Brustfellentzündung (Pleuritis)

Ein Entzündung des Brustfells (Pleura) kann mit oder ohne Infektion durch Mikroorganismen entstehen. In der Regel ist die Pleuritis Folge einer anderen Erkrankung, z. B. einer Lungenentzündung. Die Behandlung richtet sich v. a. gegen die zugrunde liegende Erkrankung.

Was ist eine Pleuritis?

Definition

Die Lungen sind von einem dünnen Bindegewebssack umgeben, dem Brustfell (Pleura). Die Pleura besteht aus zwei dünnen Häuten: Eine davon liegt an der Lunge (Pleura visceralis, auch Lungenfell genannt), die andere bedeckt die Innenseite des Brustkorbs (Pleura parietalis). Zwischen diesen beiden Häuten befindet sich eine dünne Flüssigkeitsschicht (ohne Luft). Diese vermindert die Reibung und bewirkt, dass die Lungen einerseits während der Atmung gut an der Brustwand entlanggleiten können, aber sich andererseits nicht von der Brustwand ablösen und zusammenfallen. Nur so ist eine effektive, schmerzfreie Atmung möglich.

Eine Pleuritis bezeichnet eine Entzündung der Pleura. Eine Infektion mit Bakterien, Viren oder Pilzen kann eine Entzündung (Infektion) bewirken, aber eine Entzündung ist auch ohne Beteiligung von Mikroorganismen möglich. Dies kann beispielsweise bei Autoimmunerkrankungen geschehen, bei denen das Immunsystem des Körpers das eigene Gewebe angreift, bei einer Krebserkrankung oder bei einer Lungenembolie (Verschluss eines Blutgefäßes in der Lunge durch ein Blutgerinnsel).

Man unterscheidet zwischen „trockener" und „feuchter" Pleuritis, d. h. Brustfellentzündung mit und ohne zusätzliche entzündliche Flüssigkeit zwischen den beiden Pleurahäuten. Die trockene Variante ist die schmerzhaftere von beiden, da die Häute nicht frei aneinander vorbeigleiten können.

Symptome

Vor allem bei der trockenen Form der Pleuritis treten meist einseitige Schmerzen im Bereich des Brustkorbs auf, die sich bei tiefem Einatmen und Husten verstärken. Um den Schmerz zu lindern, atmen die Betroffenen oft nur flach und schnell. Viele Betroffene ziehen es vor, auf der kranken Seite zu liegen.

Bei der feuchten Form der Pleuritis sind die Schmerzen meist deutlich geringer oder fehlen ganz, die Betroffenen husten aber meist und sind kurzatmig. Sammelt sich Eiter zwischen den Pleurahäuten, spricht man vom Pleuraempyem. Dabei kommt es zu schweren Allgemeinsymptomen wie hohem Fieber und Schüttelfrost.

Je nach zugrunde liegender Krankheit können sich die Beschwerden sehr rasch entwickeln (Minuten bis Stunden nach z. B. einer Lungenembolie oder einer Verletzung) oder auch erst nach Stunden bis Tagen (nach einer Infektion oder Autoimmunerkrankung). Eine chronische Pleuritis tritt bei Tuberkulose oder Krebs auf.

Ursachen

Eine Pleuritis entsteht oft als Folge einer Lungenentzündung nach einer Infektion mit Bakterien oder Viren. Eine Entzündungsreaktion der Pleura kann auch bei Tuberkulose, einer Lungenembolie, Krebs oder im Rahmen einer Autoimmunkrankheit wie rheumatoide Arthritis oder Lupus erythematodes auftreten. Auch als Folge einer Verletzung mit Rippenbruch kann es zu einer Pleuritis kommen.

Häufigkeit

Es gibt keine genauen Daten zur Häufigkeit der Pleuritis. Bei ca. 20–50 % der Patient*innen, die außerhalb des Krankenhauses eine  Lungenentzündung entwickeln, wird bei der Diagnose oder im Verlauf ein Pleuraerguss, also Flüssigkeit zwischen den Pleurahäuten, als Zeichen einer Pleuritis festgestellt.

Untersuchungen

  • Die Diagnose wird auf Grundlage der Krankengeschichte (Anamnese) und der typischen Krankheitszeichen (Symptome) gestellt.
  • Beim Abhören mit dem Stethoskop kann bei der trockenen Form oft ein charakteristisches Reibegeräusch festgestellt werden, das auf eine Pleuritis hinweist.
  • Im Labor können Entzündungswerte im Blut und andere Hinweise auf eine Pleuritis oder zugrunde liegende Erkrankung gefunden werden.
  • Typische Zeichen für eine Pleuritis sind oft mittels Ultraschall zu erkennen: Häufig erscheint die Pleura rau oder es lässt sich vermehrt Flüssigkeit darstellen.
  • Ist die entzündliche Flüssigkeit nicht gleichmäßig zwischen den Pleurablättern (im Pleuraspalt) verteilt, sondern sammelt sich nur an bestimmten Stellen massiv an, so spricht man von einem Pleuraerguss. Liegt ein Pleuraerguss oder ein Empyem vor, wird die Ultraschalluntersuchung im Verlauf wiederholt, um zu kontrollieren, ob die Flüssigkeitsmenge weiter zunimmt oder sich zurückbildet.
  • Flüssigkeit im Pleuraspalt kann auch mithilfe eines Röntgenbildes nachgewiesen werden.
  • Durch eine Pleurapunktion kann die Ursache der Pleuritis gefunden werden. Dabei wird mit einer dünnen Nadel vorsichtig zwischen den Rippen in den Pleurapalt gestochen und etwas Flüssigkeit für die weitere Untersuchung im Labor entnommen.
  • Besteht der Verdacht auf einen Tumor oder auf Tuberkulose, wird möglicherweise eine kleine Gewebeprobe aus der Pleura für die weitere Untersuchung entnommen.
  • Über eine Thorakoskopie kann chirurgisch die Oberfläche der Lunge mit der Pleura angesehen und beurteilt werden.

Behandlung

  • Die Behandlung richtet sich gegen die Ursache der Pleuritis, wenn diese geklärt ist.
  • Wenn die Ursache eine bakterielle Lungenentzündung ist, können geeignete Antibiotika die Bakterien abtöten.
  • Andere Krankheiten müssen entsprechend mit anderen Maßnahmen behandelt werden, z. B. einer Operation bei einer Lungenembolie oder Krebs.
  • Wenn sich viel Flüssigkeit zwischen den beiden Pleurahäuten gesammelt hat, muss diese Flüssigkeit ggf. durch eine (weitere) Punktion entfernt werden.
  • Hat sich ein Pleuraempyem entwickelt, muss dieses eventuell mithilfe eines kleinen chirurgischen Eingriffs entfernt werden. Anschließend wird für einige Tage ein dünner Schlauch von außen an die Stelle des ehemaligen Empyems gelegt, durch den die restliche eitrige Flüssigkeit abfließen kann (Drainage).
  • Zur symptomatischen Therapie werden nichtsteroidale Schmerzmittel und Entzündungshemmer eingesetzt.
  • Atemgymnastik kann die Belüftung der Lunge verbessern.

Prognose

  • Eine Pleuritis verschwindet im Normalfall, wenn ihre Ursache erfolgreich behandelt wurde (z. B. Lungenentzündung).
  • Auch wenn der Pleuritis eine Autoimmunkrankheit, Krebs oder eine ähnlich schwerwiegende Krankheit zugrunde liegt, hängen Verlauf und Heilungschancen von dieser Krankheit ab.
  • Eine Pleuritis kann chronisch werden, daher wird die Ausheilung regelmäßig durch eine körperliche und Ultraschalluntersuchung überwacht.
  • Manchmal heilt die Entzündung nicht ganz aus, und es bleiben Verklebungen oder Gewebeverhärtungen der Pleura zurück, die die Atmung beeinträchtigen können.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Pleuritis. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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