Zusammenfassung
- Definition:Gutartige Tumoren in der Epidermis oder den Schleimhäuten, verursacht durch das humane Papillomvirus (HPV).
- Häufigkeit: 7–12% der Bevölkerung, häufiger bei Kindern.
- Symptome:Je nach Lage Schmerzen oder kosmetisch störend.
- Befunde: Vulgäre Warzen sind kuppelförmig mit einer unregelmäßigen Oberfläche. Sie können nahezu überall am Körper auftreten, häufig an Händen und Füßen.
- Diagnostik:Die Diagnose erfolgt aufgrund typischer Hautveränderungen.
- Therapie: Meist Spontanheilung, Therapien topisch, systemisch oder operativ möglich.
Allgemeine Informationen
Definition
- Warzen (Verrucae vulgares) sind die kutane Manifestation des humanen Papillomvirus (HPV).1
- Nichtgenitale Warzen sind sehr häufig, gutartig und in der Regel selbstlimitierend.2
- Lokalisiert sind die Warzen zumeist an Händen und Füßen.3
Häufigkeit
- Warzen betreffen ca. 7–12 % der Bevölkerung, unter Schulkindern beträgt die Anzahl der Betroffenen 10–20 %.4
- Nach Transplantationen sind Warzen eine der häufigsten Hautinfektionen.5
- Besonders betroffen ist die Berufsgruppe der Metzger und Fleischer sowie immunsupprimierte Patienten.
Ätiologie und Pathogenese
- Die Verruca vulgaris geht auf Infektionen mit dem humanen Papillomvirus (HPV) zurück.
- Es sind mehr als 150 Genotypen identifiziert worden. Die HPV-Typen 1, 2, 4, 27 und 54 sind am häufigsten bei den vulgären Warzen, während die HPV-Typen 3 und 10 regelmäßig ursächlich hinter den flachen Warzen stehen (Verrucae planae).6
- Bei Metzgern (Metzgerwarzen) lässt sich in Warzen häufig HPV-7 nachweisen.7
- HPV assoziierte Warzen lassen sich anatomisch und morphologisch unterscheiden:6
- vulgäre Warzen
- Flachwarzen
- Plantarwarzen
- filiforme Warzen
- paronychiale Warzen
- Mosaikwarzen.
- Einige HPV-Typen neigen eher als andere zu einer malignen Entartung.6
- Ansteckung
- Erfolgt durch direkten oder indirekten Kontakt mit infizierten Objekten.
- Warzen können sich auch durch Autoinokulation verbreiten, wie etwa durch Aufkratzen, Rasieren oder sonstige Hautverletzungen.
- Verletzungen oder Mazerationen der Haut (Arbeiten im feuchten Milieu, Hyperhidrosis, Aufenthalt im Schwimmbad) erhöhen das Risiko einer Ansteckung.4
Prädisponierende Faktoren
- Immunsuppression
- Kleine Hautverletzungen, wie z. B. bei Neurodermitis oder Nägelkauen erhöhen das Risiko, Warzen zu bekommen.
Differenzialdiagnosen
- Mollusca contagiosa (Dellwarzen)
- Hühneraugen (Clavus)
- Hypertropher Lichen planus
- Plattenepithelkarzinom
- Eine lymphostatischen Fibrosklerose der Haut (LFSH) kann mit Epidermopathien einhergehen, die Verrucae vulgaris täuschend ähnlich sehen.8
- Milien-ähnliche idiopathische Calcinosis cutis (MICC)
ICPC-2
- S03 Warzen
ICD-10
- B07 Viruswarzen
Diagnostik
Anamnese
- Warzen fallen meist optisch auf, sie können kosmetisch störend wirken.
- Vor allem unter den Fußsohlen können sie Schmerzen beim Gehen verursachen.
Klinische Untersuchung
- Die Diagnose erfolgt aufgrund typischer Hautveränderungen.9
- Einzelne oder in Gruppen auftretende, halbkugelige, derbe, meist hautfarbene oder graugelbliche Papeln, Knoten oder Plaques mit verruköser, zerklüfteter Oberfläche.7
- Es wird unterschieden zwischen vulgären, periungualen, flachen bzw. planen, filiformen und plantaren Warzen.
- Vulgäre Warzen
- Haben eine unregelmäßige, kuppelförmige Oberfläche und können fast überall am Körper auftreten.
- Multiple Warzen sind häufig.
- Auf freiliegenden Hautpartien können Warzen hart und teppichartig auftreten.
- An den Händen können Warzen in Form von Knötchen auftreten.
-
- Treten oft an den Nagelrändern auf.
- Sind oft abgeschliffen.
- Können in seltenen Fällen den Nagel in Mitleidenschaft ziehen.
- Flach- oder Planwarzen
- Sind eine glatte, nur wenig erhabene und dabei abgeflachte Variante der vulgären Warze und haben einen Durchmesser von 2–4 mm.
- Filiforme Warzen („Pinselwarzen“)
- Treten typischerweise im Gesicht auf.
-
- Befinden sich an der Fußsohle (Planta pedis).
- Normalerweise wachsen sie nach innen und sind nur schwer von Hühneraugen (Clavi) zu unterscheiden.
- Treten oft als multiple, harte Warzen auf, die schmerzhaft sein können – als hätte man einen „Stein im Schuh“.
Weitere Diagnostik
- Ein molekularbiologischer HPV-Nachweis und eine HPV-Typ-Spezifizierung sind selten erforderlich.
Therapie
Therapieziele
- Beschwerden lindern.
- Eine Ausbreitung verhindern.
- Evtl. Warzen entfernen.
Allgemeines zur Therapie
- In den meisten Fällen benötigen Warzen keine spezielle Therapie, es reicht abzuwarten, die meisten Warzen verschwinden spontan.10-11
- Bei Schmerzen, kosmetischen Gründen, langer Persistenz der Warzen oder immunologischer Schwäche des Betroffenen kann eine Therapie indiziert sein.
- Für die meisten Therapieformen fehlen ausreichend evidente Studienergebnisse.
Medikamentöse Therapie
- Salicylsäurehaltige Präparate12
- Die Applikation eines Salicylsäure-Pflasters über 6–12 h unter Okklusion hat einen keralytischen Effekt.7
- Die mehrmals tägliche über mehrere Wochen durchzuführende topische Anwendung von 10 % Saliycylsäure ist das Mittel der 1. Wahl bei der Warzenbehandlung.7
- für Säuglinge nicht zugelassen
- Die abgestorbenen Haut sollte regelmäßig abgetragen werden.
- Umliegendes gesundes Gewebe sollte möglichst mit Vaseline o. Ä. geschützt werden.
- 5%ige topische 5-Fluorouracil-Lösung, entweder allein oder in Kombination mit Salizylsäure6
- Für alle anderen Säuren (Monochloressigsäure, Ameisensäure, Salpetersäure, Milchsäure, Trichloressigsäure) gibt es keine ausreichende Studienlage.
- Topische Retinoide lassen sich wirksam gegen Flachwarzen einsetzen.6
- Imiquimod zeigte in einer offenen Studie gute Wirkung bei Flachwarzen, allerdings ist die Qualität der Studie bislang nicht belegt.6
- Off-Label-Therapie: Imiquimod ist als topischer Immunmodulator zur Behandlung von Condylomata acuminata zugelassen, nicht jedoch zur Behandlung von Verrucae.13
- Es gibt Studien, die Erfolge mit Kombinationspräparat aus Cantharidin, Podophyllin und Salicylsäure zeigen.6
- Bei hartnäckigen Warzen kann auch Bleomycin in 0,9 % NaCl-Lsg. von 0,1–1,0 IE/ml verdünnt und intraläsional injiziert werden, dies ist als sehr schmerzhaft beschrieben.7
- In schweren Fällen kann eine interne immunmodulierende Therapie mit Interferon, Acitretin oder Levamisol erwogen werden.7
Weitere Therapien
Kältetherapie
- Führt zur Gewebezerstörung in der Warze. Die Behandlung muss in der Regel wiederholt durchgeführt werden.12
- Kann auch als Kombinationstherapie durchgeführt werden.14-15
- Vereisung (meist mit flüssigem Stickstoff) führt zur Nekrotisierung der Warze.
Physikalische Therapie
- Wassergefilterte Infrarottherapie und photodynamische Therapie mit 5-Aminolävulinsäure scheinen zu wirken.7
Komplemetäre und Alternative Therapien
- Bei der Okklusionstherapie wird durch das Abkleben von Warzen mit Tape eine Auflösung der Warzen angestrebt.6
- Behandlung mit Pflanzenextrakten (Knoblauch, Thuja-Extrakte, Propolis etc.) sind in Einzelfällen hilfreich.
- Für psychologische Interventionsverfahren (Hypnose), Akupunktur und Homöopathie gibt es keine Evidenz.6
Operative Entfernung
- Bei Verdacht auf maligne Entartung ist eine Resektion im Gesunden anzustreben.4
- Exzision oder Elektrokürettage: bislang nicht in Qualitätsstudien untersucht.6
- selten angewendet
- Die Behandlung führt zur Narbenbildung; besonders von der Anwendung an den Fußsohlen wird daher abgeraten.
- Oft kommt es zu einer langen Rekonvaleszenz, ehe die Wunde verheilt ist.
- Laserbehandlung mit CO2-Laser
Prävention
- Feuchte Milieus vermeiden.
- Gefäßtraining zur Durchblutungssteigerung
- Auf Nikotin verzichten.
- Kontakt mit Warzen vermeiden.
- Nicht aufkratzen.
- Impfstoffe befinden sich in der Entwicklung.4
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Warzen heilen spontan in bis zu 25 % der Fälle ab.7
- Bei Kindern liegt die Spontanheilungsrate noch höher.13
- Je älter die Betroffenen, desto länger können Warzen persistieren, bis zu 5–10 Jahre.6
Komplikationen
- Eine maligne Entartung der Warzen ist selten (meist keine Metastasierung, nur lokale Destruktion).6
- Bakterielle Superinfektion, insbesondere bei Diabetes mellitus
Prognose
- Spontan abgeheilte Warzen hinterlassen keine Narben.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patienten informieren?
- Sie sollten zunächst zusammen mit den Patienten beraten, ob überhaupt eine Behandlung erforderlich ist, da es sich bei diesen Warzen um gutartige, selbstlimitierende und oft von selbst ausheilende Hautveränderungen handelt.
- Eine Warzenbehandlung ist zeitaufwändig, was für Patienten leicht zu einer Geduldsprobe werden kann. Die Behandlung sollte jedenfalls selbst nicht mehr Beschwerden verursachen als ihr Anlass.
- Warzen sind eher ansteckend in feuchter Umgebung und bei Hautmazeration.
- In Bädern und Duschen kann man sich durch entsprechende Fußbekleidung schützen; bzw. umgekehrt eine Verbreitung vermeiden, indem man vorhandene Warzen mit Warzenmitteln behandelt oder mit wasserfesten Warzenpflastern abdeckt.
- Frische Warzen sind am ansteckendsten.
- Warzen sollten nicht aufgekratzt werden, blutenden Warzen sind hochansteckend.
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
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Literatur
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Autoren
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
- Ingard Løge, spesialist allmennmedisin, universitetslektor, institutt for sammfunsmedisinske fag, NTNU, redaktør NEL
- Sylvi Torvund, spesialist i allmennmedisin, Nidarvold legesenter, Trondheim
- Kristin Ryggen, overlege, Hudavdelingen, Regionsykehuset i Trondheim