Fibroadenom in der Brust

Zusammenfassung

  • Definition:Gutartiger Tumor in der weiblichen Brust
  • Häufigkeit:Tritt primär in der Altersgruppe von 15–35 Jahren auf. Die Prävalenz wird mit ca. 2 % pro Jahr angegeben. Bei ca. 20 % kommen in einer oder beiden Brüsten multiple Fibroadenome vor.
  • Symptome:Knoten in der Brust
  • Befunde:In einer jungen Brust wird ein Fibroadenom bei der Palpation als runde oder längliche, feste, abgegrenzte, mobile Raumforderung getastet. Bei älteren Frauen kann der Knoten weniger mobil sein, evtl. wird er als steinharte Neubildung getastet und lässt sich nur schwierig von einem malignen Tumor unterscheiden.
  • Diagnostik:Tripeldiagnostik mit klinischer Untersuchung, Bilddiagnostik und Stanzbiopsie führt zur Diagnose.
  • Therapie:Ein asymptomatisches Fibroadenom bedarf meist keiner Behandlung. Bei einigen Patientinnen kann ein operativer Eingriff indiziert sein.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Ein Fibroadenom ist ein gutartiger Tumor in der weiblichen Brust, der aus glandulärem sowie aus fibrösem Gewebe besteht.
  • Er wird als eine proliferative Läsion aufgefasst.1
  • Die Größe variiert, liegt aber im Durchschnitt bei 1–3 cm.
  • 9 von 10 neuen Knoten in der Brust prämenopausaler Frauen sind gutartig.2

Häufigkeit

  • Die Erkrankung tritt vor allem in der Altersgruppe von 15–35 Jahren auf.3
  • Die Inzidenz wird unterschiedlich angegeben: von genauso häufig wie Mammakarzinom bis zu 1/3 davon, sie liegt wohl bei bis zu 2 % pro Jahr.  4
  • In ca. 20 % der Fälle kommen multiple Fibroadenome in derselben oder in beiden Brüsten vor.5
  • Diese sind meist im oberen lateralen Quadrant lokalisiert, wo sich auch das meiste Mammagewebe befindet.

Ätiologie und Pathogenese

  • Die Ursache ist nicht bekannt, jedoch scheinen hormonelle Faktoren eine Rolle zu spielen.
    • Sie treten so gut wie nie vor der Menarche auf, und die Inzidenz nimmt postmenopausal stark ab.
    • Sie können sich während der Schwangerschaft und im Zuge einer Östrogenbehandlung vergrößern.
  • Fibroadenome werden mittlerweile als Neoplasmen definiert.5
    • Es besteht ein leicht erhöhtes Risiko für eine Malignitätsentwicklung, wenn das Fibroadenom komplex ist und umliegend proliferative Erkrankungen vorkommen, oder wenn Brustkrebs Teil der Familienanamnese ist.
    • Für die allermeisten Frauen mit einfachem Fibroadenom besteht kein Risiko für eine Malignitätsentwicklung.1,6
  • Das Fibroadenom scheint aus einem einfachen Lobulus zu entstehen, der bei Hypertrofie, Hyperplasie und bei der Inkorporierung anderer Lobuli zu einem Fibroadenom wird.

Aufbau

  • Ein Fibroadenom besteht aus Stroma und Epithel.
  • Stroma
    • Macht den größten Teil aus und besteht aus glandulärem sowie aus lockerem Bindegewebe mit wechselnder Zelldichte.5
  • Epithel
    • Bildet tubuläre Strukturen und ist mit einem normal differenzierten, zweischichtigen Epithel bedeckt.
  • Intrakanalikulär
    • Bei deutlichem Wachstum im Stroma werden die Gangstrukturen komprimiert, sodass sie zusammengepresst und irregulär erscheinen, daher die Bezeichnung intrakanalikulär.
  • Perikanalikulär
    • Wenn das Stromwachstum schwächer ist, treten die Gangstrukturen rundlich und regelmäßig auf, daher die Bezeichnung perikanalikulär.
  • In einem Fibroadenom können beide Formen vorkommen.7
  • Die Größe des Fibroadenoms kann variieren.
    • Wenn die Größe mehr als 5 cm beträgt, wird es als Riesenfibroadenom bezeichnet.

Disponierende Faktoren

  • Trotz der Tatsache, dass Geschlechtshormone mit großer Wahrscheinlichkeit Bedeutung für die Entwicklung eines Fibroadenoms haben, liegt die Vermutung nahe, dass Menarchezeitpunkt, Nulliparität, Anzahl Schwangerschaften, Anzahl Geburten sowie der Zeitpunkt der Menopause keine Rolle bei der Entwicklung spielen.
  • Die Einnahme von oralen Kontrazeptiva scheint ein deutlich geringeres Risiko für die Entwicklung von Fibroadenomen mit sich zu führen.

ICPC-2

  • X79 Gutartige Neubildung weibl. Brust

ICD-10

  • D24 Gutartige Neubildung der Brustdrüse [Mamma]
  • N63 Nicht näher bezeichnete Knoten in der Mamma [Brustdrüse]

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Eine Kombination der Befunde der klinischen Untersuchung, Bilddiagnostik (Ultraschall) und Feinnadelaspirationszytologie gibt die sicherste Diagnose.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • In einer jungen Brust wird ein Fibroadenom bei der Palpation als runde oder längliche, feste, abgegrenzte, mobile Raumforderung getastet.
  • Bei älteren Frauen ist ein Fibroadenom aufgrund der Involutionsveränderungen weniger mobil und kann bei der Palpation schwierig von einem malignen Tumor zu unterscheiden sein.
  • Bei Älteren kann das Fibroadenom in einzelnen Fällen aufgrund von Verkalkungen als steinharter Tumor palpiert werden.

Klinische Untersuchung

  • Die diagnostische Sensitivität wird in 2 Studien mit 51 % und 68 % beschrieben8-9, und man entdeckte Karzinome bei 6 % und 5 % der Fälle.

Diagnostik beim Spezialisten

  • Mammografie
    • Fibroadenome bei prämenopausalen Frauen erscheinen als eine solitäre Veränderung, die schwierig von einer Zyste zu unterscheiden ist.
    • Bei postmenopausalen Frauen können typische grobe Verkalkungen vorkommen.10
    • Wenn alle Altersgruppen in Betracht gezogen werden, können ca. 10 % aller Mammakarzinome bei der Mammografie einer gut abgegrenzten, gutartigen Neubildung ähneln.
  • Ultraschall-Scanning
    • Wird zur Differenzierung zwischen Zysten und soliden Neubildungen verwendet.11
    • Der prädiktive Wert für Fibroadenome ist hoch.11-12
  • Stanzbiopsie: Wird häufig in der primären Diagnostik von Neubildungen in der Brust verwendet.
  • Feinnadelaspirationszytologie
    • Fibroadenome können bisweilen eine bedeutende zelluläre Atypie aufweisen, was dazu führen kann, dass eine falschpositive Brustkrebsdiagnose gestellt wird.
  • Klinische Untersuchung, Bilddiagnostik und Stanzbiopsie erhöhen die Zuverlässigkeit bei der Diagnose.

Indikationen zur Überweisung

  • Bei Unsicherheit im Hinblick auf die Diagnose

Therapie

Therapieziel

  • Vermeiden, ein Mammakarzinom zu übersehen.

Allgemeines zur Therapie

  • Die traditionelle Behandlung von Fibroadenomen war Exzision aus Furcht, eine maligne Veränderung zu übersehen.8,13
  • Mittlerweile ist die Behandlung aufgrund der steigenden Erfahrung in der Diagnostik, der Möglichkeit einer Regression des Narbengewebes, das nur schwer von einem malignen Tumor zu unterscheiden ist, sowie aufgrund der kosmetischen Aspekte wieder konservativer geworden.9
  • Ein Fibroadenom, das in der Größe zunimmt und Unbehagen verursacht, erhöht den Bedarf, mit größerer Sicherheit eine Malignität auszuschließen, und sollte daher in einigen Fällen entfernt werden.5
  • Bei Frauen mit familiärer Disposition für Mammakarzinom ist besondere Vorsicht bei der Erwägung der Behandlung geboten, und laut internationaler Literatur ist dies der einzige Aspekt, der gegen eine konservative Behandlung spricht.14-15

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Früher wurde angenommen, dass Fibroadenome mit einer Verdoppelungszeit von 6–12 Monaten wachsen und häufig zum Stillstand kommen, wenn sie eine Größe von 1–3 cm erreicht haben.
  • Neuere Studien zeigen, dass das Fibroadenom bei vielen Patientinnen teilweise oder vollständig regredient ist.
    • Eine Studie zeigte, dass 75 % der Fibroadenome nach 1 Jahr nicht mehr palpierbar waren.16
  • Die Entwicklung eines Karzinoms aus einem Fibroadenom ist äußerst selten, und es scheint kein Zusammenhang zwischen den beiden Krankheitsbildern zu bestehen.

Prognose

  • Spontane Zurückbildung bei fast der Hälfte der Betroffenen innerhalb von 5 Jahren und bei ca. 70 % nach 9 Jahren, die Medianzeit bis zur totalen Regression liegt bei ca. 60 Monaten.14

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

  1. Dupont WD, Page DL, Parl FF, et al. Long-term risk of breast cancer in women with fibroadenoma. N Engl J Med 1994; 331:10. New England Journal of Medicine
  2. Santen RJ, Mansel R. Benign breast disorders. N Engl J Med 2005; 353: 275-85. PubMed
  3. Carty NJ, Carter C, Rubin C, Ravichandran D, Royle GT, Taylor I. Management of fibroadenoma of the breast. Ann R Coll Surg Engl 1995; 77: 127. PubMed
  4. Lee M, Soltainen HT. Breast fibroadenomas in adolescents: current perspectives. Adolesc Health Med Ther. 2015; 6: 159-163. doi: 10.2147/AHMT.S55833 . www.dovepress.com
  5. Sabel MS. Overview of benign breast disease. UpToDate, last updated Dec 16, 2014. UpToDate
  6. Hartmann LC, Sellers TA, Frost MH, et al. Benign breast disease and the risk of breast cancer. N Engl J Med 2005; 353: 229. New England Journal of Medicine
  7. Elston CW, Ellis IO. Fibroadenoma and related conditions. I: Elston CW, Ellis IO, eds. The breast. Edinburgh: Churchill Livingstone, 1998: 147-61.
  8. Wilkinson S, Forrest APM. Fibroadenoma of the breast. Br J Surg 1985;72:838-40. PubMed
  9. Walters TK, Zuckerman J, Nisbeth-Smith A et al. Fine needle aspiration biopsy in the diagnosis and management of fibroadenoma of the breast. Br J Surg 1990; 77: 1215-7. PubMed
  10. Palmer ML, Tsangaris TN. Breast biopsy in women 30 years or less. Am J Surg 1993;6:708-12. PubMed
  11. Stavros AT; Thickman D, Rapp CL et al. Solid breast nodules: use of sonography to distinguish between benign and malignant lesions. Radiology 1995;196:123-34. PubMed
  12. Skaane P, Engedal K. Analysis of sonographic features in the differentation of fibroadenoma and invasive ductal carcinoma. Am J Rad 1998;170: 109-14. PubMed
  13. Sainsbury SN, Nicholson S, Needham GK et al. Natural history of the benign breast lump. Br J Surg 1988;75:1080-2. PubMed
  14. Cant PJ, Madden MV, Coleman MG et al. Non-operative management of breast masses diagnosed as fibroadenoma. Br J Surg 1995;82:792-4. PubMed
  15. Greenberg R, Yehuda S, Kaplan O. Management of breast fibroadenomas. J Gen Intern Med 1998;13:640-5. PubMed
  16. Kaufman CS, Bachman B, Littrup PJ, et al. Office-based ultrasound-guided cryoablation of breast fibroadenomas. Am J Surg 2002; 184: 394. PubMed

Autoren

  • Erika Baum, Prof. Dr. med., Professorin für Allgemeinmedizin, Universität Marburg (Review)
  • Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
  • Per Bergsjø, professor emeritus, dr. med., Universitetet i Bergen. Spesialist i kvinnesykdommer og fødselshjelp, forsker ved Nasjonalt folkehelseinstitutt, Oslo

Links

Autoren

Ehemalige Autoren

Updates

Gallery

Snomed

Click to edit