Rotavirusinfektion

Eine Rotavirusinfektion ist eine akute Darminfektion (virale Gastroenteritis), die vor allem bei Kindern unter fünf Jahren auftritt und von Rotaviren ausgelöst wird.

Was ist eine Rotavirusinfektion?

Eine Rotavirusinfektion ist eine akute Darminfektion, die vor allem bei Kindern unter fünf Jahren auftritt und von Rotaviren ausgelöst wird. Die medizinische Bezeichnung für eine Magen-Darm-Grippe  ist virale Gastroenteritis, die eine häufige Ursache für Durchfall und Erbrechen ist. Die Infektion kann alle Altersgruppen betreffen, verläuft aber am schwersten bei Kleinkindern (diese Darminfektion tritt selten bei Säuglingen unter drei Monaten auf). Wie bei Erkältungen kommt es vor allem im Winter zu Virusinfektionen des Darms, sie treten aber in allen Jahreszeiten auf.

Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge werden über 60 % aller Fälle akuter Magen-Darm-Infektionen bei Kindern unter fünf Jahren durch Viren verursacht. Rotaviren sind die Hauptursache für schweren Durchfall bei Kindern und führen weltweit zu 454.000 bis 705.000 Todesfällen pro Jahr. Etwa die Hälfte aller Krankenhauseinweisungen aufgrund von Durchfall sind auf Rotaviren zurückzuführen, sowohl in Industrie- als auch Entwicklungsländern. In Schweden sind Rotaviren die häufigste Ursache für schweren Durchfall. Bis zum Alter von fünf Jahren infizieren sich vermutlich alle Kinder einmal mit dem Virus.

Wie ist der Verlauf einer Rotavirusinfektion?

Normalerweise bricht die Infektion zwei oder drei Tage nach Ansteckung aus. Zu den Symptomen gehören Durchfall, Erbrechen und Fieber, und bei Kleinkindern kann die Krankheit einen schweren Verlauf haben. Das Erbrechen hört in der Regel nach ein bis zwei Tagen wieder auf, während der Durchfall vier bis sechs Tage anhalten kann. Das Fieber ist zumeist leicht, und es sind auch Verläufe ohne Fieber möglich.

Das Problem bei kleinen Kindern kann ein großer Flüssigkeitsverlust sein, der sich nicht durch Flüssigkeitszufuhr ausgleichen lässt. Anzeichen einer schweren Dehydrierung sind Müdigkeit, Durst, geringe Urinmenge, akuter Gewichtsverlust, trockene Schleimhäute, eingesunkene Augen, verminderte Elastizität der Haut und schneller Puls.

Was führt zu einer Rotavirusinfektion?

Meistens wird das Virus über den Stuhl von infizierten Menschen übertragen. In der Regel ist die Ansteckung darauf zurückzuführen, dass sich erkrankte Personen oder Angehörige bzw. Pflegepersonal nach dem Toilettengang nicht gründlich die Hände gewaschen haben. In einigen Fällen kann das Virus auch durch Speichel, Husten oder Erbrechen übertragen werden.

Die Magen-Darm-Grippe ist hochgradig ansteckend. In Kindergärten und Krankenhäusern oder anderen Einrichtungen mit vielen Menschen breitet sich die Krankheit rasch aus und wird sowohl auf Patienten als auch auf das Personal übertragen. Kinder sind besonders anfällig für die Magen-Darm-Grippe, da ihr Immunsystem noch nicht so weit entwickelt ist wie bei Erwachsenen.

Diagnose

Normalerweise müssen keine Tests durchgeführt werden, um das Virus zu finden. Die Erkrankung wird anhand der Symptome als Magen-Darm-Grippe diagnostiziert; weitere Maßnahmen sind nicht erforderlich. In den wenigen Fällen mit schwerem Krankheitsverlauf lässt sich das Virus mithilfe von Stuhlproben identifizieren, die mit verschiedenen Verfahren im Krankenhaus untersucht werden.

Therapie

Für die meisten Menschen ist eine Magen-Darm-Grippe ungefährlich, und die Erkrankung klingt nach drei bis sieben Tagen von alleine wieder ab. Allerdings kann eine Dehydrierung problematisch werden: Durch Erbrechen und Durchfall verliert der Körper viel Flüssigkeit, aber die erkrankte Person hat keinen Appetit auf Essen und Trinken. Vor allem bei Kindern unter zwei Jahren kann dies zu einem schwerwiegenden Problem werden. Um eine Austrocknung zu vermeiden, ist es wichtig, viel zu trinken. Eine geringe Urinmenge und dunkler Urin sind Anzeichen für Flüssigkeitsmangel. Bei kleinen Kindern kann sich die Dehydrierung auch so äußern, dass sie schlapp und möglicherweise reizbar sind.

Der wichtigste Teil der Therapie ist also die Flüssigkeitszufuhr. Die folgenden Tipps können bei Magen-Darm-Entzündung hilfreich sein:

  • Es wird empfohlen, kleine Flüssigkeitsmengen zu sich zu nehmen – jeweils nur 5 ml, dafür aber häufig. Dies kann auch die Übelkeit mildern!
  • Säuglinge sollten so oft wie möglich gestillt werden; die Krankheit kann allerdings dazu führen, dass sie zu kraftlos sind, um ausreichend Milch zu sich zu nehmen. In diesem Fall sollten Sie mithilfe einer Spritze, einer Flasche oder eines Löffels häufig kleine Portionen Flüssigkeit geben.
  • In der Apotheke erhalten Sie rezeptfrei speziellen Flüssigkeitsersatz (Pulver in Tüten oder Brausetabletten, die in etwas Wasser aufgelöst werden), der auch den Bedarf des Körpers an Salzen und Zucker deckt. Diese Mittel empfehlen sich, da sie die richtige Mischung an Salzen enthalten.
  • Das Wichtigste bleibt jedoch die Flüssigkeitszufuhr. Kinder sollten daher ihr Wunschgetränk bekommen. Süße Getränke wie Limonaden und Fruchtsaftgetränke sind allerdings nach Möglichkeit zu vermeiden, da sie die Flüssigkeitsmenge im Darm erhöhen und den Durchfall verschlimmern können. Im Gegensatz zu früheren Empfehlungen spricht nach heutigen Erkenntnissen nichts dagegen, einem Kind Milch zu trinken zu geben, sofern es sie verträgt.
  • Wenn eine erkrankte Person vorübergehend nur wenig Nahrung zu sich nehmen kann, besteht keine Gefahr, doch sollte sie wieder kleinere Portionen essen, sobald das akute Erbrechen abgeklungen ist. Je nach Appetit empfehlen sich leicht verdauliche Lebensmittel wie Joghurt, Suppen, Kekse, geriebene Äpfel und dergleichen. Für Erwachsene: Zigaretten, Kaffee und Alkohol sind während der Erkrankung zu meiden.
  • Es gibt Medikamente mit Lidocain oder Loperamid, die Durchfall reduzieren, jedoch wird im Allgemeinen die Einnahme von Medikamenten nicht empfohlen. Sie sind nur bei besonders großem Flüssigkeitsverlust angeraten, oder wenn der Durchfall in einer bestimmten Situation vermieden werden soll, zum Beispiel auf einer Flugreise. Kindern unter zwölf Jahren sollten diese Medikamente nicht verabreicht werden.

Sollte das Kind in den Kindergarten gehen?

Kinder mit akuten Durchfallerkrankungen dürfen nach 48 Stunden Symptomfreiheit wieder in die Kita oder Vorschule. Dies gilt auch für Kleinkinder. Kinder, die üblicherweise einen eher weichen Stuhlgang haben, brauchen dem Kindergarten nicht fernzubleiben. Die Eltern entscheiden selbst, ob das Kind an übermäßigem Durchfall leidet.

Wie kann ich mich schützen?

Impfung gegen Rotaviren

Impfstoffe gegen Rotaviren sind inzwischen die wichtigste Strategie, um die weltweite Ausbreitung der Erkrankung einzudämmen.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Säuglinge eine Schluckimpfung gegen Rotaviren. Die erste Impfung sollte ab der vollendeten 6. Lebenswoche und spätestens bis zur 12. Lebenswoche erfolgen. Je nachdem welcher Impfstoff verwendet wird, sind 2 oder 3 Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von 4 Wochen notwendig. Die Impfserie sollte je nach Impfstoff möglichst bis zum Alter von 16 Wochen oder bis zum Alter von 22 Wochen abgeschlossen sein - spätestens jedoch bis zum Alter von 24 Wochen bzw. 32 Wochen.1

Handhygiene

Waschen Sie die Hände sorgfältig mit Wasser und Seife, besonders nach jedem Toilettengang, vor der Zubereitung von Speisen und vor dem Essen sowie auch nach dem Windelwechsel von erkrankten Kindern.

Sonstige Hygienemaßnahmen

  • Jeder sollte eigene Handtücher und Pflegeprodukte nutzen und auch separat aufbewahren.
  • Bettwäsche, Handtücher und Waschlappen häufig wechseln und mindestens 60 °C waschen.
  • Alle Flächen (z. B. Türgriffe oder Armaturen), mit denen ein Erkrankter in Berührung kommt, gründlich reinigen und desinfizieren. Das Virus ist widerstandsfähig und überlebt lange auf verunreinigten Oberflächen oder Gegenständen.1

Wann sollten Sie einen Arzt aufsuchen?

  • Wenn Säuglinge schweren Durchfall oder Erbrechen haben.
  • Wenn Kleinkinder mitgenommen und schlapp wirken, keine Energie zum Spielen aufbringen usw.
  • Wenn Anzeichen von Dehydrierung vorliegen (geringe Urinmenge, dunkler Urin, trockener Mund und Durst).
  • Bei ausgeprägten Bauchschmerzen, hohem Fieber, Blut im Erbrochenen oder im Stuhl

Wann kann eine Einweisung ins Krankenhaus erforderlich sein?

  • Bei Anzeichen einer schweren Dehydrierung
  • Wenn Sie Blut im Stuhl feststellen.
  • Wenn Sie starke Magenschmerzen haben.
  • Im Krankenhaus wird der Flüssigkeitsverlust durch eine Infusion (Kochsalzlösung direkt ins Blut) wirksam ausgeglichen.
  • Ein Krankenhausaufenthalt ist jedoch nur in seltenen Fällen nötig.

Weitere Informationen

Literatur

  1. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Rotaviren. Köln 2016. www.infektionsschutz.de

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Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Rotavirus-Infektion. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Ständige Impfkommission (STIKO): Empfehlung zur Rotavirus-Standardimpfung von Säuglingen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 2013;(56):955 – 6 www.rki.de
  2. Robert-Koch-Institut. Rotaviren-Gastroenteritis. RKI-Ratgeber für Ärzte. Stand 2010. Zugriff 14.6.2020 www.rki.de
  3. WHO. Immunization, Vaccines and Biologicals. Rotavirus. 2018. Zugriff 13.6.2020. www.who.int
  4. Niedersächsisches Landesgesundheitsamt. Rotavirus-Infektionen. Stand August 2019. Zugriff 14.6.2020. www.nlga.niedersachsen.de
  5. Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple. AWMF-Leitlinie Nr. 021-024. Stand 2015. www.awmf.org
  6. Moos V. Schneider T. Virale Gastroenteritis. Harrisons Innere Medizin. 19. Auflage 2016 Thieme-Verlag S. 1572ff
  7. Guarino A, Albano F, Ashkenazi et. al. European Society for Paediatric Gastroenterology, Hepatology, and Nutrition/European Society for Paediatric Infectious Diseases evidence-based guidelines for the management of acute gastroenteritis in children in Europe: executive summary. J Pediatr Gastroenterol Nutr 2008; 46: 619-621. PubMed
  8. King CK, Glass R, Bresee JS, et al. Managing acute gastroenteritis among children: oral rehydration, maintenance, and nutritional therapy. MMWR Recomm Rep 2003; 52: 1-16. PubMed
  9. BfArM. Rote-Hand-Brief zu Domperidon: Erinnerung an Maßnahmen zur Minimierung kardialer Risiken. Stand 2019. www.bfarm.de
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  11. Schnadower D, Tarr PI, Casper C, et al. Lactobacillus rhamnosus GG versus Placebo for Acute Gastroenteritis in Children. N Engl J Med 2018; 379: 2002-14. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  12. Ejemot-Nwadiaro RI, Ehiri JE, Meremikwu MM, Critchley JA. Hand washing for preventing diarrhoea. Cochrane Database of Systematic Reviews 2008, www.cochranelibrary.com
  13. Madhi SA, Cunliffe NA, Steele D, et al. Effect of human rotavirus vaccine on severe diarrhea in african infants. N Engl J Med 2010; 362: 289-98. New England Journal of Medicine
  14. Ständige Impfkommission: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut 2022 Epid Bull 2022;4:3-66 | DOI 10.25646/9285.2. www.rki.de
  15. Robert-Koch-Institut. Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2014. März 2014. www.rki.de
  16. Arbeitskreis "Krankenhaus- & Praxishygiene" der AWMF. Hausreinigung und Flächendesinfektion: Hygienische Anforderungen. AWMF-Leitlinie Nr. 029-030. Stand 2015. www.awmf.org