Schwangerschaftserbrechen

Schwangerschaftsübelkeit ist eine belastende, aber normale Reaktion, unter der ca. 90 % aller Schwangeren leiden. Diese tritt am häufigsten morgens auf, kann aber auch den ganzen Tag über fortbestehen. Die Hälfte der von Übelkeit geplagten Schwangeren leidet zusätzlich an Erbrechen. Nur in sehr seltenen Fällen kommt es dadurch zu schwerwiegenden Auswirkungen auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen (Hyperemesis gravidarum), der eine Behandlung erforderlich macht.

Was ist Schwangerschaftserbrechen?

Die gewöhnliche Schwangerschaftsübelkeit beginnt in der Regel in der 4.–7. Schwangerschaftswoche. Die Beschwerden nehmen häufig bis zur 9. Woche zu und klingen anschließend allmählich ab. Bei den meisten Frauen verschwinden die Beschwerden zwischen der 12. und 15. Woche vollständig. In einigen Fällen kann die Übelkeit über einen längeren Zeitraum fortdauern. Diese kann in selteneren Fällen über den weiteren Verlauf der Schwangerschaft bestehen bleiben.

Gelegentlich ist die Übelkeit am Morgen besonders heftig, sie kann jedoch grundsätzlich zu jeder Tageszeit auftreten. Der Schweregrad der Übelkeit ist nicht jeden Tag gleich. Die betroffenen Frauen fühlen sich oft müde und abgeschlagen, ihr Allgemeinzustand ist jedoch nicht beeinträchtigt.

Wenn sich die Beschwerden so weit verschlimmern, dass es zu einer Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes kommt, spricht der Arzt von Hyperemesis gravidarum (unstillbares Schwangerschaftserbrechen). Bei dieser Erkrankung sind Übelkeit und Erbrechen derart gravierend, dass sich der Allgemeinzustand der Schwangeren verschlechtert. Die Beschwerden können so ausgeprägt sein, dass die Betroffene weder flüssige noch feste Nahrung bei sich behalten kann, es drohen Gewichtsverlust und Austrocknung.

An normaler Schwangerschaftsübelkeit leiden 90 % aller schwangeren Frauen in unterschiedlichem Ausmaß, während Hyperemesis gravidarum nur bei etwa 1 % beobachtet wird.

Ursachen

Übelkeit und Erbrechen sind normale Symptome im ersten Schwangerschaftsdrittel. Die Übelkeit kann das erste Anzeichen für eine Schwangerschaft sein. Die Beschwerden werden durch die hormonellen Veränderungen zu Beginn der Schwangerschaft ausgelöst, vor allem durch den Anstieg des hCG-Spiegels. Psychische und erbliche Faktoren können die Beschwerden beeinflussen.

Übelkeit kann aber auch in Verbindung mit Verdauungsbeschwerden, Gallen- oder Harnwegserkrankungen oder einer Schilddrüsenüberfunktion auftreten. Andere Erkrankungen sollten daher ausgeschlossen werden.

Sofern bereits bei früheren Schwangerschaften Übelkeit aufgetreten ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch bei weiteren Schwangerschaften derartige Beschwerden auftreten. Mehrlingsschwangerschaften sind mit einem erhöhten Risiko für Übelkeit verbunden.

Diagnostik

Anhand der Anamnese und einer Gewichtskurve kann Ihre Ärztin/Ihr Arzt den Schweregrad beurteilen. Ist die Übelkeit so heftig, dass die gewünschte Gewichtszunahme ausbleibt oder die Betroffene sogar abnimmt, ist eine besonders sorgfältige weiterführende Diagnostik, Überwachung und Behandlung erforderlich.

Wenn die Übelkeit später im Verlauf der Schwangerschaft einsetzt, ziehen die behandelnden Ärzt*innen auch andere Ursachen in Erwägung.

Therapie

Häufige, kleine Mahlzeiten können zu einer Linderung der Übelkeit beitragen. Es ist auch hilfreich, noch vor dem Aufstehen eine Kleinigkeit zu essen. Vermeiden Sie Speisen, die die Übelkeit auslösen oder verschlimmern, wie z. B. fettes, gebratenes Essen und stark gewürzte Speisen. Die tägliche Einnahme eines Multivitaminpräparats ab dem Zeitpunkt der Befruchtung trägt ebenfalls dazu bei, einer etwaigen Übelkeit entgegenzuwirken.

Vitamin B6 und Ingwer haben sich ebenfalls als wirksam bei Übelkeit erwiesen. Vitamin B6 kann von der Schwangeren in einer Dosierung von täglich 2–3 mal 40 mg eingenommen werden, die Präparate sind bei Übelkeit nachweislich wirksam. Sie können auch probieren, ob Ihnen Ingwer hilft. Hierzu gibt es jedoch noch keine ausreichenden Belege.

Bei stärkeren Beschwerden kann eine medikamentöse Behandlung helfen. Gegen Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft können Sie Antihistaminika, wie z. B. Dimenhydrinat, einnehmen. Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass diese Arzneimittel Fehlbildungen hervorrufen. Als Nebenwirkung können jedoch Müdigkeit und Schläfrigkeit auftreten. In einigen Fällen sind die Beschwerden so stark, dass eine Krankschreibung unvermeidbar ist.

Bei gravierender Schwangerschaftsübelkeit mit ausbleibender Gewichtszunahme oder gar Gewichtsverlust kann ein Krankenhausaufenthalt erforderlich werden. Die Sicherheit und Ruhe, die mit einer stationären Aufnahme verbunden sind, können unabhängig von anderen Maßnahmen bereits eine Linderung der Beschwerden herbeiführen. Bei Übelkeit und unzureichender Nahrungsaufnahme ist unter Umständen eine intravenöse Flüssigkeits- oder Nahrungszufuhr erforderlich.

Viele Schwangere verwenden Akupressur als Alternative zur medikamentösen Behandlung von Übelkeit. Die Wirkung ist aber laut Studien nicht höher als ein  Placeboeffekt.

Prognose

Schwangerschaftsübelkeit ist häufig und verschwindet in den meisten Fällen etwa um die 12. Schwangerschaftswoche. Bei besonders ausgeprägter Übelkeit sollte die Schwangere Hilfe und Behandlung in Anspruch nehmen. Die Prognose für Mutter und Kind ist gut.

Autor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Julia Trifyllis, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Köln

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Emesis gravidarum. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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