Nasenverstopfung, Schnupfen

Allgemeine Informationen

Definition

  • Behinderung der Nasenatmung durch anatomische Veränderungen oder Anschwellen der Schleimhäute
  • Eine Entzündung der Nasenschleimhaut wird als Rhinitis bezeichnet.1-2

Häufigkeit

  • Die meisten Menschen leiden mehrmals jährlich im Zusammenhang mit einer Infektion der oberen Atemwege unter einer akut verstopften Nase.
  • Hyperplastische adenoide Vegetationen (Adenoide) können zu Verengung im Nasenrachenraum und vor allem bei Kleinkindern zu rezidivierenden Infektionen der oberen Atemwege führen.
  • Adenoide treten am häufigsten bei Kindern im Alter von 3–8 Jahren auf.
  • Etwa 10–20 % der Bevölkerung leiden unter einer allergischen Rhinitis.

Diagnostische Überlegungen

  • Bei einer verstopften Nase kann es zur Mundatmung kommen, in deren Folge die Schleimhäute in Mund und Rachen austrocknen.
  • Schnarchen findet sich signifikant häufiger bei Menschen mit behinderter Nasenatmung.3
  • Schnupfen ist bei Atemwegsinfektionen nicht ungewöhnlich.
  • Eine allergische Rhinitis kann als Systemerkrankung betrachtet werden, die zu Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Schwäche und Kopfschmerzen führen kann. Sie kann auch mit Asthma, einem Ekzem oder einer chronischen Nebenhöhlenentzündung einhergehen.4

ICPC-2

  • R07 Schnupfen/Niesen/verstopfte Nase

ICD-10

  • C30 Bösartige Neubildung der Nasenhöhle und des Mttelohres
    • C30.0 Nasenhöhle
  • C31 Bösartige Neubildung der Nasennebenhöhlen
    • C31.0 Sinus maxillaris
    • C31.1 Sinus ethmoidalis 
    • C31.2 Sinus frontalis
    • C31.3 Sinus sphenoidalis
    • C31.8 Nasenhöhlen, mehrere Teilbereiche überlappend
    • C31.9 Nasenhöhle, nicht näher bezeichnet
  • D14 Gutartige Neubildung des Mittelohres und des Atmungssystems
    • D14.0 Mittelohr, Nasenhöhle und Nasennebenhöhle
  • J00 Akute Rhinopharyngitis [Erkältungsschnupfen]
  • J01 Akute Sinusitis
  • J30 Vasomotorische und allergische Rhinopathie
    • J30.1 Allergische Rhinopathie durch Pollen
    • J30.2 Sonstige saisonale allergische Rhinopathie
    • J30.3 Sonstige allergische Rhinopathie
    • J30.4 Allergische Rhinopathie, nicht näher bezeichnet
  • J32 Chronische Sinusitis
  • J33 Nasenpolyp
  • J35 Chronische Krankheiten der Gaumenmandel und der Rachenmandel
    • J35.2 Hyperplasie der Rachenmandel

Differenzialdiagnosen

Obere Atemwegsinfektion

  • Virusinfektion (Rhinoviren, respiratorische Synzytial-Viren, Parainfluenza, Influenza, Adenoviren)
  • Da Immunsystem reagiert mit Anschwellen der Schleimhäute und vermehrter Sekretbildung.
  • Leicht beeinträchtigter Allgemeinzustand, selten Fieber
  • Kaum klinische Befunde

Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis), akut oder chronisch

  • Der Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.5-6
  • Siehe Artikel Akute Rhinosinusitis und Chronische Sinusitis.
  • Nasennebenhöhlenentzündungen werden nach ihrer Dauer unterteilt:
    • akute Rhinosinusitis mit einer Dauer von unter 12 Wochen
    • rezidivierende akute Rhinosinusitis mit mindestens 4 Episoden einer akuten RS im Zeitraum von 12 Monaten (gerechnet ab der ersten Episode) mit zwischenzeitlich vollständiger Rückbildung der Symptomatik 
    • chronische Rhinosinusitis mit Fortdauern der Symptomatik über 12 Wochen, mit oder ohne nasale Polypen.
  • Gesichtsschmerzen oder Zahnschmerzen
    • ggf. als einseitige Schmerzen über den Augen, an der Stirn oder an den Zähnen
  • Verfärbtes, zähflüssiges Nasensekret, häufig einseitig
  • Verstopfte Nase und beeinträchtigter Geruchssinn
  • Häufig Halsschmerzen und nächtlicher Reizhusten
  • Beim Bücken verstärkt sich der Schmerz.
  • Fieber
  • Es gibt 4 Hauptsymptome der chronischen Rhinosinusitis:
    1. vordere und/oder hintere mukopurulente Sekretion
    2. verstopfte Nase
    3. Gesichtsschmerzen, Druckgefühl
    4. beeinträchtigter Geruchssinn.
  • Bei einer akuten Rhinosinusitis sollten routinemäßig keine bildgebenden Verfahren eingesetzt werden, bei langwierigen Verläufen oder Verdacht auf chronische Sinusitis liefern CT- Aufnahmen und digitale Volumentomografie (DVT) die besten Bilder von den Nebenhöhlen.

Allergische Rhinitis

  • Siehe Artikel Allergische Rhinitis.
  • Etwa 10–20 % der Bevölkerung leiden unter einer allergischen Rhinitis, die höchste Prävalenz ist im Schulalter zu beobachten; es handelt sich um eine atopische Erkrankung.
  • Patient*innen mit einer allergischen Rhinitis haben ein 3,5-fach erhöhtes relatives Risiko, in weniger als 10 Jahren an einem Asthma bronchiale zu erkranken.7
  • Zu den typischen Allergenen zählen Pollen von Bäumen, Gräsern und Beifuß, Tierhaare und Milben.
  • Periodisch auftretende Beschwerden mit Niesattacken, klarem und dünnen Sekret, Juckreiz und verstopfter Nase sind üblich, darüber hinaus kommt es häufig zu Begleitsymptomen wie juckenden, tränenden, geröteten und geschwollenen Augen.
  • Die Diagnose erfolgt oftmals allein anhand der Anamnese oder mithilfe von Allergietests.
  • Siehe auch den Artikel Allergieprävention.8

Nasenpolypen

  • Siehe Artikel Nasenpolypen.
  • Treten als Teil einer chronischen Entzündung im Bereich der Nase/Nebenhöhlen auf, entweder aufgrund einer Allergie (Typ-4-Reaktion) oder durch eine bakterielle Infektion.
  • Bei einigen Patient*innen besteht eine Überempfindlichkeit gegenüber Acetylsalicylsäure oder NSAR (NERD: NSAR-Exacerbated Resipratory Disease, Analgetika-Intoleranz-Syndrom).
  • Zu den typischen Symptomen zählen eine häufig beidseitig verstopfte Nase, eine nasale Stimme und Schnarchen. Nasenpolypen können zu einer chronischen Sinusitis führen.
  • Die Polypen werden rhinoskopisch oder endoskopisch festgestellt.
  • Große Polypen werden operativ entfernt, kleine werden mit steroidhaltigem Nasenspray behandelt.
  • Ausgewählte Biologika können bei Versagen etablierter Therapieformen im Einzelfall bei Polypen eingesetzt werden.6

Adaptive Desaktivierung

  • Bei der chronischen Rhinosinusitis mit Polyposis nasi und einer Überempfindlichkeitsreaktion auf Acetylsalicylsäure (ASS) oder auf andere Antiphlogistika kann durch wiederholte Applikation von ASS eine Toleranz gegenüber Analgetika erreicht werden.

Vergrößerte Adenoide

  • Siehe Artikel Adenoide.
  • Bei adenoiden Vegetationen („Polypen“) handelt es sich um eine Hyperplasie der Rachenmandeln im oberen und hinteren Bereich des Nasen-Rachen-Raumes.
  • Hierunter kommt es zu einer Verengung im Nasenrachenraum, was verschiedene Erkrankungen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich und im gesamten Organismus zur Folge haben kann.
    • Adenoide gelten als häufigste Ursache für das obstruktive Schlafapnoesyndrom im Kindesalter.
    • Mundatmung
    • chronische Entzündung des oberen Respirationstraktes und der Bronchien
    • chronische Tubenventilationsstörung mit Schwerhörigkeit und Sprachentwicklungsstörungen
    • chronische Ohrentzündungen
    • allgemeine Entwicklungsverzögerung

Verletzung oder Fehlstellung des Septums

  • Angeborene Fehlstellung
  • Verkrümmung (Septumdeviation) nach Trauma

Vasomotorische Rhinitis

  • Siehe Artikel Vasomotorische Rhinitis.
  • Neurovaskuläre Störung, unspezifische Hypersensitivität der Nasenschleimhaut, nichtallergische Rhinitis
  • Betroffene reagieren typischerweise auf Staub, Tabakrauch, Alkohol, Stress, Gerüche oder Temperaturschwankungen.
  • Chemikalien im Wohn- und Arbeitsumfeld können reizend wirken.
  • Symptome: verstopfte Nase, Hypersekretion, seltener auch Juckreiz und Niesen
  • Livide und bleiche Nasenschleimhaut, bei Anfällen wässriges Sekret
  • Es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose.9

Rhinitis medicamentosa 

  • Siehe Artikel Arzneimittel-Rhinitis.
  • Die längere Verwendung von Medikamenten zur Abschwellung der Nasenschleimhaut führt aufgrund des sog. Rebound-Effekts mit reduziertem Gefäßtonus, erhöhter Gefäßpermeabilität und vermehrter Ödementwicklung in der Nasenschleimhaut zu einer zunehmenden Verstopfung der Nase.
  • Man findet eine nasale Hyperreaktivität mit erhöhter Histaminempfindlichkeit.
  • Dieses Bild wird dadurch verstärkt, dass die Patient*innen die verstopfte Nase häufig mit einer erhöhten Dosis Nasentropfen behandeln, wodurch kurzzeitig eine Besserung eintritt, gefolgt vom Rebound-Effekt und dem Drang, die Dosis erneut zu erhöhen.
  • Die dauerhafte Verwendung solcher Nasentropfen kann zu einer entzündlichen Hypertrophie der Nasenschleimhaut und einer chronisch verstopften Nase führen.
  • Die Schleimhaut ist gerötet und entzündet, es kommt zu sporadischen Blutungen.
  • Einige Zeit nach dem Absetzen der Nasentropfen gehen die Beschwerden in der Regel zurück.

Medikamenteninduzierte Rhinitis

  • Siehe Artikel Arzneimittel-Rhinitis.
  • Bestimmte systemische Medikamente können als Folge einer lokalen Entzündung, neurogener Wirkungen oder unbekannter Mechanismen Rhinitissymptome verursachen.
    • Hierbei wirken andere Mechanismen als bei der Verwendung von Nasentropfen.
    • Diese Variante wird häufig als medikamenteninduzierte Rhinitis bezeichnet.
  • Beispiele für solche Medikamente sind Alphablocker, ACE-Hemmer, Kalziumblocker, Thiazide, Medikamente gegen erektile Dysfunktion, Antidepressiva, Benzodiazepine, Antiepileptika, NSARs und Hormone.
  • Auch Kokainabusus kann zu einer medikamentösen Rhinopathie führen.

Hormoninduzierte Rhinitis

  • Während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für chronische Nasenverstopfungen, was insbesondere im letzten Trimester zu Nebenhöhlenentzündungen beitragen kann. Nach der Entbindung tritt normalerweise eine Besserung ein.
  • Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille können denselben Effekt haben.
  • Auch eine Hypothyreose kann zur Rhinitis führen.

Fremdkörper

  • Äußert sich häufig durch akute Schmerzen ohne Fieber.
  • Nach einer Weile kommt es einseitig zu stinkendem, häufig blutigem eitrigen Ausfluss aus der Nase.

Tumoren in der Nase

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.10
  • Tumoren in der Nase sind selten, die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu.
  • In der Nasenhöhle, den Nebenhöhlen und dem Nasopharynx  treten vor allem Plattenepithelkarzinome (80 %) auf (Nasopharynxkarzinom).
    • Andere Tumorarten sind Adenokarzinom, adenozystisches Karzinom, Olfaktoriusneuroblastom, malignes Melanom, malignes Lymphom und Plasmozytom.
  • Zu Beginn rufen sie kaum Symptome hervor; zuweilen können eine einseitige Nasenverstopfung und leicht blutiger Schleim, übelriechende Sekretion und eine Affektion des N. trigeminus beobachtet werden.
  • Häufig fallen zuerst nuchal geschwollene Lymphknoten auf.10
  • Zu den diagnostischen Maßnahmen bei Verdacht auf einen Nasentumor zählen Rhinoskopie, Röntgen, CT und Endoskopie.

Nichtallergische Rhinitis mit Eosinophilie-Syndrom

  • Äußert sich durch eine verstopfte Nase und nasale Eosinophilie ohne erkennbare allergische Ursache beim Hauttest oder RAST.
  • Die Ursache ist unbekannt, es handelt sich allerdings um ein recht häufiges Phänomen bei Erwachsenen.9
  • Die nichtallergische Rhinitis kann mit nicht-IgE-vermitteltem Asthma, Salicylatintoleranz und Nasenpolypen einhergehen.

Granulomatosen, Kollagenosen, Vaskulitiden

  • Etliche Systemerkrankungen können ebenfalls die Nasenschleimhaut betreffen.11

Anamnese

Besonders zu beachten

Dauer?

  • Akut: vermutlich virale Ursache
  • Chronisch, konstant: vermutlich mechanische Obstruktion
  • Chronisch, rezidivierend: evtl. Allergie

Anzeichen eines Atemwegsinfekts?

  • Verstopfte Nase, Rhinorrhö, Niesen, Konjunktivitis, Husten, leicht verminderter Allgemeinzustand: vermutlich virale bedingte Atemwegsinfektion

Schnarchen, Mundatmung, nasale Stimme, Ohrenschmerzen bei Kindern?

  • Evtl. vergrößerte Adenoide

Purulentes oder blutiges Sekret?

  • Evtl. Sinusitis oder Fremdkörper in der Nase

Einseitig verstopfte Nase bei Kindern?

  • Evtl. Fremdkörper in der Nase oder Polypen

Einseitig verstopfte Nase?

  • Malignität sollte ausgeschlossen werden (Erwachsene).
  • Nasenseptum-Deviation
  • Fremdkörper (Kinder)

Allergische Beschwerden?

  • Besteht der Verdacht einer Reaktion auf bestimmte Substanzen?
  • Chronische Beschwerden mit saisonalen Variationen?
  • Allgemeinsymptome?
  • Familiäre Disposition?
  • Evtl. allergische Rhinitis und/oder Polypen

Verletzung der Nase?

  • Evtl. Septumschaden

Einnahme von Medikamenten?

  • Nasentropfen/-spray über einen längeren Zeitraum
  • Systemische Medikamente, die eine Rhinitis hervorrufen können.

Klinische Untersuchung

Allgemeines

  • Allgemeinsymptome können auf eine allergische Rhinitis oder eine Erkältung hindeuten.
  • Eine Konjunktivitis kann als Begleitsymptom bei allergischer Rhinitis oder einer Erkältung auftreten.
  • Eine lokale Lymphadenopathie deutet auf eine infektiöse Ursache hin.
  • Einseitige Nasenverstopfungen erfordern weitere diagnostische Maßnahmen.

Kinder

  • Mundatmung: Anzeichen einer chronisch verstopften Nase
  • Nasale Stimme
  • Untersuchung auf Anzeichen für Infektionen und Fehlstellungen

Rhinoskopie

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.6
  • Untersuchung des vorderen Nasenabschnittes mit Nasenspekulum oder mittels Otoskop mit großem Trichter
    • Anzeichen einer Infektion
    • Septum: Deviation
    • Polypen
    • Fremdkörper
    • Blutiger Schleim kann auf eine Sinusitis hindeuten.
  • Vergrößerte Adenoide bei Kindern

Endoskopie

  • Untersuchung der vorderen und hinteren Nasenabschnitte mittels starrer oder flexibler Optiken5
  • Sensitiver für die Detektion nasaler Polypen

Weitere Untersuchungen

  • Beurteilung der Atemluftpassage: Patient*in wird aufgefordert, durch die Nase auf eine Glas- oder Metallplatte auszuatmen, Vergleich beider Nasenlöcher mithilfe des entstehenden Dunstes.
  • Otoskopie: Untersuchung auf sekretorische Otitis als Ursache für eine chronisch verstopfte Nase
  • Audiometrie: Hörverlust bei Kindern

Ergänzende Untersuchungen

In der Hausarztpraxis: Allergietests

  • Siehe Artikel Allergietestung.
  • Bei einer saisonalen Rhinitis ist nur selten ein Allergietest notwendig.
    • Der Zeitpunkt der Ausbrüche gibt einen Hinweis darauf, auf welche Pollenarten die Patient*innen reagieren.
    • Allergietests können bei schweren Symptomen oder einer unklaren Diagnose angebracht sein, oder wenn eine Eliminations- oder Immuntherapie infrage kommt.
  • Bei ganzjährigen Beschwerden sollte auf übliche Atemwegsallergene hin untersucht werden.
  • Für Kinder gelten dieselben Indikationen. Der RAST kann unabhängig vom Alter durchgeführt werden, Hauttests sollten erst ab einem Alter von 3 Jahren erfolgen.
  • Gesamt-IgE
    • Ist von geringem diagnostischen Wert bei der Diagnostik einer allergischen Rhinitis.
    • Die meisten Patient*innen mit ganzjährigen Beschwerden weisen Werte innerhalb der Norm auf.
  • Spezifisches IgE
    • Ermöglicht den Nachweis allergenspezifischer Antikörper im Blut und gibt Aufschluss darüber, ob die betroffene Person eine erhöhte Sensibilität dem Allergen gegenüber aufweist.
    • Sinnvoll, wenn ein Pricktest nicht möglich ist oder die Betroffenen Medikamente einnehmen, die die Aussagekraft des Hauttests beeinträchtigen könnten (trizyklische Antidepressiva, Antihistamine).
    • RAST oder ImmunoCAP: hohe Spezifität und ähnlich sensitiv wie ein Hauttest1
    • Kommerziell erhältliche RAST-Produkte sind normalerweise zuverlässig, in einigen Fällen ist die Reproduzierbarkeit allerdings nicht optimal.
    • RAST oder ImmunoCAP eignen sich zum Nachweis einer Sensibilisierung gegenüber üblichen Allergenen (Tierhaare, Staubmilben, Pollen, Pilze); sind allerdings weniger geeignet, um Nahrungs- oder Arzneimittel-Allergien nachzuweisen.4
  • Prick-Test
    • Mit der richtigen Technik und guten Extrakten hat der Test eine hohe Sensitivität und Spezifität.
    • Das Testergebnis liegt innerhalb weniger Minuten vor.
    • Antihistamine und Steroide können das Ergebnis beeinflussen und sollten einige Tage vor dem Hauttest abgesetzt werden.

Diagnostik beim Spezialisten

  • Ultraschall, evtl. Röntgen oder CT der Nebenhöhlen
  • Goldstandard: Endoskopie des Nasopharynx (HNO-Ärzt*in)

Maßnahmen und Empfehlungen

Sofortmaßnahmen

  •  Fremkörper in der Nase (bei Kindern)
    • Halten Sie das freie Nasenloch des Kindes zu und fordern Sie es auf, sich die Nase zu putzen. U. U. wird der Fremdkörper durch den erzeugten Druck herausgeblasen.
    • Alternativ kann der Fremdkörper herausgesaugt werden. Erweist sich die Entfernung als schwierig, sollte eine Überweisung erfolgen.

Indikationen zur Überweisung

  • Patient*innen sollten dann an HNO-Ärzt*in überwiesen werden, falls die Anamnese und/oder Rhinoskopie den Verdacht auf anatomische Fehlstellungen, Polypen, vergrößerte Adenoide oder ein Karzinom der Nase/Nebenhöhlen weckt.
    • Dies gilt insbesondere bei einseitigen Beschwerden.
    • Ggf. sollte eine Endoskopie erfolgen.
  • Anhaltende Beschwerden oder rezidivierende Sinusitiden stellen ebenfalls einen Überweisungsgrund dar; ggf. ist ein endoskopischer Eingriff erforderlich.
  • Ist die Schlafqualität der Betroffenen aufgrund von starkem Schnarchen herabgesetzt, sollte eine Überweisung an HNO-Ärzt*in erfolgen.
  • Evtl. bei Fremdkörpern in der Nase (Kinder)

Empfehlungen

Rauchen

  • Empfehlen Sie den Patient*innen, das Rauchen zu reduzieren oder komplett aufzuhören.

Nichtallergische/vasomotorische Rhinitis 

  • Beruht häufig auf einer Überreaktion auf kalter Luft, Rauch usw.
  • Einige Rotweinsorten können zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen.
  • Medikamente zeigen nur selten Wirkung, am sinnvollsten ist eine Änderung der Lebensweise.
  • Eine Inhalationstherapie mit steroidhaltigem Spray/Pulver oder Ipratropiumbromid kann versucht werden.
  • Bei akuter Zustandsverschlimmerung sollten schleimhautabschwellende Nasensprays verwendet werden, dies gilt insbesondere für Patient*innen, die unter rezidivierenden Sinusitiden leiden.

Prophylaxe einer Rhinitis medicamentosa

  • Von der langfristigen Verwendung schleimhautabschwellender Nasensprays oder -tropfen (mehr als 10 Tage ohne Unterbrechung) sollte dringend abgeraten werden.
  • Der Rebound-Effekt bei Absetzen des Medikaments kann zu einer Rhinitis medicamentosa führen.
  • Je länger entsprechende Medikamente verwendet werden, desto stärker ist die Tendenz für Schwellungen und Hyperreaktivität der Schleimhaut.
  • Steroidhaltige Nasensprays können über einen längeren Zeitraum verwendet werden.
  • Langfristig sollten die Patient*innen zu Salzwasser-Nasenspray übergehen.

Nasenpolypen

  • Eine Therapie mit lokal wirkenden, steroidhaltigen Präparaten kann sinnvoll sein.
  • Die Therapie kann mit einer 1- bis 2wöchigen systemischen Behandlung eingeleitet werden.

Illustrationen

Nase mit Nasenmuscheln und Nebenhoehlen.jpg
Nase mit Nasenmuscheln und Nebenhöhlen
Nasennebenhöhlen, Übersicht
Nasennebenhöhlen

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 053-012, Stand 2017. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 017-049, Stand 2017. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Allergieprävention. AWMF-Leitlinie Nr. 061-016, Stand 2014. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen erkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 061-004, Stand 2014. www.awmf.org
  • Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Schnarchen bei Erwachsenen: Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 017-068, Stand 2016. www.awmf.org
  • European Society for Medical Oncology. Nasopharyngeal cancer: EHNS–ESMO–ESTRO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up, Stand 2012. www.esmo.org

Literatur

  1. Agency for Healthcare Research and Quality. Evidence Report/Technology Assessment No. 54. Management of allergic and nonallergic rhinitis. May 2002. archive.ahrq.gov
  2. Bousquet J, Van Cauwenberge P, Khaltaev N, and the Aria Workshop Group. World Health Organization. Allergic rhinitis and its impact on asthma. J Allergy Clin Immunol 2001; 108(suppl): 147-334. www.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Schnarchen bei Erwachsenen: Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 017-068. Stand 2016. www.awmf.org
  4. Quillen DM, Feller DB. Diagnosing rhinitis: Allergic vs. nonallergic. Am Fam Physician 2006; 73: 1583-90. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 053-012, Stand 2017. www.awmf.org
  6. Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Rhinosinusitis. AWMF-Leitlinie Nr. 017-049, Stand 2017. www.awmf.org
  7. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zur (allergen-) spezifischen Immuntherapie bei IgE-vermittelten allergischen erkrankungen. AWMF-Leitlinie Nr. 061-004, Stand 2014. www.awmf.org
  8. Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin. Allergieprävention. AWMF-Leitlinie Nr. 061-016, Stand 2014. www.awmf.org
  9. Settipane RA, Lieberman P. Update on nonallergic rhinitis. Ann Allergy Asthma Immunol 2001; 86: 494-507. PubMed
  10. European Society for Medical Oncology. Nasopharyngeal cancer: EHNS–ESMO–ESTRO Clinical Practice Guidelines for diagnosis, treatment and follow-up, Stand 2012. www.esmo.org
  11. Strutz J. Mann W. Praxis der HNO-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Thieme-Verlag 2001. S. 372ff.

Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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