Erste Hilfe bei Verbrennungen

Verbrennungen betreffen die äußere Haut oder auch die Schleimhaut (z. B. im Mund durch heiße Speisen oder auch in der Lunge durch heiße Gase). Zunächst gilt es, sich einen ersten Überblick über Umfang und Schweregrad der Verbrennungen zu verschaffen. Großflächige Verbrennungen sind lebensgefährlich.

Kleine oberflächliche Hautverbrennungen sind meist ohne ärztliche Hilfe selbst behandelbar, wobei gewisse Ausnahmen gelten (siehe Artikel Beurteilung einer Verbrennung, Grad und Umfang). Schwere Verbrennungen müssen stets von medizinischen Fachkräften behandelt werden.

Akutbehandlung

Die unmittelbaren ersten Maßnahmen nach Eintreten einer Verletzung können das Endergebnis maßgeblich beeinflussen. Es gilt, die Schädigung der Haut möglichst gering zu halten. Die Verletzungen sind vorsichtig zu kühlen, hilfreich sind oft auch Schmerzmittel. Die Verbrennung muss trocken mit sterilen oder sauberen Tüchern abgedeckt werden. Ersthelfer sollten keine Cremes, Salben etc. auftragen.

Da Betroffene mit schweren Verbrennungen bewusstlos sein können, sollten Sie Puls und Atmung kontinuierlich prüfen. Ist die Person bewusstlos, sollten Sie (falls nicht schon geschehen) sofort den Notarzt verständigen. Wenn der Patient nicht mehr atmet, sollten Sie Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten. 

Verletzungsprozess stoppen

Kommen Sie zu einem Verbrennungsunfall hinzu, sollten Sie als Erstes versuchen, die Hitzequelle zu entfernen bzw. die Person aus dem Gefahrenbereich zu bringen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Ein heißes Bügeleisen können Sie z. B. entfernen, eine Person an einer heißen Herdplatte von dort wegziehen. Heiße, brennende oder verkohlte Textilien oder Bekleidung sind sofort und vorzugsweise mit einer Schere zu entfernen. Bereits eingebrannten Stoff sollten Sie jedoch dort belassen. Ein Feuer sollte mit Wasser oder mit einer Decke gelöscht werden, oder indem die noch brennende Person auf dem Boden hin- und hergedreht wird. Dabei sollte der Helfer darauf achten, sich nicht selbst durch die Flammen zu verletzen (achten Sie auf Ihre eigene Sicherheit!). 

Verbrennungen durch Asphalt sind mit Wasser zu kühlen. Der Asphalt sollte nicht entfernt werden. Bei elektrischen Verbrennungen ist der Strom abzuschalten und die verletzte Person zunächst von der Stromquelle zu trennen, bevor Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden können. Aber Achtung: Versuchen Sie nie selbst, eine Person von einer Hochspannungsleitung zu trennen – dies kann auch für Sie lebensgefährlich sein. Solche Maßnahmen können nur Fachleute durchführen.

Handelt es sich um eine schwere Verletzung, sollten Sie als Helfer den Notruf (Rufnummer 112) wählen. Schon am Telefon können Sie Unterstützung und Hilfe erhalten. Schwere Verletzungen sind z. B. ausgedehnte Brandwunden über ganzen Gelenken, einer ganzen Extremität, im Gesicht oder solche mit großen Blasen, tiefe Wunden mit braun verfärbter Haut oder gar geschädigtem Muskelgewebe (Verbrennungen). Kinder unter 2 Jahren sollten grundsätzlich ärztlich bzw. im Krankenhaus versorgt werden; dies gilt auch für Patienten unter 8 Jahren oder über 60 Jahren, wenn es sich nicht um sehr kleine Verbrennungen handelt. Auch für Personen mit bereits bestehenden Vorerkrankungen wird eine Therapie im Krankenhaus empfohlen. Hat der Patient möglicherweise heiße Gase eingeatmet (z.B. Rauchgas bei einem Brand) oder handelt es sich um eine Verbrennung durch Strom, ist ebenfalls immer eine ärztliche bzw. notärztliche Behandlung notwendig.

Verbrennung kühlen

Ersthelfer sollten zunächst (bzw. nach dem Notruf) kleine bis mittelgroße Wunden aktiv kühlen; dies wirkt schmerzlindernd (Ausnahme sind Kleinkinder und Bewusstlose, siehe unten). Um die Größe einer Brandwunde einschätzen zu können, hilft folgende Regel: Die Handfläche eines Kindes umfasst 1% seiner Körperoberfläche. Wunden einer Größe von bis zu 4% (etwa der Unterarm beim Erwachsenen) sollten gekühlt werden - größere hingegen nicht. Die Kühlung sollte recht schnell einsetzen. Spülen Sie die verbrannte Stelle etwa 10–15 Minuten mit lauwarmem fließendem Wasser (15–20 °C), z. B. in der Dusche. Eiswasser sollte nicht verwendet werden, da sich durch den zu starken Kältereiz die kleinen Blutgefäße in der Haut verengen (Vasokonstriktion), was die Durchblutung zunächst mindert und dann nach der Kühlung deutlich verstärkt und die Verletzungsfolgen noch verschlimmern kann. Erfrierungen an der Haut können ebenso schwere Schäden auslösen wie Verbrennungen!

Werden großflächige Hautbereiche (z.B. Brust und Bauch) gekühlt, kann die Körpertemperatur sinken; dies gilt insbesondere bei Kindern. Der Zustand kann sich dadurch verschlechtern. Kühlen Sie nur die Verbrennung, nicht den Patienten! Daher sollten großflächige Verbrennungen nur kurz und Kleinkinder und bewusstlose Personen gar nicht gekühlt werden. Verbrennungen durch Chemikalien (z.B. Säuren) sollten Sie möglichst mit reichlich lauwarmem Wasser spülen.

Schmerzlinderung (Analgesie)

Verbrennungen führen dazu, dass die Nervenenden bloßgelegt werden. Dies kann zu starken Schmerzen führen. Durch Abkühlen und Abdecken der Verbrennung werden die Schmerzen gelindert. In vielen Fällen reicht dies aus. Andernfalls können Schmerzmittel wie z. B. Ibuprofen gegeben werden.

Abdecken der Verbrennung

Nach dem Abkühlen der Verbrennung ist diese abzudecken. Erfordert die Verletzung eine ärztliche Behandlung, können folgende Erste-Hilfe-Maßnahmen erfolgen.

Die Brandverletzung ist abzudecken – gegebenenfalls auch die verletzte Person, um diese warmzuhalten (bei größeren Verbrennungen). Die Verletzung kann auf verschiedene Weise abgedeckt werden. Am einfachsten ist das Abdecken mit einem sauberen Baumwolltuch, wie z. B. einem Handtuch oder Kopfkissenbezug. Eine Decke hält den Patienten warm.

Vermeiden Sie feuchte Kompressen auf größeren Flächen. Der Wärmeverlust während des Transports ins Krankenhaus kann gravierend sein. Tragen Sie in diesem Stadium keine Cremes oder Salben auf die verletzen Bereiche auf. Dies kann die Beurteilung der Brandverletzungen erschweren, wenn der Betroffene dem Arzt oder im Krankenhaus vorgestellt wird.

Reinigung der Verbrennung

Bei einer kleinen Brandverletzung, die selbst behandelt werden kann, ist die Wunde vor dem Anlegen eines Verbands zu reinigen. Eine frische Brandverletzung ist praktisch steril, sie sollte es auch unbedingt bleiben. Reinigen Sie die Wunde mit sterilem Wasser oder einer milden Seifenlösung. Blasen sollten intakt belassen werden, beim Öffnen von Blasen besteht Infektionsgefahr. Haben sich größere Blasen gebildet oder sind Blasen aufgesprungen, sollte der Betroffene am besten ärztlich behandelt werden.

Verband

Kleine oberflächliche Verbrennungen können lokal mit einer Salbe oder Creme behandelt sowie mit einer trockenen Kompresse und Verband abgedeckt werden. Bessert sich die Wunde nicht oder zeigen sich Entzündungszeichen, ist es sinnvoll, einen Arzt zu Rate zu ziehen, falls das noch nicht geschehen ist. Bei größeren Verbrennungen – wenn die verletzte Person von ärztlichem Personal behandelt werden sollte – stehen einige Spezialverbände zur Verfügung, z. B. Bandagen/Gaze mit Salbe oder Vaseline, damit der Verband nicht mit der Wunde verklebt.

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  • Susanne Meinrenken, Dr. med., Bremen

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Verbrennungen 1. und 2. Grades . Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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