Ekzematöse Plaque (Dermatitis)

Allgemeine Informationen

Definition

  • Ein Ekzem (Dermatitis) ist eine akut oder chronisch verlaufende, entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung der Haut.1
  • Die Tinea corporis (Ringelflechte) ist eine lokalisierte Pilzinfektion der Haut.2

Häufigkeit

  • Die Erkrankungen sind in der Hausarztpraxis relativ häufig anzutreffen. Ekzeme sind bei Kindern häufiger als bei Erwachsenen.3 

ICPC-2

  • S06 Rötung / Ausschlag, lokalisiert
  • S74 Dermatophyten

ICD-10

  • B35.4 Tinea corporis
  • L20 Atopisches [endogenes] Ekzem
  • L21 Seborrhoisches Ekzem
  • L23 Allergische Kontaktdermatitis
  • L24 Toxische Kontaktdermatitis
  • L25 Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis
  • L30.0 Nummuläre Dermatitis
  • L40 Psoriasis
  • L42 Pityriasis rosea
  • L55 Dermatitis solaris acuta
  • L56 Sonstige akute Hautveränderungen durch Ultraviolettstrahlen
  • L57 Hautveränderungen durch chronische Exposition gegenüber nichtionisierender Strahlung
  • L92.0 Granuloma anulare
  • R21 Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen

Differenzialdiagnosen

Atopisches Ekzem

  • Die atopische Dermatitis (Synonyme: atopisches Ekzem, Neurodermitis, endogenes Ekzem) ist eine polygenetisch bedingte, chronische oder chronisch-rezidivierende entzündliche Hauterkrankung.
  • Die Prävalenz bei Schulkindern liegt bei 15–20 %, bei Erwachsenen 2–3 %.
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    Atopisches Ekzem am Ellbogen
  • Juckreiz und Ausschlag an typischen Stellen (Gesicht, Hals, oberer Rumpf, Ellenbogen, Fossa poplitea)
  • Wunde, gereizte, juckende Haut; bei Säuglingen oft vesikuläre Form; bei Kleinkindern trockener, mehr Kratzspuren und häufig in den Knie- und/oder Ellenbeugen lokalisiert

Kontaktekzem

  • Das Kontaktekzem ist eine inflammatorische Hauterkrankung mit Erythem und Juckreiz.
  • Auslöser ist ein toxisches Agens oder Allergen.
  • Die Prävalenz zeigt eine große Variation von 1–26 %.
  • Die häufigste Form ist das Handekzem mit lokalem Juckreiz, Brennen und Ausschlag.
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    Kontaktekzem: Nickelallergie bei nickelhaltigem Hosenknopf
  • Bei akuten Beschwerden erythematöse und ödematöse Haut mit Vesikeln, ggf. Bullae und Erosionen; bei chronischen Beschwerden trockene und rissige Haut

Seborrhoisches Ekzem

  • Bei der Ätiologie des seborrhoischen Ekzem spielen viele Faktoren (Hormonspiegel, Pilzinfektionen, immunologische Situation und neurogene Faktoren) eine Rolle.4
  • Meist bei Säuglingen, in der 3. und 4. Lebensdekade und bei älteren Menschen
  • Die Symptome variieren von normalen Hautschuppen bis hin zu schuppendem Ekzem mit ausgeprägter Inflammation.
    Seborrhoisches Ekzem, Axilla. Insbesondere bei älteren Menschen tritt das Ekzem oft als scharf begrenzter Ausschlag in den Hautfalten der Achselhöhlen, der Leisten, des submammären und anogenitalen Bereichs und des Nabels auf.
    Seborrhoisches Ekzem in der Achselhöhle
  • Die häufigsten Lokalisationen sind Kopfhaut, Augenbrauen, Gesicht (perinasal), Teile des oberen Rumpfes, Achselhöhlen und Leisten (Bereiche mit vielen Talgdrüsen).

Tinea corporis

  • Tinea corporis
    Tinea corporis
    Die Tinea corporis tritt in allen Altersgruppen und auch bei Kindern und Jugendlichen auf.5
  • Es wird geschätzt, dass 10–20 % der Weltbevölkerung von Pilzinfektionen der Haut betroffen sind.6
  • Eine bzw. einige wenige isolierte, schuppende, plaque- oder ringförmige Läsionen sind zu beobachten.
  • Das Erythem ist im Randbereich am stärksten ausgeprägt, zentral ist es meist abgeblasst.

Pityriasis rosea

  • Pityriasis rosea
    Pityriasis rosea
    Die Ursache für Pityriasis rosea ist unbekannt, ein Zusammenhang mit viralen Infektionen wird vermutet.
  • Auch arzneimittelinduzierte Pityriasis rosea wird beobachtet.7
  • Das Primärmedaillon kann schwer zu diagnostizieren sein, das volle Krankheitsbild entwickelt sich jedoch innerhalb weniger Tage.
  • Es bilden sich makulöse, ovale Elemente in den Beugefalten der Haut des Rumpfes.
  • Die Haut juckt in der Regel kaum.
  • Das Exanthem bildet sich spontan innerhalb von 1–3 Monaten zurück.8

Psoriasis

  • Psoriasis, Knie
    Psoriasis, Knie
    Die Psoriasis ist eine chronische, rezidivierende, entzündliche Hauterkrankung unbekannter Ätiologie, bei der jedoch familiäre Häufungen zu beobachten sind.
  • Lebenszeitprävalenz in den westlichen Industrienationen von 1,5–2 %9
  • Befällt die Streckseiten häufiger als die Beugeseiten, am häufigsten auf der Kopfhaut, an den Ellenbogen und den Knien lokalisiert.
  • Scharf begrenzte, erythematöse Plaque, bedeckt mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen
  • Tüpfelnägel bei der Hälfte der Patient*innen
  • Bei Bedarf Bestätigung der Diagnose durch Biopsie und Histologie

Staphylokokken-Infektionen

  • Staphylokokkenbesiedelung der Haut sowie der Schleimhäute des Oropharynx sind beim Menschen und bei Tieren weit verbreitet, als Infektionserreger sind sie fakultativ pathogen. Die stärkste Pathogenität besitzt Staphylococcus (S.) aureus.10
  • Können eine Impetigo contagiosa verursachen.
  • Chronifizierte, trockene, niedrigvirulente Staphylokokken-Infektionen können an die Tinea corporis erinnern, häufig kommt es jedoch zu einer Sekretion und einer Beteiligung der umgebenden Haarfollikel.
  • Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Bakterien werden als MRSA bezeichnet.

Nummuläres Ekzem

  • Nummuläres Ekzem
    Nummuläres Ekzem
    Das nummuläre Ekzem ist eine entzündliche, nichtinfektiöse Hauterkrankung mit runden oder ovalen Läsionen, die häufig mit lästigem Juckreiz einhergehen.11
  • Die Genese ist multifaktoriell.
  • Beginn meist auf sehr trockener Haut
  • Meist multiple Ekzeme, die im distalen Bereich der Extremitäten lokalisiert sind; bei älteren Männern am häufigsten; auch Frauen sind betroffen, insbesondere in der Altersgruppe von 20–40 Jahren.
  • Die nummuläre Dermatitis ist oft eine Folge einer Stauungsdermatitis.12
  • Die Unterscheidung eines nummulären Ekzems und einer Tinea corporis ist u. U. schwierig; das nummuläre Ekzem juckt jedoch stärker, ist stärker entzündet und in der Mitte nicht heller.

Lichtdermatosen

  • Polymorphe Lichtdermatose
    Polymorphe Lichtdermatose
    Ekzeme können auch als Reaktion gegenüber Sonnen- (UV-)Strahlung auftreten (Lichtdermatose).13
  • Es bilden sich meist stark juckende rote papulovesikulöse oder ekzematöse Plaques an lichtexponierten Hautabschnitten. 
  • Meist spontane Rückbildung bei Sonnenkarenz innerhalb von mehreren Tagen

Neurodermitis circumscripta

  • Neurodermitis
    Neurodermitis
    Die Neurodermitis circumscripta ist eine stark juckende Hauterkrankung, ausgelöst und aufrechterhalten durch chronisches Kratzen.
  • Klar definierte, erythematöse, oft hyperpigmentierte Bereiche/Plaques mit verdickter, licheninfizierter Haut

Maligne Hautveränderungen

  • Invasives spinozelluläres Karzinom
    Spinozelluläres Karzinom
    Bei lange bestehenden Hautveränderungen und höherem Alter der Betroffenen sollte auch immer an maligne Erkrankungen gedacht werden:

Granuloma anulare

Lokalisiertes Granuloma anulare
Lokalisiertes Granuloma anulare
  • Die Ätiologie des Granuloma anulare ist ungeklärt.
  • Es ist gekennzeichnet durch eine granulomatöse Entzündungsreaktion.
  • Es bilden sich ringförmig angeordnete, kleine, feste, hautfarbene oder rötliche Papeln.14
  • Häufig  auf  Hand- und Fußrücken sowie an den Streckseiten der Gelenke, Assoziationen mit Typ-1-Diabetes, Arthritiden und Autoimmunthyreoiditiden  sind zu beobachten.15

Anamnese

  • Dauer und Beginn der ekzematösen Hautveränderungen
  • Begleitsymptome wie Schuppung, Juckreiz, Fieber, Reduzierung des Allgemeinbefindens
  • Vorhergegangene Expositionen: Licht, chemische Substanzen, Medikamente, Kontakt mit Tieren
  • Begleiterkrankungen
  • Familiäre Häufung
  • Alter bei Krankheitsbeginn

Klinische Untersuchung

  • Ausbreitung, Farbe, Form und Lokalisation der Ekzeme
  • Köbner-Phänomen
    • typisch bei Psoriasis und Lichen ruber planus
    • Ein unspezifischer Reiz, z. B. Kratzen, löst die typischen Effloreszenzen auf bisher gesunder Haut aus.
  • Beobachten der Progression, ggf. Fotodokumentation
  • Orientierende allgemeine klinische Untersuchung zum Ausschluss begleitender Systemerkrankungen

Ergänzende Untersuchungen

Ggf. bei Spezialist*innen/in der Hautarztpraxis

  • Bei Verdacht auf eine Systemerkrankung
  • Allergiediagnostik
  • Anfärbungen von Hautgeschabsel, Kultur oder PCR-Verfahren zum Pilznachweis
  • Ggf. Biopsien für eine histologische Untersuchung oder Immunfluoreszenzuntersuchung

Maßnahmen und Empfehlungen

Indikationen zur Überweisung

  • Bei unklarer Diagnose
  • Bei schwerem therapierefraktärem Verlauf

Checkliste zur Überweisung

Hautausschlag mit unbekannter Diagnose

  • Zweck der Überweisung
    • Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
  • Anamnese
    • Beginn und Dauer? Akute oder graduelle Entwicklung? Progression?
    • Beschwerden? Beteiligung der Schleimhäute? Erschwerende oder lindernde Faktoren? Andere bekannte Hauterkrankungen? Andere aktuelle Erkrankung? Familiäre Prädisposition?
    • Regelmäßig eingenommene Medikamente?
    • Konsequenzen?
  • Klinische Untersuchung
    • Lokalisation? Größe und Merkmale der Läsionen?
    • Allgemeinzustand?
  • Ergänzende Untersuchungen

Weitere Informationen

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

Tinea corporis
Tinea corporis
Pityriasis rosea
Pityriasis rosea: makulöse, ovale Hautveränderungen
Psoriasis, Knie
Psoriasis, Knie
Nummuläres Ekzem
Nummuläres Ekzem
Sonnenekzem (polymorphe Lichtdermatose) 1
Polymorphe Lichtdermatose: 2 Stunden bis 5 Tage nach der Sonnenexposition kleine, juckende, rote papulovesikulöse oder ekzematöse Plaques
Neurodermitis circumscripta
Neurodermitis circumscripta
Spinozelluläres Karzinom, invasives
Spinozelluläres Karzinom
Granuloma anulare
Granuloma anulare
4009-2-atopisk-eksem-barn-antecubital-fossa.jpg
Atopisches Ekzem am Ellbogen
4092-2-kontakteksem-nikkelallergi.jpg
Kontaktekzem: Nickelallergie bei nickelhaltigem Hosenknopf
Seborrhoisches Ekzem, Axilla.
Seborrhoisches Ekzem in der Achselhöhle

Quellen

Leitlinie

  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Therapie der Psoriasis vulgaris. AWMF Leitlinie Nr. 013-001. S3, Stand 2021. www.awmf.org

Literatur

  1. P. Altmeyer.E. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Ekzem, Zugriff am 14.07.2021 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  2. Ely JW, Rosenfeld S, Seabury Stone M. Diagnosis and management of tinea infections. Am Fam Physician. 2014 Nov. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  3. Hebert AA, Quoc-Bao N. Eczema. BMJ Best Practice, last updated August 2019. bestpractice.bmj.com
  4. Wilsmann-Theis D et al. Psoriasis und Ekzeme am Capillitium. Hautarzt 2014; 65: 1043-1049. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Der Allgemeinarzt, 2017; 39 (15) Seite 42-46. www.allgemeinarzt-online.de
  6. El-Gohary M, Van Zuuren E, et al. Topical antifungal treatments for tinea cruris and tinea corporis,Cochrane Systematic Review - Intervention Version published 4. August 2014. www.cochranelibrary.com
  7. Schwartz RA. Pityriasis rosea. Medscape, last updated feb, 2021. emedicine.medscape.com
  8. Browning JC. An update on pityriasis rosea and other similar childhood exanthems. Curr Opin Pediatr. 2009 Aug. 21(4):481-5. www.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Therapie der Psoriasis vulgaris. AWMF-Leitlinie Nr. 013-001. S3, Stand 202. www.awmf.org
  10. Robert Koch-Institut. Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA, RKI-Ratgeber. Stand 19.05.2016. www.rki.de
  11. Miller JL, James WD. Nummular dermatitis. Medscape, last updated Nov 2020. emedicine.medscape.com
  12. P. Altmeyer E. Nummuläre Dermatitis L30.0. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Zugriff am 16.07.2021. www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  13. Lehmann P, Schwarz Th. Lichtdermatosen. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(9): 135-41. www.aerzteblatt.de
  14. Cyr P. Diagnosis and management of granuloma annulare. Am Fam Physician 2006; Nov 15;74(10): 1729-34. pmid:17137003. www.ncbi.nlm.nih.gov
  15. Proske U, Wozel G. Granuloma anulare giganteum et disseminatum. Akt Dermatol 2011; 37(6): 210-213. www.thieme-connect.com

Autor*innen

  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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