenten Gebrauch unter Heterosexuellen), ein verantwortungsvolles Sexualverhalten und keine gemeinsame Verwendung von Spritzen/Nadeln bei Drogenkonsum.
- Aus ärztlicher Sicht ist es wichtig, dass Infizierte gegen Hepatitis sowie evtl. gegen das humane Papillomavirus und andere Viren geimpft sind oder werden.
- Bei Impfungen von HIV-positiven Personen dürfen generell keine Lebendimpfstoffe eingesetzt werden.
- Es gibt keine Hinweise darauf, dass Kinder mit HIV-Infektion in der Praxis ein Ansteckungsrisiko für andere Kinder oder Erwachsene in der näheren Umgebung darstellen. HIV-positive Kinder können deshalb ohne Einschränkung Kinderbetreuungseinrichtungen und andere öffentliche Einrichtungen aufsuchen.
- Es besteht keine Informationspflicht gegenüber betroffenen Einrichtungen, wie z. B. der Schule, dem Hort oder dem Kindergarten.
- Wenn das HIV-positive Kind besondere Verhaltensprobleme hat, die für andere Kinder zu einem erhöhten Risiko führen, in Kontakt mit infiziertem Blut zu kommen (Beißen/Kratzen), oder besondere Hautprobleme, die zu einem erhöhten Risiko für das Personal werden könnten, ist es ratsam, die Situation vor Aufnahme in Kindergarten und Schule nach medizinischen und pädagogischen Maßstäben zu bewerten. Dies gilt auch für Kinder, bei denen sich AIDS entwickelt hat.
- Arbeitnehmer*innen, ausgenommen medizinisches Personal, das Operationen mit erhöhter HIV-Übertragungsgefahr ausführt, sind nicht dazu verpflichtet, ihren Infektionsstatus den Arbeitgeber*innen mitzuteilen.
- Auch Berufe wie Fleischverarbeitung, Gastronomie etc., bei denen Betroffene mit Lebensmitteln in Berührung kommen, können von einer Person mit HIV-Infektion ohne Einschränkung ausgeübt werden.
- Der Nachweis von HIV ist vom diagnostizierenden Labor nichtnamentlich direkt an das Robert Koch-Institut (RKI) zu melden.
- Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko (häufiger Partnerwechsel, gleichgeschlechtlicher Sex unter Männern, intravenöser Drogenkonsum) sollten sich regelmäßig auf HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten testen lassen, um nicht unwissentlich Sexualpartner*innen zu gefährden.
- Hoffnungen werden weiterhin in die Entwicklung eines Impfstoffs gelegt. Noch immer zeichnet sich aber diesbezüglich kein Durchbruch ab.
Prognose
- Die HIV-Infektion ist inzwischen (zumindest in den Industrieländern) von einer tödlich verlaufenden Krankheit zu einer chronischen Erkrankung mit lebenslangem Behandlungsbedarf geworden. Selbst wenn es bereits zum Ausbruch von AIDS gekommen ist, bestehen gute Chancen, den weiteren Verlauf der Krankheit mit Medikamenten zu stoppen oder gar umzukehren.
- Bei erfolgreich behandelten HIV-Patient*innen ist davon auszugehen, dass die gleiche Lebenserwartung besteht wie bei anderen chronischen Erkrankungen, z. B. Diabetes mellitus.
- Dies darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass eine HIV-Infektion weiterhin eine lebenslange und unbehandelt tödlich verlaufende Erkrankung ist.
- Die Infektion kann mit teilweise sehr belastenden Folgekrankheiten einhergehen. Zudem können die verordneten Medikamente u. U. schwere Nebenwirkungen verursachen.
- Bei allen Infizierten sind lebenslang regelmäßige Kontrolluntersuchungen nötig, je nach Viruslast in entsprechender Häufigkeit.
- Betroffene, bei denen Symptomen und Beschwerden neu auftreten oder ungewöhnlich lange anhalten, sollten unabhängig von eventuellen Kontrollterminen ärztlichen Rat suchen.
- Bei Kindern verläuft die HIV-Infektion vergleichsweise schwerer als bei Erwachsenen. Daher wird grundsätzlich früh nach der Diagnose einer HIV-Infektion mit einer geeigneten Therapie begonnen.
- Unbehandelt endet AIDS nach wenigen Jahren mit dem Tod.
Weitere Informationen
- HIV-Infektion und AIDS – Informationen für ärztliches Personal
Patientenorganisationen
Autor
- Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
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Literatur
Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel HIV-Infektion und AIDS. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.
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