Akute Enzephalitis

Eine akute Enzephalitis bezeichnet eine Entzündung des Gehirns, die in den meisten Fällen durch Viren verursacht wird. Es handelt sich um eine bedrohliche Erkrankung, die mit Fieber, Bewusstseinsverlust und neurologischen Symptomen einhergeht. Bei frühzeitiger Therapie im Krankenhaus ist die Prognose jedoch gut.

Was ist die akute Enzephalitis?

Als akute Enzephalitis bezeichnet man eine Entzündung des Gehirns, die mit vielseitigen neurologischen Symptomen einhergehen kann und häufig durch Erreger verursacht wird. In den meisten Fällen ist der auslösende Erreger ein Virus, ebenso können aber auch Bakterien eine Enzephalitis verursachen. Das Gehirn ist von dünnen Membranen, den Hirnhäuten, umgeben. Nicht selten breitet sich eine Entzündung im Gehirn auf diese Hirnhäute aus. Man spricht dann von einer Meningo-Enzephalitis.

Eine Enzephalitis ist eine ernste Erkrankung und kann eigenständig oder im Rahmen eines bestehenden Infektes entstehen. Die Erkrankung kann in kurzer Zeit sehr schwere Beeinträchtigungen verursachen, sich in manchen Fällen aber auch über Tage entwickeln. Typische Symptome einer neu aufgetretenen Enzephalitis sind Fieber, Kopfschmerzen und ein gemindertes Bewusstsein bis hin zum Koma. Daneben können vielseitige neurologische Symptome auftreten, die abhängig vom betroffenen Teil des Gehirns sind. So können beispielsweise Persönlichkeitsveränderungen, Lähmungen, Sprachstörungen oder epileptische Anfälle von einer Enzephalitis verursacht werden. Persönlichkeitsveränderungen können beispielsweise in Form von Verwirrung oder Reizbarkeit auftreten. Die betroffene Person ist nicht wiederzuerkennen, gibt seltsame Antworten auf Fragen und wirkt auffallend träge. Sind auch die Hirnhäute von der Entzündung betroffen, treten häufig Übelkeit, Erbrechen, Lichtscheu und eine schmerzhafte Nackensteifigkeit (Meningismus) auf. Bei Kindern können die Symptome schwer zu deuten sein, es tritt aber in fast allen Fällen eine Bewusstseinseinstrübung auf. Bei derartigen Beschwerden ist eine dringende Einweisung ins Krankenhaus zur Behandlung notwendig.

Häufigkeit

Die Gesamthäufigkeit von Gehirnentzündungen ist schwer abzuschätzen, da es abhängig vom Ort und der Jahreszeit starke Schwankungen gibt. Bei einer Enzephalitis, die durch Viren verursacht wird, geht man in Mitteleuropa von einer Häufigkeit von ca. 10–20 Erkrankten pro 10.000 Personen auf. Größeren Untersuchungen zufolge liegt der Altersgipfel akuter erregerbedingter Enzephalitiden zwischen 30 und 55 Jahren.  

Ursache

In den meisten Fällen wird eine akute Enzephalitis durch Viren bedingt, die im Gehirn eine Entzündung verursachen. Die häufigsten Viren sind das Herpes-simplex-Virus, das die typischen Bläschen im Mund- sowie Genitalbereich verursacht, und das Windpocken-Virus, das außerdem die Gürtelrose auslöst. Daneben können viele weitere Viren zum Krankheitsbild einer Enzephalitis führen. Eine Enzephalitis kann entweder bei der Erstinfektion oder einer späteren Reaktivierung von im Körper verbleibenden Viren entstehen. Kommt es beispielsweise zeitgleich zu dem typischen Hautausschlag eines Herpes zoster im Gesicht, ist dieser der wahrscheinlichste Erreger. Die häufigsten Bakterien, die eine Enzephalitis verursachen sind ebenso wie bei der Meningitis die Pneumokokken und Meningokokken. Häufig kann der Erreger der Enzephalitis jedoch nicht ermittelt werden.

Diagnostik

Wenn der Arzt bei einem Patienten eine Enzephalitis vermutet, ist eine sofortige Krankenhauseinweisung notwendig. Im Krankenhaus wird neben einer körperlichen und neurologischen Untersuchung in der Regel zunächst eine bildgebende Untersuchung (z.B. CT oder MRT) des Gehirns durchgeführt. Üblicherweise wird eine Therapie begonnen, bis zumindest eine bakterielle Meningitis ausgeschlossen ist. Dies geschieht über die Entnahme und Laboruntersuchung des Nervenwassers, des sogenannten Liquor cerebrospinalis. 

Dies geschieht im Rahmen einer Lumbalpunktion, bei der das Nervenwasser über eine Nadel gewonnen wird, die zwischen zwei Wirbelkörpern im unteren Rücken eingebracht wird. Diese Prozedur ist zwar unangenehm aber nicht gefährlich, da unterhalb des Rückenmarks punktiert wird. Viele Patienten klagen jedoch nach einer Lumbalpunktion vorübergehend über Kopfschmerzen.

Therapie

Die Behandlung einer Enzephalitis erfolgt im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes. Bereits bei dem Verdacht wird eine mögliche Enzephalitis mit Antibiotika und Medikamenten gegen Viren behandelt. Sobald der Erreger identifiziert ist, erfolgt eine gezielte Therapie über ca. 10 bis 14 Tage. Da in vielen Fällen kein Erreger nachzuweisen ist, hat die symptomlindernde Therapie eine große Bedeutung. Daneben gilt es, Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden. Wenn der Betroffene z. B. an wiederholten epileptischen Anfällen leidet, sollte dies mit einem antiepileptischen Medikament behandelt werden. Im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt kann zur Behandlung von verbleibenden Symptomen eine Rehabilitation sinnvoll sein.

Zur Prävention der Übertragung werden Betroffene im Krankenhaus zunächst isoliert. Bereits Händewaschen und Desinfektion nach Kontakt mit erkrankten Patienten kann die Erregerübertragung verhindern. In manchen Fällen von bakteriellen Infektionen kann eine Therapie von nahestehenden Personen notwendig sein. Erkrankt eine Person wiederholt an einer Enzephalitis oder Meningitis kommen bei einigen Erregern Schutzimpfungen in Frage.

Prognose

Die Prognose einer akuten Enzephalitis hängt von einigen Faktoren, beispielsweise dem Alter der betroffenen Person und der Schwere der Infektion ab. Bei einer entsprechenden Behandlung kommt es in der überwiegenden Zahl der Fälle zur Genesung, dies kann jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen. In manchen Fällen sind dafür Krankenhausaufenthalte von 3–4 Wochen notwendig. Ohne Behandlung verläuft eine akute Enzephalitis oftmals tödlich.

Das Auftreten von Folgeschäden in Form funktioneller Einschränkungen (z. B. Schlafstörungen, Schwindel, Tinnitus, Epilepsie etc.) ist nach einer Enzephalitis keine Seltenheit. In einer größeren Studie wurden bei bis zu 50 % der Betroffenen derartige Einschränkungen im Alltag festgestellt.

Weiterführende Informationen

Autor

  • Jonas Klaus, Arzt, Freiburg i. Br.

 

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