Schmerzhaftes Wasserlassen bei Männern

Bei Männern tritt schmerzhaftes Wasserlassen häufig in Verbindung mit einer Harnröhrenentzündung auf.

Allgemeine Informationen

Schmerzen beim Wasserlassen treten zwar bei Männern seltener auf als bei Frauen, kommen jedoch mit steigendem Alter infolge von Prostatavergrößerungen häufiger vor. Als Ursache besteht in den meisten Fällen eine Harnwegsinfektion. Die Symptome sind bei Männern ähnlich wie bei Frauen. Harnwegsinfektionen bei Männern werden in der Regel als komplizierte Infektionen eingeschätzt, da die Prostata mitbetroffen sein kann.

Ursachen

Entzündungen der Harnblase (Zystitis)

Harnblasenentzündungen kommen bei Frauen deutlich häufiger vor als bei Männern. Ein Grund ist die Anatomie der Harnröhre der Frau, die deutlich kürzer ist als die des Mannes. Typische Symptome sind Brennen, besonders gegen Ende des Wasserlassens, Schmerzen oberhalb des Schambeins sowie ein häufiger Harndrang, meist mit mehrfacher Entleerung kleiner Mengen. Männer mit fieberhaftem Harnwegsinfekt haben meist eine Mitbeteiligung der Prostata.

Eine Harnblasenentzündung kann bei Kindern und älteren Menschen häufig ohne starke Symptome ablaufen und z. B. ursächlich für Fieber sein.

Entzündung der Harnröhre (Urethritis)

Stechende oder brennende Schmerzen treten bei einer Urethritis besonders anfangs beim Wasserlassen auf. Die Patienten leiden ggf. unter Ausfluss (z. B. dickflüssig, weiß-gelblich) sowie einer schmerzhaften Reizung der Harnröhre. Eine Urethritis kommt am häufigsten bei Männern zwischen 20 und 34 Jahren vor. Die häufigste Ursache sind Chlamydien, seltener Mykoplasmen oder Gonokokken. Auch andere Bakterien können eine Urethritis auslösen.

Nebenhodenentzündung (Epididymitis)

Nebenhodenentzündungen sind fast immer einseitig und zeigen einen raschen Beginn mit Schmerzen und Schwellung des Hodens. Meist liegt gleichzeitig Fieber vor. Bei jüngeren Männern (< 35 Jahre) sind Chlamydien und Gonokokken häufige Erreger, bei älteren Männern eher die üblichen Erreger eines Harnwegsinfekts (z. B. Kolibakterien). Eine Epididymitis tritt nicht selten bei einer Daueranlage eines Blasenkatheters auf.

Akute bakterielle Entzündung der Prostata (akute Prostatitis)

Die akute Prostatitis ist geprägt von starken Schmerzen im Damm, die in den Bauch oder den Rücken ausstrahlen können. Außerdem können Schmerzen beim Wasserlassen, häufiges Wasserlassen und Harnträufeln/Harnstottern auftreten. Evtl. besteht auch Fieber und ein starkes allgemeines Krankheitsgefühl. In schweren Fällen kann es zu einer Sepsis (Blutvergiftung) kommen.

Chronische Prostatitis

Die chronische Prostatitis verläuft individuell verschieden. Die Beschwerden sind milder als bei der akuten bakteriellen Prostatitis. Die Schmerzen sind meist im Damm lokalisiert und können in Hoden, Leiste, Rücken oder Bauch ausstrahlen. Zudem sind Schmerzen während oder nach der Ejakulation und Blutbeimengung im Sperma möglich. Bei der chronischen Prostatitis kann es zu Schmerzen beim Wasserlassen, häufigem Wasserlassen, Harnträufeln/-stottern sowie nächtlichem Wasserlassen und plötzlichem Harndrang kommen, eventuell mit Harnverlust (Inkontinenz).

Benigne Prostatahyperplasie (gutartige Prostatavergrößerung)

Die Symptome der benignen Prostatahyperplasie sind gekennzeichnet durch einen abgeschwächten Harnstrahl, Harndrang bzw. häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen, Schmerzen beim Wasserlassen, nächtliches Wasserlassen sowie unfreiwilligen Harnabgang (Inkontinenz).

Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)

Zu einer Nierenbeckenentzündung kann es kommen, wenn untere Harnwegsinfekte (z. B. Zystitis, Urethritis) aufsteigen und die Niere erreichen. Es kann dann zu Flankenschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Brennen beim Wasserlassen und häufigem Harndrang sowie Übelkeit und Erbrechen kommen.

Andere Ursachen für Schmerzen beim Wasserlassen

Sexuelle Aktivität kann zur Reizung der Harnröhrenschleimhaut und infolgedessen zu Schmerzen beim Wasserlassen führen. Fahrradfahren kann ebenso die Harnröhre reizen.

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

Schmerzen beim Wasserlassen bei Männern kann durch eine Harnwegsinfektion bedingt sein. Da die Prostata mitbetroffen sein kann, sollte ein Harnwegsinfekt abgeklärt und behandelt werden. 

Wie geht der Arzt vor?

Anamnese

Der Arzt wird Ihnen eventuell folgende Fragen stellen:

  • Wie äußern sich die Harnwegsbeschwerden? Verspüren Sie Brennen beim Wasserlassen? Besteht vermehrter Harndrang, auch nachts? Haben Sie Schmerzen oberhalb des Schambeins?
  • Tritt das Brennen zu Beginn oder gegen Ende der Blasenentleerung auf?
  • Haben Sie Blut im Urin oder eine Trübung des Urins bemerkt?
  • Bestehen Fieber oder ein allgemeines Krankheitsgefühl?
  • Hatten Sie bereits Harnwegsinfekte?
  • Haben Sie Ausfluss aus der Harnröhre?
  • Haben Sie Probleme beim Entleeren der Blase?
  • Haben Sie Schmerzen im Hoden oder am Damm?
  • Hat Ihr Partner Symptome (beim Wasserlassen)?

Ärztliche Untersuchung

In der körperlichen Untersuchung werden u. a. die äußeren Geschlechtsorgane, die Nieren und der Bauch untersucht und auf Anzeichen für Entzündungen an der Harnröhrenöffnung sowie auf Ausfluss geachtet. Bei Verdacht auf z. B. Vergrößerungen der Prostata wird ggf. eine rektale Tastuntersuchung durchgeführt, allerdings nicht bei einer akuten Prostatitis.

Weitere Untersuchungen

Eine Urinuntersuchung mittels Teststreifen gibt Aufschluss über eine mögliche Harnwegsinfektion. Bei Verdacht auf einen Harnwegsinfekt wird zudem in der Regel eine Urinkultur durchgeführt. Besteht Verdacht auf eine Urethritis wird ggf. ein Abstrich aus der Harnröhre entnommen, um z. B. auf Chlamydien zu testen.

In manchen Fällen wird der Patient an einen Urologen überwiesen, z. B. wenn Harnwegsinfekte immer wieder auftreten. Bei schweren Infektionen der Prostata oder der Niere ist ggf. ein Krankenhausaufenthalt sinnvoll.

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Autoren

  • Marleen Mayer, Ärztin, Mannheim

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Dysurie bei Männern. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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