Patienten mit Major Depression: Wenn Hausärzte schlecht sind, wie gut sind dann Psychiater?

Hausärzten wird nicht selten vorgeworfen, sie würden Patienten mit Major Depression nicht ausreichend oft erkennen und zu selten einer Therapie zuführen.

Wenn man umgekehrt einmal betrachtet, welche langfristigen Erfolgsraten Psychiater bei der Behandlung psychisch erkrankter Patienten aufzuweisen haben (nicht nur mit Depressionen, sondern auch z. B. mit Angsterkrankungen), dürfte eine kürzlich publizierte Kohortenstudie (Netherlands Study of Depression and Anxiety) aufhorchen lassen.
Die Kollegen verglichen die Ergebnisse bei 903 depressiven Patienten in zwei-, vier- und sechsjährigem Abstand zur Erstdiagnose (mittleres Alter 41,4 Jahre, 67 % Frauen, mittlere Anzahl von Schuljahren 11,6, Erkrankungsbeginn im Mittel mit 27,3 Jahren). Die Daten wurden erstmals zwischen 2004 und 2007 erhoben, und umfassten 2981 Personen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, rekrutiert aus der Gemeinde (19 %), Hausarztpraxen (54 %) und spezialisierten psychiatrischen Einrichtungen (27 %).
Was in der kurzfristigen Perspektive noch gut aussah (Heilungsrate 58 %, Wiederauftreten bzw. chronischer Verlauf 21 %), erwies sich nach sechs Jahren als durchaus ungünstig (Heilungsrate 17 %, Wiederauftreten bzw. chronischer Verlauf 55 %).


Michael M. Kochen, Freiburg

 

Course_Trajectories_Psychiatric_Disorders.jpg
Pie charts of the course trajectories over 2-, 4- and 6-year follow-up for the different diagnostic categories [Verduijn et al. 2017]

Literatur

  1. Verduijn J, Verhoeven JE, Milaneschi Y, et al.. Reconsidering the prognosis of major depressive disorder across diagnostic boundaries: full recovery is the exception rather than the rule.. BMC Medicine 2017; 15: 215. bmcmedicine.biomedcentral.com



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