Trainingsprogramm bei Harndrang

Wenn Sie mehrmals in der Nacht aufwachen und häufig tagsüber Wasser lassen müssen, ohne dass Sie besonders viel getrunken haben, kann das darauf hinweisen, dass Ihre Blase überaktiv ist und möglicherweise „Training“ benötigt.

Was ist normal?

Im Normalfall nimmt die Blase zwischen 0,3 und 0,5 Liter Urin auf, bis der Harndrang unangenehm wird. Wie häufig Sie auf die Toilette gehen müssen, hängt natürlich davon ab, wie viel Sie trinken, üblich sind aber vier- bis sechsmal täglich. Es ist auch normal, nachts zum Wasserlassen aufstehen zu müssen, wenn Sie länger liegen bleiben oder abends viel Flüssigkeit zu sich genommen haben.

Denken Sie daran, dass Kaffee, Tee und Alkohol harntreibend wirken.

Die meisten Menschen trinken ungefähr 1,5–2 Liter Flüssigkeit pro Tag. Wenn Sie mehrmals in der Nacht aufwachen und häufig tagsüber Wasser lassen müssen, ohne dass Sie besonders viel getrunken haben, kann das darauf hinweisen, dass Ihre Blase überaktiv ist und möglicherweise „Training“ benötigt.

Harninkontinenz und gestörte Blasenfunktion

Die Ursache für dieses Symptom ist in bestimmten Fällen, dass sich die Blase an den Umstand gewöhnt hat, sofort durch einen Toilettengang entleert zu werden, wenn Sie Harndrang verspüren. So erhält die Blase ein Signal zur Blasenentleerung bei immer geringeren vorhandenen Urinmengen. Auf Dauer können die ständigen Toilettenbesuche mit kleinen Mengen Urin beschwerlich werden. So kann es in vielen Fällen hilfreich sein, die Blase zu trainieren.

Auch wenn Sie unter starkem Harndrang mit anschließender Harninkontinenz (Dranginkontinenz) leiden, kann das Blasentraining eine gute Hilfe sein. Auch andere Therapieverfahren können angebracht sein, die unterschiedlichen Verfahren schließen einander aber nicht aus.

Auf die Harninkontinenz bei körperlicher Anstrengung, die sogenannte Belastungsinkontinenz, hat das Blasentraining keine Wirkung.

Trainingsprogramm

  1. Fangen Sie ein oder zwei Tage vor Beginn des Trainings damit an, Ihre Toilettenbesuche in Form eines Trink- und Toilettentagebuches (Miktionsprotokoll) zu notieren. Vorlagen finden Sie im Internet. Setzen Sie diese Notizen auch nach Beginn des Trainings fort, um zu sehen, ob Sie Fortschritte machen.
  2. Wenn Sie starken Harndrang verspüren und es sich so anfühlt, als ob Sie kurz davor stehen, sich einzunässen, konzentrieren Sie sich und versuchen Sie, den Harndrang zu unterdrücken. Falls nötig, setzen Sie sich hin. Das Ziel ist, die Blase zu kontrollieren.
  3. Wenn Sie Harndrang verspüren und sonst auf die Toilette gegangen wären, versuchen Sie, den Urin noch weitere 5 Minuten zu halten. Wenn Sie befürchten, sich einzunässen, können Sie sich mit einer Inkontinenzeinlage oder Windel schützen.
  4. Sobald Sie die 5 Minuten durchhalten, erhöhen Sie die Zeit auf 10 Minuten und dann auf 20 Minuten. Danach erhöhen Sie die Zeit jeweils um 20 oder auch 30 Minuten. Das Ziel ist, den Urin über drei bis vier Stunden zurückhalten zu können und nicht mehr in der Nacht aufstehen zu müssen.

Wichtig ist auch, dass Sie abends nicht allzu viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei konsequentem Training können Sie bereits nach ein bis zwei Wochen deutliche Fortschritte bemerken. Setzen Sie das Training so lange fort, wie Sie weitere Verbesserungen erzielen können.

Viel Erfolg!

Weitere Informationen

Autoren

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Münster/W.
  • Terje Johannessen, Professor für Allgemeinmedizin, Universität Trondheim (Norwegen)

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