Elastografie

Allgemeine Informationen

  • Die Elastografie ist eine schnelle, nicht invasive, schmerzfreie und ungefährliche Untersuchung, mit der sich die Elastizität bzw. die Unterschiede der Elastizität eines Gewebes einschätzen lassen.
  • Die Untersuchungsmethode basiert auf der Beobachtung, dass verändertes Gewebe auch eine veränderte Elastizität besitzt.
  • Durch Tasten kann dies in oberflächlich gut zugänglichem Gewebe erfasst werden, durch die Elastografie ist es möglich, auch tiefer liegende Strukturen und Organe zu beurteilen.
  • Am häufigsten wird sie zur Untersuchung der Leber eingesetzt, kann aber auch zur Untersuchung von Prostata, Schilddrüse, Brust, Pankreas, Gastrointestinaltrakt und Lymphknoten zum Einsatz kommen. 

Technische Grundlagen

  • Das Funktionsprinzip der Ultraschall-Elastografie beruht auf dem Nachweis einer Elastizitätsveränderung des Gewebes.1
  • Das Gewebe wird dabei durch eine von außen einwirkende geringe Kraft bewegt, die Verschiebung der einzelnen aquirierten Bilder durch eine Software ausgewertet und z. B. als Farbmuster über das B-Bild gelegt.1
  • Den inzwischen möglichen Methoden der Elastografie ist allen gemeinsam, dass mithilfe eines Kontrastes oder einer quantititive Messung die unterschiedliche Verschieblichkeit von Gewebe dargestellt wird.2 
  • Eine „quasi statische“ und eine dynamische Elastografie können grob voneinander unterschieden werden.
    • Zu Ersteren gehört die Strain-Elastografie in Echtzeit, bei der die Werte der Gewebe miteinander verglichen werden (qualitative Messung).
    • Die dynamische Impuls-Elastografie kann weiter unterschieden werden in:
      • eine Impulsgebung mittels ARFI (Acoustic Radiation Force Imaging) oder Transversalwellen und
      • mechanische Impuls-Gabe (transiente Elastografie).
      • Beide ergeben quantitative Resultate (die Geschwindigkeit in m/s wird in kPa umgerechnet).

Indikationen

Leber

  • Die Leber ist bisher das Haupteinsatzgebiet für die Elastografie. 
  • Die Elastografie ermöglicht die Differenzierung der normalen Leber von Fibrosen bzw. Zirrhosen relativ unabhängig vom Verfettungsgrad. Sie ermöglicht die Beurteilung der nicht-alkoholischen Leberverfettung und anderer diffuser Lebererkrankungen.
  • Interessant ist eine bessere Korrelation der Elastografie mit der Prognose der Patienten als bei einer Leberbiopsie. Eine weitere Einsatzmöglichkeit besteht bei Hepatitis B und C, um den Grad der Fibrose zu beschreiben.1
  • Hauptsächlich wird die Elastografie verwendet, um Verläufe zu kontrollieren.

Pankreas

  • Im Pankreas ist die Differenzierung von fokalen Läsionen (Adenokarzinom, endokrine Tumoren und Zysten) teilweise möglich. Die Unterscheidung von fokaler chronischer chronischer Pankreatitis und Pankreaskarzinom ist jedoch weiterhin schwierig. Muzinöse Tumoren wie die intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMN) kommen eher weich zur Darstellung. Bei schweren Pankreatitiden ersucht man zwischen Nekrosen und vitalem Parenchym zu differenzieren. Die Autoimmunpankreatitis soll durch eine diffus herabgesetzte Elastizität charakterisiert sein. Es wird versucht, zwischen gutartiger und maligner Lymphadenopathie zu unterscheiden, wobei der Stellenwert noch unklar ist.1 

Gastrointestinaltrakt

  • Ein Einsatzgebiet der Elastografie ist die Unterscheidung von fibrotischer oder entzündlicher Stenosen bei Morbus Crohn, um eine operative gegen eine chirurgische Therapie abwägen zu können. Fibrotische Stenosen erscheinen verhärtet, entzündliche weich.3

Mamma

  • Studien konnten zeigen, dass mit der Elastografie eine höhere diagnostische Genauigkeit erreicht werden kann als mit der konventionellen Ultraschalltechnik. Dies führt zur Verminderung von falsch-positiven Befunden und damit zu einer niedrigeren Rate von Biopsien.4

Schilddrüse

  • Eine Studie zeigt, dass die Strain-Elastografie als zusätzliche Ultraschallfunktion die Diagnostik der Schilddrüse deutlich verbessert. In der Untersuchung wurden 90 % der Knoten korrekt als gutartig erkannt, wenn Ultraschall und Elastografie gemeinsam angewendet wurden.5

Prostata

  • Auch im transrektalen Ultraschall kann die Elastografie zum Einsatz kommen und die Ergebnisse des Ultraschalles ergänzen. 

Lymphknoten

  • Die Elastografie kann die bisherigen B-Mode-Kriterien ergänzen, um zwischen benignen und malignen Lymphknoten zu unterscheiden.3
  • Zudem kann mithilfe der Elastografie der am meisten suspekte Lymphknoten zur Biopsie ausgewählt werden.3  

Weitere mögliche Einsatzgebiete

  • Im muskuloskelettalen Bereich wird die Achillessehne mittels Elastografie beurteilt, um die diagnostische Sicherheit bei Tendopathien zu erhöhen.3 
  • Sogar im Bereich der Osteopathie kann man sich vorstellen, die Triggerpunkt-Therapie durch die Elastografie zu optimieren.

Untersuchung

Vorbereitung

  • Die Patienten sollten für die Untersuchung am Abdomen nüchtern sein.
  • Für die restlichen Indikationen ist keine besondere Vorbereitung notwendig. 

Durchführung

  • Prinzipiell unterscheidet sich die Durchführung nicht von der jeweiligen Technik der (Endo-)Sonografie.
  • Je nach zu untersuchender Region wird der Schallkopf, der in einer bestimmten Frequenz vibriert, auf die Haut aufgesetzt. 
  • Da Gewebe sich nicht linear verformt, ist darauf zu achten, dass zu Beginn der Untersuchung so wenig Druck wie möglich ausgeführt wird. Ausreichend Ultraschall-Gel ist dabei von Vorteil.6 
  • Ein gutes B-Bild ist Voraussetzung für ein gutes Elastogramm.6
  • Die Untersuchung ist schmerzfrei und nebenwirkungsfrei. Das Aussenden der Schallwelle kann wie ein leichtes Klopfen zu spüren sein.
  • 10 gültige Messungen sollten durchgeführt werden.1

Interpretation

  • Je fester und unelastischer das Gewebe ist, desto schneller können die ausgesendeten Wellen es durchlaufen.
  • Die Verformung kann als zahlenmäßiger Wert in Kilo-Pascal (kPa) angegeben werden.
  • Je straffer ein Gewebe ist, desto geringer ist die Verformung und desto höher sind die gemessenen Werte. 
  • Zusätzlich zu den Angaben in kPa kommen verschiedene Scores, u. a. der Tsukuba-Score, vor. 

Weitergehende Abklärung pathologischer oder unklarer Befunde

  • Die Biopsie und histologische Beurteilung des Gewebes bleibt der Goldstandard. 
  • Ergänzend können Laborwerte und andere bildgebende Untersuchungen (z. B. CT, MRT, Sonografie) zum Einsatz kommen. 

Fehlerquellen

  • Abhängig vom Untersucher
  • Fehlende Standardisierung
  • Ein hoher BMI und/oder ein perihepatischer Aszites limitieren die Möglichkeiten der Abdomen-Elastografie.1

Abrechnung

  • Die Elastografie ist keine Kassenleistung. Es handelt sich bei diesem Verfahren um eine individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und muss vom Patienten selbst getragen werden.
  • Die Kosten für die Ultraschall-Elastografie werden angelehnt an die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) bzw. als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) für gesetzliche versicherte Patienten abgerechnet.
  • Die meisten privaten Kassen erstatten die Leistung.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinien und Empfehlungen

  • European Federation for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) Guidelines and Recommendations on the Clinical Use of Ultrasound Elastography. Part 1: Basic Principles and Technology. dx.doi.org 
  • European Federation for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB) Guidelines and Recommendations on the Clinical Use of Ultrasound Elastography. Part 2: Clinical Applications. dx.doi.org

Literatur

  1. Österreichische Röntgengesellschaft ÖRG. Elastographie im Ultraschall. 2017. www.oerg.at
  2. EFSUMB Guidelines and Recommendations on the Clinical Use of Ultrasound Elastography. Part 1: Basic Principles and Technology. Ultraschall in Med 2013. www.dx.doi.org
  3. EFSUMB Guidelines and Recommendations on the Clinical Use of Ultrasound Elastography. Part 2: Clinical Applications. Ultraschall in Med 2013. www.dx.doi.org
  4. Imtiaz S. Breast elastography: A new paradigm in diagnostic breast imaging. Applied Radiology 2018. www.appliedradiology.com
  5. Pressemitteilung der DEGUM. Schilddrüsenknoten – gutartig oder bösartig? Ultraschall-basierte Methode verbessert die Diagnostik deutlich. 2017. www.degum.de
  6. Dietrich CF, Barr RG, Farrokh A et al. Strain Elastography - How To Do It?. Ultrasound Int Open 2017. dx.doi.org

Autoren

  • Miriam Spitaler, Dr. med. univ., Ärztin für Allgemeinmedizin, Innsbruck/Österreich
  • Hanns-Ulrich Marschall, professor och överläkare, Medicinkliniken gastrosektionen, Sahlgrenska universitetssjukhus, Göteborg

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