Listeriose

Listeriose ist eine seltene, aber manchmal schwere Bakterieninfektion, die hauptsächlich für Personen mit reduzierter Immunabwehr, Schwangere und Neugeborene gefährlich werden kann.

Was ist Listeriose?

Listeriose zählt zu den sogenannten Zoonosen – Erkrankungen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Die Krankheit wird durch das Bakterium Listeria monocytogenes verursacht. Das Bakterium ist in der Natur weit verbreitet und bei vielen Tierarten vorzufinden. Es wird über Nahrungsmittel oder Kontakt mit infektiösem Material (z. B. Tierkot) übertragen. Listerien können sich in Lebensmitteln auch bei Kühlschranktemperatur vermehren.

Es wird angenommen, dass die meisten Menschen, die Träger von Listerien sind, nicht krank werden. Doch bei Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben, besteht ein erhöhtes Risiko, nach der Ansteckung zu erkranken. Beispiele für ein erhöhtes Risiko sind Schwangerschaft, Alkoholabhängigkeit, hohes Alter, Kortison-Therapie und Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes.

In Deutschland erkranken jährlich ca. 400–600 Menschen an Listeriose, 65 % der Erkrankten sind Männer. Von den gemeldeten Listeriosefällen betreffen 10 % Infektionen in der Schwangerschaft oder beim Neugeborenen. Im Jahr 2019 kam es zu einem Ausbruch von Listeriose in Deutschland, bei dem mindestens 37 Menschen erkrankten und 3 Menschen starben. Als Quelle des Ausbruchs konnte mit Listerien verunreinigte Wurst ausfindig gemacht werden.

Ansteckung

Listerien sind weit verbreitet und kommen bei vielen Tierarten und in der Umwelt vor, unter anderem in der Erde, in Pflanzen, Tierfutter, Wasser oder Abwasser.

Die Übertragung erfolgt am häufigsten über verunreinigte Nahrung, vor allem unpasteurisierte Milchprodukte, Weichkäse, rohe Wurst, Rohkostsalate sowie geräucherte Fischprodukte. Die meisten Infektionsherde sind langhaltbare Lebensmittel, die in gekühltem Zustand aufbewahrt und ohne weitere Wärmebehandlung zubereitet werden – Lebensmittel also, in denen sich Listerien auch bei Kältelagerung vermehren können. Schwangere und Patienten mit einem geschwächten Immunsystem sollten deshalb diese Lebensmittel meiden. Ebenfalls möglich ist eine Verunreinigung von Lebensmitteln durch von Listerien befallene Personen, z. B. bei der Lebensmittelverarbeitung.

Neugeborene von infizierten Müttern können in der Gebärmutter oder bei der Geburt angesteckt werden.

Insbesondere bei Risikogruppen (s. o.) können Listerien eine schwere Erkrankung auslösen. Bei etwa 1/3 der Fälle liegen jedoch keine Risikofaktoren vor.

Symptome

Die meisten Menschen, die mit Listerien infiziert sind, entwickeln innerhalb von wenigen Tagen bis zu einigen Wochen Symptome. Die Zeit von der Infektion bis zum Auftreten von Symptomen kann bis zu 70 Tage betragen.

Bei gesunden Menschen verläuft die Erkrankung oft ohne Symptome, manchmal zeigen sich grippeähnliche Beschwerden. Erbrechen und Durchfall können ebenfalls vorkommen. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann eine Infektion zu einer schweren Erkrankung führen. Die Symptome können dabei sehr unterschiedlich sein.

Außerhalb der Schwangerschaft verursacht die Infektion häufig eine Meningitis (Hirnhautentzündung), kann aber auch zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen.

Die Krankheit beginnt langsam mit allgemeinen Symptomen wie Fieber, Müdigkeit und Schüttelfrost. Nach einer Weile treten evtl. Symptome einer Meningitis auf, wie z. B. Bewusstseinsstörungen und Kopfschmerzen. Auch andere Organe können betroffen sein.

In der Schwangerschaft/beim Neugeborenen

Eine Listeriose in der Schwangerschaft verursacht meist unspezifische Symptome wie Fieber, Magen-Darm-Beschwerden und Abgeschlagenheit. Schwangere können ihre Kinder anstecken, ohne selbst zu erkranken. Eine Infektion des Fetus in der Gebärmutter kann zu dessen Tod führen. Wenn die Infektion im Mutterleib erfolgt, kann die Listeriose zu einer Frühgeburt mit eingeschränktem Allgemeinzustand, Sepsis, Atemnot und Hautausschlag führen. Wenn die Infektion während der Geburt erfolgt, treten die Symptome nach einigen Tagen in Form einer Meningitis auf. Bei der Infektion von Neugeborenen ist die Sterblichkeit hoch.

Diagnostik

Die Erreger können in Blutkulturen, Rückenmarksflüssigkeit (Lumbalpunktion), Fruchtwasser, Vaginalsekret oder Stuhl nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf eine Hirnhautentzündung (Meningitis) sollten bildgebende Verfahren wie Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden.

Behandlung

Bei Verdacht auf Listeriose sollten die Patienten im Krankenhaus behandelt werden. Eine schnelle Therapie ist wichtig, um mögliche Folgeschäden zu vermeiden.

Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika. Sie dauert mindestens 3 Wochen, oft aber auch bis zu 6 Wochen oder länger. Häufig ist eine weitere intensive Überwachung mit Flüssigkeits- und Nährstoffzufuhr direkt in den Blutkreislauf erforderlich.

Vorbeugung

Mitglieder von Risikogruppen, v. a. schwangere Frauen und Personen mit geschwächtem Immunsystem, sollten es vermeiden, Weichkäse und nicht pasteurisierte Milchprodukte zu sich zu nehmen. Auch roher oder geräucherter Fisch, rohes Fleisch, Rohwurst, Rohmilchkäse und vorgeschnittene Blattsalate sollten vermieden werden. Vakuumverpackter Räucherlachs sollte so frisch wie möglich und niemals nach dem Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrt werden.

Waschen Sie sich vor dem Zubereiten von Speisen gründlich die Hände und bereiten Sie Fleisch und rohes Gemüse auf getrennten Arbeitsflächen zu. Lebensmittel wie Fleisch oder Fisch sollten mindestens 2 Minuten lang mehr als 70 °C erwärmt werden.

Prognose

Eine frühe Antibiotikabehandlung ist entscheidend für das Überleben ohne Folgeschäden. Die Sterblichkeit bei Listeriose liegt bei etwa 7 %.

Eine Listerieninfektion in der Schwangerschaft mit Infektion des Fetus kann schwere Folgeschäden hervorrufen oder gar zum Kindstod führen.

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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Listeriose. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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